W Gawlik, HomöopathieArztezeitschnft f Naturheilverf 4/92, 33 Jahrggeht, son<strong>der</strong>n immer um den ganzen Menschen mit Herz,Haut, Hirn und Haaren, Augen und Ohren, zurückzufindenMan spricht heute so viel von <strong>der</strong> Kultur des Alltags Manmuß sie wie<strong>der</strong> lernen, auch die Sprache des KorpersMan ist nicht mehr schon wenn man 70 ist, um Gottes Willennicht, aber man lebt ja noch Und das Leben reicht jaheute schon bis zu gänzlich vergessenen Künsten, zu <strong>der</strong>Kunst z B Briefe zu schreiben, zu <strong>der</strong> Kunst ein Tagebuchzu fuhren, sich selbst also etwas zu schreiben O<strong>der</strong>noch zu vielen an<strong>der</strong>en DingenDaß unter gewissen Voraussetzungen das Alter bestimmteOrgandelikte mit sich bringt, sei es <strong>der</strong> Baucho<strong>der</strong> <strong>der</strong> Speck am Hals o<strong>der</strong> die Flatterhaut vorn amHals Man sollte dann immer daran denken, daß kein Geringererals Friedrich von Schiller, als er noch Kandidat <strong>der</strong>Medizin war (also ein Kollege), in seiner Doktorarbeit ausdem Jahre 1780 schrieb „Krankheiten, die aus <strong>der</strong> Ökonomiedes Unterleibes hervorgehen, kundigen sich anmit einer Revolution im Charakter und bewirken dann natürlichauch wie<strong>der</strong> eine oft so merkwürdige Verän<strong>der</strong>ungdes Charakters, was dem an<strong>der</strong>en vielleicht lächerlich erscheintAber <strong>der</strong> alte Mensch hat dafür kaum noch Interesse,ob er lächerlich ist o<strong>der</strong> nicht Er kann auch Freudedaran haben, wenn man über ihn lacht"Sexualität erschöpft sich nicht im biologischen Ablauf, siehat auch soziale Funktionen Denken Sie an Aristotelesmit seinem Zoon politikonAlbertus Magnus wußte noch einmal beson<strong>der</strong>s zu differenzieren,wenn er sagt Der Mensch ist ein „animal Pohticum"Ganz klar, aber er ist noch etwas mehr, namhchein Animal magis conjugale quam pohticum Er ist angewiesenauf die kleinste konkrete Gemeinschaft, auf diePartnerschaft von Mann und Frau Das „Märchen" vomgeschlechtslosen Altsein, das sollte man wirklich ins Märchenlandverweisen Die Wirklichkeit sieht namhch an<strong>der</strong>sausAus meinen Erfahrungen im Seniorenheim habe ich ganzan<strong>der</strong>e Erkenntnisse geschöpft In einer Zeit, in <strong>der</strong> je<strong>der</strong>3 Mitbürger 60 Jahre und alter ist, kann keine Rede mehrdavon sein, daß mit zunehmendem Alter die Manner völligimpotent und die Frauen nur frigide sein können Wassich än<strong>der</strong>t ist <strong>der</strong> altersbedingte Ablauf, das Tempo, dasTemperament, das Allegro, das Allegretto, das Kolorit einesLebens zu zweit wird an<strong>der</strong>s Hier gilt die alte Weisheit„Wer rastet, <strong>der</strong> rostet" Ein Lebensprinzip, das geradeim Alter seine Gültigkeit beansprucht Es ist nichtmehr wahr, was das alte russische Sprichwort sagt —ich will es in deutsch sagen Bis 30 wärmt die Frau, nach30 <strong>der</strong> Schnaps und endlich nicht einmal mehr <strong>der</strong> warmeOfenMit Sexualität, angefangen mit Eros, begegnet uns weitausmehr, als man so braucht, was man hat, was man willHier leben wir eben nicht mit den Werkzeugen und vonden Lebensmitteln, aus einer Leistung o<strong>der</strong> im GenießenDer Mensch lebt nicht vom Brot allein'Dieser private Raum für das Alter, den müssen wir auchlernen Es ist gar nicht so einfach, das sage ich Ihnenganz ehrlich Das ist ein Zusammenleben, ein Nicht-Vereinsamenund ein Noch-auf-Freude-Warten, auf Freudenwarten, die ganz an<strong>der</strong>s sind als in den ersten JahrenAber ich kann Ihnen eines verraten, manchmal noch viel,viel schöner als früher