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Küsnacht: Lindt und Matti kämpfen um ... - Lokalinfo AG

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6 Zürich 2 Nr. 35 29. August 2013A K T U E L LAls die schwarze Bohne Zürich eroberteVom Verbot z<strong>um</strong> Volksgetränk– eine Führung vonYvonne Höfliger durch dieGassen Zürichs bietet Einblickein die Kaffeevergangenheitder Limmatstadt.Luzia MontandonDie Geschichte der kleinen schwarzenBohne, die heute ka<strong>um</strong> noch ausunserem Leben wegzudenken ist, beginnteiner Legende nach im ostafrikanischenHochland von Äthiopien.Im 9. Jahrh<strong>und</strong>ert sollen Ziegenhirtenfestgestellt haben, dass ihre Tiere,nachdem sie von einem bestimmtenStrauch gefressen hatten, abendsnoch rege her<strong>um</strong>sprangen anstatt zuschlafen. Daraufhin liessen sie denStrauch mit den weissen Blüten <strong>und</strong>roten Früchten von Mönchen untersuchen.Die Mönche brauten davoneinen Sud <strong>und</strong> konnten fortan bisspät in die Nacht wach bleiben <strong>und</strong>zusammen beten.Mit dieser Legende beginnt auchdie zweistündige Entdeckungstourdurch über zwei Jahrh<strong>und</strong>erte ZürcherKaffeegeschichte. Die Stadtführungmit dem Namen «Kaffee &Cafés» wurde von der KunsthistorikerinYvonne Höfliger initiiert. DieWollishoferin leitete davor als Mitareiterindes Johann Jacob Muse<strong>um</strong>sereits einige Stadtr<strong>und</strong>gänge z<strong>um</strong>hema Kaffee. Nach der Schliessunges Kaffeemuse<strong>um</strong>s bedauerte sieen Wegfall der Führungen <strong>und</strong> beann,diese selbst durchzuführen.Entführung <strong>und</strong> VerbotSo ist zu erfahren, dass das Heissgetränkunter dem Namen «Qahwa»bereits Mitte des 15. Jahrh<strong>und</strong>erts imganzen arabischen Ra<strong>um</strong> verbreitetwar. Einige Jahrh<strong>und</strong>erte später entdeckteneuropäische Gelehrte den«Türkentrank» auf Reisen durch denOrient. Einer davon war der ZürcherBarbier <strong>und</strong> Arzt Johann Jacob Ammann,der 1612 eine Publikation darüberverfasste. Mit der KolonialisierungMitte des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>und</strong>der Entführung einer Kaffeepflanzevon Jemen in die holländische Kolonieauf Java endete das arabischeKaffeemonopol. Die Kaffeepflanzewurde z<strong>um</strong> Spekulationsobjekt <strong>und</strong>prägte zudem ein dunkles Kapitel:den Sklavenhandel.Obschon in anderen Ländern ersteKaffeeschenken eröffnet wurden,waren die Zürcher zunächst skeptischgegenüber dem «schwartz Wasser».Anfang des 18. Jahrh<strong>und</strong>ertsverbot der Zürcher Rat sogar denKons<strong>um</strong> von Kaffee, weil er den Geistverwirre <strong>und</strong> die Ges<strong>und</strong>heit untergrabe.Laut Yvonne Höfliger wurdedas Verbot aber vor allem von denZürcher Zünften forciert: «Diese keltertendamals ihren eigenen Wein.Sie wollten keine Konkurrenz in derStadt.»Kaffee gegen AlkoholSchliesslich ist es Napoleon zu verdanken,dass 1804 das erste eigentlicheCafé, das Café Littéraire, im Hausz<strong>um</strong> roten Turm öffnete. Er entmachtetedie Zünfte <strong>und</strong> löste das Verbotauf. Dem Café Littéraire folgte in dennächsten Jahren noch r<strong>und</strong> ein Dutzendweitere Cafés. Viele davon dientengemäss Höfliger als Pressebüros,boten Gesellschaftszimmer oder ludenz<strong>um</strong> Billardspielen.In der damaligen Zeit warenFrauen in solchen Etablissementsnicht zugelassen. Doch durften sie insogenannten «Erfrischungsrä<strong>um</strong>en»ohne Begleitung verkehren. Ein solcherexistierte in der ConfiserieDas Grand Café Odeon: Auch Lenin soll dort seinen Kaffee genossen haben.Kaffeekennerin Yvonne Höfliger.Sie wohnt in Wollishofen <strong>und</strong> istseit Kurzem Präsidentin der OrtsgeschichtlichenKommission.Sprüngli am Paradeplatz. Eigentlichsei der Standort der Confiserie einerFehlspekulation zu verdanken, erklärtedie Historikerin. Zu jener Zeitnahm man an, dass der Bahnhof amParadeplatz zu stehen komme.Mit dem Aufkauf von «Beizen»<strong>und</strong> deren Wiedereröffnung als Kaffeestubenversuchte die ZürcherinSusanna Orelli dem steigenden AlkoholmissbrauchEnde des 19. Jahrh<strong>und</strong>ertsentgegenzuwirken. DieGründerin