Bild: lassedesignen - Fotolia.comwohnen heute und morgenLeben mit dem „e“Eins ist klar: Das Wohnen der Zukunft ist „e“. Und was den Weg dahin anbelangt: Wir wandeln schonemsig auf den Pfaden der Informations- und Kommunikationstechnologie, die mit Gevattern wieSteuerungs- und Regelungstechnik den Alltag aller immer stärker begleiten. Doch wie genau verändertTechnologie unser Wohnen? Welche anderen Trends bestimmen das Leben von morgen? Und wiereagiert Architektur darauf?Eigentlich sind sie längst ein alter Hut: dieWohnszenarien von morgen. Hollywoodhat sie schon zuhauf auf die Leinwände dieserWelt gezaubert und manches Szenario ausälteren Science-Fiction-Streifen wirkt, wennauch nicht immer erstrebenswert, heutzutagenicht mehr so befremdlich. Im Gegenteil:Bei dem Tempo, in dem sich Technologieweiterentwickelt, scheint es heute oftschon befremdlich, dass die reale Welt derTraumfabrik noch hinterherhinkt, denn auchviele aktuelle „Zukunftsvisionen“ hält derZuschauer längst nicht mehr für abstrakt:Fliegende Autos, sprechende Haus haltsgeräte,intelligente Tapeten und Bodenbeläge,Roboter ... Scheinbar gibt es technologischgesehen nichts, was es nicht geben könnte,und dank erfolgreicher Marketingstrategienvon Apple & Co. steuert die Gesellschaft aufeinen Punkt zu, an dem es auch nur nochwenig gibt, was der Verbraucher nicht habenmöchte. Die Begehrlichkeiten sind geweckt,die Digitalisierung der Welt ist in vollemGange, Social-Media-Plattformen boomenund Lebens- und Arbeitsformen wandelnsich. Zeit und Ort werden relativ, Grenzenzwischen Arbeit und Privatleben verschwimmen,Effizienz und Entertainment sind zuden Schlagworten Nummer eins geworden– auch, was die Bespielung von Lebenszeitanbelangt. Technologie spielt in der Welt eineimmer größere Rolle und führt dazu, dass derMensch sein Leben in allen Bereichen immerflexibler gestaltet und höheren Komforterwartet.Neben Flexibilität und Komfort beeinflusstein weiteres Thema das Leben Allerimmer stärker: Energie. Mit dem weltweitenEnergiebedarf steigen auch deren Kosten.Die effizientere Nutzung von Energie undAlternativen im Bereich regenerative Energieerzeugungtun, vor allem vor dem Hintergrundder Verknappung fossiler Energieträger,auch im Wohnungssektor not. Weitere Entwicklungen,die die Wohnungswirtschaft mitVeränderungen konfrontieren, sind demografischerund sozialer Art:24 Dezember 2012 www.facility-manager.de
Wohnungswirtschaft• Das Durchschnittsalter derBevölkerung steigt, entsprechend sindWohnraumkonzepte und -services insbesonderefür allein lebende Senioren nötig.• Die Zahl der Singlehaushalte steigt (lautStatistischem Bundesamt leben 2030 gut43 Prozent aller Deutschen allein), gefolgtvon kinderlosen Paarhaushalten, infolgedessensteigt auch die Nachfrage nachkleineren Wohnungen.Wie sich diese Entwicklungen auf dieGestaltung von Wohnraum niederschlagen,haben schon zahlreiche Projekte zum Wohnender Zukunft untersucht. Im GeschäftsfeldWohnen entwickelt und testet Fraunhofer beispielsweiseseit 2001 im Forschungszentrum„inHaus“ in Duisburg mit Herstellern, Dienstleisternund Nutzern neue Technologie-,System- und Anwendungslösungen für dasWohnumfeld und auch Microsoft testet amHauptsitz in Redmond, wie sich das Wohnendurch moderne Technik verbessern lässt.Weitere Initiativen sind etwa „UniversalHome“ – ein Netzwerk, in dem diverseUnternehmen gemeinsam neue Produkte fürdie