PortraitEin Leben für die MesseMessedirektor Johann Jungreithmair ist 60Seit der Inbetriebnahme des ersten österreichischen Fachmessezentrums in Salzburg im Jahr1974 gestaltet Johann Jungreithmair das Messewesen in Österreich entscheidend mit. Als Leiterfür Technik, Organisation und Services der „Contact Fachausstellungen“ war er maßgeblicham Aufbau des Fachmessewesens in Salzburg beteiligt. Heute, fast 40 Jahre später, leiteter das Österreichgeschäft von Reed Exhibitions mit rund 300 Mitarbeitern. Am 29. Septemberfeierte Johann Jungreithmair seinen 60. Geburtstag.Von Christian WieselmayerIch habe überlegt, ob ich meinen 60. Geburtstagverschweige und mit meinerFrau in den Urlaub ‚flüchte‘, bin aberrasch zur Erkenntnis gelangt, dass einem dasnicht gelingt. Deshalb habe ich mich entschlossen,sowohl privat als auch mit denMitarbeitern in Salzburg und Wien zu feiern“,beschreibt Messedirektor Johann Jungreithmairdie Überlegungen zu seinem rundenJubiläum. Wenn er von seinen fast 40Jahren im Messegeschäft spricht, sind immerdie gleiche Leidenschaft, der ungebrocheneTatendrang und die Freude, neue Herausforderungenanzunehmen, herauszuhören. Dasist wohl auch das Erfolgsgeheimnis des gelerntenFeinmechanikers, den es eher durchZufall von seinem Heimatort Pfarrkirchen inOberösterreich nach Salzburg verschlagenhat. Zur Ableistung des Präsenzdienstes meldetesich Johann Jungreithmair zur österreichischenFlugsicherung, mit dem Hintergedanken,in Linz-Hörsching stationiert zuwerden. Es kam jedoch anders. Nach aufwendigenAufnahmetests wurde er schließlichins Radarbataillon Salzburg zur Luftraumüberwachungeinberufen. Die Diensteinteilungbrachte es mit sich, dass es ihmmöglich war, bei den „Contact Fachausstellungen“von Arnold Henhapl seinen Solddurch Aushilfsarbeiten aufzubessern. Damitwaren Grundlage und Begeisterung für dasMessewesen gelegt. Nach Ableistung desMilitärdienstes blieb er in Salzburg und bewarbsich nun für eine Vollzeitposition beimMessedienstleister. Der Rest ist Geschichte.„Es herrschte damals eine ungeheure Aufbruchsstimmung.Mir wurden große Freiheitengegeben, eigenverantwortlich zu handeln.Das habe ich zu 1<strong>10</strong> Prozent ausgenützt“,beschreibt Jungreithmair seine Anfangsjahreim Messegeschäft. „Ich habemich dabei sehr wohlgefühlt und meine Freiheiten,die ich nach den Lehrjahren und demMilitärdienst endlich hatte, für Änderungenund Neuerungen genützt.“Die nächsten KarriereschritteBereits 1982 wurde der damals 29-jährigeLeiter der Technik als Mitglied in die Geschäftsführungder inzwischen umbenannten„Contact Fachmessen“ berufen und verbliebin der Position, auch als die internationalenReed Exhibitions die Firmengruppe von ArnoldHenhapl gekauft hatte. 1996 übernahmer als Geschäftsführer die Verantwortung fürdas operative Messegeschäft von Reed ExhibitionsMesse Salzburg und 2001 verantworteteer die Expansion der britischen Reed-Gruppe nach Wien. Seither ist er äußerst erfolgreichin den beiden Zentren des österreichischenMessewesens tätig. In Salzburg arbeiteter bereits seit mehr als 15 Jahren konsequentdaran, der Mozartstadt ihre Führungspositionunter den Fachmesseplätzen in Österreichzu sichern und die Messeinfrastrukturentsprechend weiterzuentwickeln. Das MessezentrumSalzburg verfügt mittlerweile übereine Ausstellungsfläche von mehr als 40.000Quadratmetern. In Wien begleitete er die Entwicklungund den Bau der Messe Wien Neuzu einem flexiblen und multifunktionalenKongress- und Messezentrum. Die Erfolgsgeschichtein Wien begann mit der WienerAutoshow. Jungreithmair hat es geschafft, inlangen Gesprächen die österreichischen Auto-Importeure davon zu überzeugen, dass dieAutoshow eine Sache ist, von der alle profitierenwerden. Heute ist die Veranstaltungetabliert und findet alljährlich auf einer Ausstellungsflächevon 30.000 Quadratmeternstatt.Foto: Reed Exhibitions„Der Kongress tanzt“„Als Messe Wien haben wir uns als Locationanbieterauch das Segment der Kongresseerarbeitet“, beschreibt der Messedirektorden mühsamen Aufbau dieses Geschäftszweiges.