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Baslerin an der Seite<br />
von Kinostar Brad Pitt<br />
Quentin Tarantinos Film «Inglourious Basterds» spielte über 350 Millionen<br />
Dollar ein. Bei dem Thriller dabei war auch Noémi Besedes (30) aus Basel.<br />
Wir sprachen mit der Schauspielerin über Dreharbeiten mit Superstars,<br />
Schoggigelüste und ihr sexy Foto-Shooting <strong>für</strong> ein Männermagazin.<br />
Interview und Fotos: Dominique Zahnd<br />
In «Inglourious Basterds» standen <strong>Sie</strong> mit<br />
Stars wie Brad Pitt, Til Schweiger und Christoph<br />
Waltz vor der Kamera, der <strong>für</strong> seine Rolle<br />
als Bösewicht sogar mit einem Oscar ausgezeichnet<br />
wurde. Wie fühlte es sich an, bei einer Hollywood-Produktion<br />
mitzumachen?<br />
Das waren die drei aufregendsten Wochen<br />
meines Lebens. Der Film spielt in den 40er-<br />
Jahren und wir hatten <strong>Original</strong>kostüme aus<br />
dieser Zeit an. Die waren so empfindlich,<br />
dass sie nie gewaschen werden durften. Das<br />
Gemisch, mit dem die Kleider desinfiziert<br />
wurden, bestand aus Wodka und Wasser.<br />
Und wie haben <strong>Sie</strong> Regisseur Quentin Tarantino<br />
erlebt?<br />
Er war immer gut gelaunt und ein<br />
absoluter Vollprofi. Wenn er hinter<br />
der Kamera steht, ist er total<br />
fokussiert. Darum hat er sich bei<br />
einer brenzligen Szene auch die<br />
Augenbrauen angesengt. Ansonsten<br />
fiel Quentin durch sehr bunte<br />
Hemden und seine interessante<br />
Art auf, wie er mit Drehpausen<br />
umgeht. Er liess dann immer Musik laufen.<br />
Es sind manchmal aber auch echt krasse Sachen<br />
passiert...<br />
Erzählen <strong>Sie</strong>.<br />
Unsere Drehtage begannen oft schon um<br />
5 <strong>Uhr</strong> morgens. Deswegen kam es ab und<br />
zu vor, dass Leute in den Drehpausen auf<br />
ihren Stühlen eingenickt sind. Das sah Tarantino<br />
gar nicht gerne. Darum wurde eine<br />
sogenannte «Wall of Shame» – eine Wand<br />
der Schande – eingerichtet. Jedem, der<br />
einschlief, hielt die Crew ein Sexspielzeug<br />
neben seinen Kopf und das Foto wurde anschliessend<br />
aufgehängt. Ich bin zum Glück<br />
immer wach geblieben.<br />
Wie waren Ihre Co-Stars: Pitt? Schweiger? Daniel<br />
Brühl? Oder Eli Roth?<br />
Ich empfand sie alle als sehr unkompliziert<br />
– sie wurden auch nicht speziell abgeschirmt.<br />
Aber wenn zum Beispiel Brad Pitt<br />
in einer Pause gemütlich in einer Ecke sein<br />
Bierchen trinkt, lässt man den automatisch<br />
in Ruhe. Man will halt nicht stören, obwohl<br />
er ja wirklich sehr nett ist. Ich hatte am<br />
meisten mit Eli Roth zu tun. Den kennt<br />
man aus Horrorfilmen wie «Hostel» oder<br />
«Piranha 3D». Eli hatte überhaupt keine<br />
Schamgrenze: Darum hat er an seinem letzten<br />
Drehtag <strong>für</strong> uns gestrippt.<br />
Was sind die markantesten Unterschiede zwischen<br />
einer Hollywood-Produktion und einem<br />
Fernseh-Film?<br />
Das Budget. Wie viel Geld in die Kulissen<br />
bei so einer Grossproduktion gesteckt wird,<br />
ist verrückt. Bei «Inglourious Basterds»<br />
wurde zum Beispiel der gleiche Saal einmal<br />
im Studio und zweimal ausserhalb aufgebaut,<br />
nur damit man beobachten konnte,<br />
wie das Ganze in Brand gesteckt aussieht.<br />
Ausserdem habe ich gerüchteweise gehört,<br />
dass Tarantino eine Szene im Wald drehen<br />
wollte, die aber im Sommer spielte. Also<br />
liess er im Januar anscheinend tagelang<br />
Blätter an die kahlen Bäume kleben – nur<br />
um am Schluss die Szene doch zu streichen.<br />
«Das Spannendste an meinem Beruf ist, in komplett fremde<br />
Figuren schlüpfen zu können. Mit den Biestern oder den<br />
starken Frauenrollen habe ich höchstens eines gemeinsam:<br />
die Zielstrebigkeit. Ich weiss, was ich will.»<br />
<strong>Sie</strong> werden auffallend viel als Biest besetzt. Warum?<br />
