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Groß und stark werden - Vorsprung durch Bildung

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<strong>Groß</strong> <strong>und</strong> <strong>stark</strong> <strong>werden</strong><br />

– Initiative Kinderkrippen in Bayern –


Impressum<br />

Herausgeber<br />

vbw – Vereinigung der<br />

Bayerischen Wirtschaft e. V.<br />

unterstützt von<br />

BayME – Bayerischer Unternehmensverband<br />

Metall <strong>und</strong> Elektro e. V. <strong>und</strong><br />

VBM – Verband der Bayerischen Metall- <strong>und</strong><br />

Elektro-Industrie e. V.<br />

Max-Joseph-Str. 5, 80333 München<br />

Bayerisches Staatsministerium für Arbeit <strong>und</strong><br />

Sozialordnung, Familie <strong>und</strong> Frauen (StMAS)<br />

Winzererstraße 9, 80797 München<br />

Gesamtverantwortung<br />

Dr. Christof Prechtl, vbw<br />

Hans-Jürgen Dunkl, StMAS<br />

Redaktion<br />

Renate Niesel,<br />

Staatsinstitut für Frühpädagogik (IFP)<br />

Birgit Siglmüller (StMAS)<br />

Elisabeth Graf, <strong>Bildung</strong>swerk<br />

der Bayerischen Wirtschaft e. V.<br />

Nicole Scherbe (vbw)<br />

Konzeption <strong>und</strong> Text<br />

Renate Niesel (IFP)<br />

Birgit Siglmüller (StMAS): Ausführungen<br />

zum Gesamtkonzept zur kind- <strong>und</strong> familiengerechten<br />

Betreuung, <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> Erziehung<br />

von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen <strong>und</strong> zum<br />

Bayerischen Kinderbildungs- <strong>und</strong> -betreuungsgesetz<br />

(BayKiBiG), sowie Erstellung des<br />

Leitfadens zur Errichtung einer Kinderkrippe<br />

Michael Lindemann, Nicole Scherbe (vbw):<br />

Tipps für Betriebe<br />

Wissenschaftliche Dokumentation<br />

Staatsinstitut für Frühpädagogik (IFP)<br />

Winzererstraße 9, 80797 München<br />

Ansprechpartnerin: Renate Niesel<br />

Prozessbegleitung <strong>und</strong> Qualifizierung<br />

Elfriede Maria Daschner<br />

Gerda Wimmer-Schmidt<br />

Elisabeth Erndt-Doll<br />

Fotos<br />

Jochen Fiebig (IFP)<br />

Layout<br />

PC-Print GmbH, München<br />

Herstellung<br />

Humbach & Nemazal Offsetdruck GmbH,<br />

Pfaffenhofen/ Ilm<br />

© 2005<br />

Für die kritische Durchsicht der Texte <strong>und</strong> wertvolle Rückmeldungen danken wir Frau Angelika<br />

Simeth (Landeshauptstadt München, Sozialreferat, Stadtjugendamt, Abt. Kindertagesbetreuung) <strong>und</strong><br />

Frau Elfriede Maria Daschner (Prozessbegleiterin). Bei Frau Daschner bedanken wir uns zudem für<br />

die kompetente Durchführung der Interviews.<br />

Da die Fachkräfte in Kinderkrippen <strong>und</strong> Kindergärten überwiegend Frauen sind, wird in dieser<br />

Publikation die Berufsbezeichnung „Erzieherin“ oder „Kinderpflegerin“ verwendet bzw. von „Mitarbeiterinnen“<br />

gesprochen. Die männlichen Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen sind einbezogen.


Inhalt<br />

Grußwort der Bayerischen Staatsministerin<br />

für Arbeit <strong>und</strong> Sozialordnung, Familie <strong>und</strong> Frauen 5<br />

Grußwort des Präsidenten der vbw – Vereinigung<br />

der Bayerischen Wirtschaft e. V. 6<br />

Vorwort des Direktors des Staatsinstituts für Frühpädagogik 7<br />

Einführung 8<br />

Betreuung <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> für Kinder unter drei Jahren: Eine gesellschaftliche Herausforderung 9<br />

Von der Säuglingsbewahranstalt zur familienergänzenden <strong>Bildung</strong>seinrichtung<br />

Mütter möchten berufstätig sein <strong>und</strong> die Jüngsten sind in einer Kinderkrippe<br />

gut aufgehoben<br />

Das Projekt „Initiative Kinderkrippen in Bayern“ 14<br />

Sieben neu gegründete Kinderkrippen im Porträt 16<br />

Wie die Porträts entstanden sind <strong>und</strong> was sie zeigen sollen<br />

Eigenständigkeit <strong>und</strong> Kooperation – Kinderkrippe <strong>und</strong> Kindertagesstätte 17<br />

in einem multinationalen Umfeld:<br />

Die Kinderkrippe „Zachäus-Nest“ in Neu-Ulm<br />

Eine alte Villa für die Kinderkrippe – Bürgerhilfe beginnt 24<br />

bei den Jüngsten:<br />

Die kinderVilla der bürgerhilfe ingolstadt e. V.<br />

„Hilf mir, es selbst zu tun“ – Der Leitsatz der Montessori-Pädagogik 31<br />

gilt auch für die Neugründung einer Kinderkrippe:<br />

Die Kinderkrippe des Fördervereins Montessori Kinderhaus Passau <strong>und</strong> Umgebung e. V.<br />

Qualitätsentwicklung als Leitprinzip – Konsequente Entscheidungen 37<br />

für Familienfre<strong>und</strong>lichkeit:<br />

Die Kinderkrippe „Krabbelstube“, Markt Lappersdorf<br />

Liebe auf den zweiten Blick – Was zunächst wenig einladend erschien, 44<br />

wurde eine Umgebung, in der Kinder sich mit Freude bewegen:<br />

Die Kinderkrippe „Zwergenparadies“ in Hof<br />

Betreuungsangebote für Kinder unter drei Jahren – ein Plus 49<br />

für die Gemeinde als Wirtschaftsstandort:<br />

Die Kinderkrippe „St. Vinzenz von Paul“ in Kleinostheim<br />

Familienfre<strong>und</strong>lichkeit als Element unternehmerischer Tradition 55<br />

<strong>und</strong> Zukunftsplanung: Die Kindertagesstätten „Grete Schickedanz e. V.“ in Fürth<br />

Fazit: Erfahrungen aus der Anfangszeit kurz zusammengefasst 62<br />

3


Elternfragen <strong>und</strong> Elternerfahrungen 65<br />

Diese Eltern wurden befragt …<br />

… <strong>und</strong> das waren ihre Antworten<br />

Ohne Fachkompetenz geht es nicht: Die Professionalisierung der Fachkräfte 72<br />

als Gr<strong>und</strong>lage einer Kleinkindpädagogik auf hohem Niveau<br />

Es tut sich was: Fachkräfte qualifizieren sich für die Arbeit mit den Jüngsten<br />

