Aus dem „Von Ardenne Institut für Angewandte Medizinische Forschung GmbH", Dresden, Bad Weißer HirschM. v. Ardenne und P. G. Reitnauer Zum Mechanismus <strong>der</strong> anhaltenden Wirkung <strong>der</strong>Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie (SMT)ZusammenfassungDie langanhaltende Wirkung <strong>der</strong> Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie (SMT) ist an einer Reihephysiologischer Parameter nachgewiesen. Dennocherschien sie zunächst als ein nicht erklärbaresPhänomen. 1982 legte ihr M. v. Ardenneeinen zellulären Gefäßwand-Schaltmechanismuszugrunde. Dieser wird auf <strong>der</strong> Basis reversiblerEndothelzellenschwellungen naher beschriebenund durch experimentelle Ergebnisseverschiedener Autoren weiter untermauert. Aufdie Möglichkeit einer Interferenz mit an<strong>der</strong>enMechanismen wird aufmerksam gemacht undhierbei beson<strong>der</strong>s auf den Endothelium-<strong>der</strong>ivedrelaxing factor (EDRF) bzw. Stickstoffoxid (NO)hingewiesen.Schlüsselworter: Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie,Gefaßwandschaltmechanismus, Endothelzellenschwellung,Endothelium-<strong>der</strong>ived relaxingfactor, Sauerstoff-Partialdruck, Atemmuskulaturtout d'abord apparue comme un phenomene inexplicable.En 1982, M. von Ardenne l'a expliqueepar un mecanisme de commutation cellulairedes parois des vaisseaux. Ce mecanismefait l'objet d'une description plus detaillee reposantsur des gonflements reversibles des cellulesendotheliales et appuye par les resultatsd'experiences faites par divers auteurs. Lattentionsera attiree sur la possibilite d'interferenceavec d'autres mecanismes, tout particulierementsur le endothelium-<strong>der</strong>ived relaxing factor(EDRF) et l'oxyde azote (NO).Mots des: therapie multiphase ä l'oxygene, mecanismede commutation des parois des vaisseaux,gonflement des cellules endotheliales, endothelium-<strong>der</strong>ivedrelaxing factor, pressionpartielle de loxygene, musculature respiratoireSummaryThe long-lasting effect of oxygen multistip therapy(OMT) has been detected by changes ofseveral physiological parameters. However, thephenomenon as such seemed not to be explainable.In 1982, M. von Ardenne proposed a cellularswitching mechanism of the vascular wall.This hypothesis is more detailed here on the basisof reversible swelling of the endothelial cellsand substantiated by experimental results obtainedby us and other authors. It is pointed outthat further mechanisms might also play a role;expecially the endothelium-<strong>der</strong>ived relaxing factor(EDRF) and nitric oxide (NO) are consi<strong>der</strong>edin this respect.Key words: oxygen multistep therapy, switchingmechanism of the vascular wall, endothelial cellswelling, endothelium, <strong>der</strong>ived relaxing factor,oxygen pressure, inspiratory musclesResumeLes effets durables de la therapie multiphase äl'oxygene (SMT) ont ete prouves par toute uneserie de parametres physiologiques. Elle estEinleitungDie von M von Ardenne inaugurierte Sauerstoff-Mehrschntt-Therapie(SMT) (9) bewirkt, wie zahlreiche Untersuchungenbeweisen, eine Reihe von meßbaren, anhaltendenund für den menschlichen Organismusgrundlegend gunstigen Effekten (10)Hierbei handelt es sich u a um— die Anhebung des arteriellen Ruhe-pOa (pÜ2-art) (12),— die Senkung des venösen Ruhe-pC>2 (pÜ2-ven ) (11)und damit insgesamt— die Vergrößerung <strong>der</strong> artenovenosen pO2-Differenz(pCk-a/v) bzw des Ausnutzungsfaktors — <strong>der</strong> Cte-Bindungskurvedes Blutes (9),— die Verbesserung <strong>der</strong> MikroZirkulation (15, 16) und vorallem um— die Erhöhung <strong>der</strong> körperlichen Leistungsfähigkeit, wiesie im herzfrequenzbezogenen Test, z B als PWC130(Physical Workmg-Capacity) nachgewiesen worden ist(Erhöhung um z B 30% (13, 14)Im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Erscheinung des Anhaltensdieser u a Effekte <strong>der</strong> SMT (bisher an 20 untersuchtenphysiologischen Parametern nachgewiesen (8, 13) wurdeschon vor Jahren die Vorstellung eines Gefaßwand-Schaltmechanismus <strong>der</strong> MikroZirkulation entwickelt (2, 3,4, 5, 6, 7, 8) Dieser Mechanismus wird im folgenden unter338
