Standards und Religionsunterricht - Erzbischöfliches Ordinariat ...
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Theoretische Hinführungen zu „Schritte<br />
vom Bildungsplan zum Unterricht“<br />
Was die Frage angeht, welche Schritte erforderlich sind,<br />
um die Bildungsstandards in konkreten Unterricht zu überführen,<br />
erweist sich eine eindeutige Antwort als schwierig.<br />
Schon an dieser Stelle ist festzuhalten, dass bisher<br />
eingesetzte Methoden <strong>und</strong> Materialien nicht generell unbrauchbar<br />
werden, dass das Bisherige nicht vollständig<br />
in Frage gestellt wird, sondern, dass an diese veränderte<br />
Auswahlkriterien angelegt werden sollten.<br />
Zentrale Kriterien, die auf dem Weg von den Bildungsstandards<br />
zum konkreten Unterricht Beachtung finden<br />
müssen, sollen hier genannt werden. In diesem Zusammenhang<br />
würde eine in sich abgeschlossene Aufzählung<br />
der Dynamik, die dieser Bildungsreform inne wohnt, entgegenstehen<br />
<strong>und</strong> Kreativität unnötigerweise kanalisieren.<br />
In der Aufzählung sind inhaltliche Überschneidungen, gedankliche<br />
Verwiesenheit bzw. Vernetzung <strong>und</strong> eine über<br />
die eigene Fachlichkeit hinausgehende Orientierung<br />
auszumachen, zentrale Ideen der Bildungsplanreform.<br />
– Die Bildungsstandards beschreiben, was Schülerinnen<br />
<strong>und</strong> Schüler können sollen. Auf die Umsetzung dieser<br />
zentralen Aussage hin müssen bisherige Lernarrangements<br />
geprüft <strong>und</strong> umstrukturiert <strong>und</strong> neue abgeleitet<br />
<strong>und</strong> konzipiert werden. Lernarrangements im <strong>Religionsunterricht</strong><br />
müssen auf das gleichberechtigte Nebeneinander<br />
der für alle Fächer Richtung gebenden Kompetenzen<br />
– Personale Kompetenz, Soziale Kompetenz,<br />
Methodenkompetenz <strong>und</strong> Fachkompetenz – durchwirkt<br />
<strong>und</strong> vertieft von der Religiösen Kompetenz abgestimmt<br />
werden. Reine Fachinhalte <strong>und</strong> fachimmanente Methoden<br />
müssen eine Weitung erfahren bei Auswahl <strong>und</strong><br />
Akzentuierung auf das hin, was sie z. B. im Feld Soziales<br />
Lernen zu leisten vermögen.<br />
– Die Schülerorientierung ist ein weiterer Leitgedanke<br />
beim Transformationsprozess der Bildungsstandards in<br />
Unterrichtssequenzen. Wie <strong>und</strong>/oder womit können<br />
Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler das selbst(ständig) erarbeiten,<br />
was sie nach dem Unterricht können sollen, diese<br />
Frage erlangt zentrale Relevanz für die kommende<br />
Unterrichtspraxis.<br />
– Ausgewählte – auch bisherige – Inhalte behalten weiterhin<br />
ihre gewichtige Rolle, was den <strong>Religionsunterricht</strong><br />
angeht. Die vorgegebenen <strong>und</strong> eigenständig ergänzten<br />
Inhalte haben sich aber an unter sieben Dimensionen<br />
strukturierten Kompetenzen <strong>und</strong> an den fünf übergeordneten<br />
Kompetenzen – vier davon gelten allgemein für<br />
alle Fächer – zu orientieren. Sie müssen sich auf ihren<br />
Gehalt am Kompetenzerwerb messen lassen.<br />
– Ein primär auf das Erlernen (einzelner) Inhalte ausgerichtetes<br />
Lernarrangement kann es im Verständnis der<br />
Bildungsplanreform nicht mehr geben. Es geht um das<br />
Unterrichten in größeren Sachzusammenhängen (u. a.<br />
Fächerverbünden) <strong>und</strong> um das Erreichen eines stärker<br />
ganzheitlich vernetzten <strong>und</strong> damit nachhaltigen fachlichen<br />
<strong>und</strong> überfachlichen (Lebens)Wissens, das zum eigenständigen<br />
<strong>und</strong> verantwortlichen Handeln befähigt.<br />
Auch wenn das Fach Katholische Religion Eigenständigkeit<br />
für sich beansprucht <strong>und</strong> nicht unter dem<br />
Dach eines Fächerverb<strong>und</strong>es integriert wurde, weisen<br />
die ausgewiesenen Kompetenzen <strong>und</strong> Inhalte dennoch<br />
einen hohen Grad von Anschlussfähigkeit <strong>und</strong> so einen<br />
Beitrag zum nachhaltigen Lernen in größeren Lernarrangements<br />
auf.<br />
– Ein zu stark auf Inhaltlichkeit fixiertes Denken tritt in den<br />
Hintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> es entsteht so der Freiraum, die individuelle<br />
Selbständigkeit der einzelnen Schülerin <strong>und</strong> des<br />
einzelnen Schülers aber auch anderer sozialer Lernsettings<br />
durch den systematischen Aufbau von Methoden<br />
<strong>und</strong> Lernkompetenzen zu stärken.<br />