Die „Initiative Kinderkrippen in Bayern“ setzt Maßstäbe<br />

Der Bayerische <strong>Bildung</strong>s- <strong>und</strong> Erziehungsplan gilt auch für Kinderkrippen<br />

Träger tragen Verantwortung 79<br />

Die Träger der Kinderkrippen im Projekt „Initiative Kinderkrippen in Bayern“<br />

Gr<strong>und</strong>lagen der Trägerqualität<br />

Leitfaden zur Errichtung einer Kinderkrippe 83<br />

Tipps für Betriebe, die sich engagieren wollen 87<br />

Anhang 89<br />

Zitierte Literatur <strong>und</strong> Literaturempfehlungen<br />

Die Einrichtungen im Modellprojekt<br />

Die Mitglieder des Fachbeirats<br />

Weitere Informationen <strong>und</strong> Ansprechpartner<br />

4


Grußwort<br />

Gegenwärtig sind r<strong>und</strong> 26 Prozent der Mütter<br />

mit Kindern unter drei Jahren erwerbstätig.<br />

Diese Zahl wird in absehbarer Zeit noch weiter<br />

ansteigen. Damit den Eltern erleichtert wird,<br />

Familie <strong>und</strong> Erwerbstätigkeit unter einen Hut zu<br />

bringen, hat der Ausbau von Kinderbetreuungsangeboten<br />

gerade für diese Altersgruppe für die<br />

Bayerische Staatsregierung oberste Priorität.<br />

Bereits im Jahr 2001 wurde das „Gesamtkonzept<br />

zur kind- <strong>und</strong> familiengerechten Betreuung,<br />

<strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> Erziehung von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen“<br />

beschlossen. Dies war der Startschuss<br />

für den Einstieg des Freistaats Bayern in<br />

die staatliche Kinderkrippenförderung. Anfangs<br />

erfolgte die Förderung auf der Gr<strong>und</strong>lage von<br />

Richtlinien, doch der Freistaat Bayern ging mittlerweile<br />

noch einen Schritt weiter. Mit Einführung<br />

des Bayerischen Kinderbildungs- <strong>und</strong><br />

–betreuungsgesetzes (BayKiBiG) wurde die Förderung<br />

aller Formen der institutionalisierten<br />

Kinderbetreuung, mithin auch die der Kinderkrippen,<br />

auf eine gesetzliche Gr<strong>und</strong>lage gestellt.<br />

Damit sind die Rahmenbedingungen dafür geschaffen,<br />

um bis 2008 unser Ziel eines bedarfsgerechten<br />

<strong>und</strong> qualifizierten Angebots zu erreichen.<br />

Nach letzten statistischen Erhebungen verfügen<br />

wir in Bayern derzeit über r<strong>und</strong> 16.000 Plätze für<br />

Kinder unter drei Jahren. Etwa die Hälfte der<br />

Plätze befindet sich in Kinderkrippen. Dass die<br />

Akzeptanz der Kinderkrippen in den letzten Jahren<br />

rapide zunahm, ist auch mit ein Verdienst<br />

der Initiative „Kinderkrippen in Bayern“, welche<br />

im Jahr 2001 ins Leben gerufen wurde. Dank der<br />

gemeinsamen Initiative der vbw – Vereinigung<br />

der Bayerischen Wirtschaft e. V. <strong>und</strong> meines<br />

Hauses sowie dem herausragenden Engagement<br />

der Träger <strong>und</strong> Gemeinden waren binnen<br />

eines Jahres Ganztageseinrichtungen für Kinder<br />

unter 3 Jahren in Neu-Ulm, Fürth, Kleinostheim,<br />

Passau, Ingolstadt, Hof <strong>und</strong> Markt Lappersdorf<br />

mit insgesamt 84 Betreuungsplätzen geschaffen<br />

worden, denen bayernweit jährlich etwa 1000<br />

weitere Plätze folgten.<br />

Die Initiative „Kinderkrippen in Bayern“ ist im<br />

Jahre 2001 von Herrn Ministerpräsident Dr.<br />

Edm<strong>und</strong> Stoiber <strong>und</strong> Herrn vbw – Präsident<br />

Randolf Rodenstock vereinbart worden. An dem<br />

Modellprojekt beteiligten sich die vbw unterstützt<br />

<strong>durch</strong> den BayME – Bayerischer Unternehmensverband<br />

Metall <strong>und</strong> Elektro e. V. <strong>und</strong> dem<br />

VBM – Verband der Bayerischen Metall- <strong>und</strong><br />

Elektro-Industrie e. V. Durch dieses gelungene<br />

Beispiel von „public private partnership“ wurde<br />

<strong>und</strong> <strong>werden</strong> Staat, Kommunen, Träger, Unternehmen<br />

<strong>und</strong> Eltern gleichermaßen angesprochen,<br />

sich in der Kinderbetreuung zu engagieren<br />

<strong>und</strong> damit zu einer konstruktiven Beschäftigungs-<br />

<strong>und</strong> Arbeitsmarktpolitik beizutragen.<br />

Dies ist die Gr<strong>und</strong>lage für eine nachhaltige<br />

Unterstützung der Vereinbarkeit von Familie<br />

<strong>und</strong> Erwerbstätigkeit. Zudem war es uns wichtig,<br />

im Modellprojekt <strong>durch</strong> ein spezielles Qualifizierungsprogramm<br />

