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Twittern, Bloggen, Gruscheln & Co. - AGJF

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Onlinekommunikationlernen sich selbst und ihre Empfindungen ganz anders wahrzunehmen, indemsie eigentlich unbewusst ausgesendete Körpersignale schriftlich reflektieren undausdrücken.Im Rahmen der Projektarbeit zu dieser Broschüre wurde eine Umfrage zumThema „Kommunikations- und Sozialverhalten im Internet“ auf der Seite Buffed.deveröffentlicht, an der 111 Personen, davon rund 58 % zwischen 10 und 20 Jahren,teilnahmen. Buffed.de ist ein Portal für Onlinespiele, auf dem über aktuelle Featuresinformiert wird und Spielende sich über das Spielgeschehen austauschenkönnen. Dementsprechend kann unterstellt werden, dass es sich bei den Teilnehmendenum Personen handelt, die mit den kommunikationsspezifischen Dienstenund Anwendungen des Internets vertraut sind.(Aufgrund der geringen Stichprobengröße wurden die hier dargestellten Ergebnissegerundet, evtl. Rundungsfehler sind zu vernachlässigen. Die Umfrage dient zudemrein der Veranschaulichung und Verdeutlichung der behandelten Inhalte, sie istdemnach nicht repräsentativ und erhebt keinen wissenschaftlichen Anspruch.)Die gesamten Ergebnisse der Umfrage finden Sie am Ende der Broschüre abgedruckt.Ausgewählte Ergebnisse zur Textualität werden im Folgenden dargestellt.Die Frage, ob sich ihre Sprache im realweltlichen Kontext durch die Sprachbesonderheitenim Netz verändert habe, beantworteten 45 % der Befragten mit„Nein“ und 55 % mit „Ja“. Somit hat subjektiv mehr als die Hälfte der befragtenInternetnutzerInnen den Eindruck, dass sich ihre Sprache durch die Internetaktivitätenverändert hat. 17 % aller Befragten wurden auch direkt von einer Person ausihrem persönlichen Umfeld auf eine Sprachveränderung aufmerksam gemacht.Hier stellt sich allerdings die Frage, wie viele ebenfalls aktive und erfahreneInternetnutzerInnen das persönliche Umfeld beinhaltet.Aus diesen Ergebnissen kann geschlossen werden, dass die computervermittelteKommunikation zwar Einfluss auf die Sprache in der Face-to-Face-Kommunikationhaben kann, dies aber primär eine stark subjektive Empfindung ist. MöglicheFolgen der Sprachveränderung können sich z.B. in einer starken Versachlichungund Oberflächlichkeit der Sprache zeigen.Aufgrund der dargestellten Sprachbesonderheiten wie Akronyme oder Emoticons,die häufig der Verkürzung und Vereinfachung dienen, oder auch aufgrund der Entkontextualisierung,könnte man annehmen, dass es innerhalb netzbasierter Kommunikationhäufig zu Missverständnissen unter den Beteiligten kommt. Insgesamtgaben diesbezüglich 37 % der Befragten an, dass die rein textbasierte Kommunikationim Netz tatsächlich häufig Missverständnisse herbeiführt. Ein wichtiger Aspektzur Beurteilung dieses Ergebnisses ist sicherlich die Frage nach dem jeweiligenKenntnisstand der einzelnen Gesprächspartner in Bezug auf die Besonderheitender Netzsprache. Denn sicherlich tauchen verstärkt dort Missverständnisse auf,wo einer oder mehrere der Beteiligten mit den üblichen Abkürzungen undKommunikationsgewohnheiten im Netz nicht vertraut sind. Auch können aufgrundder fehlenden Kopräsenz Missverständnisse entstehen. Gesprächsinhalte oderBemerkungen können z.B. überbewertet oder missverstanden werden, da Gestik,Mimik, Lautstärke oder Tonhöhe nicht via <strong>Co</strong>mputer übertragen werden können,aber dennoch zusätzliche Information über den Gesprächsinhalt liefern könnten.Wie das Ergebnis zeigt, hält sich das Aufkommen von Missverständnissen trotzallem in Grenzen. Allerdings muss beachtet werden, dass es sich bei den Befragtenzum größten Teil um Personen handelt, die einerseits viel Erfahrung im BereichNetzsprache haben und andererseits größtenteils innerhalb von MMORPGs, d.h.über TeamSpeak kommunizieren.EntkontextualisierungFace-to-Face-Kommunikation findet von Angesicht zu Angesicht immer in einembestimmten Kontext statt, d.h. sie ist in einen Zusammenhang eingebunden. Onlinekommunikationfindet orts- und zeitunabhängig sowie an unterschiedlichengeografischen Orten statt. Die Beteiligten teilen also keinen gemeinsamen Kontextoder Handlungshintergrund. Laut MISOCH kommt es im Internet zu einerEntkontextualisierung der Inhalte.„Die Informationen werden durch die nicht-lineare Hypertextstruktur aus ihrenkontextuellen Zusammenhängen entnommen und in eine neue netzartige Struktur,in ein Gewebe von Inhalten und Bedeutungen, eingefügt.“ 34Diese Netzstruktur besitzt kein Zentrum und schreibt keine lineare Lesart vor. Dadie Informationseinheiten zudem für sich alleine stehen, kann es zu Orientierungslosigkeitdes Internetnutzers und zum Gefühl des „lost in cyberspace“ kommen.18

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