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Twittern, Bloggen, Gruscheln & Co. - AGJF

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Sozialverhalten im NetzBislang wurden die Auswirkungen des Internetgebrauchs auf die Identitätsbildung,soziale Beziehungen und Gruppen dargestellt. Identität und Sozialität stehen nunwiederum in Wechselwirkung zueinander. Diese Zusammenhänge im Kontext desInternetgebrauchs beschreibt Professor Dr. Thomas Döbler von der MacromediaHochschule für Medien und Kommunikation (mhmk) in Stuttgart:Die diversen Social Networkseiten, wie SchülerVZ, StudiVZ, Facebook, MySpace,Flickr und viele andere, sind für die Identitätsbildung der heutigen Jugendlichennicht zu unterschätzen. Mit der Eingabe eines Profils des eigenen ‚Ichs’, in dasoftmals auch Wünsche und Idealbilder für das eigene Ich einfließen, betreibendie Jugendlichen stets auch ein kleines Stück Identitätsbildung. Wie hier die eigenePerson in Text und Bildern dargestellt wird, entspricht dem Wunsch, wie man vonaußen gerne gesehen wird. Sicherlich muss diese Darstellung, zumindest wennman sich mit Namen und Bild zu erkennen gibt, auch für die Freunde in der realenWelt glaubwürdig bleiben. Doch auch schon leichte Idealisierungen üben auf dieJugendlichen umgekehrt einen „Zwang“ aus, sich auch in der realen Welt entsprechendzu verhalten. So ist es keineswegs gleichgültig, was man hier angibt,wie man sich darstellt, wie viel man textlich und optisch von sich preisgibt – undauch die Annahme, man könne das ja leicht mit nur wenigen Knopfdrückenlöschen und ein gänzlich anderes ‚Ich’ in einer anderen Plattform aufbauen, istirrig bzw. nur um den Preis des Verlusts aller Freunde im virtuellen und vielleichtauch im realen Raum erreichbar. So ist selbst beim Wechsel von einer Social Networkplattformzu einer anderen, etwa von SchülerVZ zu StudiVZ, darauf zu achten,dass das neue Profil dem alten nicht widerspricht, dass das eigene Ich stimmigbleibt. Das bedeutet für die Jugendlichen nun nicht, dass sie sich mit einem einmalangelegten Profil für alle Zukunft festlegen, aber eine gewisse Konsistenz für dieEntwicklung des virtuellen und realen ‚Ichs’ ist damit schon zu beachten.Ohne hier auf den Missbrauch oder auch nur zweckentfremdeten Gebrauch derpersönlichen Daten durch Dritte einzugehen, weisen diese Wirkungen für dieeigene Identität auf eine Langfristigkeit hin, die von den Jugendlichen selbst nichtabschätzbar ist, aber auch in der öffentlichen Diskussion bislang nur am Randewahrgenommen wird.Ein spielerischer Umgang mit dem eigenen ‚Ich’ im virtuellen Raum – mit Rückwirkungenauf die Entwicklung des realen ‚Ichs’ – ist nun aber keinesfalls per seals Bedrohung und negativ zu sehen. Im Gegenteil können hierin eben auch vieleChancen und Optionen für eine angereicherte, vielschichtigere Identitätsentwicklungstecken, für die Entwicklung von Offenheit gegenüber Fremden, für das Trainingder Kommunikationsfähigkeit und Kreativität. Schließlich – und hierfür werden dieSocial Networkplattformen auch am stärksten genutzt und werden damit auchihrem Namen gerecht – werden sie von den Nutzern als erweitertes, sich selbstaktualisierendes ‚Adressbuch’ zur Pflege, sicher primär zur Pflege von losen Kontakten,verwendet. Und so verliert man z.B. Schulfreunde, die vielleicht währendder Schulzeit gar keine echten Freunde waren, nicht mehr aus den Augen, manerfährt, wo sie leben, was sie arbeiten, ob sie verheiratet oder geschieden sind,und kann zu diesem oder jenen Ereignis mal einen kurze Nachricht verschicken.So gewinnt das heutige Netzwerken der Jugendlichen auf diesen Plattformen, sobanal, so zeitver- schwenderisch, so problematisch das mitunter auch scheinenmag, eine wichtige Funktion für die Zukunft: Man bleibt verbunden.Problematische Verhaltensweisen im InternetAggressives VerhaltenIm Internet existieren vielfältige Ausprägungen aggressiven Verhaltens. Am verbreitetstensind verbale Aggressionen („Flaming“), welche sich auf verschiedeneAggressionsauslöser zurückführen lassen. Neben den gängigen Theorien zur Erklärungaggressiven Verhaltens, z.B. der sozialen Lerntheorie, gilt es aufgrundder Besonderheiten der Onlinekommunikation weitere netzspezifische Aspektezu berücksichtigen, welche aggressives Verhalten im Internet begünstigen können:< Aufgrund der Kanalreduktion ist der angerichtete Schaden verbalerAggression häufig nicht erkennbar und wird unterschätzt.< Der im Filtermodell beschriebene Enthemmungseffekt begünstigt auch ansolchen Stellen verbale Auseinandersetzungen mit anderen NutzerInnen,wo im realen Leben eher mit Rückzug oder Anpassung reagiert wird.< Die Textform der verbalen Aggressionen ermöglicht das wiederholte Lesenund Zitieren der konflikthaften Äußerungen, welche auf diese Weise immerwieder aufgegriffen und aufgeschaukelt werden.38

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