für Krippenfachkräfte hohe<br />

Maßstäbe in Sachen Pädagogik zu setzen. Denn<br />

für die Akzeptanz der Kinderkrippen wird jetzt<br />

wie auch in Zukunft die Qualität der pädagogischen<br />

Arbeit ausschlaggebend sein.<br />

Für die Möglichkeit, ein solch konstruktives<br />

Kooperationsprojekt in Bayern <strong>durch</strong>zuführen,<br />

möchte ich mich herzlich bei Herrn Präsident<br />

Rodenstock bedanken. Ich hoffe, unsere positiven<br />

Erfahrungen <strong>werden</strong> noch viele motivieren,<br />

unserem Beispiel zu folgen.<br />

Nicht zuletzt möchte ich auch einen herzlichen<br />

Dank an die Modelleinrichtungen, die Träger, die<br />

Verantwortlichen für die Qualifizierungsmaßnahmen,<br />

das Staatsinstitut für Frühpädagogik<br />

<strong>und</strong> den Fachbeirat für ihre tatkräftige Unterstützung<br />

bei dem Projekt richten.<br />

Christa Stewens, MdL<br />

Bayerische Staatsministerin für Arbeit <strong>und</strong> Sozialordnung,<br />

Familie <strong>und</strong> Frauen<br />

5


Grußwort<br />

Beruf oder Kind? Viele Frauen sind berufstätig<br />

<strong>und</strong> wollen Kinder haben. Ihre Lebensplanung<br />

heißt deshalb: Beruf <strong>und</strong> Kind! In der Theorie ist<br />

das einfach, in der Praxis liegen häufig Steine<br />

im Weg, die es zu überwinden gilt.<br />

Die mangelnden Kinderbetreuungseinrichtungen<br />

führen immer wieder dazu, dass berufstätige<br />

Frauen ihren Kinderwunsch zurückstellen.<br />

Aber auch der Blick auf die demographische<br />

Entwicklung zeigt: Wir benötigen eine Infrastruktur,<br />

die den Eltern die Vereinbarkeit von<br />

Familie <strong>und</strong> Beruf ermöglicht.<br />

Vielfach steht den Frauen auch ein gesellschaftliches<br />

Rollenverständnis im Weg, das berufstätige<br />

Mütter gleichzeitig als „Rabenmutter“ <strong>und</strong><br />

„karriereuntauglich“ bezeichnet. Den Unternehmen<br />

fehlen aber fachlich geeignete <strong>und</strong> engagierte<br />

Arbeitskräfte, erfolgreiche Frauen eben,<br />

die mit der Elternzeit aus dem Berufsleben aussteigen.<br />

Mit der „Initiative Kinderkrippen in Bayern“<br />

hat die bayerische Wirtschaft gezeigt, dass<br />

beides vereinbar ist: Ein erfülltes Berufsleben<br />

<strong>und</strong> die persönliche Familienplanung. Unsere<br />

europäischen Nachbarn wie Frankreich oder<br />

Schweden machen es uns seit Jahren vor: Eine<br />

hohe Erwerbstätigkeit von Müttern geht einher<br />

mit einer hohen Geburtenrate.<br />

Im Rahmen des Modellprojekts hat die vbw –<br />

Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. mit<br />

der Unterstützung des BayME – Bayerischer<br />

Unternehmensverband Metall <strong>und</strong> Elektro e. V.<br />

<strong>und</strong> des VBM – Verband der Bayerischen Metall<strong>und</strong><br />

Elektro-Industrie e. V. ein familienpolitisches<br />

Signal gesetzt. In jedem Regierungsbezirk<br />

Bayerns haben wir die Einrichtung zusätzlicher<br />

6<br />

Ganztagseinrichtungen für Kinder unter drei<br />

Jahren finanziell unterstützt. Das Projekt hatte<br />

auch treibende Funktion, um den Handlungsdruck<br />

bei Politik <strong>und</strong> Kommunen zu erhöhen.<br />

Denn eines ist klar: Die Vereinbarkeit von Erwerbs-<br />

<strong>und</strong> Familienleben ist Voraussetzung für<br />

die Zukunftsfähigkeit unserer gesamten Gesellschaft.<br />

In unserem Modellversuch haben die beteiligten<br />

Krippen großes Engagement gezeigt. Wir danken<br />

deshalb den Erzieherinnen <strong>und</strong> den beiden<br />

Prozessbegleiterinnen Frau Daschner <strong>und</strong> Frau<br />

Wimmer-Schmidt, ohne die wir das Projekt nicht<br />

hätten umsetzen können. Wir danken dem Sozialministerium<br />

<strong>und</strong> den Trägern vor Ort, die das<br />

Projekt maßgeblich unterstützt <strong>und</strong> ermöglicht<br />

haben. Ganz besonders danken wir der Landeshauptstadt<br />

München, die uns von Prozessbeginn<br />

an fachk<strong>und</strong>ig zur Seite stand <strong>und</strong> viele<br />

wertvolle Hinweise bei der Umsetzung gab. Und<br />

wir danken dem Fachbeirat, der uns stets <strong>durch</strong><br />

fachlichen Rat hilfreich unterstützt hat.<br />

Der vorliegende Leitfaden erläutert das Modellprojekt<br />

<strong>und</strong> die daraus gewonnenen Erfahrungen,<br />

die bei der Umsetzung ähnlicher Pläne hilfreich<br />

sein können. Alle Ideen seien zur vielfachen<br />

Nachahmung empfohlen. Wir wünschen<br />

allen Kindern <strong>und</strong> berufstätigen Eltern zahlreiche<br />

weitere Krippen.<br />

Randolf Rodenstock<br />

Präsident<br />

vbw – Vereinigung der Bayerischen<br />

Wirtschaft e. V.<br />

BayME – Bayerischer Unternehmensverband<br />

Metall <strong>und</strong> Elektro e. V.<br />

VBM – Verband der Bayerischen Metall-<br />

<strong>und</strong> Elektro-Industrie e. V.


Vorwort<br />

Die Landschaft der Kindertagesbetreuung, die in<br />

(West-)Deutschland <strong>durch</strong> den Kindergarten für<br />

Kinder vom dritten Lebensjahr bis zum Schuleintritt<br />

geprägt ist, ist in Bewegung geraten.<br />

Insbesondere der Mangel an einer familienergänzenden<br />

<strong>Bildung</strong>, Erziehung <strong>und</strong> Betreuung<br />

für Kinder unter drei Jahren ist nicht länger<br />

wegzudiskutieren. In dieser Diskussion <strong>werden</strong><br />

ganz unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt. So<br />

gilt z. B. die Vereinbarkeit von Familie <strong>und</strong> Erwerbstätigkeit<br />

in der Frauen- <strong>und</strong> Familienpolitik<br />

unter dem Aspekt der Gleichberechtigung<br />

als eine der zentralen Herausforderungen für die<br />

Zukunft. Vertreter aus Unternehmen <strong>und</strong> Wirtschaft<br />

äußern ihre Sorge bezüglich eines zunehmenden<br />

Fachkräftemangels. Sie sehen in der<br />

Vereinbarkeit von Familie <strong>und</strong> Beruf, die erst<br />

ganz vereinzelt auch aus der Perspektive der<br />

Väter gesehen wird, einen Schlüssel für die<br />

Erweiterung <strong>und</strong> Erhaltung des Arbeitskräftepotenzials<br />

qualifizierter Frauen. Es wird auch<br />

bevölkerungspolitisch argumentiert <strong>und</strong> angenommen,<br />

dass der Ausbau des Betreuungssystems<br />

die Geburtenzahlen wieder ansteigen ließe.<br />

Ein herausragender Schwerpunkt der jüngsten<br />

Diskussionen liegt jedoch auf der bildungspolitischen<br />

Ebene. Nicht zuletzt angeregt <strong>durch</strong><br />

die Ergebnisse der PISA-Studie <strong>und</strong> der OECD-<br />

Studie von 2004 <strong>werden</strong> Kindertageseinrichtungen<br />

zunehmend nicht mehr nur unter Betreuungs-,<br />

sondern vielmehr unter <strong>Bildung</strong>saspekten<br />

gesehen: Die Wissensgesellschaft braucht frühes<br />

Lernen als Ressource der Zukunftssicherung.<br />

Der Bayerische <strong>Bildung</strong>s- <strong>und</strong> Erziehungsplan<br />

von der Geburt bis zum Eintritt in die<br />

Schule, der am Staatsinstitut für Frühpädagogik<br />

entwickelt wurde <strong>und</strong> im Dialog mit der Praxis<br />

fortgeschrieben wird, war <strong>und</strong> ist Vorreiter, diesen<br />

Anspruch in der Praxis umzusetzen. Der<br />

<strong>Bildung</strong>, Erziehung <strong>und</strong> Betreuung von Kindern<br />