– Eine derartige Neuakzentuierung hat nachhaltige Auswirkungen<br />
auf die Formen <strong>und</strong> Verfahren der Leistungs-<br />
beurteilung, die dann neben der Fachkompetenz weitere<br />
Gesichtspunkte, wie z. B. Arbeiten im Team (Teamfähigkeit)<br />
<strong>und</strong> das Darstellen erarbeiteter <strong>und</strong> gewonnener<br />
Erkenntnisse <strong>und</strong> Ergebnisse (Präsentation) mit<br />
einbeziehen muss.<br />
An diesen fokussierten Gesichtspunkten wird deutlich,<br />
dass es bei der Vorbereitung des Unterrichts nicht mehr<br />
zentral darum geht, welchen Inhalt arbeite ich für die<br />
Schülerin <strong>und</strong> den Schüler mit welchen methodischen<br />
Schritten auf, so dass der Inhalt verstehbar <strong>und</strong> damit<br />
erlernbar wird.<br />
Die Inhalte sind auf ihre Nachhaltigkeit, was das Erreichen<br />
der unterschiedlich akzentuierten Kompetenzen angeht,<br />
zu prüfen <strong>und</strong> die Auswahl der Methoden kann sich nicht<br />
mehr nur auf die Vermittlung von (Einzel)Inhalten konzentrieren,<br />
sondern muss auf eine weitgehend selbstständig<br />
agierende Lernorganisation abheben. Lehrerzentriertes<br />
Handeln im Unterricht tritt zurück <strong>und</strong> eine Unterrichtsorganisation,<br />
die neben inhaltlichen Inputs auch durch<br />
gruppendynamische Erkenntnis- <strong>und</strong> Lernprozesse unter<br />
den Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern initiiert wird, greift Raum.<br />
Was Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler nach 10 Schuljahren an<br />
Kompetenzen erworben haben sollen, das wird für die<br />
Hauptschule mit Bildungsstandards Klasse 6, Klasse 9<br />
<strong>und</strong> Klasse 10 dokumentiert. Die angestrebten <strong>und</strong> über<br />
den Unterricht zu erbringenden Kompetenzen sind im<br />
Fach Katholische Religionslehre durch sieben Dimensionen<br />
strukturiert – die späteren Schülerkompetenzen<br />
lassen sich also sieben Schwerpunkten zuordnen. Mit<br />
dieser Zuordnung ist noch nichts über mögliche konkrete<br />
Inhalte des tatsächlichen Unterrichts ausgesagt.<br />
Über die Rubrik „Inhalte“ kann der Stoff zum Erarbeiten<br />
der Kompetenzen gewonnen werden. Welcher Inhalt korreliert<br />
direkt bzw. primär mit welcher unter den sieben<br />
Dimensionen subsumierten Kompetenz? Und im Fortgang<br />
dieses Arbeitsschrittes – quasi als Ergänzung <strong>und</strong><br />
Weitung des Spektrums: Wo gibt es Berührungspunkte<br />
dieses ausgewählten Inhalts mit Kompetenzen weiterer<br />
Dimensionen?<br />
Spätestens bei dieser Überlegung zeigt sich, dass ein<br />
Inhalt, der im Unterricht thematisiert wird, Bezüge zu mehreren<br />
Kompetenzen aufweisen sollte, um so Lernen in<br />
Lernfeldern zu initiieren.<br />
Lernen in Lernfeldern lässt die enge Fachlichkeit hinter<br />
sich <strong>und</strong> muss der Schülerin <strong>und</strong> dem Schüler zusätzlich<br />
Lernzuwachs <strong>und</strong> Erkenntnis auf der Ebene der übergeordneten<br />
fünf Kompetenzen ermöglichen. Lernen in Lernfeldern<br />
hat dann auch idealer Weise Inhalte <strong>und</strong> Erkenntnis<br />
aus weiteren Fächern/Fächerverbünden im Blick, um so<br />
Nachhaltigkeit auch in Form von Vernetzung zu sichern.<br />
Es ist schon angeklungen, dass bei der Unterrichtsplanung<br />
der tatsächliche Unterrichtsinhalt aus unterschiedlichen<br />
Perspektiven aufgearbeitet werden muss. An dieser<br />
Stelle ist anzuführen, dass im Denken der Bildungsplanreform<br />
der Inhalt nicht mehr zwingend den Anfang bei<br />
der Planung des Unterrichtsarrangements bedeuten<br />
muss.<br />
Die Auswahl eines Inhalts, verstanden im Sinne eines<br />
Unterrichtsthemas,kann– <strong>und</strong> das ist bildungsplankonformer<br />
– durch die Auswahl einer der unter den sieben Dimensionen<br />
systematisierten Kompetenz ersetzt werden.<br />
Näher liegend, weil gewohnt <strong>und</strong> wohl auch auf den ersten<br />
Blick praktikabler, scheint dann aber doch der Zugang<br />
über die Auswahl eines Inhalts aus den unter II. Kompetenzen<br />
<strong>und</strong> Inhalte aufgeführten. Diese Vorgehensweise<br />
– anhand von vier Arbeitsschritten schematisiert – soll im<br />
Folgenden exemplarisch dargestellt werden.<br />
Die unter Punkt II im Anschluss an die nach sieben Dimensionen<br />
systematisierten Kompetenzen ausgewählten<br />
Inhalte sind stark auf die mit den Schülerinnen <strong>und</strong><br />
Schülern zu erarbeitenden Kompetenzen ausgerichtet.<br />
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