Laudatio Dr. K. Ch. SchimmelÄrztezeitschrift f. Naturheilverf. 4/92, 33. Jahrg.tet: „Mit <strong>der</strong> Verleihung <strong>der</strong> Hufeland-Medaille ehrt<strong>der</strong> <strong>Zentralverband</strong> <strong>der</strong> Ärzte für Naturheilverfahrennicht nur seinen langjährigen und äußerst engagierten1. Vorsitzenden, son<strong>der</strong>n insbeson<strong>der</strong>e einenArzt, <strong>der</strong> in hervorragen<strong>der</strong> Art und Weise die Naturheilverfahrenbeherrscht und im Sinne Hufelands,nach dem klassischen Grundsatz: „Salus aegrotisupremalex", seit rund 30 Jahren an seinen Patientenanwendet. Mit <strong>der</strong> Auszeichnung soll aber auchfür das unermüdliche Engagement in <strong>der</strong>Gesundheits- und Berufspolitik sowie die Verdiensteum die akademische Ausbildung auf dem Gebiet<strong>der</strong> Naturheilverfahren und Ganzheitsmedizin gedanktwerden", sagt in Kürze alles aus, weshalb <strong>der</strong>Träger <strong>der</strong> Hufeland-Medaille 1992 Klaus-ChristofSchimmel heißt.Ein Punkt, <strong>der</strong> die Person K. Ch. Schimmel beson<strong>der</strong>scharakterisiert, sei dennoch zusätzlich herausgegriffenund angesprochen. Es ist die von ihm inbeispielhafter Art und Weise praktizierte Synthesezwischen angewandten Naturheilverfahren undtheoretischer Auseinan<strong>der</strong>setzung. Allzu oft geratendie Ansichten des „reinen" Praktikers mit denendes Theoretikers in unüberwindbare Konfrontation.Daß dies nicht sein muß, zeigt uns <strong>der</strong> „Praktiker"Schimmel, <strong>der</strong> sich gleichzeitig bemüht, auch einetheoretische Basis zu finden. Da K. Ch. Schimmelaber auch noch ein exzellenter Vortragen<strong>der</strong> ist,wäre er mit Sicherheit ein ganz hervorragen<strong>der</strong>Hochschullehrer, <strong>der</strong> das Fach Naturheilverfahreno<strong>der</strong> Naturheilkunde, wie <strong>der</strong> Lehrstuhl an <strong>der</strong> FU-Berlin genannt wird, bestens an <strong>der</strong> Universität vertretenkönnte. Solange es keine habilitierten Medizinerin den Disziplinen Naturheilverfahren bzw. Naturheilkundegibt, wäre es sicherlich nicht dieschlechteste „Übergangslösung", auch an nichthabilitierteÄrzte mit <strong>der</strong> Zusatzbezeichnung Naturheilverfahrenzu denken, die sich neben ihrer praktischenTätigkeit auch in Schrift und Wortwissenschaftlich ausweisen. Der neue Hufeland-Medaillen-Träger Klaus Christof Albert Schimmelwäre eine solche Persönlichkeit.Im Namen des gesamten Vorstandes des ZÄN undselbstverständlich als persönlicher Freund sprecheich Dir, lieber Klaus, unseren/meinen herzlichstenGlückwunsch aus, und wie ich Dich kenne, wirst Duuns nachsehen, daß „wir" erst jetzt an Dich gedachthaben.Univ.-Prof. Dr. Heinz Schilcher2. Vorsitzen<strong>der</strong> des ZÄN300
w. Schmidt Glaube und Gesundheit, Heil und HeilungEinflüsse des Glaubens auf Gesundheit und HeilungZusammenfassungWie wichtig die Verknüpfung physischer, psychischer,politischer und sozialer Faktoren imBlick auf das Phänomen „Gesundheit" ist, wirdin „heilloser Zeit" immer deutlicher. Dies hatnicht zuletzt seine Auswirkungen auf die brisanteBeziehung von Gesundheit und Glaube,Heil und Heilung. Gefragt ist ein ganzheitlichesGesundheitsverständnis des christlichen Glaubens.Dieser Glaube hilft leben und ist deswegengesund; er heilt, weil und indem er ganzmacht: das ganze Leben mit aller Liebe und allemLeiden wahr- und an-nimmt.Schlüsselwörter: Glaube, Gesundheit, HeilungSummaryIn „heailess time" it becomes more and moreobvious how important the connexion betweenphysical, psychic, political and social factors isin view of the phenomenon "health". This hasnot finally its effect on the highly actual relationof health and faith, salvation and