unter drei Jahren wird in der überarbeiteten<br />

Fassung, die im Herbst 2005 erscheint, besondere<br />

Aufmerksamkeit gewidmet.<br />

Während für potenzielle Träger von Tageseinrichtungen<br />

für Kinder unter drei Jahren Fragen<br />

der Organisation <strong>und</strong> Finanzen im Vordergr<strong>und</strong><br />

stehen, beschäftigen Eltern andere Überlegungen:<br />

Wie geht es meinem Kind, wenn es einige<br />

St<strong>und</strong>en des Tages in einer Kinderkrippe verbringt?<br />

Wie wirkt sich die Betreuung außerhalb<br />

der Familie auf seine Entwicklung aus? Was<br />

machen Familien für Erfahrungen? Das Staatsinstitut<br />

für Frühpädagogik hat das Projekt<br />

„Initiative Kinderkrippen in Bayern“ mit einer Interviewstudie<br />

begleitet. Auf der Basis der<br />

Auswertungen von Interviews mit den Leiterinnen<br />

der Modellkinderkrippen, Vertreterinnen<br />

<strong>und</strong> Vertretern der beteiligten Träger sowie mit<br />

Eltern, deren Kinder die Einrichtungen besuchten,<br />

entstanden die Texte dieser Dokumentation.<br />

Frau Diplom-Psychologin Renate Niesel hat diesen<br />

Teil des Projektes übernommen, <strong>und</strong> dafür<br />

möchte ich ihr ganz besonders danken. Darüber<br />

hinaus gilt mein Dank allen, die in diesem<br />

Projekt mitgewirkt <strong>und</strong> <strong>durch</strong> ihre kompetente<br />

<strong>und</strong> kollegiale Kooperation zum Gelingen beigetragen<br />

haben. Dazu gehören in ganz besonderem<br />

Maße die engagierten Fachkräfte, die<br />

Prozessbegleiterinnen <strong>und</strong> die Vertreterinnen<br />

<strong>und</strong> Vertreter der Träger, die die Verantwortung<br />

für die neu gegründeten Kinderkrippen übernommen<br />

haben.<br />

Mein Wunsch ist es, dass dieses Projekt als tragfähiger<br />

Baustein für die Stärkung <strong>und</strong> Weiterentwicklung<br />

der Qualitätsstandards für die<br />

<strong>Bildung</strong>, Erziehung <strong>und</strong> Betreuung von Kindern<br />

unter drei Jahren wirkt. Die mit diesem Projekt<br />

verb<strong>und</strong>ene, wegweisende Qualifizierungsmaßnahme<br />

für pädagogische Fachkräfte im Kinderkrippenbereich<br />

berechtigt zu dieser Hoffnung.<br />

Hohe Qualitätsstandards sind der einzige Weg,<br />

noch bestehende Vorurteile abzubauen <strong>und</strong> ein<br />

Angebot entstehen zu lassen, das Kindern <strong>und</strong><br />

ihren Familien gerecht wird <strong>und</strong> dann letztendlich<br />

auch politische <strong>und</strong> wirtschaftliche Erwartungen<br />

zu erfüllen vermag.<br />

Prof. Dr. Dr. Dr. Wassilios E. Fthenakis<br />

Direktor des Staatsinstituts für Frühpädagogik<br />

7


Einführung<br />

Die vorliegende Broschüre „<strong>Groß</strong> <strong>und</strong> <strong>stark</strong> <strong>werden</strong><br />

– Initiative Kinderkrippen in Bayern“ wendet<br />

sich an alle, die sich für den Ausbau der Kindertagesbetreuung<br />

für Kinder unter drei Jahren<br />

interessieren <strong>und</strong> ihn unterstützen wollen. In<br />

erster Linie ist dabei an Entscheidungsträger<br />

<strong>und</strong> Entscheidungsträgerinnen in Kommunen,<br />

Trägerverbänden <strong>und</strong> Unternehmen gedacht.<br />

Frühpädagogischen Fachkräften in der Praxis<br />

sowie in Aus- <strong>und</strong> Fortbildungseinrichtungen<br />

wird ein Einblick in die Entwicklung der Fachlichkeit<br />

in einem beruflichen Feld gegeben, auf<br />

das sich eine verstärkte Aufmerksamkeit zu richten<br />

beginnt <strong>und</strong> für das hohe Qualitätsstandards<br />

gefordert <strong>werden</strong>.<br />

Nicht zuletzt richtet sich die Broschüre an Eltern.<br />

Sie <strong>werden</strong> Antworten auf viele ihrer Fragen finden,<br />

wenn sie vor der Entscheidung stehen, die<br />

Betreuung ihres Kindes in der Familie <strong>durch</strong> die<br />

Betreuung in einer Kindertagesstätte zu ergänzen.<br />

Die Broschüre ist eine Dokumentation des Projektes<br />

„Initiative Kinderkrippen in Bayern“ <strong>und</strong><br />

folgendermaßen gegliedert:<br />

Im ersten Teil wird die gesellschaftliche Herausforderung<br />

der <strong>Bildung</strong>, Betreuung <strong>und</strong> Erziehung<br />

von Kindern unter drei Jahren umrissen<br />

<strong>und</strong> mit aktuellen Erkenntnissen der Familienforschung<br />

<strong>und</strong> Entwicklungspsychologie verknüpft.<br />

Den Hauptteil bilden die Porträts der sieben<br />

Modelleinrichtungen des Projekts, beruhend auf<br />

ausführlichen Interviews mit den Leiterinnen<br />

<strong>und</strong> Trägervertretern bzw. -vertreterinnen jeder<br />

Einrichtung. Jede dieser Kinderkrippen wird mit<br />

ausgesuchten pädagogischen <strong>und</strong> strukturellen<br />

Schwerpunkten dargestellt, so dass die Gesamtschau<br />

der sieben Porträts nicht nur einen<br />

umfassenden Querschnitt der Fragen bietet, die<br />

Fachkräfte, Träger <strong>und</strong> Eltern bezüglich der<br />

Tagesbetreuung von Kindern unter drei Jahren<br />

bewegt, sondern auch ausführlich die Antworten<br />

darstellt, die in den Modelleinrichtungen<br />

entwickelt wurden. Dabei ist auch von den Problemen<br />

<strong>und</strong> Fallstricken die Rede, die im<br />

Prozess der Neugründungen aufgetreten sind.<br />

Bei den Darstellungen ging es um eine möglichst<br />

große Praxisnähe, die insbesondere in<br />

den vielen Tipps <strong>und</strong> fachlichen Hinweisen, die<br />

sowohl zu pädagogischen als auch zu organisatorischen<br />

Fragestellungen gegeben <strong>werden</strong>,<br />

deutlich wird. Die neuen gesetzlichen Gr<strong>und</strong>lagen<br />

<strong>werden</strong> eingeführt <strong>und</strong> erläutert. Ergänzt<br />

<strong>werden</strong> die Porträts <strong>durch</strong> die Aussagen von<br />