wo es so richtig wild zuging DieTransparenz ist großer geworden Irgendwie hat man bereitsAngelhaken nach da oben ausgeworfen, und <strong>der</strong>Himmel verlaßt uns nicht dabei Haben Sie keine Angstvor dem Altwerden, auch nicht im Bereich <strong>der</strong> Sexualität„Der Jugend, guter Freund, bedarfst du allenfalls,wenn dich in Schlachten Feinde drangen,wenn mit Gewalt an Deinen Halssich allerliebste Madchen hangen,wenn fern des schnellen Laufes Kranzvom schwer erreichten Ziele winketwenn nach dem heftigen Wirbeltanzdie Nachte schmausend man vertrinketDoch ms bekannte Saitenspielmit Mut und Anmut einzugreifen,Nach einem selbstgesteckten Zielmit holdem Irren hinzuschweifen,das, ,alte Herrn', ist eure Pflicht,und wir verehren euch darum nicht min<strong>der</strong>Das Alter macht nicht kindisch, wie man spricht,es findet uns nur noch als wahre Kin<strong>der</strong>"Wir „Alten" waren schon einmal jung,wir kennen, wir haben das Jungsein erlebtIhr mußt es erst noch lernen, alt zu werdenDazu spricht <strong>der</strong> Herr im Prolog im Himmel„Doch Ihr, die echten Gottersohne,erfreut euch <strong>der</strong> lebendig reichen Schone iDas Werdende, das ewig wirkt und lebt,umfaß' euch mit <strong>der</strong> Liebe holden Schranken,und was in schwanken<strong>der</strong> Erscheinung schwebt,befestiget mit dauernden Gedanken'"Anschrift des VerfassersDr med W Gawlik Hofzaunweg 11 D-8175 GreilingJ W v GoetheNeukönigsför<strong>der</strong> Mineraltablettenin Apotheken326
EditorialDer Arzt verkommt in <strong>der</strong> DiagnoseBehandeln kommt von handeln Handeln wie<strong>der</strong>umvon <strong>der</strong> Hand Legt <strong>der</strong> Arzt also bei <strong>der</strong> BehandlungHand an seinen Patienten 5 Nein'Außer dem Massieren gibt es in unseren Sprechzimmernheute kaum noch eine echte ,Behandlung' Wenn überhaupt,dann berührt <strong>der</strong> Arzt den Patienten bei <strong>der</strong> Anwendungvon Instrumenten und somit eher beiläufigDer wirkliche Korperkontakt ist höchst selten Dieechte Behandlung als Heilungsimpuls wird gar ins extremAußenseitensche gestellt, nicht selten als SchamanismusverteufeltWarum ist das so geworden 5 Warum haben wir die Distanzdes Messers, <strong>der</strong> Spritze und des Rezeptblocks zwischenuns und den Patienten gestellt 5Die Antwort gibt uns die tägliche Praxis 90 Prozent <strong>der</strong>Zeit werden dort mit <strong>der</strong> Diagnosestellung verbrachtLediglich die verbleibenden 10 Prozent werden für eineBehandlung aufgewendet, die dann oft gar keine Behandlung'ist das Ausstellen des RezeptesMuß das so sein 5 Müssen wir uns bei jedem Patientenauf eine langwierige Suche nicht nur nach den ,wahren'Ursachen seiner Beschwerden, son<strong>der</strong>n auch nach <strong>der</strong>exakten medizinischen Benennung dieser Beschwerdenbegeben 5Je langer die Diagnose dauert, desto mehr beschäftigenwir uns doch mit dem Problem und desto mehr verstarkenwir folglich Wir beschäftigen uns in <strong>der</strong> Krankheitmit <strong>der</strong> Krankheit für die Krankheit — und nicht für dieGesundheit Je langer wir in <strong>der</strong> Diagnose verharren, desto kranker wird <strong>der</strong> Patient zunächst einmal Undwenn er dann erfahrt, wie schlecht es ihm tatsachlichgeht, dann mag sich sein Befinden nicht selten nochmalsschlagartig verschlechternAls Alternative sollten wir unterscheiden lernen zwischenzwei Diagnoseformen Die erste Diagnose heißtBesteht sofortiger Handlungsbedarf 5 Das kann — unddie meisten Arzte wissen das aus Notsituationen ohnehm — meist sehr schnell herausgefunden werden WennHandlungsbedarf besteht, muß umgehend die (richtige)Diagnose über die Art <strong>der</strong> Erkrankung