Über die Arsenikvergiftung ihre Hülfe und ... - Kathrin von Basse
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zu erregen, so wäre er ein unvergleichliches Hülfsmittel, ob er gleich auch auf der andern Seite keine spezifische<br />
Gegenwirkung zur Milderung der Natur des Arseniks äußern kann.<br />
§. 165, 166. Vierte Klasse, Mittel <strong>die</strong> Navier für spezifisch ausgiebt.<br />
Ich mache <strong>die</strong>jenigen gegenmittel, <strong>die</strong> Navier in seinem Buche <strong>von</strong> den Gegengiften in Vorschlag gebracht<br />
hat, zur vierten Klasse, da sie sowohl oft alzu künstlich, unanwendbar <strong>und</strong> problematisch, doch <strong>ihre</strong>r<br />
anscheinenden Spezifizität wegen, einer besonderen Betrachtung werth sind.<br />
§. 166.<br />
Da er bisher der Hauptschriftsteller in <strong>die</strong>sem Fache zu seyn scheint, so erlaube man mir einen hieher<br />
gehörigen Auszug aus seinem Werke 118 zu machen. Seine Mühsamkeit ver<strong>die</strong>nt Dank, aber seine Vorschläge<br />
schwerlich Nachfolge; bei aller seiner guten Absicht, spezifische Gegenmittel auszufinden, <strong>die</strong> den<br />
Arsenik in seinem Wesen ändern, zerstören <strong>und</strong> unkräftig machen sollen. Last uns sehen wie er zu Werke<br />
geht.<br />
§. 167. Anführung, Beurtheilung derselben;<br />
Schlägt er laugensalzige Schwefelleber 119 vor, <strong>und</strong> behauptet, daß wenn sie in Wasser aufgelöst <strong>und</strong> zu<br />
Arsenikwasser gemischt werde, <strong>die</strong> tödliche Wirkung des leztern fast völlig verschwinde. Es erfolge, wenn<br />
beide Flüssigkeiten heis zusammen geschüttet würden, ein schmuzig weißer Niederschlag. Von lezterm will<br />
er sich durch chemische versuche überzeugt haben, daß er fast allen Arsenik aus der Auflösung an sich genommen<br />
habe, <strong>und</strong> will der über dem Bodensazze stehenden Flüssigkeit wenig oder gar keinen Thiel <strong>die</strong>ses<br />
Giftes zugestehn. Die Leber werde hiedurch ganz <strong>und</strong> gar zerlegt, <strong>die</strong> Arseniktheilchen giengen gröstentheils<br />
an den Schwefel. Einige andre kleine Parthien Arsenik blieben mit dem laugensalzigen Theile verb<strong>und</strong>en -<br />
Es zeigen jedoch seine nachfolgenden (S. 24.) Versuche selbst, daß nicht wenig Arsenik mit dem Laugensalze<br />
der Leber vereinigt bleibt. 120<br />
118 Navier Gegengifte des Arseniks, äzzenden Sublimats, Spangrüns <strong>und</strong> Bleies, übersezt, mit Anm. <strong>von</strong> Weigel,<br />
erster Band, Greifswalde 1782, 4to.<br />
119 S. 14 bis 19.<br />
120 Daß <strong>die</strong> laugensalzige Schwefelleberauflösung ein viel geringeres Verbesserungsmittel <strong>und</strong> Gegengift des Arseniks<br />
genant zu werden ver<strong>die</strong>nt, als Navier wähnt, sieht man aus folgenden Gründen: 1.) Laugensalzhaltige Schwefelleber<br />
wirkt in wenig Wasser aufgelöst giftartig, sie zerfrist Federn, Hare, Knochen <strong>und</strong> alle thierischen Theile in<br />
kurzer Zeit zu einer Gallerte; stärker verdünt wirkt sie doch noch mit heftigem Reizze. 2.) Ist der Arsenik nicht in<br />
Auflösung, sondern in Pulvergestalt, wie gewöhnlich im Magen vorhanden, so kann <strong>die</strong> Schwefelleber noch lange als<br />
Aezmittel auf <strong>die</strong> Wände <strong>die</strong>ses so leichtentzündlichen, wohl gar schon entzündeten Eingeweides reizzend <strong>und</strong> äzzend<br />
wirken, ehe seine etwaige Kraft, den almählig aufgelösten Arsenik zu zerstören, statt finden kann. 3.) Navier mag<br />
sagen, was er will, <strong>die</strong> Schwefelleber läst doch nur in so fern seinen Schwefel fahren, <strong>und</strong> nur in der Mase, als sein<br />
Lagensalz durch das Zumischen des Arsenikwassers so wie irgend einer andern Säure gesättigt <strong>und</strong> verschlukt wird,<br />
<strong>und</strong> so fält der Schwefel rein <strong>und</strong> ohne den mindesten Antheil an Arsenik nieder. Diese leztere Behauptung fält in <strong>die</strong><br />
Augen, wenn man bedenkt, daß der Schwefel ganz weis ohne <strong>die</strong> mindeste Gilbe (ohne <strong>die</strong> Operment nicht entstehen<br />
kann) sich präzipirt, besonders aber dadurch, daß neutralisirtes Arsenikwasser <strong>von</strong> Leberluft nicht angegriffen oder als<br />
Operment niedergeschlagen wird. Mit einem Worte Schwefelleber mit Arsenikwasser zur Sättigung gemischt, wird<br />
nichts mehr noch weniger als Arsenikmittelsalz, (<strong>und</strong> der reine abgeschiedne Schwefel fält zu Boden.) Ein Vortheil,<br />
den man anderweit viel leichter, gefahrloser <strong>und</strong> angenehmer erreichen kann. Seine chemischen Versuche können auch<br />
mit keiner Genauigkeit angestelt seyn, da er versichert, <strong>die</strong> Schwefelleber <strong>und</strong> das Arsenikwasser müsten heis zusammen<br />
geschüttet werden, wenn ein Niederschlag erfolgen solle, (da doch, wie sich jeder überzeugen kann, ein häufiger<br />
Niederschlag bei 40º Fahrenh. erfolgt) <strong>und</strong> das Präzipitat völlig weis ist, wie <strong>von</strong> Schwefelmilch.) 4.) Der abscheuliche,<br />
unerträgliche Geschmak der selbst verdünten Laugensalzleber ist kein geringer Gr<strong>und</strong> <strong>ihre</strong>r Verwerflichkeit.<br />
5.) Nur frisch bereitete Leber bewirkt einen Niederschlag, lang aufbewahrte ist viel unkräftiger. Schwerlich kann sie<br />
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