766 Glückauf Nr. 24erzeugnissen ist durchweg gut, besonders au Teer undBenzol, was sich bei der gasreichen Kohle auch nichtanders erwarten läßt. Nähere Angaben darüber findensich in der Zahlentafel auf Seite 731.Absaugung der Koksöfen.Zur Absaugung dienen wie bei uns zum Teillangsam laufende Kapselsauger, zum Teil schnelllaufende Turbosauger. Die Ofengruppen haben wegendes großen Kohlendurchsatzes meist 2 -3 Absaugleitungcn,die kleinern auch wohl nur eine. In jederAbsaugleitung befindet sich ein Regler, der die Saugungmit einer Genauigkeit von 1 mm selbsttätig stetskonstant hält. Auf den großen Zentralanlagen werdenje 2 oder 3 Ofengruppen gemeinsam abgesaugt, inClairton z. B. je 3 von einem Sauger mit einerStundenleistung von 51 000 ms. Die Saugung vor demSauger beträgt 160 mm, der größte Durchmesserder sich mit zunehmenderGasmengeerweiterndenSammelleitung1525 mm.Bei der Saugeranlageund auchbei den ändern Anlagender Nebengewinnungsinddurchweg genügendeAushilfseinrichtungenvorhanden.Gaskühlung.Als Gaskühlerverwendet manindirekte Kühler mit senkrechten RohrenAbb. 10. Oaskühler mit senkrechtenRohren.allgemein(Abb. 10).Ammoniakgewinnung.Das Ammoniak wird fast überall als schwefelsauresAmmoniak gewonnen, nur die YoungstownSheet & Tube Co. stellt verdichtetes Ammoniakwasserher. Meist findet man das halbdirekte Verfahren.Auf den Anlagen Trumbull Cliffs Furnace Co., SlossSheffield Steel & Iron Co., St. Louis Coke & Iron Co.,Youngstown Sheet & Tube Co. wurde nach dem indirektenVerfahren gearbeitet.Die Ammoniak-Abtreibevorrichtungen sind dendeutschen entsprechend gebaut, nur ist ihre Leistungsehr viel größer. In Clairton verarbeiten die Ammoniakwasser-Abtreiber1440 m3 je Tag, also etwa dasDreifache der bei uns gebauten größten Abtreiber.Das aus dem Sättiger gezogene schwefelsaureAmmoniak wird meist durch Auswaschen mit Ammoniakwasserin der Zentrifuge von Säure befreit unddann gedarrt. Vereinzelt wird es auch wohl nochdurch Aussieben von mechanischen Verunreinigungenbefreit. Das Salz ist meist schön weiß und locker,also von guter Beschaffenheit. Der verbleibendeSäuregehalt beträgt rd. 0,02 o/o, teilweise auch mehr.Die Entleerung der Zentrifuge erfolgt bei langsamemLauf durch Anlegen eines Schabers an den Inhalt derZentrifuge, also mechanisch, wodurch man dem Auftretenvon Salzklumpen entgegen wirkt.Auf den großen Anlagen verwendet man für dieBeförderung des Salzes zum Lager sowie für die VerladungGreiferkrane. Das Salz wird von den Zentrifugen zunächst mit Handkarren oder auf Bändern ineine im Salzlager befindliche Grube befördert. DerGreiferkran hebt das Salz dann aus der Grube in dieDarranlage und schafft es von dort über eineZwischengrube in das Lager. Bei der Verladung hebtder Greiferkran das Salz vom Lager oder unmittelbarvon der Darrvorrichtung in einen hochstehendenTrichter, aus dem es versackt wird, oder auch in einenändern hochstehenden Trichter, aus dem es über eineRutsche nach draußen in den Eisenbahnwagen läuft.Versack- und Verladetrichter lassen sich natürlich auchvereinigen. Die Salzbeförderung mit dem Greiferkranist der auf dem Bande unbedingt überlegen. Zur Verladungvom Lager in den Eisenbahnwagen dienenauch wohl Förderschnecken, die an dem Austragendeein Schleuderrad zur gleichmäßigen Verteilung desSalzes tragen, oder auch fahrbare Förderbänder. Säckewerden auf Rollgängen in die Eisenbahnwagen geschafft.Die zweckmäßige Beförderung von Güternaller Art mit fahrbaren Bändern ist in Amerika sehrverbreitet.Benzolgewinnung.Für die Auswaschung des Benzols aus dem Gasbenutzt man in Amerika kein Teeröl, sondern Mineralöl,das folgenden Bedingungen entsprechen muß:Spezifisches Gewicht nicht über 0,88, Siedebeginnnicht unter 280°; Gehalt an Olefinen nicht über 10°/o;bei fünftägiger Erhitzung auf 140° soll es keine Zersetzungzeigen. Verdickend wirkende