healing. Askedfor is a holistic un<strong>der</strong>standing of the Christianfaith. This faith helps to live and, therefore, it ishealthy; it heals since it makes whole and bymaking whole: perceives and accepts the wholelife with all love and all sufferance.Key words: faith, health, healingResumeL'importance des liens entre les facteurs physiques,psychiques, politiques et sociaux sur lephenomene »sante« est de plus en plus visibledans une »epoque terrible«. Cela a aussi desrepercussions sur la relation essentielle entre lasante et la croyance, entre le salut et la guerison.Une comprehension globale de la santedans la foi chretienne est necessaire. Cette foiaide ä vivre et eile est donc saine; eile guerit careile est entiere: eile apprehende et accepte lavie avec tout l'amour et toute la souffrance.Mots des: foi, sante, guerisonDie Themenformulierung „Einflüsse des Glaubens aufGesundheit und Heilung" o<strong>der</strong> „Glaube und Gesundheit,Heil und Heilung" enthalt eine verführerische SuggestionDaß Glaube klar und eindeutig zum Leben, zurGesundheit hilft, daß Glaube stärkt, kraftigt, stabilisiertund den, <strong>der</strong> krank ist, gesund macht — und das nichtnur im Sinn begrenzter, vorlaufiger Heilung, son<strong>der</strong>n alsTeilhabe am umfassenden, unzerstörbaren Heil Das ist<strong>der</strong> Anspruch des Satzes „Dem Glaube hat dir geholfen",<strong>der</strong> wie<strong>der</strong>holt Jesus zugeschrieben wird (zum BeispielMarkus 5, 34, 10, 52)So verlockend diese Zuordnung von Glaube und Leben,Glaube und Gesundheit, Heil und Heilung ist, so wissenalle, daß <strong>der</strong> Anspruch in diesem wörtlichen Sinn nichteinzulösen ist Glaube versetzt keine Berge, er durchbrichtdie Naturgesetze nicht Und außerdem gibt es sehrverschiedene Ausprägungen von Glauben, angefangenvon einem naiven Kin<strong>der</strong>glauben bis hin zu offensichtlichneurotischen, kranken und krankmachenden FormenGesundheit und Glaube, Heil und Heilung — die Zuordnungdieser auch in sich wie<strong>der</strong>um schillernden Phänomeneist durchaus offen und bedarf einer differenziertenBetrachtungsweisel. Zum Verständnis von „Gesundheit"Unser alltagliches Gesundheitsverstandnis, von dem ichausgehe, erscheint relativ statisch Jemand ist gesundo<strong>der</strong> krank, Zwischenstufen gibt es kaum Das Zeichenfür Gesundheit ist Leistungs- und Arbeitsfähigkeit, dementsprechendist man eigentlich erst krank, wenn manvom Arzt krank geschrieben worden ist SubjektivesKrankheitsempfinden ist dafür nur bedingt ausschlaggebend,es muß sich objektivieren lassen Eine solcheObjektivierung in Form von Laborwerten o<strong>der</strong> einer Röntgenaufnahmebedeutet aber, daß das Beziehungsgeflecht,in dem ein Mensch lebt, ausgeblendet wirdLebens- und Arbeitsbedingungen, ob sich jemand einsamo<strong>der</strong> überfor<strong>der</strong>t fühlt, interessieren nicht, von Interesseist nur, ob <strong>der</strong> Korper o<strong>der</strong> ein spezielles Organ funktionstüchtigistDamit orientiert sich unser vorherrschendes Gesundheitsverstandnisweitgehend an den Leistungsnormen<strong>der</strong> Industriegesellschaft, für die auch nur zahlt, ob undwie jemand arbeitsfähig ist, wahrend alles, was er sonsttut o<strong>der</strong> erleidet, als privat und damit als irrelevant giltIm Rahmen dieses Verständnisses ist <strong>der</strong> Mediziner <strong>der</strong>Gesundheitsingenieur Mit Hilfe <strong>der</strong> medizinischen Technik,mit Medikamenten und chirurgischen Eingriffen versuchter, die Maschine „Korper" wie<strong>der</strong>herzustellen Erhat dabei beachtliche Erfolge, die wir, trotz aller Kritik,gern in Anspruch nehmen und inzwischen mehr o<strong>der</strong> wenigererwarten Der Preis, den wir für diese Verengung301