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Standards und Religionsunterricht - Erzbischöfliches Ordinariat ...

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Zweitens werden wir über sinnvolle – aber eben sinnvolle<br />

Wiederholungselemente im <strong>Religionsunterricht</strong> nachdenken<br />

müssen. Das hatten wir in der Vergangenheit nicht<br />

so sehr im Blick, andere z. B. zweistündige Fächer genauso<br />

wenig. Lernpsychologisch gehören zum Lernen<br />

<strong>und</strong> Erinnern aber ganz wesentlich Wiederholungselemente.<br />

Aber eben, damit es wirklich effektiv ist, in sinnvoller<br />

Weise!<br />

Drittens wird sich der Gedanke der Nachhaltigkeit auf die<br />

Unterrichtsgestaltung auswirken. Dass sich ein Wissen<br />

oder eine Fähigkeit bei einer Schülerin oder einem Schüler<br />

nachhaltig verankert, wird wesentlich durch Selbstbeteiligung<br />

<strong>und</strong> Selbsterarbeitung unterstützt. „Sage es<br />

mir, <strong>und</strong> ich vergesse es; zeige es mir, <strong>und</strong> ich erinnere<br />

mich; lass es mich tun, <strong>und</strong> ich behalte es.“ Diese Weisheit<br />

des alten Kung Fu Tze hat sich bereits vielfach bestätigt.<br />

Vielleicht kann das für eine Lehrkraft verstärkt heißen,<br />

mehr „Aufgaben“ zu stellen <strong>und</strong> weniger „Lösungen“ zu<br />

bieten; darauf zu achten, dass im Lehr-Lerngeschehen unterschiedliche<br />

Sinne beteiligt (Ganzheitlichkeit) <strong>und</strong> die<br />

verschiedenen Lernkanäle angesprochen werden. Aber<br />

dennoch: W<strong>und</strong>er werden wir auch mit den <strong>Standards</strong><br />

nicht vollbringen. Zwei St<strong>und</strong>en <strong>Religionsunterricht</strong> pro<br />

Woche bedeuten Chancen – aber auch Grenzen, wenn<br />

außerschulische Unterstützung fehlt.<br />

„notizblock“/IRP: Zum Abschluss: Wie beurteilen Sie<br />

die zurückliegende Arbeit an den Bildungsstandards<br />

<strong>und</strong> mit welchen Erwartungen blicken Sie nach vorne?<br />

Georg Gnandt: Wir werden, so denke ich, bei dieser<br />

ganzen Schulreform viel Geduld benötigen. Die Reform in<br />

Schweden, dessen Bildungssystem im Zusammenhang<br />

mit der PISA-Studie so viel gelobt wurde, begann vor 40<br />

Jahren <strong>und</strong> zeigt jetzt Früchte. Die Arbeit mit Bildungsstandards<br />

ist ein völlig neuer Ansatz. So war im Laufe der<br />

Arbeit deutlich spürbar, dass auch im Ministerium viele<br />

Probleme erst im Laufe des Arbeitsprozesses aufbrachen<br />

<strong>und</strong> gelöst werden mussten. Als wir mit der Konzeption<br />

begannen, wusste keiner, was daraus wird <strong>und</strong> wo es hingeht.<br />

Es gab Vorbilder aus anderen Ländern, z. B. England,<br />

aber das konnte nicht einfach kopiert werden. Für das<br />

Glossar zum Bildungsplan 2004<br />

Die Bildungspläne 2004 arbeiten mit ungewohnten<br />

Begriffen wie „Kompetenz“, „Kerncurriculum“, „<strong>Standards</strong>“.<br />

Das kann verwirren, zumal die Begriffe nicht von<br />

allen in gleicher Weise benutzt werden. Im folgenden<br />

Glossar wird der Versuch unternommen, die Begriffe<br />

knapp <strong>und</strong> klar zu erläutern. Die Stichwörter sind nicht<br />

alphabetisch, sondern nach ihrem inneren Zusammenhang<br />

geordnet.<br />

Die neuen Bildungspläne / Bildungsstandards<br />

(Ebene 1)<br />

Die neuen Bildungspläne, die mit dem Schuljahr<br />

2004/2005 in Baden-Württemberg in Kraft treten, sind<br />

kompetenzorientiert. Sie sind nicht mehr in erster Linie<br />

von den Inhalten her konzipiert, die die Lehrerin/der<br />

Lehrer vermitteln soll, sondern sie formulieren, was die<br />

Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler am Ende einer bestimmten<br />