8<br />

Eltern, die von ihren Erfahrungen mit der Betreuung<br />

ihrer Kinder in den Modelleinrichtungen<br />

berichten.<br />

Ein wesentlicher Bestandteil des Projektes war<br />

die umfassende Qualifizierung des Fachpersonals.<br />

Über die Inhalte, den Verlauf der Qualifizierungsmaßnahme<br />

<strong>und</strong> die Einschätzungen der<br />

Teilnehmerinnen, der Vertreterinnen <strong>und</strong> Vertreter<br />

der Träger sowie der Prozessbegleiterinnen<br />

wird in einem weiteren Kapitel berichtet.<br />

Der abschließende Teil befasst sich mit der<br />

Trägerverantwortung für die Qualitätsentwicklung<br />

in Kindertageseinrichtungen. Er bietet zudem<br />

einen Leitfaden zur Errichtung einer Kinderkrippe<br />

<strong>und</strong> schließt mit Tipps für Betriebe,<br />

die sich in diesem Bereich engagieren wollen.<br />

Ziel dieser Dokumentation ist es, Mut zu machen<br />

<strong>und</strong> Anregungen zu geben für die Gründung<br />

weiterer Kinderkrippen. Es geht darum,<br />

Vorurteile abzubauen <strong>und</strong> Qualitätsstandards<br />

weiter anzuheben, um ein Entwicklungsumfeld<br />

zu schaffen, das Eltern Sicherheit gibt <strong>und</strong> in<br />

dem Kinder groß <strong>und</strong> <strong>stark</strong> <strong>werden</strong>.


Betreuung <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong> für Kinder unter drei Jahren: Eine gesellschaftliche<br />

Herausforderung<br />

Von der Säuglingsbewahranstalt zur familienergänzenden<br />

<strong>Bildung</strong>seinrichtung<br />

Ein kurzer Blick in die Geschichte zeigt, dass sich<br />

die familienergänzende Kinderbetreuung <strong>stark</strong><br />

gewandelt hat. Aufgr<strong>und</strong> zunehmenden Wissens<br />

über die Entwicklung von Kindern <strong>und</strong> ihre<br />

Bedürfnisse ist sie nicht nur immer kind- <strong>und</strong><br />

familiengerechter geworden, sondern sie hat<br />

sich im Laufe der Zeit zu einem unverzichtbaren<br />

Element unserer Gesellschaft entwickelt.<br />

Gestern: Die Säuglings- <strong>und</strong> Kinderbewahranstalt<br />

für Familien in Not<br />

Im 19. <strong>und</strong> auch noch in der ersten Hälfte des<br />

20. Jahrh<strong>und</strong>erts galten Kinderkrippen <strong>und</strong> Kindergärten,<br />

also alle Anstalten institutioneller<br />

Kinderfürsorge, als unnatürlich <strong>und</strong> minderwertig<br />

gegenüber der Betreuung <strong>und</strong> Erziehung<br />

eines Kindes in der Familie. Wenn die Jüngsten<br />

fremder Pflege <strong>und</strong> Obhut anvertraut <strong>werden</strong><br />

mussten, so geschah das, weil wirtschaftliche<br />

Not Mütter dazu zwang, einer Arbeit nachzugehen.<br />

Maßnahmen der Hygiene, der Pflege <strong>und</strong><br />

der Ernährung im Sinne der Ges<strong>und</strong>heitsvorsorge<br />

waren das Anliegen der Fürsorge. Die<br />

Kleinen sollten besser, reinlicher, zweckmäßiger<br />

gepflegt <strong>und</strong> somit gesünder erhalten <strong>werden</strong><br />

als dies in ihren armen Familien möglich war.<br />

Heute: Kindergärten sind selbstverständlich <strong>und</strong><br />

Kinderkrippen entwickeln sich mit regionalen<br />

Unterschieden<br />

Während Kindergärten heute als familienergänzende<br />

Tageseinrichtung selbstverständlich sind<br />

<strong>und</strong> zunehmend als erste Stufe unseres <strong>Bildung</strong>ssystems<br />

anerkannt <strong>werden</strong>, haftet der Kinderkrippe<br />

vielerorts noch immer der Makel des<br />

Notbehelfs an. Nicht selten müssen sich Mütter,<br />

die nach der Geburt ihres Kindes bald wieder ihre<br />

Berufstätigkeit aufnehmen möchten, mit Kritik<br />

<strong>und</strong> Vorurteilen auseinandersetzen. In der Einstellung<br />

zur Betreuung von Kindern unter drei Jahren<br />

gibt es in Deutschland große regionale Unterschiede,<br />

z. B. zwischen städtischen <strong>und</strong> ländlichen<br />

Regionen, insbesondere aber zwischen den östlichen<br />

<strong>und</strong> westlichen B<strong>und</strong>esländern. Ende 2002<br />

gab es in Deutschland für 2,2 Millionen Kinder<br />

unter drei Jahren 190.000 Plätze.<br />

Während in den östlichen B<strong>und</strong>esländern ein<br />

Platzangebot für r<strong>und</strong> 37 % der Kinder dieser<br />

Altersgruppe bestand, galt das in Westdeutschland<br />

nur für knapp 3 % der Kinder1 . Insbesondere<br />

in Westdeutschland liegt das Angebot weit<br />

unter dem Bedarf.<br />

Mit dem am 06.11.2001 beschlossenen „Gesamtkonzept<br />

zur kind- <strong>und</strong> familiengerechten Betreuung,<br />

<strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> Erziehung von Kindern <strong>und</strong><br />