Stoffe werdenvon dem Öl nicht gelöst; sie scheiden sich in denWäschern an den Horden aus und werden alle dreiMonate durch Ausdampfen entfernt. Eine Verdickungdes Öles tritt daher nicht ein, und es kann unbeschränkteZeit in Betrieb bleiben. Lediglich dieVerluste beim Abtreiben sind von Zeit zu Zeit zuersetzen.Das Öl nimmt etwa 2,5 °/o Benzole auf und wirdbis auf etwa 0,25 o/o abgetrieben, entspricht also indieser Hinsicht dem Teeröl. Die Abtreibevorrichtungenfür das angercicherte Waschöl sind meist sehr groß.Auf der Anlage in Clairton weisen sie die gewaltigeStundenleistung von 180 m3 auf, sind also mindestenszehnmal so groß wie unsere Einrichtungen. Die Kühlungdes abgetriebenen Waschöles erfolgt durchwegin indirekten Kühlern, und zwar meist in Berieselungskühlern.Von dem im Gase enthaltenen Benzol werdenwie bei uns etwa 90-93 °/o ausgewaschen; im Sommergeht die Waschleistung auch wohl bis auf SO °/o herunter.Die Abmessungen der Wäscher sind auf dengroßen Anlagen gewaltig. Die Zentralkokerei inClairton hat Wäscher von 5,5 m Durchmesser und33,5 m Höhe. Der große Durchmesser kann allerdingsfür eine gute Verteilung des Waschmittels ungünstigsein.Aktive Kohle wird in den Vereinigten Staaten zurAuswaschung des Benzols aus dem Gas nicht benutzt.Auch Silikagel, über dessen erstaunliche Eigenschaftenund vielseitige Verwendung in Amerika vor einigerZeit in deutschen Fachzeitschriften berichtet wordenist, und das sowohl zur Benzolauswaschung aus Gasals auch zur Reinigung von Rohbenzol sehr geeignetsein sollte, findet bei der Benzolgewinnung keine Verwendung.Es hat ebenso wie aktive Kohle den Nachteil,daß es ‘ leicht verschmutzt und hierdurch oderdurch andere Einflüsse unwirksam wird. Zur teil
12.. Juni 1926 Glückauf 767weise erfolgenden Entschwefelung von Benzin scheintSilikagel allerdings, wie neuerdings veröffentlichte Ergebnissevon Laboratoriumsversuchen gezeigt haben,geeignet zu sein.Abarbeitung des Rohbenzols.Ein besonderer Vorzug des Mineralwaschöls ist,daß infolge der hohen Siedegrenzen beiin Abtreibendes angereicherten Öles nur eine geringe MengeWaschöl in das Leichtöl übergeht. Dieses enthältdaher nur einige wenige Hundertteile Waschöl undkann ohne Rohdestillation sofort der Schwefelsäurewäscheunterworfen werden; es wird also nicht wiebei uns vor der Schwefelsäurewäsche zunächst inRückstandöl und einzelne Rohbenzolfraktionen aufgeteilt,sondern man wäscht sofort das undestillierteLeichtöl.Die bei der Schwefelsäurewäsche entfallende Harzsäurewird häufig ohne irgendwelche Aufarbeitung,also ohne Wiedergewinnung der noch darin enthaltenenSäure, nach vorhergegangener Neutralisierungals unbrauchbares Abfallerzeugnis fortgeschafft.Bei dem niedrigen Schwefelsäurepreis soll sich dieRückgewinnung der Säure aus der Harzsäure nichtlohnen. Vereinzelt findet man jedoch auch die beiuns üblichen Säurewiedergewinnungsanlagcn.Bei der Reindestillation wird, wenn man Motorenbenzolgewinnen will, nicht in einzelne Fraktionen aufgeteilt,sondern von Anfang bis zu Ende durchdestilliert.Das erhaltene Gesamtbenzol findet dannals Motorenbenzol Verwendung (nur 3 -4 o/0 der Kraftwagenwerden in den Vereinigten Staaten mit Benzolbetrieben, der vorherrschende Kraftstoff ist Benzin).Sollen Benzole für die Weiterverarbeitung in derchemischen Industrie gewonnen werden, so muß manbei der Reindestillation natürlich fraktionieren.Das bei der Reindestillation entfallende Cumaronharzfindet keine Verwendung, man mischt es demTeer bei.Die Blasen, in denen das Benzol destilliert wird,sind sehr groß, ln Clairton haben sie einen Inhalt vonje 160 t, während bei uns die größten nur 50 t fassen.T eerdestillation.Teerdestillationen findet man auf den amerikanischenKokereien nicht. Meist wird der Teer überhauptnicht destilliert, sondern als Rohteer verfeuert. Nurein verhältnismäßig kleiner Teil des