Zukunft entwickeln – oder „e-wohnender zukunft“, durchgeführt von der Berlinerdi-Vision bau-medien-projekte GmbH, hinterder der Medienmanager, Unternehmer undBauherr Dirk Fabarius steht. Dieser setzt mitPartnern aus Planung und Wirtschaft seit2005 Wohnprojekte um, die den gestiegenenAnforderungen des 21. Jahrhunderts genügensollen. „Ausgerechnet dort, wo Menschenleben, herrscht ein Standard aus dem letztenJahrhundert vor. Das fängt bei Energetikund Leitungskapazitäten an und hört beistarren Grundrissen auf“, erklärt Fabarius.Abgesehen vom Bau- und Immobiliensegmenthabe es sich keine Branche leisten können,die Standards der 70er-Jahre ohnewirkliche Entwicklungssprünge beizubehalten.Seiner Meinung nach müsse dieWohnungswirtschaft „im Minimum technologischeGrundvoraussetzungen schaffen, diedas Leben ent- statt belasten. Bauprojektesind langfristig angelegt und mit hohenInvestitionen verbunden. Was heute nichtintegriert wird, wird spätestens übermorgenfehlen und in der Nachrüstung komplizierterund teurer sein.“Neuer WohnstandardDie vier Kern-Themenbereiche, aufdie er in seinen Projekten den Fokus legt,sind „Technik & Steuerung“, „Umwelt& Energieeffizienz“, „Innenarchitektur &Ausstattung“ sowie „Bauen & Entwicklung“.Sein Credo: „Alle Menschen sollen so wohnenkönnen, wie es heute schon möglichist. Es geht nicht um Luxus für Wenige, esgeht um einen neuen Wohnstandard mitvernetzten Technologien. Es darf kein Luxusmehr sein, in jedem Raum online gehen zukönnen oder Musik zu hören. Ebenso müssenindividuelles Lichtmanagement undTransparenz der Verbrauchszahlen Standardsein.“ Die Erkenntnisse aus den ersten dreiProjekten, alles Altbauten in Berlin, sind indas vierte Projekt eingeflossen, das seit März2012 abgeschlossen ist und in dem Fabariusdiesen neuen Wohnstandard verwirklichthat: den e-wohnstandard. „Stellen Sie sicheine Datenbank vor, eine überdimensionaleBaubeschreibung, heruntergebrochen aufjedes einzelne Detail: Welche Fliesen wo?Welcher Putz, in Kombination mit welchenFassadenanstrichen? Welche Kombinationvon Fenstern, Heizung, Lüftung, um welcheEnergieeffizienzstufe zu erreichen? Und dasin drei qualitativen Abstufungen – Silber,Gold und Platin – sowie in Bezug auf AltundNeubau. Wir können mit der Erfahrungaus vier Projekten sagen: Baut so! Wir sindnun so weit, dass wir den e-wohnstandardvermarkten können.“Inhaltlich beschreibt der Standarddie Verschmelzung flexibler Architektur-,Design- und Technologiekonzepte zu einemintelligenten Zuhause, das die Bedürfnissedes urbanen Menschen in einer multifunktionalenWohnwelt zusammenführt, ihm einkomfortables, vernetztes sowie energiebewusstesLeben ermöglicht und den BereichArbeit integriert. Umgesetzt hat Fabarius diesesjüngste Konzept in einem Fabrikbau ausder Gründerzeit, der an der Grenze zwischenPrenzlauer Berg und Mitte liegt und den erkomplett entkernen ließ. Entstanden sindneben 32 Ein- bis Dreizimmer-Wohnungenauch ein Event- und Showroom zum ThemaSeit 2005 setzt die Berliner di-Vision bau-medien-projekte GmbH mit Partnern aus Planungund Wirtschaft Wohnprojekte um, die den Anforderungen des 21. Jahrhun derts genügensollen. Projekt 4, eine alte Fabrik aus der Gründerzeit, wurde im April fertiggestellt undpräsentiert neben „e-wohnungen“ einen „e-wohnen 2022“-Showroom sowie ein „e-bueroder zukunft“.Bild: bau-medien-projekte/Stefan Dauthwww.facility-manager.de Dezember 201225