des Zürcher Frauenvereinsfür Mässigkeit <strong>und</strong> Volkswohlbot in ihren Restaurants keine alkoholischenGetränke an. Eines davonwar das «Karl der Grosse» an derKirchgasse, von dessen goldenerSchrift heute nur noch das Wort«Karl» übrig geblieben ist.Foto: Baugeschichtliches Archiv Stadt ZürichKaffeetrinken mit LeninYvonne Höfligers Stadtführung gibtnicht nur Auskunft über die Automaten-Cafés,die damals mit ihrem Kaffeefür den gehetzten Geschäftsmannihrer Zeit voraus waren, sondernauch im Speziellen über das GrandCafé Odeon. Das Café am Limmatquai,in dem laut Höfliger auch Persönlichkeitenwie Lenin <strong>und</strong> Mussoliniihren Kaffee getrunken haben, galtwährend des Ersten <strong>und</strong> ZweitenWeltkriegs als Treffpunkt für Intellektuelle.Weiter erläutert die Kunsthistorikerinwährend zweier St<strong>und</strong>en, wasein Schwartenmagen <strong>und</strong> die spanischeLotterie mit dem Odeon verbinden<strong>und</strong> der Steuermann aus «MobyDick» <strong>und</strong> die Kaffeekette Starbucksgemeinsam haben. Mit der Erfolgsstorydes weissen Bechers mit demgrünen Logo endet schliesslich dieStadtführung. Doch die Geschichteder kleinen, schwarzen Bohne ausÄthiopien wird noch eine Weile andauern.Öffentliche Führungen: 1.9., 10.30 Uhr,Treffpunkt Helmhaushalle, 27.9., 10.30Uhr, 15 Uhr, Treffpunkt Café Henrici,6.10. <strong>und</strong> 3.11, 10.30 Uhr, TreffpunktHelmhaushalle, Kosten: CHF 20.00 proPerson, www.kaffeecafes.ch.Schnüffeln bei den SchnauzenbussenNoch bis am 15. Septembersind im Tram-Muse<strong>um</strong> verschiedeneSchnauzenbussezu bew<strong>und</strong>ern. Sie hattenochkonjunktur währendes Zweiten Weltkriegs <strong>und</strong>urz danach, als der elektrischeStrom knapp war.Im Mittelpunkt der Sonderschau«Schnauzenbusse» im Tram-Muse<strong>um</strong>Zürich steht der Bus Nr. 45 der StädtischenStrassenbahn Zürich (StStZ),Baujahr 1933. Für diesen besonderenGast wurde im Tramdepot Burgwiesextra der Boden verstärkt. DieBesucherinnen <strong>und</strong> Besucher derSonderschau «Schnauzenbusse» findenausserdem historische Fotografien,einige ausgesuchte Objekte <strong>und</strong>Informationen zur Geschichte der«Schnauzenbusse».Nr. 45 der Städtischen Strassenbahn Zürich (StStZ), Baujahr 1933. «Schnauzenbuss» mit «Frontlenker»-Nachfolger. Fotos: zvg.1947: «Schnauzenbusse» als Tramersatz bei Stromknappheit. Gab es schon früher: Bus-Surfer. Holzvergaser während des Kriegs.Seit 1927 in der FlotteAutobusse ergänzen seit 1927 dasTramliniennetz der Stadt Zürich.Günstig in der Anschaffung, entstandenso praktische Querverbindungenzwischen den Quartieren. Gebautwurden die Busse von der AdolphSaurer <strong>AG</strong>, Arbon, <strong>und</strong> der FranzBrozincevic & Cie., Wetzikon (FBW),die Karosserien auch von Tüscher<strong>und</strong> der Schweizerischen WaggonfabrikSchlieren (SWS). Der Betrieb der«Überland-Kraftwagenlinien» begann1931. Zuerst waren dort Wagen desStädtischen Autobusbetriebs (bis1935 «Kraftwagenbetrieb» genannt)im Einsatz. Später wurden auf denÜberlandstrecken leichtere Fahrzeuge,wie der Bus Nr. 45, eingesetzt.Während auf den Städtischen Buslinienimmer ein Kondukteur mitgefahrenist, wurden die Überlandlinienim «Einmannbetrieb» bedient. IhrenNamen erhielten die «Schnauzenbusse»übrigens erst bei der Ablösungdurch ihre Nachfolger, die sogenannten«Frontlenker», die eben keine soausgeprägten «Schnauzen» mehrhatten. Als die «Schnauzenbusse»durch Grossra<strong>um</strong>-Autobusse ersetztwurden, hat man sie an verschiedeneFirmen <strong>und</strong> Betriebe verkauft. Solandete der Bus Nr. 45, der noch bisMitte September im Tram-Muse<strong>um</strong>Zürich zu sehen ist, bei der FirmaBonita. Dort wurde er, gut getarntunter einem gelben Anstrich, fürTransporte genutzt, bis er 1969 wiederentdecktwurde. (eing.)Die Sonderschau «Schnauzenbusse» imTram-Muse<strong>um</strong> Zürich entführt in eine andereZeit, in welcher der öffentliche Verkehrnoch eine andere Rolle spielte in Zürich.Öffnungszeiten: Mittwoch, Samstag,Sonntag: jeweils 13.00 bis 17.00 Uhr.Tram-Muse<strong>um</strong> Zürich, Forchstrasse 260,8008 Zürich, www.tram-muse<strong>um</strong>.ch

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