Ich spielte schon Killerinnen, Korporalinnen,<br />
Einbrecherinnen und hinterhältige<br />
Frauen, die einem den Freund ausspannen<br />
wollen. Aber nicht nur. Ich war auch schon<br />
eine Notfallärztin oder das besorgte Mami.<br />
Also sind <strong>Sie</strong> privat kein Luder?<br />
(lacht) Überhaupt nicht. Ich bin eine ganz<br />
Brave. Im Ernst: Das Spannendste an meinem<br />
Beruf ist, in komplett fremde Figuren<br />
schlüpfen zu können. Mit den Biestern oder<br />
den starken Frauenrollen habe ich höchstens<br />
eines gemeinsam: die Zielstrebigkeit.<br />
Ich weiss, was ich will.<br />
Dann haben <strong>Sie</strong> sich auch bewusst entschieden,<br />
letzten Sommer aus dem Koffer zu leben?<br />
Es war ein verrücktes Jahr. Ich pendelte hin<br />
und her zwischen Bayern, Berlin, Paris,<br />
Basel und Bergün. In Bayern habe ich einen<br />
Film <strong>für</strong> die ARD gedreht und einen Krimi<br />
<strong>für</strong>s ZDF. In Paris moderierte ich <strong>für</strong> Mercedes<br />
am Autosalon. In Berlin stand ich <strong>für</strong><br />
die TV-Serie «Anna und die Liebe» vor der<br />
Kamera. In den Schweizer Bergen spielte<br />
ich die Hauptrolle im Kinofilm «Biwak».<br />
Und in Basel räumte ich einen Tresor aus –<br />
<strong>für</strong> einen Kurzfilm, den ich mitproduziert<br />
habe.<br />
Ihre Agentur ist in Berlin, <strong>Sie</strong> drehen oft dort.<br />
Was schätzen <strong>Sie</strong> an Deutschlands Hauptstadt?<br />
Ich geniesse es, ab und zu in einer Stadt zu<br />
wohnen, in der man auch an einem Dienstag<br />
um 3 <strong>Uhr</strong> morgens spontan in die Disco<br />
gehen kann. Ausserdem gefallen mir die unkomplizierten<br />
Leute und die vielen gemütlichen<br />
Cafés.<br />
Wenn <strong>Sie</strong> dort sind, was vermissen <strong>Sie</strong> dann am<br />
Meisten aus der Schweiz?<br />
Meine Freunde, die Berge und das Essen,<br />
speziell die Schoggi. Ich würde mich am<br />
liebsten nur von Schokolade ernähren.<br />
Das Dumme ist nur, dass die so viele Kalorien<br />
hat...<br />
Ich habe tolle Gene – dank meiner Mutter.<br />
Darum kann ich essen, was ich will.<br />
Das kam Ihnen sicher zu gute, als <strong>Sie</strong> sexy Fotos<br />
<strong>für</strong> ein Männermagazin gemacht haben.<br />
Das «FHM» ist ein renommiertes Lifestyle-Magazin<br />
<strong>für</strong> Männer. Die Anfrage<br />
kam gleich nach dem Tarantino-<br />
lassen.<br />
TITELSTORY<br />
Film. Immerhin haben schon<br />
Schauspielerinnnen wie Angelina<br />
Jolie, Scarlett Johansson<br />
oder Jessica Alba freizügig <strong>für</strong><br />
dieses Magazin posiert. Obwohl<br />
ich die Bilder als gelungen<br />
betrachte, würde ich mich<br />
aber nicht mehr so fotografieren<br />
Warum?<br />
Weil ich mich nicht als sexy Häschen empfinde,<br />
sondern als starke und selbstbewusste<br />
Frau. Und so möchte ich auch gerne<br />
wahrgenommen werden. ■<br />
Persönlich<br />
Noémi Besedes, die deutsch, englisch, französisch,<br />
ungarisch, spanisch sowie thailändisch spricht, startete<br />
ihre Karriere als Moderatorin bei Viva Schweiz.<br />
Die Baslerin machte einen Abschluss an der European<br />
Film Actor School in Zürich und liess sich in<br />
Deutschland bei diversen renommierten Coaches<br />
weiterbilden. Besedes stand in den letzten Jahren <strong>für</strong><br />
die unterschiedlichsten TV-Sender vor der Kamera,<br />
darunter Sat1, ARD, RTL und SF DRS. Soap-Fans<br />
kennen die Schauspielerin aus Serien wie «Verbotene<br />
Liebe» und «Unter uns». Im Kino war sie schon<br />
in der indischen Produktion «Out of Control» (2002),<br />
dem deutschen Film «Die Helden aus der Nachbarschaft»<br />
(2007) und dem Hollywoodthriller «Inglourious<br />
Basterds» (2009) zu sehen. 2011 läuft der Film<br />
«Biwak» im Kino an, in dem Noémi Besedes eine<br />
Korporalin spielt.<br />
WWW.REGIOAKTUELL.COM ■ REGIO AKTUELL 12/2010 ■ 7