„Heute spielen wir eine wesentlicheRolle im internationalen Kongresswesen.“So gelang es beispielsweise,Europas größten Kongress für Windenergienach Wien zu holen, neben dem World AidsKongress oder dem Kongress zur Bankensicherheit.Und das trotz eines massiven Ver-60WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN <strong>10</strong>/<strong>2013</strong>
PortraitiZur Persondrängungswettbewerbs. „Manche Städte bezahlendafür, dass Kongresse dort abgehaltenwerden. Das wollen und können wir nichtmachen, wir müssen gewinnorientiert agieren.“Welch enormes Geschäft Kongressedarstellen, zeigt sich am Beispiel Kardiologenkongress,den Jungreithmair ebenfallsnach Wien brachte. Rund 70 Millionen Euroan Umweg-Rentabilität haben die 25.000Teilnehmer der Stadt Wien beschert. „Dassummiert sich aufs Jahr gesehen auf mehrereHunderte Millionen Euro“, so Jungreithmair.Die nächste großeHerausforderung„Mit der Eröffnung der Wirtschaftsuniversitätgenau hinter der Messe Wien ist eineFotos: Reed Messe SalzburgKommR. Direktor Johann Jungreithmairwurde am 29. September 1953in Pfarrkirchen/Bad Hall in Oberösterreichgeboren. Er wohnt heutein Großgmain bei Salzburg, ist verheiratetund Vater von zwei erwachsenenSöhnen. Der passionierte Jägerspielt gerne Golf und engagiertsich sozial beim St. Lazarus HilfswerkSalzburg.spannende Herausforderung auf uns zugekommen:Welche Synergien können wir alsMesseveranstalter mit einer WU generieren?Wir arbeiten gerade an einem Konzept, vondem Wirtschaftstheorie und Wirtschaftspraxisgleichermaßen profitieren können“, beschreibtJungreithmair diese Herausforderung.„Mir wurde in 40 Jahren Arbeit für dasMessewesen nie langweilig. Ich habe dieFührung der Reed-Gruppe Österreich nie angestrebt.Es ist durch verschiedene Umständepassiert. Ich bin aber sehr froh überdiese Entwicklung. So hart es auch ist, mitUnternehmern zusammenzuarbeiten, so faszinierendist es auch. Die Herausforderung,unterschiedliche unternehmerische Interessenbei einer Messe unter einen Hut zu bringen,ist eine der spannendsten Aufgaben, dieich mir vorstellen kann. Wir müssen all dieunterschiedlichen Bedürfnisse der Ausstellergleich einem Puzzle harmonisch zusammenfügen,um einen erfolgreichen Ablauf einerMesse zu garantieren.“ Nach diesem Prinzipfunktioniert übrigens auch das Ausarbeitenvon neuen Messeveranstaltungen. Es müssenKonzepte erstellt werden, die möglichst aufalle potenziellen Teilnehmer einer Branchepassen. Nur dann besteht die Chance, eineIdee auch umsetzen zu können. Als besonderesErfolgserlebnis beschreibt Jungreithmair,wenn Aussteller zu ihm kommen undsagen: „Ich bin durch die Messe ein reicherMann geworden.“ Das ist für ihn der Beweis,dass die Zusammenarbeit zwischen Messeund Unternehmen perfekt funktioniert undman den Betrieb gemeinsam weiterentwickelthat. Einer, der es ebenfalls geschaffthat, ist Dietrich „Didi“ Mateschitz. Er hatteseinen ersten österreichischen Messeauftrittauf der „Alles für den GAST“ in Salzburgund präsentierte seinen Energydrink RedBull an einem kleinen, völlig unauffälligenStand. „Salzburg ist ein idealer Fachmesseplatz“,beschreibt Jungreithmair die Vorzügeder Mozartstadt: „Junge Unternehmer lernendas Messewesen auf einem Heimmarkt, derdurch den angrenzenden bayerischen Raumvon interregionaler Bedeutung ist, kennen.Durch diese Erfahrung ist es später auf großenMessen in München oder Frankfurtleichter, Kontakte in die ganz Welt zu knüpfen.“ÜFoto: Reed ExhibitionsWIRTSCHAFTSNACHRICHTEN <strong>10</strong>/<strong>2013</strong> 61