Zunächst haben Sie das Material gewählt.Beton. Damit wollten wir konstruieren. Aber Hajek hat dann der Oberflächedurch die Farbwege einen zweiten Sinn gegeben: die Kennzeichnung<strong>des</strong> ursprünglichen Materials, das seine Eigenschaft hat, die es auch zur Konstruktionbringen muß, wird deutlich. Und dieses Verhältnis, das Hajek hergestellthat, ist <strong>im</strong> Grunde die große Aussage seiner <strong>Kunst</strong>. Er paßt sich in dieSchemata der <strong>Raum</strong>installation hinein.Haben Sie über die Farbgestaltung gesprochen?Das war Hajeks Sache ganz allein. Darüber haben wir nie gesprochen.Die Dinge, die er gemacht hat, die können auch ohne Farbe leben, nur mitder Farbe zusammen sind sie doppelt, da sehen Sie Farbe und das, was zwischender Körperhaftigkeit und der Farbe ist. Diese Farbwege, Farbe und Wegzusammen, das ist seine ureigene Idee. Es gibt Vorgänger, daß man zum Beispielden Weg in den Boden hineinlegt. Das haben wir auch schon gemacht,Klinker-Format herumgedreht, gewechselt und andersfarbiges Material genommen.Das war aber nie als <strong>Raum</strong>erklärung, sondern nur als Wegerklärunggedacht. Wir haben den Lichtweg an der Decke fabriziert. Das sinddie Riesen-Beleuchtungssegel der Halle, parallel zu den Treppen. Sie sind jaselbst oft entlang gegangen.Für die Mensa gab es keine best<strong>im</strong>mten Farbwerte, sondern ‘nur‘ Rot GelbBlau?Ja, Hajek hatte eine Farbkarte der Firma Wiedopren und er hat gesagt:das Blau und das Rot und das Gelb.Rosengarten vor der Mensavon Otto Herbert HajekWie kann man sich die einzelnen Schritte der Zusammenarbeit mitOtto Herbert Hajek vorstellen? Haben Sie sich während der Planung mit Hajekzusammengesetzt und Dinge diskutiert?Überhaupt nicht. Als er angefangen hat, hat er unsere Werk-Zeichnungengekriegt. Dann hat er das Modell gemacht; die Bildwerke waren, wie schonerwähnt, noch manuell. Eines Tages sagte Hajek dann: Ich kann das nichtmehr manuell machen, ich brauche eine „Denkstube“, Reißschiene undWinkel wie Ihr. Und die mußte da sein, wo die Baubude stand, wo er denBau überblicken konnte. Für spätere Wandrefliefs und Holzbildwerke. Ichprojizierte die Stützen hinaus in die Landschaft und sagte: Wir teilen das auchdraußen so auf, daß der Bau sich verklammert. Das war unsere Arbeit. Wirhaben die ganze Konstruktion, die Festigkeit gemacht, aber auch die Beziehungen,die Funktionen gestaltet.Wir hatten <strong>im</strong> Wettbewerb vorgeschlagen: Wir machen außen Betonbretterzur Kl<strong>im</strong>atisierung und als Sonnenschutz, als Reflektoren, ich wollte keinekünstliche Kl<strong>im</strong>atisierung machen, sondern eine Kl<strong>im</strong>atisierung über dasGewicht der Materialien. Wenn der Beton nachts abkühlt, dann hält er dieTemperatur den Tag über, <strong>im</strong> Hochsommer. Umgekehrt kommt die Tageswärmeauf die Nacht hin. Da hat man jetzt eine Wissenschaft daraus gemacht.Dann haben wir gesagt: Wenn wir solche Schwergewichte machen,können wir damit spielen, <strong>im</strong> ersten Drittel, <strong>im</strong> zweiten Drittel oder umgekehrt,am Ende, in Variation. Dann machen wir eine Balustrade mit einemBlumenkübel auf der Seite. Und das wird eine breite Treppe. Und alles dashat Hajek sich durch den Kopf gehen lassen. – Dann habe ich gesagt: Vorder Mensa, vor dem Café nehmen wir dann ein Quadrat und da pflanzenwir rote Poliander-Rosen, die das ganze Jahr über blühen. Als er das nächsteMal kam: „Ich habe darüber nachgedacht, aber das können wir nichtmachen. Wir müssen das „artifiziell“ machen. Denn gegen den Wald kannman nicht anstinken.