Jugendlichen“ brachte Bayern den bedarfsgerechten<br />

Ausbau der Kinderbetreuung, auch für<br />

den Bereich der unter 3jährigen, auf den Weg. Im<br />

Zuge des Gesamtkonzepts wurde in Bayern ab<br />

dem 01.01.2002 erstmals eine staatliche Förderung<br />

für Kinderkrippen gewährt. Anfangs erfolgte<br />

die staatliche Förderung auf Richtlinienbasis, seit<br />

dem 01.08.2005 gilt als gesetzliche Gr<strong>und</strong>lage das<br />

Bayerische Kinderbildungs- <strong>und</strong> -betreuungsgesetz<br />

(BayKiBiG). Durch den Einstieg Bayerns in die<br />

staatliche Förderung konnte das Angebot an<br />

Krippenplätzen gegenüber dem Jahr 1998 um<br />

r<strong>und</strong> 40 % auf 7.365 Plätze im Jahr 2004 erhöht<br />

<strong>werden</strong>. Insgesamt standen im Jahr 2004 in<br />

Bayern r<strong>und</strong> 16.000 Plätze für Kinder unter drei<br />

Jahren zur Verfügung. Etwa die Hälfte der Plätze<br />

befand sich in Kinderkrippen. Die restlichen Plätze<br />

wurden in Einrichtungen mit erweiterter Altersmischung<br />

(z. B. Kindergärten, Netze für Kinder<br />

etc.) <strong>und</strong> in der Tagespflege angeboten. Damit lag<br />

die Versorgungsquote in Bayern im Jahr 2004<br />

bereits bei 4,8 %. Der weitere Ausbau von Angeboten<br />

für Kinder unter drei Jahren wird <strong>durch</strong><br />

die Einführung des BayKiBiG weiter forciert 2 .<br />

Morgen: Die Kinderkrippe wird ebenso wie der<br />

Kindergarten als familienergänzende <strong>Bildung</strong>seinrichtung<br />

allgemein anerkannt sein.<br />

Vereinbarte Zielperspektive der Länder der Europäischen<br />

Union ist die Bereitstellung von Betreuungsplätzen<br />

für mindestens 33 % der Kinder<br />

unter drei Jahren bis zum Jahr 2010.<br />

Abdeckung <strong>durch</strong> Kinderbetreuung in %<br />

Frankreich<br />

29<br />

99<br />

Niederlande 6<br />

98<br />

Belgien<br />

30<br />

97<br />

Italien<br />

6<br />

95<br />

Dänemark<br />

64<br />

91<br />

Spanien<br />

5<br />

84<br />

Norwegen<br />

40<br />

80<br />

Schweden<br />

48<br />

80<br />

Deutschland 10<br />

78<br />

Portugal<br />

12<br />

75<br />

Österreich 4<br />

68<br />

Finnland<br />

22<br />

66<br />

<strong>Groß</strong>britannien<br />

34<br />

60<br />

Irland<br />

38<br />

56<br />

0 20 40 60 80 100 120<br />

unter 3 Jahre 3 Jahre bis Gr<strong>und</strong>schulalter<br />

Kinderbetreuung in europäischen Ländern.<br />

Quelle: OECD Employment Outlook 2001<br />

1 Statistisches B<strong>und</strong>esamt, 2004<br />

2 Nähere Informationen unter www.stmas.bayern.de/kinderbetreuung.htm<br />

9


Alle B<strong>und</strong>esländer haben es sich zum Ziel gesetzt,<br />

bis zum Jahr 2010 das Angebot an Kinderbetreuung<br />

für Kinder unter drei Jahren quantitativ<br />

<strong>und</strong> qualitativ an den westeuropäischen<br />

Standard heranzuführen.<br />

Mit dem „Gesetz zum qualitätsorientierten <strong>und</strong><br />

bedarfsgerechten Ausbau der Kinderbetreuung“<br />

(Tagesbetreuungsausbaugesetz – TAG – Novellierung<br />

des Kinder- <strong>und</strong> Jugendhilfegesetzes<br />

SGB VIII) wurde die Verpflichtung, für Kinder<br />

unter drei Jahren ausreichend Betreuungsplätze<br />

vorzuhalten, konkretisiert. Das TAG trat am<br />

01.01.2005 in Kraft.<br />

Bereits 2001 hat der Freistaat Bayern mit dem Gesamtkonzept<br />

Kinderbetreuung <strong>durch</strong> Aufnahme<br />

der Kinderkrippen in die staatliche Förderung die<br />

Weichen für die Schaffung eines bedarfsgerechten<br />

Kinderbetreuungsangebotes für Kleinkinder<br />

gestellt. Aufgr<strong>und</strong> des Bayerischen Kinderbildungs-<br />

<strong>und</strong> -betreuungsgesetzes (BayKiBiG) vom<br />

08.07.2005 bestehen nun für alle bedarfsnotwendigen<br />

Kinderbetreuungsplätze gesetzliche Förderansprüche.<br />

Voraussetzung ist eine möglichst<br />

kleinräumige örtliche Bedarfsplanung der Gemeinden.<br />

Die Förderung erfolgt nach einer Übergangsphase<br />

einheitlich kindbezogen:<br />

■ Gesetz für alle Betreuungsformen:<br />

Das BayKiBiG bildet einen einheitlichen rechtlichen<br />

Rahmen für Kinderkrippen, Kindergärten,<br />

Kinderhorte, Netze für Kinder <strong>und</strong> die Tagespflege.<br />

Auf diese Weise kann ein bedarfsgerechtes,<br />

qualifiziertes Angebot an Kindertageseinrichtungen<br />

geschaffen <strong>werden</strong>. Frei <strong>werden</strong>de Plät-<br />

10<br />

ze in Kindergärten sind für Kinder anderer Altersgruppen<br />

zugänglich, Einrichtungen mit erweiterter<br />

Altersmischung (Häuser für Kinder)<br />

können entstehen.<br />

■ Gesetz zur fördergerechten Mittelverteilung:<br />

Durch die Einführung der kindbezogenen Förderung<br />

können Finanzmittel effizienter <strong>und</strong> fördergerechter<br />

eingesetzt <strong>werden</strong>. Entscheidend ist<br />

der Förderbedarf des Kindes <strong>und</strong> nicht die Art<br />

der Einrichtung. Die Aufnahme von Kindern<br />

unterschiedlicher Altersgruppen ist problemlos<br />

möglich. Die kindbezogene Förderung berücksichtigt<br />

– anders als die bisherige Personalkostenförderung<br />

– die Zahl der betreuten Kinder,<br />

die Dauer ihrer Betreuung sowie den konkreten<br />

Betreuungsaufwand.<br />

■ Gesetz zur Stärkung der örtlichen Planungsverantwortung:<br />

Ein weiterer Ausbau ist nur mit dem Engagement<br />

der Kommunen möglich. Das BayKiBiG<br />

stärkt die Kommunen in ihrer Planungs- <strong>und</strong><br />

Finanzierungsverantwortung. Ihre Finanzierungspflicht<br />

beschränkt sich auf die bedarfsnotwendigen<br />

Einrichtungen; die Kommunen können das<br />

Betreuungsangebot konkret auf die Bedürfnisse<br />

vor Ort ausrichten.<br />

■ Gesetz zur <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> Erziehung:<br />

Die Ziele des Bayerischen <strong>Bildung</strong>s- <strong>und</strong> Erziehungsplans<br />

<strong>werden</strong> in einer Ausführungsverordnung<br />

zum BayKiBiG (BayKiBiGV) verbindlich<br />

festgeschrieben. Da<strong>durch</strong> wird sich die pädagogische<br />

Arbeit in den Kindertageseinrichtungen<br />

spürbar verbessern. Daneben findet eine mittelbare<br />

Steuerung statt, z. B. Offenlegung des<br />

pädagogischen Konzepts <strong>und</strong> Maßnahmen der<br />

Selbstevaluation.<br />

Gesetzliche Gr<strong>und</strong>lage<br />

Was ist eine Kinderkrippe?<br />

Kinderkrippen sind Kindertageseinrichtungen,<br />

deren Angebot sich überwiegend<br />

an Kinder unter drei Jahren richtet. Kindertageseinrichtungen<br />

sind außerschulische<br />

Tageseinrichtungen zur regelmäßigen<br />

<strong>Bildung</strong>, Erziehung <strong>und</strong> Betreuung<br />

von Kindern. Eine regelmäßige <strong>Bildung</strong>,<br />

Erziehung <strong>und</strong> Betreuung setzt voraus,<br />

dass die überwiegende Zahl der Kinder<br />

über einen Zeitraum von mindestens<br />

einem Monat die Kindertageseinrichtung<br />

<strong>durch</strong>schnittlich mindestens 20 St<strong>und</strong>en<br />

pro Woche besucht. Bei Kindern unter<br />

drei Jahren ist insbesondere in der Eingewöhnungsphase<br />

eine Unterschreitung<br />

bis zu einer Grenze von 10 St<strong>und</strong>en pro<br />

Woche zulässig.<br />

(aus: Bayerisches Kinderbildungs- <strong>und</strong><br />

-betreuungsgesetz vom 08.07.2005)


