Standards und Religionsunterricht - Erzbischöfliches Ordinariat ...
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„notizblock“/IRP: Damit drängt sich bereits die<br />
nächste Frage auf: Geht das denn überhaupt, den<br />
<strong>Religionsunterricht</strong> mit <strong>Standards</strong> steuern zu wollen?<br />
Georg Gnandt: Sie sprechen damit eine sehr zentrale<br />
Frage an, die – so glaube ich – alle unsere vier Kommissionen<br />
lange <strong>und</strong> intensiv beschäftigt hat. <strong>Standards</strong><br />
haben – auch wenn das nicht an erster oder zweiter Stelle<br />
stehen soll – auch etwas zu tun mit Überprüfbarkeit. Wir<br />
haben sie in dem Sinne sogar genau so definiert:<br />
<strong>Standards</strong> beschreiben weitgehend operationalisierbare<br />
Anteile der Kompetenzen. Nun machen wir ja zum Glück<br />
immer schon <strong>und</strong> gut begründet Vieles im <strong>Religionsunterricht</strong>,<br />
was gar nicht oder nicht unmittelbar überprüfbar<br />
ist. Das ist gut so <strong>und</strong> muss auch in Zukunft so bleiben.<br />
Wir haben versucht, darauf in aller Deutlichkeit in den<br />
„Leitgedanken“ hinzuweisen. Diese sind genauso verpflichtend<br />
wie die festgeschriebenen <strong>Standards</strong>. Wir waren<br />
bei Manchem sehr vorsichtig, es zu standardisieren.<br />
Ich glaube zurecht – gerade weil es uns so wichtig ist für<br />
unseren <strong>Religionsunterricht</strong>. Auch von anderer Seite, z. B.<br />
durch die „Nordhofen-Studie“ („Qualitätssicherung <strong>und</strong><br />
Qualitätsentwicklung des katholischen <strong>Religionsunterricht</strong>s“)<br />
werden wir darin voll <strong>und</strong> ganz bestätigt. 1<br />
„notizblock“/IRP: Was meint im Zusammenhang mit<br />
den Bildungsstandards „Output“-Orientierung, von<br />
der immer wieder die Rede ist?<br />
Georg Gnandt: Bisherige Lehrpläne waren „to-do-<br />
Listen“, d. h. sie haben festgeschrieben, was die Lehrkraft<br />
zu tun hat. Weil in der Lehrerausbildung in Baden-<br />
Württemberg weitgehend das didaktische Modell der<br />
Berliner Schule (P. Heimann, G. Otto, W. Schulz) zugr<strong>und</strong>e<br />
gelegt wird, das u.a. die Interdependenz von Inhalten,<br />
Zielen, Medien <strong>und</strong> Methoden betont, waren bei der<br />
Planung <strong>und</strong> Durchführung von Unterricht natürlich immer<br />
auch schon Ziele mit im Blick, sei es als St<strong>und</strong>enziele oder<br />
als Teilziele. In aller Regel fand aber im Schulalltag oft eine<br />
schwerpunktmäßige Verlagerung hin zu den Inhalten statt.<br />
Die genaue Überlegung, welchen Lernfortschritt eine<br />
Lerngruppe in dieser St<strong>und</strong>e genau machen soll (<strong>und</strong> in<br />
1 Nordhofen, Eckhard (Hg.), Qualitätssicherung <strong>und</strong> Qualitätsentwicklung<br />
des katholischen <strong>Religionsunterricht</strong>s (Beiträge der Arbeitsgruppe<br />
„Qualitätssicherung im <strong>Religionsunterricht</strong>“), Zentralstelle Bildung der<br />
Deutschen Bischofskonferenz, Bonn 2001.<br />
Bildungsstandards sind wie<br />
Legosteine . . .<br />
4<br />
. . . ohne Bauplan.<br />
welchen Bereichen), spielte oft nur noch eine untergeordnete<br />
Rolle. Hier setzen die Bildungsstandards nun neue<br />
Akzente. <strong>Standards</strong> sind zielorientiert formuliert, schreiben<br />
fest, was eine Schülerin oder ein Schüler nach einem<br />
bestimmten Bildungsabschnitt können <strong>und</strong> wissen muss.<br />
Insofern kann man von „Output-Orientierung“ sprechen,<br />
auch wenn das Wort nicht schön ist. Und die <strong>Standards</strong><br />
geben mit dem Zweijahresrahmen zugleich langfristige<br />
Ziele vor, eine Sache, über die wir noch reden sollten.<br />
„notizblock“/IRP: Von Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen ist<br />
zu hören, dass auch eine große Verunsicherung da ist.<br />
Sie fragen ein Stück weit zurecht: „Was soll ich denn<br />
nun in Zukunft konkret in meinem <strong>Religionsunterricht</strong><br />
machen“?<br />
Georg Gnandt: Richtig ist, dass die bisherigen Lehrpläne<br />
Unterricht stärker vorstrukturiert haben als das die<br />
<strong>Standards</strong> leisten. Ich erkläre es mit einem Bild: Die Kommissionen<br />
haben Legosteine produziert, die die Schulen<br />
<strong>und</strong> Fachschaften jetzt in Händen haben – aber es gibt<br />
keinen vorgeschriebenen Plan, was genau mit diesen<br />
Steinen gebaut werden soll. Die Legosteine werden erst<br />
dann sinnvoll, wenn daraus ein Ganzes, ein Haus oder ein<br />
anderes Bauwerk gebastelt wird. Erst dann werden die<br />
Steine miteinander verzahnt, ergänzen sich gegenseitig.<br />
„notizblock“/IRP: Wer leistet das in Zukunft, dieses<br />
Erstellen eines „Bauplans“? Die einzelne Religionslehrerin/der<br />
Religionslehrer oder die Fachschaft?<br />
Georg Gnandt: Sowohl die Lehrkraft als auch die Fachschaft<br />
werden daran konzeptionell beteiligt sein. Zusammenarbeit<br />
vor Ort kann sehr entlastend sein. Zudem sehe<br />
ich einen wichtigen Fortschritt darin, dass die<br />
Fachschaften in den Schulen in Zukunft auch konzeptionell<br />
arbeiten können. Wichtig scheint mir dabei zu sein,<br />
dass wir in den einzelnen Schulen genau prüfen, was gemeinsam<br />
– z. B. im Schulcurriculum – festgelegt werden<br />
muss <strong>und</strong> was nicht. Das kann von Schule zu Schule<br />
durchaus unterschiedlich sein <strong>und</strong> wird ja auch Aspekte<br />
des jeweiligen Schulprofils zu berücksichtigen haben. Ich<br />
kann mir z. B. gut vorstellen, dass wir an meiner Schule in<br />
Freiburg uns darauf einigen, dass die Fünft- oder<br />
Sechstklässler etwas über das Freiburger Münster erfahren<br />
<strong>und</strong> alle dort auch einmal einen Vormittag zubringen<br />
– mit Führung, Beobachtungsaufgaben, Handlungs-<br />
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