Bedeutung und hat so die Möglichkeit, Bildung zu verlangen. Es entstehenBürgerschulen, die Lesen, Rechnen und Schreiben lehren, Kenntnisse, die fürden Handel von Bedeutung sind (vgl. Specht 2008, S. 80). Gleichzeitig verarmenaufgrund der wirtschaftlichen und politischen Veränderungen breite Bevölkerungsschichten,was wiederum die Verwahrlosung der Familien und ihrerKinder zu Folge hat. Mit Hilfe des Engagements christlicher Persönlichkeitenentstehen Waisenhäuser, die während des Pietismus, einer wichtigen protestantischenReformbewegung, fortbestehen können und erweitert werden, indemdie Vorbereitung auf den Beruf hinzu kommt. Später im 18. Jahrhundert werdenviele Waisenhäuser aufgrund übertriebener religiöser Übungen, derschlechten Lebensbedingungen und der hohen Kindersterblichkeit immer mehrkritisiert und schließlich geschlossen (vgl. Hillenbrand 2006, S. 45).AufklärungDas Zeitalter der Aufklärung birgt viele positive pädagogische Entwicklungen.Jean Jaques Rousseau als bekannter Vertreter sieht im Menschen ein von Naturaus gutes Wesen. Die Idee der allgemeinen Volksbildung entsteht und der Erziehungwird viel Aufmerksamkeit entgegengebracht, auch dadurch dass Rousseaudie Kindheit als eigene Entwicklungsstufe anerkennt (vgl. Bruchmann2008, S. 129ff.). Der zentrale Aufklärungsgedanke, dass man alle Menschendurch Bildung und Erziehung zu mündigen Mitbürgern machen könne, giltjedoch zunächst nicht für Menschen mit Behinderung, da noch viele Vorurteiledas Denken der Menschen beherrschen. Durch die Abwendung von Gott hinzur Wissenschaft und zu rationalen Formen von Erkenntnis, strebt man zumersten Mal an, Dinge, die bisher als unnatürlich gelten, rational zu erforschen(vgl. Vijtová/ Bloemers/ Johnstone 2006, S. 28).Erstmals unternehmen einzelne Personen zielgerichtete, intensive Erziehungsversuche.Auch pädagogische Konzepte und Methoden für Menschen mit Behinderungwerden entwickelt. Vijtová, Bloemers und Johnstone sehen hier denAnfang der Pionierphase, die über die Restaurationszeit bis zum Ende des 19.Jahrhunderts andauert, in der systematische Erziehungsbemühungen um behinderteMenschen stattfinden (vgl. ebd., S. 27f.), auch wenn eine ausgereifte heilpädagogischeTheorie noch fehlt (vgl. Möckel 2007, S. 61). Vor allem dieEntwicklungen in der Gehörlosenerziehung sind bedeutend für die Entstehungder anderen sonderpädagogischen Fachrichtungen. Taubstumme haben einen22
so schlechten Stand in der Gesellschaft, weil die Sprache als angeboren angesehenwird. Hier gilt der französische Abt Charles Michel de l´Èpée (1712-1789) als Initiator des Schulunterrichts für gehörlose Kinder. Aber auch andereeinzelne Personen bemühen sich in verschiedenen europäischen Ländern umdie Bildung Taubstummer, die bis dahin noch als im Dienste der Menschenstehende Tiere betrachtet werden. Zunächst findet Einzelunterricht statt, derstaatlich nicht unterstützt und sehr teuer ist, denn die Lehrer hüten ihre Unterrichtskunstwie ein handwerkliches Berufsgeheimnis (vgl. Vijtová/ Bloemers/Johnstone 2006, S. 30; Möckel 2007, S. 30ff.). Aufgrund der vielen Vorurteilewerden die Erfolge des Unterrichts als sensationell wahrgenommen (vgl. ebd.,S. 33) und die Öffentlichkeit kann so mehr und mehr von dem Sinn des Unterrichtsüberzeugt werden (vgl. Vijtová/ Bloemers/ Johnstone 2006, S. 30). Del´Épée beweist zudem, dass man gehörlose Kinder nicht nur einzeln sondernauch im Klassenverband unterrichten kann.Die Bildungsfähigkeit von Blinden wird noch länger unterschätzt als die derGehörlosen, sogar de l´Épée liegt hier falsch (vgl. Möckel 2007, S 37ff.). Schulenfür Blinde gibt es Mitte bis Ende des 18. Jahrhunderts erstmals in Paris(vgl. Vijtová/ Bloemers/ Johnstone 2006, S. 30). Dennis Diderot (1713-1784)recherchiert, beobachtet und schreibt viel in diesem heilpädagogischen Bereich.Er beschreibt auch die Bedeutung der Sprache für das Lernen (vgl. Möckel2007, S. 50f.).Das Argument für den Ausbau und die Verbreitung der Erziehungssysteme fürMenschen mit Behinderung liegt im ökonomisch-utilitaristischen Denken. DieUnterrichtung von Blinden und Gehörlosen hat das Ziel, sie für die Gesellschaftnutzbar zu machen. Unterricht wird also nur Kindern erteilt, für die ersich aus wirtschaftlicher Sicht zu lohnen scheint. Bürgerlich brauchbar undsomit politisch integriert kann nur jemand sein, der die Grenze der Bildungsfähigkeitintellektuell nicht unterschreitet (vgl. Vijtová/ Bloemers/ Johnstone2006, S. 30f.; Möckel 2007, S. 54ff.).In der Geistigbehindertenpädagogik ist Jean Itard (1774–1838), ein französischerArzt, derjenige, der an die Erziehungsfähigkeit geistig behinderter bzw.psychisch gestörter Kinder glaubt. Er ist der Meinung, dass mangelnde Erziehungund schwere Verwahrlosung Gründe für die ‚moralische Idiotie’ sind(vgl. Vijtová/ Bloemers/ Johnstone 2006, S. 31). Er entwickelt ein Sinnesschulungsprogrammfür ein Kind, was jahrelang ohne menschlichen Kontakt lebte23
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LiteraturverzeichnisBach, Heinz (19
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