Mütter möchten berufstätig sein <strong>und</strong><br />

die Jüngsten sind in einer Kinderkrippe<br />

gut aufgehoben<br />

Die Betreuung von Kindern unter drei Jahren ist<br />

eng mit Fragen zur Berufstätigkeit von Müttern<br />

verknüpft. Im Vergleich zu anderen industrialisierten<br />

Ländern hat Deutschland mit einer mütterlichen<br />

Erwerbsbeteiligung von ca. 50 % (2/3<br />

davon Teilzeit) eine eher geringere Quote erwerbstätiger<br />

Mütter.<br />

Auffallend ist, dass in Deutschland die Diskrepanz<br />

zwischen den praktizierten <strong>und</strong> den<br />

gewünschten Erwerbsmustern in Paarhaushalten<br />

mit Kindern groß ist. So sind in 52 % dieser<br />

Haushalte die Väter in Vollzeit tätig, während<br />

die Mütter nicht erwerbstätig sind. Gewünscht<br />

wird diese Konstellation lediglich von ca. 6 %<br />

der Paare. In 23 % der Paarhaushalte mit Kindern<br />

arbeiten die Männer Vollzeit <strong>und</strong> die<br />

Frauen Teilzeit. Gewünscht wird diese Kombination<br />

von r<strong>und</strong> 43 % der Eltern. In ca. 16 % der<br />

Paarhaushalte mit Kindern arbeiten beide Partner<br />

Vollzeit, während 32 % der Paarhaushalte<br />

mit Kindern eine Vollzeitberufstätigkeit beider<br />

Partner bevorzugen würden3 .<br />

Einstellung zur institutionellen Betreuung von<br />

Kindern unter drei Jahren<br />

Noch immer ist die Auffassung verbreitet, dass<br />

ein junges Kind sich nur dann optimal entwickeln<br />

könne, wenn es seine ersten Lebensjahre ausschließlich<br />

in der Obhut seiner Mutter verbringe.<br />

Eine der Befürchtungen ist, dass die mütterliche<br />

Abwesenheit – die beruflich bedingte<br />

Abwesenheit der Väter wird kaum problematisiert<br />

– die gemeinsame Zeit von Mutter <strong>und</strong><br />

Kind so weit einschränke, dass die Bindungsbeziehung<br />

zwischen Kind <strong>und</strong> Mutter <strong>und</strong> damit<br />

die Entwicklung des Kindes gefährdet seien.<br />

Untersuchungen zeigen jedoch, dass erwerbstätige<br />

Mütter pro Tag in der Regel nicht viel weniger<br />

Zeit im direkten Zusammensein mit ihrem<br />

Kind verbringen, da die Mütter die eingeschränkte<br />

Zeit, die ihnen zur Verfügung steht,<br />

mit ihren Kindern besonders intensiv nutzen.<br />

Sehr wichtig ist auch die mütterliche Einstellung:<br />

Je weniger Mütter Beruf <strong>und</strong> Kind als<br />

einen Rollenkonflikt erleben, desto besser geht<br />

es der Familie4 .<br />

Die Sache mit der Mutter-Kind-Bindung<br />

Unter Bindung versteht man das besondere<br />

emotionale Band zwischen zwei Menschen.<br />

Der enge Kontakt zwischen einem Säugling <strong>und</strong><br />

mindestens einer Bezugsperson legt den Gr<strong>und</strong>stein<br />

für die Erfahrung psychischer Sicherheit<br />

oder auch psychischer Unsicherheit. Frühe Bin-<br />

dungserfahrungen beeinflussen die spätere Ges<strong>und</strong>heit,<br />

die Beziehungsfähigkeit <strong>und</strong> die Stressresistenz<br />

eines Menschen. Entscheidend ist,<br />

dass „feinfühlig“ auf das Bindungsbedürfnis<br />

des Säuglings reagiert wird. Die betreuende<br />

Person erkennt, was das Kind in der aktuellen<br />

Situation braucht. Eine feinfühlige Betreuungsperson<br />

respektiert auch die kindliche Autonomie.<br />

Sie lässt das Kind gewähren <strong>und</strong> lässt es<br />

selbst tun, was es tun möchte.<br />

Die frühe Bindungsforschung hat die Qualität<br />

der Mutter-Kind-Bindung als die einzig entscheidende<br />

Basis für die langfristige Persönlichkeitsentwicklung<br />

angesehen. Eine Folge davon war,<br />

dass die Berufstätigkeit von Müttern <strong>und</strong> die<br />

damit verb<strong>und</strong>ene st<strong>und</strong>enweise Trennung von<br />

Mutter <strong>und</strong> Kind als negativ angesehen wurden.<br />

Inzwischen hat sich der Blick der Bindungsforschung<br />

geweitet: Sie schaut nicht mehr nur<br />

auf die Qualität der Mutter-Kind-Bindung, sondern<br />

sie hat z. B. auch die besondere Bedeutung<br />

der Vater-Kind-Bindung untersucht. Auch die<br />

Beziehungen von jungen Kindern zu Erzieherinnen<br />

<strong>und</strong> den anderen Kindern in der Gruppe<br />

einer Kindertageseinrichtung ist heute Forschungsthema5<br />

.<br />

Belegt ist inzwischen: Babys <strong>und</strong> Kleinkinder können<br />

Bindungsbeziehungen zu mehreren Personen<br />

entwickeln. Diese Beziehungen sind unabhängig<br />

3 OECD Employment Outlook 2001,<br />

die Zahlen beziehen sich auf 1998<br />

4 Kracke & Hofer, 2002<br />

5 Ahnert, 2004; Howes, 2000<br />

11


voneinander. D. h. ein Kind unterscheidet nicht<br />

nur zwischen den verschiedenen Bindungspersonen,<br />

sondern jede dieser Bindungen wird für sich<br />

aufgebaut <strong>und</strong> die Bindungsbeziehungen sind<br />

von unterschiedlicher Qualität. Bindungspersonen<br />

können neben den Eltern z. B. die <strong>Groß</strong>eltern,<br />

Tagesmütter oder Erzieherinnen in der Tageseinrichtung<br />

sein. Eine gute Eltern-Kind-Bindung<br />

wird <strong>durch</strong> die Betreuung des jungen Kindes in<br />

einer Kindertageseinrichtung oder bei einer<br />

Tagesmutter nicht verschlechtert. Dagegen unterstützen<br />

sichere Bindungsbeziehungen das Kind<br />

dabei, befriedigende soziale Interaktionen mit<br />

anderen Erwachsenen <strong>und</strong> Kindern (z. B. in Spielbeziehungen)<br />

