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Gesamte Ausgabe runterladen - Zentralverband der Ärzte für ...

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W. Schmidt, Religion und KrankheitUnsterblichkeit hinein. Deshalb — undnur deshalb — hat <strong>der</strong> Tod keine endgültigeMacht mehr über uns.5. Sterben/Tod — islamischDer Glaube an Gott und an den JüngstenTag sind Kernsatze <strong>der</strong> VerkündigungMohammeds. Die islamische Religionregelt beson<strong>der</strong>s die Beziehungendes Menschen zu Gott und zumJenseits. Das Leben ist nach islamischerTradition zur Bewährung gegeben.Paradies als Ort <strong>der</strong> FreundschaftGottes und Hölle als Ort <strong>der</strong> ewigenPein sind die gerechte Vergeltung <strong>für</strong>den Lebenswandel, Aufnahme ins Paradiesfreilich auch Akt absoluter göttlicherGnade. Je<strong>der</strong> Mensch ist sterblich.Auch Mohammed ist gestorben.Vor dem Todesengel, <strong>der</strong> die Seele desToten nach Glaube und Gottergebenheitbefragt, gibt es kein Verstecken.Der Tod ist in dieser Perspektive Anfangeines neuen Lebens, wie auch dasLeben im Körper <strong>für</strong> den Muslim nureine Station auf einer langen Reise <strong>der</strong>Seele darstellt, wie aus dem „Totenbuchdes Islam" hervorgeht. Für denwahren Gläubigen verliert <strong>der</strong> Todseine Schrecken, er sehnt ihn herbei,hat keine Furcht vor ihm. Angesichtsdes Todes hat <strong>der</strong> Mensch die letzteGelegenheit, über Allmacht, Erhabenheitund Gerechtigkeit Gottes nachzudenken.Die Sorge Gottes zeigt sichüber das Leben hinaus. Der Tod ist inislamischer Sicht die Voraussetzung,das letzte Ziel zu erreichen, keineswegsaber etwa Sold einer allgemeinen o<strong>der</strong>persönlichen Sünde.Die Annahme also, daß <strong>der</strong> Tod „<strong>der</strong>Sünde Sold" sei, wird vom Islam nichtgeteilt. In <strong>der</strong> Hingabe an Gott verliert<strong>der</strong> Tod seine Schrecken. Die liebendenMystiker ersehnen ihn sogar, weilsie in ihm das „Entwerden in Gott" erreichen.Freilich verurteilt <strong>der</strong> rechtsgläubigeIslam trotz all dieser Todessehnsuchtjegliche gewaltsame Beendigungdes Lebens, weil sie einen unzulässigenEingriff in die göttliche Kompetenzbildet.In <strong>der</strong> Tradition des Koran sind sowohldie Sterblichkeit als auch die Unsterblichkeit<strong>der</strong> Seele impliziert. Nach demKoran „unsterblich" sind indes die imSinne <strong>der</strong> islamischen Erwartungenguten Menschen und ihre Werke, auchwenn die Skeptiker und Ungläubigendies nicht bemerkten.6. Sterben/Tod — spiritistisch/parapsychologischDer Tod wird von den Spiritisten nichtals Ende o<strong>der</strong> Vernichtung, son<strong>der</strong>nals Übergang von <strong>der</strong> irdischen Bühnezu einem an<strong>der</strong>en Daseinsabschnitt gedacht.Mit seinem Astralleib betritt dasGeistwesen die jenseitige Welt. Umdiesen Übergang zu erleichtern, ist eswichtig, schon vor dem Tod an einFortleben zu glauben, sonst gerät <strong>der</strong>Mensch mit dem Tod in Panik undglaubt gar nicht, daß er schon gestorbenist, weil er ja noch lebt. Die Nöteso umherirren<strong>der</strong> armer Seelen werdenin <strong>der</strong> spiritistischen Literatur eindrucksvollbeschrieben. In an<strong>der</strong>enFällen gelingt es dem Geistwesen, nachseinem Anpassungsschlaf sich in <strong>der</strong>Astralwelt zurechtzufinden. DieAstralwelt wird überwiegend als landschaftlichschön beschrieben. DieHölle, von <strong>der</strong> einige „Spirits" berichtenund von <strong>der</strong> grauenhafte Bil<strong>der</strong>entworfen werden, wird gedacht alseine Art „himmlische Besserungsanstalt", als ein zeitlich begrenztes Kuratorium.Der Spiritismus beansprucht also, dieAntwort schlechthin auf jene Fragendes persönlichen Fortlebens nach demTode, dem Leben nach dem Leben, gebenzu können. Die Totenbefragungwird in den beiden großen Gesetzbücherndes Alten Testaments, dem 3.und 5. Buch Mose, strikt verurteilt.Kultische Rituale und magische Beschwörungenhat Israel als eine grundsätzlicheVersuchung dieses dunklenReiches empfunden, dem <strong>der</strong> Gläubigein keinster Weise entsprechendürfe. Da <strong>der</strong> Geisterwelt eine entsprechendeGötterwelt entsprach, warIsrael von seinem Glauben her gehalten,sein ganzes Vertrauen auf den einenGott zu setzen. Dieser Gott aberwar nach seiner eigenen Verheißungein Gott des Lebens und nicht des Todes.Auch das Neue Testament konzentriertsein Interesse auf das Verhältnisdes Menschen zu Gott und nichtauf das Verhältnis des Menschen zumTod o<strong>der</strong> gar zu einem Reich <strong>der</strong> Toten.Nicht über den Einblick ins Totenreich,son<strong>der</strong>n über den Weg <strong>der</strong> Verkündigungkommt <strong>der</strong> Mensch nachneutestamentlicher Überzeugung zumGlauben.Dieser Glaube macht frei, unvoreingenommenund offen mit den parapsychologischenPhänomenen umzugehen.Fragt man, in welchem Verhältnis<strong>der</strong> Glaube zu dem steht, was die Parapsychologiezum Thema Sterben undTod zu sagen hat, so ist zunächst nachdrücklichzu unterstreichen, daß esdem Glauben um das Vertrauen aufGott geht, seiner Macht und seinenMöglichkeiten traut er mehr zu als <strong>der</strong>Macht des Todes. Von diesem Vertrauenherkommend, sieht und beurteilter auch all das, was auf dem Gebiet<strong>der</strong> Parapsychologie heute zumThema Sterben und Tod gesagt wird.Aber eben weil <strong>der</strong> Glaube es nicht nötighat, dies zum „Beweis" seinerWahrheit heranzuziehen, macht erauch frei dazu, unvoreingenommen,kritisch und zugleich offen damit umzugehen.Wird aber dieser ganze Bereichnicht mehr vom Glauben her gesehenund beurteilt, son<strong>der</strong>n umgekehrt<strong>der</strong> Glaube von irgendwelchenJenseitsvorstellungen her gesehen undbeurteilt, dann tritt eine entscheidendeVerschiebung ein. Dann steht nichtmehr das Vertrauen auf die MachtGottes im Vor<strong>der</strong>grund, son<strong>der</strong>n dasInteresse an einer jenseitigen Welt. Fürden Glauben kann dies zur tödlichenBedrohung werden.Der Umkreis von Sterben und Tod übteine beson<strong>der</strong>e Anziehungskraft aufdie im Menschen tief verwurzelteSehnsucht aus, seine Grenzen zu überschreitenund seiner Zukunft sich zu738 Arztezeitschnft <strong>für</strong> Naturheilverfahren 36, 10 (1995)

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