Festschrift [pdf] - Calenberge
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zur Unkenntlichkeit verwittert. Ein weiteres<br />
Wappen ist auf der Ostseite in die<br />
Kirchhofsmauer eingelassen. Außerdem<br />
hat sich eine stark verwitterte figürliche<br />
Sandstein-Grabplatte aus der Mitte des<br />
17.Jahrhunderts erhalten, die jetzt im Kircheninneren<br />
verwahrt wird. Sie zeigt den<br />
inschriftlich benannten Dorfschulzen Simon<br />
Wilde, lebensgroß, barhäuptig und mit<br />
Halskrause im Harnisch, dazu Schwert und<br />
Streithammer in den Händen und den Helm<br />
zwischen den Füßen, das Gesicht mit dem<br />
krausen Haar nach rechts gewandt. Vier<br />
Ahnenwappen in den Ecken der Grabplatte<br />
ergänzen das Bild. Der Dargestellte wird<br />
in einem Kaufkontrakt von 1626 erwähnt<br />
und ist vermutlich damals der Dorfschulze<br />
gewesen. 25<br />
Über das nicht mehr lesbare Wappen<br />
im linken Torpfeiler der Friedhofsmauer<br />
berichtet noch Martin Kahlo, dass es die<br />
Jahreszahl 1594 und den Namen Alemann<br />
zeigte und es sich somit um das Wappen<br />
der alten Magdeburger Patrizierfamilie,<br />
die in <strong>Calenberge</strong> seit hundert Jahren ein<br />
Lehnsgut und seit 1562 das Schulzenamt<br />
inne hatte, handele. Weiter führt er aus,<br />
das rechte, vierfeldrige Wappen müsse<br />
einem Abt vom Kloster Berge zugeordnet<br />
werden. Es zeigt in zwei Feldern Rosen,<br />
außerdem Eicheln und Fische. Somit ist<br />
sehr wahrscheinlich, dass die beiden Wappen<br />
der Vorgängerkirche zu Ehren der Stifter<br />
– demnach der Abt vom Kloster Berge<br />
und der Dorfschulze – angebracht gewesen<br />
sind. Hieraus ist die Schlussfolgerung<br />
möglich, dass die Vorgängerkirche Ende<br />
des 16.Jahrhunderts errichtet wurde oder<br />
zumindest einen umfassenden Umbau<br />
erfahren hat. Ob dieser Kirchenbau nun<br />
der erste in <strong>Calenberge</strong> war, bleibt weiterhin<br />
offen. Der dritte, etwas größere<br />
Wappenstein in der Friedhofsmauer zeigt<br />
das Wappen vom Kloster Berge und die<br />
Jahreszahl 1701. Ferner sind noch einzelne<br />
Buchstaben zu erkennen, rechts BB<br />
und links ein W. Es handelt sich hierbei<br />
um den Wappenstein des Abtes Wolfhardt<br />
(Schreibweise auch Wolfart oder<br />
Wohlfahrt).<br />
Aus älterer Zeit gehören noch zum Inventar<br />
der Kirche eine vergoldete Taufschale,<br />
die inschriftlich am 29.November 1685<br />
von Jürgen und Margareta Böne gestiftet<br />
wurde, außerdem zwei barocke Altarleuchter<br />
aus Messing, gestiftet 1664 von Catrina<br />
Pielen, deren Nachname auf einem Leuchter<br />
mit „ie“, auf dem anderen nur mit einfachem<br />
„i“ graviert ist. Weiter besitzt die Gemeinde<br />
einen silbernen Messkelch mit vergoldeter<br />
Kuppa. Neben dem Entstehungsdatum<br />
1711 sind um den Fuß in einer schlecht<br />
lesbaren Schenkungs-Inschrift die Namen<br />
der Stifter graviert. Es handelt sich hierbei<br />
um den damaligen Inhaber des Ackerhofes<br />
Nr.1 (Nr.1 laut Separationsrezess) und Gerichtsschulzen<br />
in <strong>Calenberge</strong> Johan Bendix<br />
Drope (Schreibweise auch Troppe) und seine<br />
zweite Frau Anna Magdalena, geborene<br />
Moltrecht aus Gübs.<br />
21 Magdeburgische Zeitung, 21.1.1880, Amtliches Kreisblatt für den ersten Jerichowschen Kreis, 27.1.1880, Magdeburger Tageblatt, 22.1.1880, Tageblatt für die Jerichowschen und<br />
benachbarten Kreise und Burgsche Zeitung, 27.1.1880. 22 Consistorium für die Provinz Sachsen, Acta betreffend die Kirchen-, Pfarr- und Küsterei-Bauten in der Parochie <strong>Calenberge</strong><br />
1879 – 1890, Archiv der Kirchenprovinz Sachsen, AKPS, Rep.A, Spec.G, Nr.6726. 23 Consistorium für die Provinz Sachsen, Acta betreffend die Kirchen-, Pfarr- und Küsterei-<br />
Bauten in der Parochie <strong>Calenberge</strong> 1879 – 1890, Archiv der Kirchenprovinz Sachsen, AKPS, Rep.A, Spec.G, Nr.6726. 24 Perlberg, Richard, Zeitzeugenbefragung 2002, in: Stadtarchiv<br />
Magdeburg Rep.47 S2, s.p. 25 Kahlo, Martin, <strong>Calenberge</strong> Dorf und Flur, Schönebeck 1929, S. 32f.