Mitteilungen des Fachverbandes Philosophie - Fachverband ...
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Welches sind die Themen, die der Lerngruppe nicht nur einen Wissenszuwachs<br />
bringen, sondern sie zum Nachdenken über sich selbst, ihr Verhältnis zu Anderen,<br />
zur Gesellschaft, zur Politik, zur Zukunft unserer Erde etc. anregen. Welche<br />
Methoden helfen, das Klassenklima, die Sozialstruktur der Lerngruppe transparent<br />
zu machen und positiv zu beeinflussen? Wie kann ich kognitiv anspruchsvolle<br />
Inhalte schülerorientiert aufarbeiten?<br />
Wer einen Blick in den Rahmenplan wirft, der stellt zugleich fest, dass das neue<br />
Unterrichtsfach sich zur Aufgabe gemacht hat, Ethik nicht nur als Teildisziplin der<br />
<strong>Philosophie</strong> zu verstehen, sondern als Reflexion über die Lebensführung. Im Mittelpunkt<br />
steht die Frage „ Was ist ein gutes Leben und wie kann man es führen?“<br />
(Rahmenplan Ethik S. 9).<br />
Um dieses Nachdenken nachhaltig zu initiieren bedarf es auf Lehrerseite nicht nur<br />
der Kenntnisse über die Lebenswelt der Schüler, sondern eines großen Ve rfügungswissens<br />
der Ideengeschichte. Zentrale Bezugswissenschaft ist die <strong>Philosophie</strong>,<br />
ihr an die Seite gestellt sind unabdingbar die Religionswissenschaft, die<br />
Soziologie, die Psychologie.<br />
„Unter <strong>Philosophie</strong> wird das methodisch geleitetet Nachdenken über die Grundlagen<br />
<strong>des</strong> menschlichen Denkens, Handelns und Seins verstanden. Kennzeichnend<br />
für den philosophischen Umgang mit Problemen ist, scheinbar Selbstverständliches<br />
in Frage zu stellen und möglichst keines der Vorurteile, die dem alltäglichen<br />
Denken und Handeln zugrunde liegen, der kritischen Prüfung zu entziehen.“<br />
(Rahmenplan Ethik, S. 9)<br />
Meine persönlichen Erfahrungen als Ethik-Lehrerin an einem Pankower<br />
Gymnasium erstaunen mich zuweilen selbst, weil ich nicht selten Themen mit einer<br />
reflexiven Intensität behandele, wie es mir auch im Anfangsunterricht <strong>Philosophie</strong><br />
nicht immer gelingt. So zum Beispiel in einer Unterrichtseinheit in einer achten<br />
Klasse mit dem Thema „Können Tiere glücklich sein?“. Es zeigte sich, dass sich<br />
die ersten intuitiven Antworten auf diese Frage von der schriftlich formulierten<br />
Antwort am Ende der Einheit deutlich unterschieden.<br />
Und ich denke, Vergleichbares lässt sich auch von anderen Schultypen berichten.<br />
Gespräche mit Kollegen und Kolleginnen paraphrasierend lässt sich festhalten, wer<br />
die zentrale Kompetenz „ethische Reflexion“ im Bezug auf seine Unterrichtskonzeption<br />
und Unterrichtsdurchführung ernst nimmt und die Schüler und<br />
Schülerinnen da abholt, wo sie stehen, der erzielt einen spürbaren Zuwachs an<br />
Reflexivität, d. h. eine Ausdifferenzierung von Fragestellungen, eine Erweiterung<br />
<strong>des</strong> Begriffshorizontes, eine stärkere Vernetzung von Wissen/Kenntnissen, eine<br />
Sensibilisierung für ethisch/philosophische Probleme etc.<br />
All das Lob, das ich vorher ausgesprochen habe, soll aber nicht vergessen lassen,<br />
dass es auch immer noch offene und so leicht nicht behebbare Probleme gibt:<br />
- Schülerinnen und Schüler bzw. Eltern haben immer noch schiefe Vo rstellungen,<br />
was im Schulfach Ethik gelernt wird.<br />
- Die dreisemestrige Weiterbildung kann kein grundständiges Fachstudium ersetzen.<br />
FACHVERBAND PHILOSOPHIE