Über die Arsenikvergiftung ihre Hülfe und ... - Kathrin von Basse
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§. 74. An anderm volzogne <strong>Arsenikvergiftung</strong>, schleichende, arzneiliche.<br />
Mit gleichen Werkzeugen werden <strong>die</strong> <strong>von</strong> der hand eines andern geschehenden Vergiftungen volführt.<br />
Von <strong>die</strong>sen berühre ich hier nicht <strong>die</strong> grobe schnelltödliche <strong>Arsenikvergiftung</strong>. Blos <strong>von</strong> der schleichenden<br />
boshaften, endlich <strong>von</strong> der arzneilichen <strong>Arsenikvergiftung</strong> rede ich in Folgendem.<br />
§. 75. Aqua toffana besteht nicht aus Canthariden <strong>und</strong> Opium,<br />
Die Aqua toffana oder Toffanina, sonst auch Aquetta di Napoli genant, jenes unsichtbare Werkzeug<br />
der meuchelmordsüchtigsten Leidenschaften, besteht, wider <strong>die</strong> Meinung des Abt Gagliani, 25 <strong>und</strong> eines<br />
vornehmen italienischen Reisenden mündlich mir gethanen Versicherung, aller Wahrscheinlichkeit nach,<br />
nicht aus einer gemischten Auflösung des spanischen Fliegen <strong>und</strong> des Mohnsafts, da <strong>die</strong>ses stygische<br />
Wasser ohne Geschmak <strong>und</strong> Farbe seyn soll, Eigenschaften, <strong>die</strong> aus beiden Ingre<strong>die</strong>nzen fast unmöglich zu<br />
erhalten stehen, wenn das Gift kräftig genug seyn soll. Wäre es möglich, so müste das einzige Mittel, <strong>die</strong><br />
Kraft beider Dinge wasserhell auszuziehen, in der Destillazion zu suchen seyn.<br />
§. 76. ist ein Arsenikgeist,<br />
Da aber Männer <strong>von</strong> nicht geringem Ansehn, Plenk, 26 F. Hoffman, 27 Bertholin, 28 Keysler, 29 Garelli,<br />
30 Molitor, 31 Haller, 32 Gmelin 33 u. a. versichern, daß der Hauptbestandteil <strong>die</strong>ses berühmten Giftwassers<br />
Arsenik sei, <strong>und</strong> da auch <strong>die</strong> Nachahmung desselben in Frankreich (der Marquise <strong>von</strong> Brinvilliers<br />
eau mirable) arsenikhaltig 34 bef<strong>und</strong>en worden ist, so wird man keinen Anstand nehmen, in der gewöhnlichsten<br />
Art <strong>die</strong>ses tödlichen Wassers Arsenik zu vermuthen, wenn man bedenkt, daß <strong>die</strong> Zufälle des damit<br />
Vergifteten denen ungemein gleichen, <strong>die</strong> man <strong>von</strong> abgebrochnen Gaben des Hüttenrauches erfolgen sieht.<br />
Ekel, Mattigkeit, nagender Magenschmerz, Verfall der Kräfte ohne sichtbare anderweitige Ursache <strong>und</strong> ein<br />
unnenbares Uebelbefinden, worauf Abzehrung des Körpers, Verderbnis der Lunge, schleichendes Fieber u. s.<br />
w. unvermerkt folgen, deuten auf <strong>die</strong>se Gift, 35 besonders wenn noch irgend ein narkotisches Ingre<strong>die</strong>nz<br />
(destillirtes Mohnsaftwasser? Kirschlorbeerwasser?) dazu kömt.<br />
§. 77. mit einem narkotischen Ingre<strong>die</strong>nz. (oder ein Arsenikmittelsatz)<br />
Daß leztere Verbindung unter allen <strong>die</strong> gefährlichste sei lehren <strong>Arsenikvergiftung</strong>en, wo Theriak- <strong>und</strong><br />
Mohnsaftmittel selbst bei geringer Giftgabe so unersezlichen Schaden <strong>und</strong> Todesfälle bewirkten (§. 160,<br />
25 Wetherlins Chronologen 12ter B. S. 146.<br />
26 Toxocologia S. 335.<br />
27 Fr. Hoffman Med. rat. System. Tom. 2. S. 185.<br />
28 Bei Wepfer hist. cic. aqu. cap. 21. schol. 4. S. 372. (L. B. 1733)<br />
29 Reisen, 57. Brief<br />
30 Fr. Hoffman, medic. ration. system. Tom. 2. P. 2. §. 19.<br />
31 Commerc. litt. Noric. 1737. S. 182.<br />
32 Vorlesungen üb. d. ger. Arzneik<strong>und</strong>e 2ter Band. S. 190.<br />
33 Mineralgifte. S. 131.<br />
34 De la Force, Nachrichten <strong>von</strong> den wichtigsten Begeb. unter der Reg. Ludwig XIV. Leipzig 1716. S. 128. <strong>und</strong><br />
Lettres de Madame de Sevigne, Tom. - Wepfer hist. cic. cap. 21. schol. 4. S. 372.<br />
35 Oder sollte ein Arsenikmittelsalz dazu genommen werden? Der unmerkliche Geschmack desselben <strong>und</strong> seine gar<br />
nicht heftig geschwinde, sondern langsam äzzende Wirkung scheint <strong>die</strong>s zu verstehn zu geben, welches <strong>die</strong> Herren<br />
Merveau, Maret <strong>und</strong> Durande bemerken, da sie einem H<strong>und</strong>e ein Quentchen da<strong>von</strong> eingeflöst hatten. Der H<strong>und</strong><br />
lag ohne andre Zufälle einen Monat schreklich ausgezehrt, nahm fast keine Nahrung zu sich, <strong>und</strong> ward an den Lenden<br />
gelähmt. Milch <strong>und</strong> andere Schleime konten <strong>die</strong>sen Zufällen nicht abhelfen - Nach seinem Tode schien der Magen<br />
nicht angefressen zu seyn - Vielleicht wirkt es so schleichend giftig, weil der Arsenik nur allmählig durch das thierische<br />
Brenbare hergestellt wird. S. Anfangsgr. der theor. <strong>und</strong> prakt. Chemie, zw. B. S. 216.<br />
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