Teeres erfährteine Aufarbeitung, und zwar in außerhalb der Kokereienliegenden Teerdestillationen. Die bei derDestillation gewonnenen öle usw. gehen an diechemische Industrie, das Pech ins Ausland. Da diedeutschen Teerdestillationen den amerikanischen überlegensein sollen, ist auf die Besichtigung einer derartigenAnlage verzichtet worden.Meßgeräte.Mit Meßeinrichtungen sind die Kokerei- undNebengewinnungsanlagen reichlich versehen. AlleGase und Flüssigkeiten, deren Messung von Belangist, werden gemessen und ihre Mengen aufgezeichnet.Bei der Nebengewinnung mißt und verzeichnet mansogar das auf die Abtreiber gehende Ammoniakwasserund angereicherte Waschöl. Die Gasmeßgeräte beruhenmeist auf Gewichtsfeststellungen und sind dahervon Temperatur und Druck des Gases unabhängig.Z u sta n d d er K o k ereian la g en .Die Übersichtlichkeit der Anordnung und dieSauberkeit der besichtigten Anlagen ließen meist mehroder weniger zu wünschen übrig. Ausnahmen bildetendie nachstehend beschriebene Anlage der ChicagoByproduct Coke Co. und besonders auch die Kokereider Fordwerke auf der River-Rouge-Anlage, die sich,wie die Fordwerke überhaupt, durch peinlichsteSauberkeit und gute Anordnung auszeichnete.B e h eizu n g d er Ö fen m it S ta rk g a s o d erS ch w ac h g as.Die Koksöfen werden in den Vereinigten Staaten,obwohl sie fast ausnahmslos auf den Hüttenwerkenoder wenigstens in deren unmittelbarer Nähe liegen,nicht mit Hochofengas, sondern mit Koksofengas beheizt;nur der Gasüberschuß geht an die Hütte. DieGründe, die für das Fehlen von mit Hochofengasbeheizten Öfen angegeben wurden, waren nicht ganzklar. Nur dort, wo das Koksofengas als Leuchtgasverwendet wird, beheizt man die Öfen mit Schwachgasund gibt das g e sa m te Koksofengas ab. Eine solcheAnlage ist die von der Köppers Co. betriebene derChicago Byproduct & Coke Co., die einen Teil vonChikago mit Leuchtgas versorgt. Auch die Kokerei derSt. Louis Coke & Iron Co. ist eine Leuchtgas lieferndeAnlage, aber hier werden die Öfen nicht mit eigentlichemSchwachgas, also Fremdgas, beheizt, sondernmit einem durch fraktionierte Absaugung mit Hilfevon zwei Vorlagen aus dem Koksofengas erhaltenenArmgas. Das gleichfalls bei der fraktionierten AbsaugunggewonneneReichgas wird dann als Leuchtgasabgegeben.A n lag e d er C h ic a g o B y p ro d u c t C oke Co.Die Anlage der Chicago Byproduct Coke Co. istinnerlich und äußerlich vorzüglich eingerichtet, so daßsie in jeder Beziehung als eine Musteranlage gelten kann.Generatoren jiir Qjenbeheizüng,Die Öfen werden mit Generatorgas beheizt, dasin 10 mit Kleinkoks von 0 -2 5 mm betriebenen Drehrostgeneratorenhergestellt wird und einen Heizwertvon 1100 W E/m 3 hat. Die Generatoren sind ummantelt,und der Raum zwischen Generator undMantel ist als Dampfkessel zur Erzeugung von Hochspannungsdampfausgebildet, so daß die sonst alsStrahlungswärme verlorengehende Abwärme verwertetwird. Aus der Abhitze des heißen Generatorgasesgewinnt man niedrig gespannten Dampf. Der Hochspannungsdampfbetreibt die Turbogebläse (Luftgebläseund Generatorgasgebläse), der niedrig gespannteDampf wird für die Generatoren selbst verwendet.Die vom Drehrost selbsttätig ausgetrageneGeneratorschlacke enthält noch 5 o/o Brennbares.Wassergasgeneratoren.Das als Leuchtgas abzugebende Koksofengas wirdmit Wassergas gestreckt, das 9 mit Koks von 25 bis75 mm Korngröße beschickte Wassergasgeneratorenherstellen. Der Wechsel von Heißblasen und Gasenerfolgt selbsttätig. Die Abschlackung der Generatorenfindet einmal täglich, und zwar von Hand statt. DasWassergas wird mit gekracktem Abfallpetrolcumölkarburiert. Das Karburieren erfolgt in mit Gittersteinenausgesetzten Karburatoren, durch die abwechselndHeißblasegas aus den Generatoren unddann unter Berieselung der Steine mit AbfallpetroleumWassergas geschickt wird. Das Heißblasegas erhitzt