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66 quadrat 10 / 2012 � show hin – schau her<br />
„FLOPSTARS“ STATT POPSTARS<br />
In der zehnten Staffel der ältesten Casting-Show wollte Pro 7 mit einem neuen<br />
Konzept punkten – und vollführte eine perfekte Bauchlandung. Nicht einmal<br />
eine Million Zuschauer wollten das neue Outlet im soapigen Doku-Stil mit<br />
Trotz, Tränen und Triumph erleben. Die „Popstars“-Talentsuche mit den meisten<br />
Siegerfl ops in der Vergangenheit wird von Juroren vorgenommen, die allesamt<br />
zu den Ex-„Popstars“ zählen. Allen voran der Drill-Instruktor Detlev D! Soost,<br />
der schon viele Jahre einer echten Karriere hinterher hechelt. Die „Monrose“-<br />
Querschlägerin Senna, eine wahre Eintagsfl iege mit Hang zu Provokationen,<br />
und die „wilde Lucy“, das erste Casting-Retortenbaby von den vergessenen<br />
„No Angels“, produzieren altklug dümmliche Allgemeinplätze. Der heiße Brite<br />
Ross Antony, Boyband „Bro’Sis“-Verlierer und Dschungelcamp-Kenner, spielt<br />
unverdrossen Mitleid heischend seine „Heulsusen“-Rolle, wenn ein Kandidat<br />
aussteigen muss. Doch selbst diese Jury der C-Promis kann „Popstars“ nicht<br />
vor dem Untergang retten. Der Sender ließ verlauten, dass es nur noch eine<br />
sehr verkürzte Seriendauer geben wird.<br />
BERLIN B WIE ES SINGT UND LACHT<br />
„Berlin „ – Tag und Nacht“, die von RTL2 als „Big Brother“-Ersatz geplante Pseudo-Dokusoap,<br />
liefert l eine werktägliche Proll-Episode à la Berlin-Marzahn frei Haus. Die Serie über eine WG<br />
in i Berlins sozialem Brennpunkt Kreuzberg lässt den Zuschauer an dem prallen Macho-Leben<br />
teilhaben, t wo Ganzkörper-Tattoos und Muskelpakete die Hauptrollen garantieren. Mit dem Wortschatz<br />
s „Ey!“, „Alter“, „Tussi“, „geil“ schwafeln sich die Laiendarsteller im Minutentakt in alle<br />
nur denkbaren Klischee-Typen, lautstark mit hysterischen Schimpftiraden oder verbalem Nonsens.<br />
Ein mageres Drehbuch macht grobe Vorgaben, überwiegend wird improvisiert, sind die<br />
kreischenden Wutausbrüche der sonnenbankgegrillten Blondies „Realtainment“, wie RTL2<br />
behauptet. Die Storys sind immer turbulent, immer schräg, immer eine Portion zu extrem,<br />
mindestens genau so extrem wie die Darsteller. Als der Zuschauerliebling „Carlos“ in seinem<br />
echten Leben eine Frau fast zu Tode würgte, fl og er sofort aus der Serie. Selbst Nebendarsteller,<br />
die die Stamm-WG immer mal wieder aufmischen, bringen ihr echtes Leben in die Serie,<br />
so wie die „Sharon“, die in Realitas ein Erotik-Model ist und auch spielt. Um einem Ekelgefühl<br />
durch die Proll-Attitüden beim Publikum vorzubeugen, schneidet der Sender Kamera-<br />
Fahrten durch die Berliner Nobelvororte und über die Prachtboulevards in die Serie.<br />
KARIKATUREN: CHARLY KRÖKEL