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Am Sonntagnachmittag (28. Oktober) rückten 30 Spahis in Saarburg ein - wem zum Schutz?<br />
Die Bevölkerung mit gesundem, deutschem Sinn zeigt kein Verständnis für die neu importierte<br />
Freiheit. Sie würde lachen über den Husarenritt einer Handvoll gesinnungstüchtiger Männer<br />
auf dem Gau, wenn die Sache nicht verteufelt ernst wäre.<br />
Kreis Saarburg, stolz auf deinen Kurfürstenwald, den Kammerforst, mit seinen ehrwürdigen<br />
Eichen, unter denen noch die alten kurtrierischen Landesherren jagten, unter denen Tausende<br />
sich ergingen und ergötzten - wenige Wochen, und die Sägen und Äxte von 200 Holzfällern<br />
haben unter Kommando der Franzosen aus einem regenden Wald von Riesen ein großes Leichenfeld<br />
gemacht! Und doch!<br />
Die separatistische Bewegung, künstlich erzeugt und gehegt, bricht zusammen. Der Herr "Polizeiinspektor",<br />
ein Zöllner von der Mosel, und der Herr "Landrat", ein Bauer vom Gau, verduften<br />
- niemand will's gewesen sein!...<br />
Und dann kommen sie langsam wieder, Landrat und andere Beamte, Eisenbahner. Erst nach<br />
erteilter Erlaubnis dürfen sie den Dienst aufnehmen. Die Zahlen sind beredt: Im Kreise Saarburg<br />
verhängten die franz. Besatzungsgerichte, soweit die örtlichen deutschen Behörden<br />
Kenntnis erhielten, während der Besatzung Strafen in 87 Fällen. Zusammengezogen betrugen<br />
diese Strafen: 45 235 500 Papiermark, 575 Goldmark, 36 040 franz. Franken, 23 Jahre 5 Monate<br />
29 Tage Gefängnis.<br />
Köln wird frei - und heute - auch wir! Bleibst du noch, Saargebiet! deutsches! - Einen Saarstaat<br />
wollte man dich taufen. Du hast's ihnen zugerufen unzähligmal, zumal bei der Jahrtausendfeier,<br />
daß "deutsch die Saar, jetzt und immerdar!"<br />
(aus: <strong>Trier</strong> und das <strong>Trier</strong>er Land in der Besatzungszeit. <strong>Trier</strong> (Paulinus) 1930, S. 153-155)<br />
Text 3 b<br />
"Auch in Saarburg kam es nach Ausweisung der Behörden und zahlreicher Kasinomitglieder<br />
zu einem Putsch, der glücklicherweise infolge der ruhigen besonnenen Haltung der Saarburger<br />
Bürger ohne Blutvergießen verlief. Am Sonntag, den 21. November 1923, nachmittags 4<br />
Uhr, kam mit dem Regiezuge, also mit Zustimmung der Franzosen, eine bewaffnete Bande<br />
von <strong>Trier</strong> auf dem Bahnhof Beurig an und marschierte in die Stadt Saarburg ein. Sie wollten<br />
eine große Volksversammlung auf dem Fruchtmarkt halten, mußten dieselbe aber wegen des<br />
schlechten Wetters in das Hotel Salm (Hild) verlegen. Da die Bevölkerung sich ablehnend<br />
verhielt und der Versammlung größtenteils fernblieb, so versuchte der Anführer Holl (ein<br />
verdorbener Student, der zwei Semester Theologie studiert hatte) von der Haustüre des Hotels<br />
aus Reden über die Straße zu halten, die mit Gelächter beantwortet wurden. Um 11 Uhr abends<br />
erklärte Holl in einer Ansprache, "im Kreise seiner politischen Freunde", daß im Kreise<br />
Saarburg die rheinische Republik proklamiert sei. Er ließ darauf das Postamt und das Landratsamt<br />
besetzen und starke Patrouillen durch die Stadt ziehen, angeblich, um Plünderungen<br />
und Unruhen zu verhüten. Er verkündigte, "daß das Aktionskomitee der Saarseparatisten ihn<br />
mit diktatorischen Machtbefugnissen ausgestattet habe."<br />
Am Morgen des 22. November 1923 wurden die ruhigen Bewohner von Saarburg damit überrascht,<br />
daß alle Zugänge zur Stadt von bewaffnetem Gesindel, dem sich einige übel beleumundete<br />
Saarburger Burschen angeschlossen hatten, besetzt waren. Jeder Vorübergehende<br />
wurde belästigt durch die Aufforderung, seinen Paß vorzuzeigen. Die Büros aller Behörden<br />
waren besetzt. An der Haustür der Kreissparkasse hatten die Kerle das Schloß herausgesägt.<br />
Infolge des mutigen Widerstandes des Kasinomitgliedes, Sparkassendirektors Weidert, gelang<br />
es ihnen aber nicht, an die Geldschränke zu kommen und zu plündern."<br />
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