Über die Arsenikvergiftung ihre Hülfe und ... - Kathrin von Basse
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§. 146. fernere Erläuterung der reizenden <strong>und</strong> einschrumpfenden Kraft.<br />
Die reizzende <strong>und</strong> <strong>die</strong> einschrumpfende Kraft des Arseniks wirken fast stets zusammen, doch bald jene,<br />
bald <strong>die</strong>se mehr. Beide Wirkungen zusammen sind <strong>die</strong> Ursache der entstehenden Entzündung; <strong>die</strong> einschrumpfende<br />
aber erweist sich vorzüglich darin thätig, daß sie <strong>die</strong> Stelle, auf der der Arsenik unmittelbar<br />
angebracht wird, theils wie kochendes Wasser zusammenzieht <strong>und</strong> <strong>die</strong> nächste Haut in Blasen <strong>und</strong> Schwielen<br />
erhebt, theils auch beim tiefern Eindringen zum unempfindlichen abgestorbenen Schorfe frist. So wirkt<br />
er auf der Haut des äussern Körpers <strong>und</strong> eben so auf <strong>die</strong> Häute des Magens <strong>und</strong> der Gedärme.<br />
§. 147. Entstehung der Anfressungen <strong>und</strong> Schorfe.<br />
Wird <strong>die</strong> in Blasen erhobne Stelle der Zottenhaut durch den Andrang der Säfte <strong>und</strong> <strong>die</strong> konvulsivischen<br />
Bewegungen des Magens zerquetscht, so werden zugleich <strong>die</strong> kleinen Blutgefäse des drunter liegenden<br />
dritten Zellgewebes als des eigentlichen Sizzes 87 der gewöhnlichen Magenentzündungen geöfnet, sie<br />
schwizzen Blut aus, das durch Erbrechen oder bei der Leichenöfnung sich zeigt. Wirkt das Gift auf der<br />
entblösten Stelle länger, so dringt <strong>die</strong> örtliche Entzündung tiefer, <strong>und</strong> <strong>die</strong> Magensubstanz wird, der aufgetriebnen<br />
Gefäse wegen, an <strong>die</strong>sem Orte stärker; 88 <strong>und</strong> eben so tief geht der Brand, wenn <strong>die</strong> Entzündung<br />
<strong>ihre</strong>n Gipfel erreicht hat. Zur Entstehung <strong>die</strong>ser Brandkruste mag <strong>die</strong> einschrumpfende Kraft des Arseniks<br />
nicht wenig beitragen.<br />
§. 148. der einschrumpfende Reiz bringt <strong>die</strong> Kontraktur in den zweiten, so wie das<br />
fruchtlose Würgen <strong>und</strong> <strong>die</strong> peinliche Kolik in den ersten Wegen hervor.<br />
Dieser einschrumpfende Reiz scheint <strong>die</strong> nach Einsaugung des Arseniks in <strong>die</strong> Säftemasse gewöhnlich<br />
an den Gliedmasen sichtliche Kontraktur oder Anstrammung der Muskelfibern zu erzeugen, so wie er <strong>die</strong><br />
krampfhafte Zusammenziehung des Magens <strong>und</strong> der Gedärme bei innerer Vergiftung zu wege bringt, <strong>die</strong><br />
sehr <strong>von</strong> eigentlicher peristaltischer <strong>und</strong> antiperistaltischer Bewegung, das ist sehr <strong>von</strong> Erbrechen <strong>und</strong> Bewegung<br />
zum Stuhlgange verschieden zu seyn scheint.<br />
§. 149. Einschrumpfende Wirkung des Arseniks auf <strong>die</strong> Schliesmuskeln des Körpers.<br />
Die zusammenschrumpfende Kraft des Arseniks äußert sich auch durch mehrere Phänomenen; Gewöhnlich<br />
findet man nach <strong>die</strong>ser Vergiftung den obern Magenm<strong>und</strong> <strong>und</strong> den Pförtner dergestalt zusammengeschnürt,<br />
daß nicht <strong>die</strong> mindeste Luft hindurch dringen kann. Man bemerkt ferner bei solchen Unglücklichen<br />
den Schl<strong>und</strong> 89 oft wie verengert, <strong>die</strong> Brust (das Zwergfell?) bänglich zusammen gezogen, <strong>die</strong> Bauchmuskeln<br />
schnüren den Unterleib ein, 90 fast alle Schliesmuskeln besonders <strong>die</strong> des Afters 91 <strong>und</strong> der Harnblase<br />
92 sind wie verschlossen, <strong>und</strong> <strong>die</strong> Mündung der Gallgänge in den Zwölffingerdarm ist oft dergestalt verengert,<br />
daß keine Galle 93 herüber geprest werden kann. Auch hat man den Magen nach Arsenik zuweilen<br />
ganz verengert gef<strong>und</strong>en.<br />
87 Haller Physiol. lib. 19. sect. I. §. 10. S. 132.<br />
88 Pyl Aufsäzze <strong>und</strong> Beob. erst. Theil. S. 58. - Mezger mediz. ger. Beob. 1ster Band. S. 50. - Klökhof im achten<br />
Th. der Harlemer Abh. Erstes Stük. - Lieutaud hist. anatom. med. lib. 1. abs. 116.<br />
89 So findet man nach Vergiftung mit Sublimat, der mit dem Arsenik gleich (Sprögel a. a. O. S. 58) wirkt, den<br />
Schl<strong>und</strong> oft (ohne merkbare Entzündung) fast ohne zurükgelassene Höhlung zusammengezogen; Sprögel a. a. O. S.<br />
43.<br />
90 Oft ohne erfolgendes Erbrechen wird der Unterleib konvulsivisch eingezogen; Sprögel a. a. O. S. 57. - Quelmalz<br />
commerc. litt. Nor. 1737. S. 220.<br />
91 Man hat bei <strong>Arsenikvergiftung</strong>en oft erst nach etlichen Tagen Stuhlgang erfolgen gesehn commerc. litt. Nor. a. a.<br />
O. nach drei Tagen bei einer äusserlichen <strong>Arsenikvergiftung</strong>, m. s. Acta N. C. vol. 9. obs. 37.<br />
92 Sprögel a. a. O. S. 53.<br />
93 Sprögel a. a. O. S. 53.<br />
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