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Um die Anzahl der Unterzeichner zu mehren und der Petition dadurch mehr Gewicht zu verleihen,<br />
schickte Valdenaire einen Boten zu den umliegenden Bauern und erreichte damit, dass<br />
etwa 160 Bauern und Winzer unterschrieben. 11 Sie wurde am 7.10.1836 dem Kronprinzen,<br />
der bei dem Freiherrn von Warsberg in Saarburg wohnte, von Nikolaus Valdenaire persönlich<br />
übergeben.<br />
Daraufhin wurde von Dezember desselben bis Februar des darauffolgenden Jahres gegen Nikolaus<br />
Valdenaire ermittelt. In Koblenzer Oberpräsidium der Rheinprovinz wurde eine Akte<br />
angelegt, die sich eigens mit den ”Beschwerden der Einwohner des Kreises Saarburg über zu<br />
hohe Besteuerung und über die Verwaltung, in specie die Untersuchung gegen den Gutsbesitzer<br />
Valdenaire auf den Roscheider Hof” befasste. Der Oberpräsident stellte fest: die Bittschrift<br />
”enthält einen frechen unehrerbietigen Tadel der Anordnungen im Staat und gab Veranlassung<br />
zu Mißvergnügen und Unzufriedenheit der Untertanen gegenüber der Regierung”.<br />
Er werde außerdem versuchen eine landesgerichtliche Untersuchung gegen Nikolaus Valdenaire<br />
einzuleiten.<br />
So kam es dann, dass Valdenaire am 22.04.1837 in <strong>Trier</strong> dem Untersuchungsrichter Hack<br />
vorgeladen wurde und am 11. September desselben Jahres zu einem halben Jahr Gefängnis<br />
verurteilt wurde. In der Berufung wurde er allerdings am 5. Dezember durch den königlichen<br />
Appellationsgerichtshof zu Köln von einer Gefängnisstrafe freigesprochen und musste lediglich<br />
die Prozesskosten tragen.<br />
In Frankreich begann am 22.02.1848 die dritte Französische Revolution, was in dem grenznahen<br />
Saarburger Gebiet sicherlich auch die demokratischen Bestrebungen noch intensivierte.<br />
Auch der Saarburger Gemeinderat schien davon nicht unbeeindruckt gewesen zu sein. Am 8.<br />
März 1848, zehn Tage bevor in Berlin die Märzrevolution begann, legte der Gemeinderat dem<br />
Bürgermeister eine Petition vor, in der im einzelnen gefordert wurde 12 :<br />
1. Wahre Volksvertretung, mit Beschlußkraft in Gesetzgebung und Steuerrecht<br />
2. Rede- und Pressefreiheit<br />
3. Geschworenengerichte für politische und Pressevergehen<br />
4. Straferlaß bei denen, die sich wegen solcher Vergehen in Untersuchungshaft befinden<br />
5. Steuersenkung durch Reduktion des stehenden Heeres und der Besoldung höherer Beamten<br />
Die Petition sandten die Gemeinderäte von ”zahlreichen Bürgern unterschrieben” an den<br />
König.<br />
Die Monate März und Mai 1848 waren im <strong>Trier</strong> – Saarburger Raum besonders von Unruhen<br />
gekennzeichnet 13 . Am 1. Mai 1848 wurde Nikolaus Valdenaire zum Wahlmann für die Preußische<br />
Nationalversammlung Berlin und die Deutsche Nationalversammlung in Frankfurt gewählt.<br />
Eine Woche später, am 8.05.1848, war die Wahl der Abgeordneten für Berlin, weshalb<br />
Nikolaus Valdenaire sich hätte im ”Knabenschulhaus in Saarburg” einfinden sollen.<br />
11 Rheinische Zeitung vom 20.01.1843 , aus MEW, p.197<br />
12 Beratungsbuch des Gemeinderats von Saarburg 1846-1863 vom 08.03.1848<br />
13 Zu nennen sind die Zerstörungen der Schlagbäume in Trassem, Niederleuken und Freudenburg am<br />
25.03.1848: Christoph Nonn, Das Saarburger Land in der Revolution von 1848/49, in: Jahrbuch Kreis <strong>Trier</strong>-<br />
Saarburg 1999, S. 71–84; auch die ”Baumschläge” der Serriger, Irscher, Beuriger und Orscholzer nach dem<br />
02.05.1848: Lenz/Meier/Thome/Weilerswist, Die Revolution ”von unten” im Saarburger Land, 4. Preis Schülerwettbewerb<br />
Deutsche Geschichte um den Preis des Bundespräsidenten1998/99, <strong>Gymnasium</strong> Saarburg 1999<br />
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