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Kunst im öffentlichen Raum Saarland Band 2 Universität des ...

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eine Forderung, deren Erfüllung bei dem Wechsel der Niveauverhältnisse undbei der bewegten Silhouette <strong>des</strong> hügeligen Hintergrun<strong>des</strong> notwendig erschien.“14) Die Grundrißformen der Gebäude sind demnach konsequent aus demjeweiligen <strong>Raum</strong>programm, die äußere Gestalt der Gebäude <strong>im</strong> Wechselspielund <strong>im</strong> Gegensatz zu der sie umgebenden Natur entwickelt worden.„Ruhige Formen” ist eine relative Qualität. Ullmanns Bauten haben eineVielzahl unterschiedlicher Anbauten und Zusätze, die über den rektangulärenGrundrißkern bzw. die gerade Bauflucht, Trauf- und Firstlinie hinausgehenund doch eher bewegte Formen hervorbringen. Diese zusätzlichen, das jeweiligeGebäude in seiner Gesamtheit prägenden Formelemente sind zumBeispiel: Eingang mit Vordach, Risalit, überdachte Veranda, Veranda in derBauflucht, Pergola, Vorhalle, Gaube, Zwerchhaus, Dachreiter, Turm, Kamin.Gebäude 18Ansicht von Süden, Aufnahme 1985Hinzu kommt, daß diese zusätzlichen, untergeordneten Bauteile in Materialienausgeführt wurden, die sich vom Material <strong>des</strong> jeweiligen Kernbaus unterscheiden:Die Anstaltsgebäude sind aus Backstein errichtet, mit einem hellenrauhen Putz überzogen, haben Sandsteinsockel und mit naturroten Biberschwanzziegelngedeckte Dächer (mit Ausnahme der beiden „Landhäuser fürKranke 1. und 2. Klasse“, Gebäude 31 und 32, heute 18 und 69, die mitSchiefer gedeckt sind). Bei den zusätzlichen Bauteilen kommen als MaterialienHolz und Schiefer und bei den architektonischen Gliederungen – Ges<strong>im</strong>se,Eckquaderungen, Tür- und Fensterfaschen – Sandstein hinzu. Die Ausbildungvon Gebäudetrakten, deren mitunter schräge Zuordnung und asymmetrischeAnordnung sowie die unterschiedliche Anzahl der Geschosse steigern ebenfallsdie Formenvielfalt der Gebäude.Materialvielfalt an einem Baukörper bzw. die Präsentation unterschiedlicherMaterialien in ihrer jeweiligen Oberflächenqualität kann nun aber nicht alsSpezifikum von Jugendstil-Architektur gelten. Sie ist vielmehr für Bautencharakteristisch, die dem altdeutschen Stil, vergleichsweise auch der Architekturvon Arts and Crafts in England zuzurechnen sind. 15)Formenvielfalt dagegen, die Auflockerung <strong>des</strong> strengen Gleichmaßes vonGebäuden bzw. Schaffung von Bau-Individualitäten, ist ein Spezifikum vonJugendstil-Architektur. Ullmanns in seiner Baubeschreibung noch einmalartikuliertes Ziel war es, Eintönigkeit bei der Formgebung der einzelnenAnstaltsgebäude zu vermeiden: „... überall ist in erster Linie den Forderungender Zweckmäßigkeit Rechnung getragen und darnach die Gliederung undFormengebung der Gebäude best<strong>im</strong>mt worden. Die Eintönigkeit der großenGebäudeflächen wurde auf der Südseite durch die erwähnten Verandavorbauten,auf den Nordseiten durch entsprechende wechselnde Ausbildung derHaupteingänge zu vermeiden gesucht." 16) Und man muß dem Architekten indieser Hinsicht bescheinigen, daß die erreichte Formenvielfalt nicht in eineÜberfülle umgeschlagen ist. Was aber nicht gesagt werden kann, ist, daßdie Vielfalt der Formen bzw. die konstitutiven Formen <strong>im</strong> Detail durchgängigJugendstil-Charakter haben. Im Gegenteil: Man kann unter den einst49 Gebäuden der Anstalt streng genommen nur eins ausfindig machen, auf<strong>des</strong>sen Architektur die Bezeichnung Jugendstil in vollem Umfang zutrifft.Die Rede ist von dem einstigen Festsaalgebäude (34/5), in dem sich zur Zeitdie Bibliothek der Medizinischen Fakultät befindet und an dem, wie oben bereitserwähnt, die Tafel Daten zur Geschichte der Stadt Homburg angebrachtist, die Jugendstil als Bauform der Anstalt ganz selbstverständlich behauptet.Aus der Denkschrift von 1910:– Festsaalgebäude von Norden– Festsaal gegen die Empore78Die Funktion dieses Gebäu<strong>des</strong> hat den Architekten zu besonderen Leistungenbei der Ausbildung der Gesamtform wie der Detailformen, <strong>des</strong> Gebäudeinnerenwie der äußeren Gestalt herausgefordert. So ist ein Werk entstanden, dasihn auf der Höhe der Zeit, nämlich der Avantgarde-Architektur, zeigt und dasden Vergleich etwa mit Bauten der Darmstädter Künstlerkolonie Mathildenhöhe,einem Zentrum dieser Architektur <strong>im</strong> deutschsprachigen <strong>Raum</strong>, mitBauten von Peter Behrens und Joseph Maria Olbrich also, nicht zu scheuenbraucht. Die Entstehung der Mathildenhöhe verdankt sich <strong>im</strong> übrigen einerhinsichtlich <strong>des</strong> Terrains ähnlichen Ausgangssituation: Wie das Kirrbergertalbei Homburg wurde in Darmstadt ein großes Areal, eine Parkanlage <strong>des</strong>

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