Arztezeitschnft f Naturheilverf 4/92, 33 JahrgM v Ardenne, P G Reitnauer, Sauerstoff-Mehrschritt-TherapieHinweis auf bekannte Fakten und unter Hinzuziehungneuer Befunde nochmals erläutert und begründetGrundlagen und ModellvorstellungenEs ist bekannt, daß es auch im Bereich <strong>der</strong> MikrozirkulationSysteme gibt, in denen sich maßgebliche Vorgangeund Wirkungen ruckkopplungsartig selbst verstarken unddie daher mehr o<strong>der</strong> weniger stabilen, reversiblen o<strong>der</strong> irreversiblenEndzustanden zustreben In hohem Maße istdies bei dem komplizierten Geschehen <strong>der</strong> Hemmung<strong>der</strong> Durchblutung von Tumoren durch Hyperthermie undHyperglykamie (Tumorubersauerung) zu beobachten(20) Hierher gehört auch das prinzipiell möglicheSchwellen von Endothelzellen (und auch Penzyten) (47)bei metabolischen Störungen infolge von Anoxie, Hypoxiebzw Ischämie o<strong>der</strong> Min<strong>der</strong>perfusion, <strong>der</strong>en pathophysiologischeBedeutung schon vor längerer Zeit erkanntwurde (34) Inzwischen ist mehrfach nachgewiesen undauch elektronenmikroskopisch belegt, daß solche Endothelzellenschwellungendrastische Einengungen und völligeOkklusionen im Bereich <strong>der</strong> Endstrombahn (vorwiegendin Kapillaren) bewirken können (35, 36, 37) Es istauch bekannt und gesichert, daß diese Endothelzellschwellungensehr frühe Folgen einer msuffizienten Perfusionbzw Sauerstoffversorgung des Gewebes darstellen(37, 44)Im Fall des hier gegenständlichen Schaltmechanismushandelt es sich jedoch um eine Modellvorstellung, diedessen Prinzip — auf ungewohnte Art generalisiert — zueinem Schlusselprozeß bei <strong>der</strong> Sauerstoffversorgung desganzen Organismus erhebt Ausgangspunkt war hierbei<strong>der</strong> Gedanke, daß die durch einen SMT-Prozeß ausgelostenmeßtechnisch erfaßbaren anhaltenden Verän<strong>der</strong>ungenphysiologischer Parameter nur durch anhaltende Verän<strong>der</strong>ungenan Organsystemen, <strong>der</strong>en Funktion dieseParameter beeinflußt, verursacht sein können Aufgrund<strong>der</strong> oben erwähnten bekannten Vorgange im Bereich <strong>der</strong>MikroZirkulation lag es nahe, Volumenveran<strong>der</strong>ungen vonEndothelzellen — o<strong>der</strong> auch Penzyten — für diese anhaltendenEffekte <strong>der</strong> SMT verantwortlich zu machenSchließlich ist auch bekannt, daß das Volumen einer Zelleim allgemeinen keine fixe Große ist, son<strong>der</strong>n einen relativstöranfälligen Gleichgewichtszustand repräsentiert (z B32, 33), was beson<strong>der</strong>s gut an Erythrozyten untersucht ist(z B 17,18) Nebenden leichtverständlichen Volumenan<strong>der</strong>ungeneiner Zelle durch Hypo- o<strong>der</strong> Hyperosmolantatdes perizellularen Milieus sind es vor allem eine Konzentrationszunahmefreier Teilchen in <strong>der</strong> Zelle durch Freisetzungvon an Proteinen gebundenen Ionen und Störungen<strong>der</strong> Membranfunktionen (Transportmechanismen, enzymatischeProzesse), die die Volumenan<strong>der</strong>ungen bzw dieSchwellung einer Zelle bewirken können Als auslosendeBedingungen sind hierfür in erster Linie die eng miteinan<strong>der</strong>korrespondierenden Faktoren O2-Mangel, ATP-Mangelund pH-Erniedrigung in Betracht zu ziehenWerden Bedingungen dieser Art wirksam, muß eine Endothelzelleihr Volumen vergrößern, wodurch sich die Perfusionund mit ihr die O2-Versorgung noch mehr verschlechternund als Folge hiervon die Vergrößerung <strong>der</strong>Endothelzelle weiter fortschreitet bis zu einem (nicht unbedingtmehr reversiblen) Endzustand Mit dieser Darstellungist zugleich die Ruckkopplung negativer Art desSchaltmechanismus beschrieben Umgekehrt — und dieserVorgang fuhrt bei <strong>der</strong> SMT offenbar zu den anhaltendenEffekten — kann sich bei energischer Zufuhr vonSauerstoff und möglichst gleichzeitiger Verbesserung einernoch bestehenden Perfusion (Bewegung, Belastungwahrend <strong>der</strong> O2-Gabe) die Schwellung <strong>der</strong> Endothelzellenvermin<strong>der</strong>n und nunmehr durch positive Ruckkopplungweiter zuruckbilden, ebenfalls bis zu einem Endzustandim Bereich einer optimalen Versorgung desGewebesLauft <strong>der</strong> beschriebene Vorgang in bisher schlecht perfundiertenBereichen <strong>der</strong> Lunge ab, fuhrt er — bei ausreichen<strong>der</strong>Ventilation (in Unterstützung des Euler-Lijestrand-Eiiekles)— zu einer Verbesserung <strong>der</strong> Ü2-Aufnahme(Anstieg des pO2-art), im übrigen Gewebebewirkt er eine Verbesserung <strong>der</strong> O2-Abgabe (Abfall despO2-ven ), insgesamt also eine Vergrößerung von pO2-a/vbzw des Faktors r| und letzten Endes somit zwangsläufigeine Erhöhung <strong>der</strong> körperlichen Leistungsfähigkeit, nachweisbarz B im PWCi3o-Test Im speziellen Fall <strong>der</strong> bei<strong>der</strong> Atmung in erster Linie beteiligten Interkostalmuskulaturbewirkt die Vergrößerung von pÜ2-a/v in diesem Bereicheine Intensivierung <strong>der</strong> Atmung (13) und dadurchzugleich auch eine weitere zusätzliche Verbeserung <strong>der</strong>O2-Aufnahme in <strong>der</strong> Lunge Dieser Vorgang stellt einwichtiges, wenn auch sekundäres Glied des Mechanismusdar, <strong>der</strong> die anhaltende Wirkung <strong>der</strong> SMT bedingtAuf den Mechanismus direkt hinweisende BefundeDie gesicherte Beobachtung des Anhalt ens vieler Effekte<strong>der</strong> SMT und die oben besprochenen grundlegenden Vorgangemachen die Wirksamkeit eines Mechanismus <strong>der</strong>beschriebenen Art mehr als nur wahrscheinlichDirekte Hinweise liefern jedoch vor allem die folgendenBefunde, die in den nächsten Abschnitten naher beschriebenwerden— Der schon erwähnte elektronenmikroskopische Nachweisvon lumenverengenden Endothelzellenschwellungenbei Ischämie bzw Hypoxie (z B 35, 36, 37)— Die im Perfusionsversuch ermittelte Abnahme des mittlerenfunktionellen Durchmessers von Kapillaren beiHypoxie (37)— Die von uns entdeckte Erhöhung des Druckes bei einerzellfreien Perfusion durch Erniedrigung <strong>der</strong> pH-Werte des Perfusionsmediums auf Werte im Bereicheiner unkompensierten Azidose und darunter (19)339
- Seite 1 und 2: H 7775 EOrgan des Zentralverbandesd
- Seite 3 und 4: Kongreßankündigungen6./7. Mai 199
- Seite 5 und 6: 10 00-10 15 Uhr Diskussion10.15-10.
- Seite 7 und 8: Telegramm NEUES aus der MEdizin , ,
- Seite 9 und 10: Organ des Zentralverbandesder Arzte
- Seite 11 und 12: w. Schmidt Glaube und Gesundheit, H
- Seite 13 und 14: W Schmidt, Glaube und GesundheitArz
- Seite 15 und 16: W Schmidt, Glaube und GesundheitArz
- Seite 17 und 18: c. zang-svojanovsky Klinik der Ern
- Seite 19 und 20: C. Zang-Svojanovsky, Ernährunglenz
- Seite 21 und 22: H. Hauptmann Das azetonämische Erb
- Seite 23 und 24: Arztezeitschnft f Naturheilverf 4/9
- Seite 25 und 26: w. Gawiik Homöopathische Therapie
- Seite 27 und 28: W Gawlik, HomöopathieArztezeitschn
- Seite 29 und 30: EditorialDer Arzt verkommt in der D
- Seite 31 und 32: Ärztezeitschrift f. Naturheilverf.
- Seite 33 und 34: W Rulffs, LuftsprudelbaderArztezeit
- Seite 35 und 36: W Rulffs, LuftsprudelbaderArztezeit
- Seite 37: Arztezeitschnft f Naturheilverf 4/9
- Seite 41 und 42: Arztezeitschnft f Naturheilverf 4/9
- Seite 43 und 44: Arztezeitschnft f Naturheilverf 4/9
- Seite 45 und 46: Ärztezeitschrift f. Naturheilverf.
- Seite 47 und 48: BiologischeZahnmedizinHerausgeber:
- Seite 49 und 50: 70 Jahre Verantwortung für Mensch
- Seite 51 und 52: 46. Tagung der Deutschen Gesellscha
- Seite 53 und 54: 3. Phytotherapie-Kongreß zumThema
- Seite 55 und 56: Kongreßberichtetormechanismen ist
- Seite 57 und 58: Arztezeitschnft f Naturheilverf 4/9
- Seite 59 und 60: Der Hartmannbund informiertHartmann
- Seite 61 und 62: Monographie-EntwürfeMonographie-En
- Seite 63 und 64: Industrie-InformationenDas unter di
- Seite 65 und 66: AdressenänderungLieber Bezieher,le
- Seite 67 und 68: InhaltsverzeichnisAus dem Zentralve
- Seite 69 und 70: Aus dem ZentralverbandVorschau Prog
- Seite 71 und 72: KurseAufbaukurs 1 Wiederholung und
- Seite 73 und 74: . . .. WissaascliEft.;.;* r Klinik