“ Also hat Hajek Blumen aus Beton gemacht, den“Rosengarten“.War das „Artifizielle“ in Ihrem Sinn?In meinem Sinne war’s. Ich gestehe dem Mann, den ich beauftragt habe,das zu, was ich von meinen Auftraggebern erwarte, wenn sie mich beauftragthaben. Wenn ich meine Sachen bearbeite, dann muß ich Entscheidungsfreiheithaben. Man kann informieren, auch vorbereiten auf das, wasgemacht wird, bei allen Entwürfen, aber entscheiden muß ich allein. Mankann auch drüber reden, aber nicht hinterher Kompromisse schließen, abwägenoder sonst –48
Einen Rosengarten aus Beton zu machen –... gehörte zu Hajeks Präsentationskonzept. Er präsentiert durch Widerstand,Störung. Wenn etwas glatt ist, schön, ästhetisch und selbstverständlich,spricht es nicht, sagt es nichts. Eine Störung erklärt das Objekt.Ich habe von Ihnen gelesen, daß die plastische Gestaltung die Architektur‘stört’, in dem Sinne, daß der Blick sich bricht und man sich die Architekturbewußt macht.Sie ist dialektisch, das ist ein philosophischer Begriff. Ein Ding ist eindeutignur, wenn es <strong>im</strong> Kontext steht. Yin und Yang bei den Chinesen. In allenPhilosophien finden Sie das, auch in unserer. Ein Ding muß so sein, daß manes sich auch <strong>im</strong> Kontext vorstellen kann.Architektur und Plastik, Materialität und <strong>Raum</strong> durchdringen und verklammernsich.Genau. Viel mehr noch als bei einzelnen Plastiken, die auf einer Stelestehen, oben an der Balustrade. Und das hat Hajek so aufgenommen und soweitergeführt, daß die Vorstellung von der Durchdringung zwingend ist.Durchdringung von Architektur und Plastik. – Ein Motiv der Durchdringungsind die Lichtführungen, die ja sehr lebendig sind.Das ist sekundär gewesen. Wir waren uns bewußt, wenn Hajek Skulpturenmachen soll, müssen wir die Beleuchtung so weit zurücknehmen, daß sieals Körper nicht mehr auftritt. Da gibt’s nur Leuchtröhren über den Rostenund kleine Beleuchtungskörper mit der Beschriftung „Notausgang“, die hängenunter einer Betonsäule. – Das ganze Haus hat eine gewisse Maßordnung– Zahlenmystik ist das nicht, Raster ist das auch nicht. Das kleinste Maß indiesem Haus ist 12 1/2 cm und dann gibt’s <strong>im</strong> Verhältnis dazu 2 x 12 1/2 cm,das sind 25 cm. Das war der Modul damals. Das ist die Hälfte vom Backstein.Ein Mehrfaches davon ist die Bodenplatte, die wir in den Boden eingelassenhaben, damit die Putzfrauen <strong>im</strong>mer den Tisch darauf stellen und nicht einewiges Durcheinander und ein Geschiebe entsteht. Da hat der Tisch zu stehen!Das haben wir auch in den Zeichnungen. – Ein Detail noch: zum Beispielmußten wir die Fliesen in der Küche, 12 x 25 cm (Schw<strong>im</strong>mbadfliesen) vonVilleroy & Boch aus Lübeck oder sonst irgendwo beziehen, weil sie hier nichtgemacht werden. Wir haben den Fliesenlegern gesagt: Du hast grundsätzlichauf der Fuge zu verlegen und nicht irgendwo rechts oder links, damit dannaus den Platten irgendwo das Wasser raus kommt. Auch die Installateurehatten danach zu verlegen. Alle haben sie gemault und haben gesagt: Siekriegen keinen Akkord raus. Weil sie umdenken mußten. Am Schluß sind sieganz gut weggekommen. Warum? Es war einfach, die Fliesenleger mußtensich nur umstellen. Nachdem sie sich umgestellt hatten, wußten sie <strong>im</strong>mer,wo sie dran sind. Es mußte keiner mehr die Bauleiter fragen.Was heißt Maß für Sie in der Architektur der Mensa?Ich habe vorhin gesagt, das Grundelement hat 12 1/2 x 25 cm. Unsereganze Produktion ist darauf aufgebaut. Auch Hajek hat alle Teile aus Holzund aus Beton nach diesem Kanon gemacht.Diese Maßeinheiten evozieren Harmonie. Man spürt eine St<strong>im</strong>migkeit, dieinnere Ordnung.Richtig. Warum soll man sich Mühe machen, etwas unst<strong>im</strong>mig zumachen, wenn’s st<strong>im</strong>mig viel einfacher geht?Und menschlicher?Das würde ich nicht sagen. Aber ich würde sagen, das Grundmaß, das wirgemacht haben, das sind metrische Maße. Corbusier hat seinen Menschennach dem Goldenen Schnitt die Arme hochstrecken lassen, Leonardo stellteden Menschen in einen Kreis. Das ganze Haus [die Mensa] mißt 60 x 60 m,und man kann mit den metrischen Maßen spielen so viel man lustig ist. Spielenist menschlich.Was wollten Sie den Studenten mit der Mensa, dem Studentenhaus geben?Die Minuten oder die Viertelstunde, die sie da essen, viel mehr Zeit habensie ja nicht, sie wird ja vier, fünf mal neu besetzt, sollen sie mit Löffeln essen,<strong>Raum</strong>plastik von Otto Herbert Hajek49
- Seite 1: Kunst im öffentlichen RaumSaarland
- Seite 7: VorbemerkungMit dem vorliegenden Ba
- Seite 10 und 11: Universität des Saarlandes in Saar
- Seite 12 und 13: In der architektonischen Gestaltung
- Seite 14 und 15: ildet das 1962 errichtete Hörsaalg
- Seite 16 und 17: Universität des Saarlandes in Saar
- Seite 18 und 19: Der Nordhang des Schwarzenberges is
- Seite 20 und 21: Boris Kleint, 1964, Relief, Alumini
- Seite 22 und 23: kulturgeschichtlichen Betrachtung d
- Seite 24 und 25: Hinsicht gegensätzlich. Mit seiner
- Seite 26 und 27: Zeigerdarstellung einer Wechselspan
- Seite 29 und 30: Architektur und Kunst im öffentlic
- Seite 31 und 32: äumlichen Beziehungen, zusätzlich
- Seite 33 und 34: Und draußen steht im weiten Abstan
- Seite 35 und 36: Das Studentenhaus Saarbrücken, ein
- Seite 37 und 38: Hier zeigt sich bereits ein gestalt
- Seite 39 und 40: Der AußenbauDie Ansicht der Außen
- Seite 41: Hajek, der 1980 als Professor an di
- Seite 44 und 45: für die Mensa: Tische mit edelstah
- Seite 46 und 47: Leo Kornbrust vorgeschlagen, der ab
- Seite 50 und 51: daß es Dinge gibt, die in ihrem Ei
- Seite 52 und 53: Vom Umgang mit Kulturgut - die Mens
- Seite 55 und 56: Ein Streitfall: Richard Serras „T
- Seite 57 und 58: etrag hätte man die Skulptur eines
- Seite 59: Drei Schwächen weist „Torque“
