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Seiteneinrichtung Word Standard - Max-Planck-Gymnasium Trier

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Mit dem Unterricht ist es vorbei. Die Jungen klettern schon an der Stange hinauf. Aus dem<br />

Unter- und Oberdorf, selbst von Kirten eilt alles herbei. Da hebt’s von neuem an: "Kei Burgermeischter,<br />

kän Steiern mih!" Schmitz Vädder ruft die Treppe hinauf: "Gelt Dir, hummer<br />

net recht? De Bauern geit et wie em Mällsaak, nur tropp, es stips immer noch ebbes raus."<br />

Mein Großvater geht hinters Fenster und sagt zu seiner Frau: "Wir müssen warten, bis sie<br />

müd sind, dann hören sie von selber auf."<br />

So war es auch. Das Schreien und Tanzen verstummte allmählich. Da ruft einer von der<br />

Baach: "Wat kint e wei?" – "En de Kammerforscht!" schreien die Burschen. Mit Äxten, Sägen<br />

geht’s wahrhaftig hinauf. Einer will bauen, da braucht er Holz; Holz brauchen sie eigentlich<br />

alle. Heut ist’s billig da oben. Die Jugend möchte auch gern mit dem Förster zusammenstoßen.<br />

Über den Flur, den Heidknepp, bewegt sich der Zug. Einer macht dem andern Mut; die<br />

am Freiheitsbaum so laut geschrien, halten sich dem Dorf am nächsten. Vorposten melden,<br />

daß kein Förster zu sehen sei, aber die Irscher und Beuriger seien mächtig am Hauen. Da sinkt<br />

manche "königliche" Eiche unter den Streichen der Freiheitsmänner, die doch selbst Holz im<br />

Überfluß in ihren Gehöfterschafts- und Gemeindewäldern haben. Auf Wagen schleppen sie<br />

die Lasten nach Haus. Die am Dorfrand wohnen, lassen die Stämme und Stämmchen den<br />

Berg hinunterrollen; weil erst im nächsten Jahr gebaut werden kann, wird das Holz im Garten<br />

vergraben. Der arme Kammerforst! – Da endlich kommt Hilfe.<br />

In <strong>Trier</strong> war inzwischen ein kleiner, stämmiger General angekommen, sie nannten ihn Schreckensteiner;<br />

so hat mein Vater uns erzählt. Der hat Kanonen auf dem Franzensknippchen auffahren<br />

und den <strong>Trier</strong>er "Freiheitsmännern" sagen lassen: "Ruhe, oder ich schieße die Stadt in<br />

Trümmer!" Das Sagen half wenig. Auf einmal krachte es gewaltig. Ein Schreckschuß in die<br />

Luft. Da war es um die "Freiheit" geschehen. Am Gangolfsturm flatterte die weiße Fahne:<br />

"Wir wollen gehorchen!" Der Schreckensteiner hatte außer Kanonen auch Husaren; ich<br />

glaub’, es ist das 2. Rheinische Husarenregiment Nr. 9 gewesen. –<br />

Am Freiheitsbaum hing noch ein zerrissenes rotes Band herunter. Der Tabak war fort. Manche<br />

hatten Holz genug; diese wünschten, man solle den Baum jetzt umlegen. Er wäre auch<br />

hinderlich wegen der Heufahrt. Zudem hatte der Förster um Verstärkung nach <strong>Trier</strong> gesandt,<br />

auf einmal kämen die Preißen noch. Richtig! Eines Mittags kamen sie: 9er Husaren von <strong>Trier</strong>.<br />

Wie sie schwitzen, die Pferdchen und auch die Preißen. Man rennt in die Keller und Scheunen<br />

und bringt Viez, immer mehr und mehr. In Eimern trägt man ihn herbei. "Trinkt nur, trinkt."<br />

Da trinken sich die müden Reiter Sanftmut und Trägheit, die im Saarviez ruhen, ein. Am<br />

Schulhaus wird Halt gemacht. Mein Großvater reißt das Fenster auf. Er wußte, daß es so<br />

kommen mußte. Die großen Schreier sieht er aber nirgends. Der Führer verlangt in des Königs<br />

von Preußen Namen Unterkunft für seine Mannschaften. Der Ort, der gesündigt, müsse<br />

alles bezahlen. Der Schulsaal sei von heute ab das Wachlokal. Da sagt mein Großvater zu<br />

meiner Großmutter: "So geht’s, nun müssen die Kleinen für die Großen leiden." Doch die<br />

Kleinen merken davon nichts und sind bald die Freunde der Preußen. Holz haben sie alle genug.<br />

Im Kammerforst bleibt alles ruhig.<br />

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