Über die Arsenikvergiftung ihre Hülfe und ... - Kathrin von Basse
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Die Angst, <strong>die</strong> Zusammenschnürung der Brust, das Würgen ist mehr absezzend, nicht so unterdrükkend<br />
<strong>und</strong> plötzlich übermannend, das Fieber steigend aber nicht ohne einigen Nachlas, <strong>die</strong> zerschneidende,<br />
fressende <strong>und</strong> feurige Empfindung im ersten Grade ist hier <strong>von</strong> Zeit zu Zeit erneuertes wühlendes nagen,<br />
Drücken, Kolik, Kneipen. Das Gesicht schwilt stärker - der Unterleib ist hart, es fahren Bläschen um <strong>und</strong><br />
in dem M<strong>und</strong>e aus, wie <strong>die</strong> Schwämchen u. s. w.<br />
§. 118.<br />
Besonders aber zeichnet sich <strong>die</strong>ser Grad durch häufigere, stinkende <strong>und</strong> blutige Stuhlgänge mit almählig<br />
überhand nehmendem Schneiden in den Gedärmen mit nur selten untermischtem Erbrechen vor dem<br />
ersten aus.<br />
§. 119.<br />
Die tödlichen Wirkungen des Giftes in <strong>die</strong>sem Falle scheinen eben so sehr durch <strong>die</strong> Anfressung, Entzündung,<br />
Brand <strong>und</strong> Zerstörung der (besonders der dünnen) Gedärme als durch <strong>die</strong> des Magens sich hervorzuthun,<br />
wie <strong>die</strong> Leichenöfnungen beweisen; 52 beim ersten Grade aber mehr durch <strong>die</strong> des Magens, beizu<br />
durch Entzündung der Lunge, Leber, Milz <strong>und</strong> des Zwergfels. Doch scheint ein tödender Eindruk auf das<br />
ganze Empfindungssystem der Nerven bei der schnelltödlichen Vergiftung zuweilen mehr Ursache der Lebensberaubung<br />
zu seyn als der natürliche Uebergang der Entzündung in den Brand <strong>die</strong> gewöhnlichste Ursache<br />
des Todes beim zweiten Grade.<br />
§. 120.<br />
Die Kräfte des Kranken im zweiten Grade sinken almählig, das Bewustseyn aber bleibt unversehrt bis<br />
zulezt, bei dessen Verlust dann ebenfals erst <strong>die</strong> Zuckungen, als Vorläufer des Todes, entstehen, bisweilen<br />
nach einem gewaltsamen anhaltenden Schluksen, der keine Linderung annimt.<br />
§. 121. Erhöhung durch Leidenschaften<br />
Doch hat <strong>die</strong>ser Grad besonders für empfindliche Personen noch eine Qual mehr, (als der erste, wo der<br />
Vergiftete gleichsam mit Wuth aus dem Leben gerissen wird). Da <strong>die</strong> Zufälle hier mehr eingeschaltete<br />
Nachlässe haben, so erhalten <strong>die</strong> <strong>die</strong>se Todesart begleitenden Leidenschaften freiern Spielraum, <strong>die</strong> Seele<br />
zu betürmen. Bei übelgeführtem Lebenswandel oder bei Selbstvergiftung Reue, Verzweiflung - bei empfangnem,<br />
Rachsucht, Gram, Abscheu, Verachtung, Verdrus über verworren zurükzulassendes Hauswesen<br />
<strong>und</strong> Amt, kummervoller Abschied <strong>von</strong> geliebten Gegenständen - lebhafteres Bewustseyn <strong>und</strong> unbetäubtes<br />
Gefühl almählig steigender, unbezwinglicher Schmerzen, niederdrückende Unerreichbarkeit der Rettungsmittel<br />
- der Anblik des tückisch heranschleichenden Todes - alles reist <strong>die</strong> Qual des Unglüklichen zur furchtbarsten<br />
Höhe empor <strong>und</strong> ergänzt nur alzuoft, was dem Gifte etwa an Tödlichkeit abgieng.<br />
§. 122. Natur des bei <strong>die</strong>sem Grade gewöhnlichen Todes<br />
Uebrigens sterben <strong>die</strong>se Kranken an einem Gemische <strong>von</strong> Brand <strong>und</strong> Zerstörung der zur Nahrung unentbehrlichen<br />
Eingeweide des Unterleibes, zugleich an Entzündung der Lunge (da das konvulsivische Erbrechen<br />
<strong>und</strong> Würgen das Zwergfell heftig zusammenschnürt <strong>und</strong> so <strong>die</strong> Brusthöhle verengert, daß <strong>die</strong> durch den<br />
Reiz in jähen Lauf gesezte, zur Entzündung schon vorbereitete Blutmasse ohne Stockung <strong>und</strong> Entzündung<br />
zu erregen sich durch <strong>die</strong> zusammengepresten Lungen nicht hindurchdrängen kann) an Entzündung der Leber,<br />
der Milz, der Harnblase, der Nieren u. s. w. an Mangel der Kräfte (durch Schmerzen erschöpft) <strong>und</strong> an<br />
52 Deshalb weis ich nicht, wie in Hallers Vorlesungen über Teichmeiers gerichtliche Arzneik<strong>und</strong>e (2ter Band erster<br />
Th. S. 189) gesagt werden kann: <strong>die</strong> Eingeweide fresse Arsenik nicht an, daher zu glauben sei, er besizze einen sehr<br />
narkotischen Schwefel - Just das Gegentheil!<br />
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