Jahrgangsstufe können <strong>und</strong> wissen sollen. Darum werden<br />

sie auch als Bildungsstandards bezeichnet. Im neuen<br />

Bildungsplan werden Bildungsstandards für jede<br />

Fach Religion mussten wir alle wirklich am Punkt Null<br />

anfangen – mit Vorgaben, die sich sehr oft im Laufe des<br />

Arbeitsprozesses verändert haben oder modifiziert werden<br />

mussten.<br />

Unsere Pläne sind ein erster Versuch, sie werden manche<br />

„Kinderkrankheiten“ haben; aber Lehr- oder Standardpläne<br />

sind auch nicht für die Ewigkeit gemacht. Die Idee<br />

einer permanenten Reform mit implizierter Evaluation<br />

müsste ja eigentlich auch die Möglichkeit der Modifikation<br />

<strong>und</strong> Kurskorrektur enthalten. Deshalb ist es auch gut, dass<br />

der Start jetzt erst einmal mit den Eingangsklassen bzw.<br />

mit neu beginnenden Fächern erfolgt.<br />

Manches Inhaltliche ist, so denke ich, ganz gut gelungen.<br />

Mit der Gliederung in die sieben Dimensionen liegt für alle<br />

Schularten <strong>und</strong> sogar konfessionsübergreifend eine einheitliche<br />

Struktur der <strong>Standards</strong> vor, von der ersten Klasse<br />

bis zum Abitursjahrgang. Die Zusammenarbeit zwischen<br />

den Schularten erfolgte über eine Koordinationsgruppe.<br />

Gut <strong>und</strong> erfolgreich wurde – wenngleich in den einzelnen<br />

Schularten unterschiedlich intensiv – mit den evangelischen<br />

Kommissionen zusammengearbeitet.<br />

Die Überlegung, was tatsächlich die Essentials unseres<br />

Faches in der jeweiligen Schulart sind, hat vieles für sich.<br />

Sie war für uns im Arbeitsprozess eine ständige <strong>und</strong><br />

interessante Herausforderung.<br />

Nicht zuletzt: Ob Standardpläne oder Lehrpläne, ob dieses<br />

bildungstheoretische oder didaktische Modell oder jenes:<br />

Die entscheidenden Personen unseres Unterrichts<br />

sind unsere Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler. Ihnen haben die<br />

Schulen mit ihren Einrichtungen <strong>und</strong> Möglichkeiten, ihnen<br />

haben letztendlich alle Konzeptionen zu dienen; ihnen haben<br />

wir als Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer zu helfen auf dem<br />

schwierigen <strong>und</strong> spannenden Weg des Erwachsenwerdens;<br />

dazu hat der <strong>Religionsunterricht</strong> seinen wichtigen<br />

<strong>und</strong> ganz spezifischen Beitrag zu leisten. Alle<br />

Konzeptionen müssen sich notwendigerweise daran messen<br />

lassen, ob <strong>und</strong> wie weit das gelingt. Auf diesen<br />

Umsetzungsprozess blicken wir Kommissionsmitglieder<br />

selber mit Spannung.<br />

„notizblock“/IRP: Vielen Dank für das Gespräch.<br />

zweite Jahrgangsstufe ausgewiesen. [Ausnahme:<br />

Hauptschule Klasse 6, 9, 10 (Werkrealschule)].<br />

Kerncurriculum<br />

Als Kerncurriculum wird das Gesamt der von den einzelnen<br />

Fächern <strong>und</strong> Fachverbünden ausgewiesenen<br />

Bildungsstandards bezeichnet, zum Beispiel die „Bildungsstandards<br />

für Katholische Religionslehre“. Dieses<br />

Kerncurriculum soll in 2/3 der Unterrichtszeit erreicht<br />

werden.<br />

Schulcurriculum<br />

Für das letzte Drittel der Unterrichtszeit entwickelt jede<br />

Schule ihr Schulcurriculum. Das Schulcurriculum ergänzt<br />

<strong>und</strong> vertieft das Kerncurriculum <strong>und</strong> kann auch<br />

fächerübergreifende <strong>und</strong>/oder schulprofilspezifische<br />

Elemente enthalten.<br />

Das Fach Religion bietet sich hier als Kooperationspartner<br />

für viele Projekte im musischen, ethischen <strong>und</strong><br />

sozialen Bereich an. Als Kooperationspartner ist das<br />

Fach Religion auch bei der Entwicklung einer Schulkultur<br />

gefragt.<br />

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