Seiteneinrichtung Word Standard - Max-Planck-Gymnasium Trier
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Beides, was wir gegeben haben und was wir<br />
erhalten haben, sollen ich, meine Frau Hadwig<br />
und unser Sohn Heinrich zeitlebens ungestört<br />
behalten und besitzen und an den Altar des heiligen<br />
Petrus jährlich einen Zins von 6 Denar<br />
zahlen.<br />
Jeder, der diesen Nutznießungsvertrag brechen<br />
will, wird gezwungen, 10 Pfund Gold zu zahlen,<br />
und was er sich daraus nimmt, soll ihn nicht bereichern.<br />
Nach unserem Tode soll beides, das Gegebene<br />
und das Empfangene, dem Besitz und der Herrschaft<br />
des hl. Petrus anheimfallen und in seiner<br />
Gewalt bleiben.<br />
Damit dieser Nutznießungsvertrag in ungetrübter<br />
Ruhe und Sicherheit bestehen kann, habe ich,<br />
obengenannter Heinrich, unwürdiger Erzbischof,<br />
eigenhändig unterschrieben und durch die<br />
Unterschriften unserer Getreuen bekräftigen<br />
lassen.<br />
Zeichen des Herrn Erzbischofs Heinrich, der<br />
diesen Vertrag schreiben ließ und eigenmächtig<br />
bestätigte.<br />
Zeichen des Erzdiakons Thiedo usw.<br />
Im Namen Gottes öffentlich gegeben zu <strong>Trier</strong><br />
im Dom des hl. Petrus an den XV. Kalenden des<br />
Monats Oktober (= 17. September), im Jahre<br />
964 der Geburt des Herrn, im 29. Jahre des glorreichen<br />
Königs Otto über das Reich Lothars, in<br />
der 7. Indiktion."<br />
Übersetzung aus dem Lateinischen nach: Philipp Wey,<br />
Graf Siegfried von Luxemburg und der Vertrag von 964 –<br />
1000 Jahre Saarburg, in: Heimatbuch des Kreises Saarburg<br />
1964, S.5<br />
9<br />
Die Schenkung wird auf Bitte des Luxemburger<br />
Grafen vorgenommen, der<br />
eine zur Verwaltung seiner Besitzungen<br />
an der Mittelmosel möglichst nahe gelegene<br />
Burg benötigt. Sie ist außerdem der<br />
wichtigste strategische Stützpunkt im<br />
Südosten seiner Besitzungen. Gleichzeitig<br />
ist diese Schenkung ein großer<br />
Gunstbeweis des Erzbischofs für ihn. Die<br />
Sachsenkaiser waren bemüht, das Herzogtum<br />
Lothringen innerlich in das<br />
Reich einzufügen und suchten deshalb<br />
möglichst alle einflussreichen Ämter mit<br />
zuverlässigen Männern zu besetzen. Erzbischof<br />
Heinrich von <strong>Trier</strong>, Vetter von<br />
Otto I., und der von Karl dem Großen<br />
abstammende Ardennergraf Siegfried<br />
waren solche Männer. Schon durch die<br />
Erlaubniserteilung, 963 im Tausch mit<br />
der Reichsabtei St. <strong>Max</strong>imin zu <strong>Trier</strong> das<br />
Kastell Lucilinburhuc (kleine Burg) erwerben<br />
zu dürfen, hatte sich das Vertrauen<br />
des sächsischen Königshauses gegenüber<br />
dem Geschlecht der späteren Luxemburger<br />
gezeigt. Mit der Schenkung<br />
war es ebenso dem <strong>Trier</strong>er Erzbischofsstuhl<br />
verpflichtet. So zeigt die Territorialpolitik<br />
das Kräftegleichgewicht zwischen<br />
Reichsmacht sowie gräflichen und<br />
erzbischöflichen Besitzbestrebungen.<br />
Fragen zum Text:<br />
1. Bestimme die in der Urkunde angegebenen Orte geographisch.<br />
2. Ordne die Urkunde in den größeren historischen Kontext (Reichspolitik) ein.<br />
3. Zeichne die handelnden Personen in eine Lehenspyramide ein.<br />
4. Die Urkunde ist ein "Prekarie-Vertrag". Erläutere anhand des Textes Inhalt und Sinn dieses<br />
besonderen Vertrags.<br />
Literatur: Philipp Wey, Graf Siegfried von Luxemburg und der Vertrag von 964-1000 Jahre Saarburg, in:<br />
Heimatbuch des Kreises Saarburg 1964, S. 5-16<br />
Richard Laufner, Die ersten 4 Jahrhunderte der Geschichte Saarburgs, in: 1000 Jahre<br />
Saarburg, Saarburg 1964, S. 1-18<br />
Fritz Beisel, Geschichte der Stadt Saarburg von Anfängen bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts, in:<br />
Saarburg. Geschichte einer Stadt, Bd. I, <strong>Trier</strong> 1991, S. 40 ff