gestellt werdenund die entsprechende Intervention erfolgen Bestehthingegen kein akuter Handlungsbedarf, und das ist imAlltag des nie<strong>der</strong>gelassenen Arztes bei etwa 95 Prozentaller Patienten <strong>der</strong> Fall, dann muß die Krankheit garnicht benannt werden Selbst die Krankenscheindiagnoseist doch meistens eine Zum-Beispiel-Diagnose undkeine wissenschaftlich fundierte Wenn es aber spaterzum Streitfall kommt, wird gemeinhin die umversitatsadaquateDiagnosefindung als das Notwendige für dennie<strong>der</strong>gelassenen Arzt angesehen, obwohl er diese schonaufgrund des Wirtschaftlichkeitsgebotes so gut wie nieerbringen kannHier hegt eine Diskrepanz, die beseitigt 'werden muß'Als ersten Schritt dazu stelle ich <strong>der</strong> herrschenden Auffassung von Diagnose mein Postulat gegenüber Diagnosehat nur die Aufgabe, eine therapeutisch wirksameInterventionsmoghchkeit zu finden Eine 'weitergehendeDiagnose ist ,1'art pour Part' — sinnlos und auch für denPatienten unerquicklichDaß die beschriebene Form <strong>der</strong> Diagnosefindung dennoch die mit Abstand verbreitetste ist, hat seine Ursachein <strong>der</strong> angesprochenen verfehlten Erwartung an dieDiagnose Sie soll, so wird im allgemeinen unterstellt,die Erkrankung exakt benennen und nach Möglichkeitgleich noch die Therapie zwingend vorgeben Folgerichtig wird die Diagnose in viel zu hohem Maße handlungsaufwendigabgesichertDas aber kommt niemandem zuguteDie Arzte haben es verlernt, sich wie so viele ihrergioßen Vorganger ganz bewußt auf die ,Pnma-vista Diagnose' zu verlassen ,Prima vista' heißt nicht etwa einseitig,son<strong>der</strong>n gerade auf einer Vielzahl von Wahrnehmungen beruhend Bei <strong>der</strong> richtig verstandenenPrima-vista-Diagnose wird erstens die Aufmerksamkeitauf den ganzen Menschen gelenkt, auf Haltung, Verhalten, Ausdruck, Reden, Handgeben, und naturlich aufden darin ausgedruckten Wunsch Was will uns <strong>der</strong> Patient sagen 5 Hinzu kommt zweitens, daß die Anamnesevom Arzt zu leiten ist Aufgrund <strong>der</strong> schon gefaßtenVor-Urteils-Diagnose macht er gezielt Angebote, dieihm erlauben, so schnell wie möglich an die Primärpunkte heranzukommen Drittens Schließlich ist imRahmen <strong>der</strong> Prima-vista-Diagnose stets das zeitlicheAufeinan<strong>der</strong>treffen von Ereignissen im Leben einesMenschen und dem Auftreten von Erkrankungen zu berucksichtigen Bestimmte Leitsymptome, die lei<strong>der</strong> inLehrbuchern viel zu selten aufgeführt sind, können demArzt hier wichtige Hinweise geben Beil einem solchenVorgehen kann <strong>der</strong> Arzt im Durchschnitt nach etwavier Minuten eine Diagnose stellen, die nmt hoher WahrscheinlichkeitzutrifftNach meiner Erfahrung betreibt so mancher Arzt dieseArt <strong>der</strong> ,Pnma-vista-Diagnose' ohnehin, wurde sie abernicht so benennen Warum eigentlich nicht 5 Etwa, weiler meint, sich auf sein Urteil als Experte allein deshalbnicht verlassen zu dürfen, weil er sehr schnell zu einemErgebnis gekommen ist 5Je<strong>der</strong> Arzt entwickelt doch schon in dem Moment einVorurteil über den Patienten, in dem dieser das Sprechzimmerbetritt Und das benutzt er — vielleicht sogarunbewußt — zur Auswahl <strong>der</strong> diagnostischen Maßnahmen und seiner Fragen und somit indirekt zur Auswahl<strong>der</strong> Informationen, die er von dem Patienten erhaltDie Crux einer solchen Vorurteilsbildung indes — daßsie in die falsche Richtung gehen konnte — sollte <strong>der</strong>Arzt dadurch unterlaufen, daß er dem Patienten seinVorurteil mitteilt Natürlich nicht in verletzen<strong>der</strong> Weise
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