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Twittern, Bloggen, Gruscheln & Co. - AGJF

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Sozialverhalten im NetzSozialverhaltenDas Internet – unsoziales Netzwerkoder soziale Vernetzung?Nicht nur die Onlinekommunikation unterscheidet sich von Unterhaltungen imReal Life, auch soziale Interaktionen und soziales Verhalten im Internet weisenspezifische Besonderheiten im Gegensatz zum Sozialverhalten außerhalb desNetzes auf. Welche Auswirkungen z.B. Kanalreduktion oder Enthemmungseffekteauf die Kommunikation im Internet haben, konnten Sie bereits lesen. Jetzt gehtes um die Auswirkungen der computervermittelten Kommunikation auf die Identitätsbildungund die sozialen Beziehungen der InternetnutzerInnen (im Internetund im Real Life). Für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist es sinnvoll, zuwissen, welche Auswirkungen der Gebrauch des Internets hat, wie er sich in Verhaltensänderungenmanifestieren kann und welche Ursachen dies im Einzelnenhat. Diese Einflüsse auf Heranwachsende identifizieren zu können, gehört mit zuden Voraussetzungen für eine erfolgreiche medienpädagogische Arbeit, setzt allerdingsdas Wissen um die unterschiedlichen sozialen Prozesse im Internet voraus.Identitäten im NetzIdentitätsbildung in der Adoleszenz – oder die Schwierigkeit Jugendlicher,„ganz“ sie selbst zu seinEine zentrale Aufgabe in der Adoleszenz ist die Ausbildung einer eigenen Identität. 36Diese entwickelt sich auf Basis der Fähigkeit des Individuums, sich reflexiv mitsich selbst und den Reaktionen anderer auf die eigene Person auseinander zusetzen, woraus dann entsprechende Selbsteinschätzungen entwickelt werden.Gesellschaftliche Normen, moralische Prinzipien und das soziale Umfeld stellendabei den Orientierungsrahmen für die Ausbildung der Identität dar. Aufgrund derVervielfältigung sozial anerkannter Lebensformen und dem Schwinden traditionellerRollenmuster sind die Lebenswelten der heutigen Jugend aber zunehmendvon Komplexität, Unsicherheit und Orientierungslosigkeit geprägt. Dies macht esHeranwachsenden oft schwer, ein konsistentes „Ich“ bzw. eine stabile Identitätauszubilden. Stattdessen entwickeln sie häufig lediglich bruchstückhafte Identitätsmuster,Identitätsfragmente oder auch ein multiples „Ich“. Jugendliche stehen heutei.d.R. vor der schwierigen Aufgabe, z.T. gegensätzliche Selbsterfahrungen aufeinanderzu beziehen und in einen sinnvollen Zusammenhang bringen zu müssen. 37Identitätsarbeit bezeichnet dabei alle Bemühungen Heranwachsender, die zurIdentitätsbildung führen und der Frage „Wer bin ich?“ nachgehen. Nach ERIKSONbeinhaltet dies u.a. auch das Ausprobieren und Ausleben verschiedener RollenundIdentitätsentwürfe. Diese Identitätsarbeit ist zwar zentral in der Jugendphase,setzt sich aber nichts desto trotz auch im Erwachsenenalter fort. 38Im Folgenden wird Identität dementsprechend als eine komplexe Struktur verstanden,die sich aus einzelnen gruppen-, rollen-, körper- oder tätigkeitsbezogenenTeilidentitäten zusammensetzt. Je nach Situation werden dabei bestimmte Teilidentitätenaktiviert. Diese Teilidentitäten (subjektiv besonders wichtige Selbstaspekte)bilden zusammen kein beständiges und einheitliches Ganzes, sonderneine Art Patchwork, das sich ständig verändert – neue Teilidentitäten werden ausgebildet,setzen sich neu zusammen und entwickeln sich weiter. Welche Teilidentitätenentstehen und wie sie sich mit anderen Teilidentitäten verknüpfen lassen,wird immer auch von den sozialen und medialen Kontexten mit beeinflusst. 39Onlineselbstdarstellung oder virtuelle Identität?Die im Zusammenhang mit der Internetnutzung entstandenen Begriffe „VirtuelleSelbstdarstellung“ oder „Onlineselbstdarstellung“ und „Virtuelle“ oder „Online-Identität“ werden oft relativ beliebig für alle Personenrepräsentationen im Netzbenutzt. Onlineselbstdarstellungen sind allerdings lediglich temporäre Repräsentationeneiner Person, welche weder dauerhaft noch subjektiv relevant sind (z.B.einmaliges Benutzen eines Nickname beim einmaligen Forenbesuch). Die Online-Identität hingegen ist eine dauerhafte, wiedererkennbare, mehrfach verwendete,subjektiv relevante Personendarstellung im Netz. Somit handelt es sich nur beieiner kleinen Anzahl von Onlineselbstdarstellungen auch tatsächlich um Online-Identitäten. Von Online-Identitäten sind sog. Offline-Identitäten zu unterscheiden,welche in diesem Zusammenhang Identitäten außerhalb des Internets bezeichnen.22

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