Mitteilungen des Fachverbandes Philosophie - Fachverband ...
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Freundschaft, betrachtungswürdig zu nehmen. Auch das gehört zu dem wunderbaren,<br />
hohen und genauen Anspruch der <strong>Philosophie</strong>, alles zwischen Sein und<br />
Nichts zu (be)denken.<br />
Die Höhe und Strenge <strong>des</strong> Anspruchs, die Leidenschaftlichkeit <strong>des</strong> Denkens, die<br />
Weite <strong>des</strong> Horizontes – nur darin genau bewahrt sich die <strong>Philosophie</strong> an der Universität.<br />
In Jankes Lehrart gehörte das wie selbstverständlich zusammen, so selbstverständlich,<br />
dass er gar nicht damit beschäftigt war, auf beschränktere Vo rstellungen<br />
<strong>des</strong> universitären <strong>Philosophie</strong>rens Rücksicht zu nehmen oder sich davon<br />
auch nur abzusetzen. Es ging nur darum, dass philosophiert wird.<br />
Wie konnte Janke diesen hohen Anspruch so rein halten, so unbeirrt durchhalten?<br />
Damit komme ich zuletzt noch zu den drei Nebensachen: Ironie, Beredsamkeit und<br />
Großzügigkeit.<br />
Auch die drei gehören zusammen, machen den schönen Stil aus, die Form, in der<br />
Janke die <strong>Philosophie</strong> ihrem wesentlichen Anspruch und Gehalt nach an der Universität<br />
lebendig zu halten vermochte.<br />
Die <strong>Philosophie</strong>, das wissen wir seit Platon, muss und kann auch für sich werben.<br />
Die beredte, schöne und dialogische, dramatische Sprache und Selbstdarstellung<br />
gehört anfänglich zur <strong>Philosophie</strong>. Denken lehren heißt auch: ansprechen, ansprechend<br />
sprechen, Interesse wecken, hinführen, ja verführen zu der Anstrengung<br />
der Begriffsarbeit. Solchem Hineintäuschen in die Wahrheit nimmt sich der Lehrer<br />
der <strong>Philosophie</strong> - auch mit der dazugehörigen Selbstironie – an. Seine freie und<br />
schöne Beredsamkeit ist von der Art, dass sie ihre Kunstbemühungen auch noch vor<br />
sich selbst verbirgt (tegere artem), indem sie sich zuletzt frei bewegt durch alle<br />
Wendungen Stillagen philosophischer Rede: durch die Dramatik von Frage und<br />
Antwort, den Aufbau und das Aushalten der Spannungsbögen, durch Vereinfachung<br />
und Zuspitzung, geschliffenen argumentativen Zuschnitt, das hohe oder<br />
schlichte Pathos der Evidenz, das Raffinement der Reflexion, die evozierende Paradoxie.<br />
All das hilft dem Anspruch der <strong>Philosophie</strong> auch „anzukommen“ und umso<br />
mehr, wenn es von großzügiger, generöser, menschenfreundlicher Ironie durchstimmt<br />
ist, die sich auch das hinführende Beispiel, die glänzende, bestechende<br />
Formulierung, die siegreiche Klärung erlaubt, weil sie deren Vorläufigkeit auch nur<br />
vorläufig nimmt.<br />
Janke hat seine Veranstaltungen auch in diesem Sinne protreptisch und<br />
hermeneutisch ernst genommen und durchgestaltet. Er erschien immer beschwingt<br />
und konzentriert, auf den Augenblick vorbereitet, motiviert und motivierend, aber<br />
zugleich gelassen und frei. Seine freie und schöne Beredsamkeit hat uns frei und<br />
gespannt und bereit gemacht für die Sache, für die Schwierigkeiten, für den hohen<br />
Anspruch der Sache, sie hat uns angeregt, durchzuhalten, und sie hat letztlich die<br />
Genauigkeit <strong>des</strong> Sprechens als Genauigkeit <strong>des</strong> Denkens vorgeführt und begründet.<br />
Gelegentlich hat Janke gesagt, dass ein Hochschullehrer je<strong>des</strong> Mal glauben muss,<br />
dass es von seiner heutigen Veranstaltung abhängt, ob die Welt in Ignoranz versinkt<br />
oder diesem Schicksal noch einmal entrissen wird. Natürlich war das Ironie, auch<br />
MITTEILUNGEN 48/2008