Juli 2012 - Anwalt aktuell

EiNSpRuCH | Dietmar Dworschak
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waidmann tv. Schluss mit „Waldesruh“. Seit eine
Kamera den Beischlaf eines Lokalpolitikers im stillen Forst
dokumentierte ist die Nation gespalten. Die einen hoffen auf eine
neue Staffel von „Big brother“, die anderen befürchten den Angriff
auf die letzten Korruptions-Biotope.
Für die ORF-Zentrale am Küniglberg war
die Nachricht aus Kärnten von ähnlicher
Qualität wie in der Bibel das Manna, das
vom Himmel fiel. Nach Jahrzehnten der
wüstenartigen Einfallslosigkeit bot sich
unerwartet ein neues TV-Format, von
dem man bereits heute sagen kann, dass
es das Zeug zum Straßenfeger haben
wird!
Endlich bekommt Österreich eine Version
des „Big Brother“, die international Furore
machen wird. Schluss mit tätowierten
Arbeitslosen, die einander Prosecco ins
Gesicht schütten, Schluss mit Vorstadt-
Dialekten und Schilderungen des sozialen
Elends.
Stattdessen: Die ideale Verbindung von
Unterhaltung und Bildungsauftrag!
Eine Nation wird sich gebannt um die
TV-Geräte scharen, wenn um 20.15 Uhr
die Waldkamera ihren ersten Schwenk
durch die Zweige des Waldes tut.
Vögel zwitschern völlig kostenfrei, ein
Bächlein murmelt ohne jedes Entgelt. Einer
der letzten Füchse, die die gnadenlosen
Tollwutfeldzüge der Jäger in den letzten
Jahrzehnten überlebt hat, huscht
unsicher durchs Unterholz.
Erwin Steinhauer, der Universalkommentator
des österreichischen Universums,
spricht und singt eigene und fremde
Texte über Gott, die Welt, die Tiere, die
Menschen, die Pflanzen, die Quellen, die
Ruhe und den Tod….
Äktschn
Beim allseits bekannten Ur-„Big Brother“
war es ein wenig irritierend, die Bekanntschaft
mit Menschen zu machen, die man
eigentlich nie kennen lernen wollte.
Umso wohltuender dagegen „Big Brother
Woodside“!
Neben dem reichen Fundus an Insekten,
Reptilien und Säugetieren präsentiert der
AnwAltAktuell
Das Magazin für erfolgreiche Juristen
Präsentationsforum der
österreichischen Anwaltschaft
Das gedruckte Magazin erscheint neunmal
jährlich, die Internetversion findet man unter:
www.anwaltaktuell.at
AnwAltAktuell 05/12
neue TV-Hit jenes Personal, das bereits
unseren Ur-Ahnen und Ahnen schlaflose
Nächte bereitete:
Vorbeihuschende Liebespaare, resche
Jägersmänner (inzwischen auch Jägersmännerinnen!!!),
wadenstarke Förster
und vielleicht sogar einen Millionär, der
gerade einen serbischen Bären aussetzt.
Besonderer Höhepunkt jeder Sendung ist
der scheinbar ganz zufällige Beischlaf eines
prominenten Politikers mit Frau oder
Sekretärin.
Die „Zeit im Bild“-Sendungen werden
aus dem Programm genommen, weil
sämtliche österreichische Spitzenpolitiker
nur noch vor der Waldkamera auftreten
wollen.
In der Kronenzeitung bekommt „Big
Brother Woodside“ täglich sieben Sterne
(=neue Kategorie), aber auch die wesentlichen
Feuilletonisten des Landes kriegen
sich nicht mehr ein vor lauter Begeis-
terung. Erste Promotionsarbeiten in der
neu geschaffenen Fächerkombination
Bio-Kommunikation entstehen.
Wegen des überragenden Erfolges der
täglichen Live-Übertragung bringt das
„Ronacher“ eine weltweit beachtete, jah-
relang ausverkaufte Musicalversion heraus.
Die 100. Sendung, für die Wolfgang
Ambros den Hit „Da Föasta woas“ komponiert,
erringt ungefährdet den Auslands-Oscar.
Soko
Während aus dem latenten Alkoholismus
am Küniglberg aufgrund des überraschenden
Programmerfolges eine selbstbewusste
Permanenzsauferei wird hängt
der Haussegen bei der Staatspolizei so
schief wie seit Jahrzehnten nicht.
Über Auftrag des zuständigen Sektionschefs
wurde aus den ekligsten Charak-
teren der Truppe ein internes Ermitt-
ler-Team geformt, das feststellen soll,
welcher Quelle im Apparat die
Nation die Zeitungsmeldung
über die Kamera im Kärntner
Wald verdankt.
Nichts weniger als die sensationelle
Ausbeute flächendeckenderKamerabeobachtungen
durch die „Soko Rumpelstilz“
steht auf dem Spiel.
Erste Journalistenanrufe beim
Sektionschef lassen befürchten,
dass sich „die Öffentlichkeit“
für die streng geheime Überwachungsarbeit
der „Soko
Rumpelstilz“ zu interessieren
beginnt.
Eine entsprechende Panik herrscht in der
Politik.
Aus ultrastrenggeheimen Unterlagen des
Innen- und Justizministeriums geht hervor,
dass die beiden Ministerinnen sämtliche
Überwachungsbänder aus bur-
genländischen Jagdgebieten unter den
Holzstapeln eines Sonnwendfeuers in
Brand setzen und damit unwiderbringlich
vernichten werden.
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