Über die Arsenikvergiftung ihre Hülfe und ... - Kathrin von Basse
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§. 5. Käufliche Sorten, weisse Arsenik, Fliegenstein, Operment.<br />
War es Arsenik, so wird es gewöhnlich käufliches weisses Rattenpulver, ungewöhnlicher Fliegenstein,<br />
am ungewöhnlichsten, Operment <strong>und</strong> seine Abarten seyn. Denn ungebräuchlichere Arten gegrabne oder<br />
künstlich bereitete kommen höchst selten in <strong>die</strong>se bedauernswürdigen Hände, <strong>und</strong> geschähe es, so wird ein<br />
verständiger Arzt sie leicht nach der Aehnlichkeit <strong>die</strong>ser drei Arseniksorten zu behandeln wissen.<br />
§. 6.<br />
Es sei uns also erlaubt blos der regulinischen Gestalt des Arseniks (des Fliegensteins) dann der kalkförmigen<br />
(des weissen Arseniks) endlich seiner Vererzung mit Schwefel (des Operments) als der drei käuflichen<br />
Sorten, <strong>die</strong> bei der <strong>Arsenikvergiftung</strong> fast stets im Spiele sind, Erwähnung thun.<br />
§. 7. Fliegenstein, sein Geburtsort, sein Abarten.<br />
Der sogenante Fliegenstein 1 (arsenicum nativum friabile et prorsum, Cronst.) wird, so wie wir ihn zu<br />
Kaufe haben, ge<strong>die</strong>gen aus seiner Miner geschlagen, <strong>die</strong> in verschiedenen Gegenden, besonders in Böhmen<br />
<strong>und</strong> Sachsen, zu Hause ist. Seine Nebengattungen Scherbenkobald, schuppiger ge<strong>die</strong>gener Arsenik <strong>und</strong><br />
Spiegelkobald kommen mit unter, obwohl seltner, im Handel vor, haben aber mit unserm Fliegenstein gleiche<br />
Eigenschaften.<br />
§. 8. äusserliche Beschaffenheit, Schwere; ist nicht Kobald<br />
Er besteht aus einem Gewebe <strong>von</strong> hohl übereinander liegenden, spröden, zerreiblichen schwarzglänzendmetallischen<br />
Blättern, <strong>von</strong> 8,308 bis 8.310 (nach Bergman) eigenthümlichen Gewichte. Das Ansehn<br />
<strong>die</strong>ser Masse, deren Blätterchen kleine regelmäsig scheinende Höhlungen bilden, scheint vom Fliegenstein<br />
im Namen cobaltum crystallisatum erworben zu haben, welcher übrigens nichts <strong>von</strong> Kobald enthält. Der<br />
ehemaligem Dämmerung in den mineralogischen <strong>und</strong> metallurgischen Wisssenschaften mus man es<br />
verzeihen, wenn ehedem alles, was <strong>von</strong> den Minern arsenikhaltig, unartig, räuberisch <strong>und</strong> unter <strong>die</strong><br />
bekannten metallhaltigen Erze nicht füglich zu rechnen war, Kobald genennet wurde; so erhielt auch unser<br />
Fliegenstein den Namen des krystallisierten Kobalds, <strong>und</strong> eben daher der Name des Scherbenkobalds, eines<br />
ähnlich natürlichen Arsenikkönigs.<br />
§. 9. ist ein Metall;<br />
Arsenikkönig überhaupt betrachtet ist, der natürliche, wie der durch Kunst bereitete, ein eignes Metall,<br />
welches aus einer höchstfressenden Säure (Scheelens Arseniksäure) mit Brennbarem gesättigt bestehet.<br />
§. 10.<br />
Ob wir gleich, was ein Metall sei, genau zu definiren nicht im Stande sind, so verstehn wir doch<br />
darunter algemein jene schweren glänzenden Produkte des Mineralreichs, <strong>die</strong> sich schmelzen lassen, im<br />
Flusse eine konvexe Oberfläche annehmen, Glasflüsse färben <strong>und</strong> entfärben, aus einer spezifischen Erde<br />
oder Säure mit Brennbarem gesättigt bestehen, in <strong>die</strong>sem Zustande Leiter für <strong>die</strong> elektrische<br />
Materiesind,sich in Säuren auflösen, <strong>und</strong> dann durch Blutlauge <strong>und</strong> Galläpfelessenz <strong>ihre</strong> Gr<strong>und</strong>erde in<br />
verschiednen Farben, mit Schwefelleberluft aber vererzt niederschlagen lassen. Alle <strong>die</strong>se Kennzeichen<br />
passen auch auf unsern Fliegenstein oder Arsenikkönig, selbst <strong>die</strong> Schmelzbarkeit 2 .<br />
1 Auch Cadmia follilis genant, Arsenicum porosum Linn.<br />
2<br />
Schon Henkel schmolz ihn aus weissem Arsenik <strong>und</strong> schwarzem Flusse, bei jählingem aber gemäsigtem Windofenfeuer<br />
im unverschlosnen Tiegel, s. Kieshistorie, zehntes Kapitel, S. 564<br />
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