- Seite 62: Seite 63 bis 65Skizzen zu der Arbei
- Seite 68 und 69: Studentenhaus Saarbrücken, Modell6
- Seite 70 und 71: 2. Studentenheim in Homburg/Saar, K
- Seite 73: Campus Homburg/Universitätsklinike
- Seite 76 und 77: auf der gesamten Rückfront, der de
- Seite 78 und 79: eine Forderung, deren Erfüllung be
- Seite 80 und 81: zessive zerstört, denn ihr ursprü
- Seite 82 und 83: Asche von 29 sowjetischen Märtyrer
- Seite 84 und 85: Gebäudenummer, die zuzeiten der Pf
- Seite 86 und 87: Zeichnungen: Dieter WingertszahnVor
- Seite 88 und 89: Von großer Bedeutung für den Hoch
- Seite 90 und 91: 90- Dampfkoch- und Dampfwaschküche
- Seite 92 und 93: KinikenInstitute und Fachrichtungen
- Seite 94 und 95: im relativ separierten Teil der see
- Seite 96 und 97: (Kat.-Nr. 13, Hom.) und ein Brunnen
- Seite 98 und 99:
985) Museo Nazionale Neapel. - Es w
- Seite 100 und 101:
Die Gestaltung dieser mikrokosmisch
- Seite 102 und 103:
Flurbereich einen von einem Himmel
- Seite 105 und 106:
DokumentationKunst im öffentlichen
- Seite 107 und 108:
Erb, Leo3Bewegliche Stele1989 beauf
- Seite 109 und 110:
Gross-Mario, Wolfgang6Wandrelief196
- Seite 111:
Hajek, Otto Herbert9Gesamtkunstwerk
- Seite 115 und 116:
Holweck, Oskar11Mobile Plastik1962/
- Seite 117 und 118:
Huschens, Wolfram14Wandbild1955 ode
- Seite 119 und 120:
Huschens, Wolfram17Wandgestaltung19
- Seite 121 und 122:
Kreutzer, Helmut20Wandgestaltung196
- Seite 123 und 124:
Mertz, Max23Wandgestaltung1954/55Fl
- Seite 125 und 126:
Rompza, Sigurd26Verspannung1989zwei
- Seite 127 und 128:
Schrempf, Walter29Fassadengestaltun
- Seite 130 und 131:
32 Strässer, HerbertDreiergruppePl
- Seite 132 und 133:
36 Viva, RolfReliefierte Stelen1989
- Seite 135:
DokumentationKunst im öffentlichen
- Seite 138 und 139:
3 Bauer, WernerWandgestaltung1998La
- Seite 140 und 141:
4 Binger, DietmarWandmalerei1976ca.
- Seite 142:
7 Brandolini, Andreasund Studenten
- Seite 145 und 146:
Gross-Mario, Wolfgang9Skulptur19741
- Seite 147 und 148:
Gruber, Thomas12Deckenbilder1989Res
- Seite 149 und 150:
Hiery, Oswald164 Handläufe1969Alum
- Seite 152 und 153:
19 Huschens, WolframWandgestaltung1
- Seite 154 und 155:
22 Koellmann, GeroLichtrelief1976Pl
- Seite 156 und 157:
25Lafontaine, Margret„Die Wassere
- Seite 158 und 159:
28Loebens, UweRaumgestaltung, Flies
- Seite 160 und 161:
31Peter-Lembach, GabrieleGlasfries1
- Seite 162 und 163:
35 Schön, Suzanneund Gercke-Reinsc
- Seite 164 und 165:
39Schuller, BrigittePlastik1970Kera
- Seite 166 und 167:
43 Villemin, JeanWindfahne1995Metal
- Seite 168 und 169:
46 Westrich, GerhardWandarbeit1992S
- Seite 170 und 171:
50 Zech, DorotheaWandteppich1980Lei
- Seite 172 und 173:
54 Künstlerische Gestaltung desFlu
- Seite 176 und 177:
AnhangLageplan Campus Saarbrücken5
- Seite 178 und 179:
AnhangLageplan Campus Homburg/Unive
- Seite 180 und 181:
Biografien der Künstlerinnen und K
- Seite 182 und 183:
Huschens, Wolframgeboren 1921 in Ob
- Seite 184 und 185:
Schön, Suzannegeboren 1965 in Saar
- Seite 186 und 187:
LiteraturauswahlKunst im öffentlic
- Seite 188 und 189:
Biografien der AutorInnen, Fotograf
- Seite 190:
AbbildungsnachweisUmschlag:Universi