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Twittern, Bloggen, Gruscheln & Co. - AGJF

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Sozialverhalten im NetzBeziehungsaufnahme/-gestaltung dienen Medien den Jugendlichen häufig zurAufklärung und als Orientierungshilfe. Sie vermitteln Informationen, bieten Musterfür Geschlechterrollen sowie exemplarische Abläufe für Kontaktaufnahmen undLiebesbeziehungen. Des Weiteren informieren sie darüber, was in Bezug auf Aussehen,körperliche Entwicklung oder sexuelle Praktiken als „normal“ gilt. DieJugendlichen wiederum suchen im Netz Bestätigung für die eigene Normalität.Viele Informationen werden in die Peergroup oder die eigene Beziehung hineingetragenund bieten so einen Anlass, um über Sexualität zu sprechen undpersönliche Erfahrungen oder Wünsche zu thematisieren.Die medialen Informationen können aber auch beschämen, verunsichern, Unzufriedenheitüber vermeintliche eigene Entwicklungsdefizite bewirken oder Druckauslösen, z.B. durch die Angabe des Altersdurchschnitts beim „Ersten Mal“. DieBilder und Stereotype, die von den Medien vermittelt werden, verdrängen diegemachten Erfahrungen, was das Vertrauen in die eigenen Gefühle und Erlebnissein Frage stellen kann. Jugendliche stehen dann vor der schwierigen und manchmalunlösbaren Aufgabe, die medial vermittelten Muster von Liebe, Partnerschaftund Sexualität mit ihren eigenen Erfahrungen und ihrer Wirklichkeit in Einklangzu bringen. Insbesondere kritisch sind pornografische Darstellungen, die sich ggf.auch negativ auf die Ausbildung der eigenen Geschlechtsrolle und den Umgangmit dem anderen Geschlecht auswirken können (Abwerten zwischenmenschlicherLiebesbeziehungen, verfälschtes Frauen- und/oder Männerbild). 65Darüber hinaus bietet das Internet, ebenso wie die anderen Massenmedien, dieMöglichkeit zur Veröffentlichung sozialer Beziehungen. Während z.B. im FernsehenPaare gemeinsam in Talkshows auftreten, können sie sich im Internet u.a. virtuelleGrußbotschaften schicken oder eigene Paar-Homepages gestalten. Diese öffentlicheBekundung, Inszenierung und Ritualisierung kann u.U. sogar die Beziehungstärken. 66Das Internet als „Beziehungskiller“?„Bestehende soziale Beziehungen verarmen durch die Kommunikation via Internetund werden aufgrund der neuen virtuellen Beziehungen vernachlässigt odersogar aufgegeben. Persönliche Gespräche, Telefonate und Treffen werden durchdie Onlinekommunikation ersetzt oder finden gar nicht mehr statt. Die Menschenbeschäftigen sich lieber mit den Medien als mit realen Menschen in der realenWelt, so dass „echte“ zwischenmenschliche Bindungen und das Gefühl von Näheund Verbundenheit verhindert werden. InternetnutzerInnen ziehen sich zudemaus bestehenden sozialen Beziehungen zurück, widmen sich nur noch ihrenOnlineaktivitäten und vernachlässigen ihre Familie und ihre Freunde.“So viel zur Netzkritik. Die Frage ist nun, ob dieses Bild auch tatsächlich derRealität entspricht.Genau mit dieser Frage hat sich u.a. auch Nicola Döring in ihrem Buch „Sozialpsychologiedes Internet“ (2003) ausführlich auseinandergesetzt, die wichtigstenErgebnisse finden Sie hier kurz zusammengefasst:Kommunizieren Beziehungspartner viaInternet, so bedeutet dies nicht, dasspersönliche Treffen nicht mehr stattfindenund die anderen Kommunikationsformennicht mehr genutzt werden, sondernlediglich, dass neue Kommunikationsformenhinzukommen, welche die altenteilweise ersetzen können (z.B. E-Mailsstatt Briefe). Dies führt dann primär zueiner Steigerung der Kontakthäufigkeit insozialen Beziehungen und zu einer Verdichtungbestehender sozialer Netzwerke.Abb. 14: © Stephanie Hofschlaeger / Pixelio.deAuch qualitativ können Onlinekontakte einen Gewinn für soziale Beziehungendarstellen. Während des Beziehungsaufbaus können sie z.B. zu einer größerenKontaktdichte beitragen oder verhindern, dass Nervosität oder Unsicherheit bezüglichder eigenen Selbstdarstellung den Beteiligten beim gegenseitigen Kennenlernenim Wege stehen. Existiert eine Beziehung erst seit kurzem, können häufigecomputergestützte Kontakte, sofern sie in gegenseitigem Interesse erfolgen, dieBindung der Beziehungspartner zueinander intensivieren. Die mediale Distanzund die Auseinandersetzung mit dem Geschriebenen begünstigen zudem dasAnsprechen schambesetzter, heikler oder von Angesicht zu Angesicht nie zuvor28

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