zu gestalten – eine wichtige Gr<strong>und</strong>lage<br />

für seine seelische Ges<strong>und</strong>heit.<br />

Der Aufbau von Bindungsbeziehungen <strong>und</strong> Spielbeziehungen<br />

außerhalb des vertrauten familiären<br />

Netzes stellt eine besondere Entwicklungsaufgabe<br />

<strong>und</strong> Entwicklungschance für Kleinkinder dar.<br />

Mit der angemessenen pädagogischen Unterstützung,<br />

d. h. einem auf individuelle Bedürfnisse abgestimmten<br />

Eingewöhungsverfahren, gelingt es<br />

Kindern, eine gute Beziehung zunächst zu „ihrer“<br />

Erzieherin aufzubauen. Sie lassen sich dann von<br />

ihr führen <strong>und</strong> anregen <strong>und</strong> wenden sich ihr in<br />

belastenden Situationen zu, lassen sich trösten<br />

<strong>und</strong> gewinnen so ihre Sicherheit zurück. Die<br />

Bindungssicherheit des Kindes zur Erzieherin wird<br />

getragen von Ermutigung <strong>und</strong> Unterstützung in<br />

vielfältigen Situationen des Alltags in einer Kindertageseinrichtung.<br />

Mit der Eingewöhnung entwickelt<br />

das Kind auch zu den anderen Erwachsenen<br />

<strong>und</strong> ganz besonders auch mit Kindern seiner<br />

Gruppe vielfältige <strong>und</strong> anregende Beziehungen.<br />

12<br />

Dafür ist eine entspannte Gruppenatmosphäre, in<br />

der sich das Kind wohl fühlt, wichtig.<br />

Aus der Sicht der Bindungsforschung spricht<br />

heute nichts mehr gegen eine frühe Betreuung<br />

eines Kindes außerhalb der Familie, wenn die<br />

Qualität stimmt. Bindungs- <strong>und</strong> Spielbeziehungen<br />

in der Familie <strong>und</strong> in der Tageseinrichtung<br />

sind nicht nur für die emotionalen Bedürfnisse<br />

der Kinder wichtig. Sie sind die Gr<strong>und</strong>lage für<br />

Explorations- <strong>und</strong> Lernprozesse, denn Kinder,<br />

die sich wohl <strong>und</strong> sicher fühlen, sind bereit für<br />

neue Erfahrungen.<br />

Schon Babys sind aktive Lerner<br />

Welche Vorstellungen haben wir davon, was<br />

Babys <strong>und</strong> Kleinkinder brauchen, was sie können<br />

<strong>und</strong> was wir ihnen zutrauen können? Die<br />

Säuglingsforschung hat uns gelehrt, dass Kinder<br />

von Geburt an mit Neugier <strong>und</strong> Kompetenzen<br />

ausgestattet sind, um sich selbst <strong>und</strong> die<br />

Welt um sich herum zu erforschen <strong>und</strong> sich Wissen<br />

anzueignen. Von Geburt an sind Kinder aktive<br />

Lerner, die, mit Unterstützung erwachsener<br />

Bezugspersonen oder in Spielbeziehungen mit<br />

anderen Kindern, in sozialen Zusammenhängen<br />

lernen. Für ihre Lust am Forschen <strong>und</strong> Entdecken<br />

nutzen schon ganz junge Kinder alles,<br />

was ihnen zur Verfügung steht. Aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong> sind Kinder in Kinderkrippen heute nicht<br />

mehr fest gewickelte Bündel in Gitterbettchen,<br />

die nach der Uhr gefüttert <strong>werden</strong>, sondern<br />

neben der einfühlsamen <strong>und</strong> auf das einzelne<br />

Kind abgestimmten Betreuung spielt die altersgemäße<br />

Förderung aller Entwicklungsbereiche<br />

von Anfang an eine wichtige Rolle. Der Bayerischen<br />

<strong>Bildung</strong>s- <strong>und</strong> Erziehungsplan für Kinder<br />

in Tageseinrichtungen bis zur Einschulung betont<br />

diese pädagogische Haltung nachdrücklich6 .<br />

(Informationen zum Bayerischen <strong>Bildung</strong>s- <strong>und</strong><br />

Erziehungsplan finden Sie im Kapitel „Ohne Fachkompetenz<br />

geht es nicht“.)<br />

Ein Wort <strong>und</strong> seine Wirkung<br />

In der Diskussion um die Betreuung von Kindern<br />

unter drei Jahren fällt häufig der Begriff „Fremdbetreuung“.<br />

In diesem Wort schwingt mit, dass<br />

das Kind an Fremde gegeben wird. Welche gute<br />

Mutter würde so etwas tun? Der Begriff ist aber<br />

unzutreffend <strong>und</strong> sollte im Zusammenhang mit<br />

der Betreuung von Kindern in Tageseinrichtungen<br />

nicht verwendet <strong>werden</strong>. Eine Pädagogik für die<br />

jüngsten Kinder, die heutigen Qualitätsstandards<br />

entspricht, bezieht Familienerziehung mit ein <strong>und</strong><br />

praktiziert eine umsichtige gemeinsame Eingewöhnung<br />

des Kindes <strong>und</strong> seiner Eltern. Eltern<br />

6 Bayerisches Staatsministerium für Arbeit, Sozialordnung, Familie<br />

<strong>und</strong> Frauen & Staatsinstitut für Frühpädagogik, 2003, überarbeitete<br />

Neuauflage, 2005


(Mutter oder Vater) <strong>und</strong> Kind bleiben zusammen,<br />

bis das Kind mit der neuen Umgebung <strong>und</strong> den<br />

noch fremden Personen vertraut ist. Wenn dann<br />

das Kind für eine bestimmte Zeit des Tages nicht<br />

in der Familie, sondern in der Kindertageseinrichtung<br />

verbringt, wird es dort nicht von Fremden<br />

betreut, sondern im Mittelpunkt der neuen<br />

Umgebung steht die Bezugserzieherin, die dem<br />

Kind <strong>und</strong> seinen Eltern Sicherheit gibt.<br />

Über die Entwicklung von Kindern<br />

in Kinderkrippen<br />

In der Fachdiskussion wurde die „Rechtfertigungsdebatte“<br />

(also das Aufzählen von Gründen,<br />

warum eine Kinderkrippe manchmal nötig ist)<br />

längst von der Qualitätsdebatte abgelöst. In der<br />

Qualitätsdebatte geht es um überprüfbares fachliches<br />

Handeln <strong>und</strong> den Zusammenhang von<br />

Qualität <strong>und</strong> kindlicher Entwicklung7 .<br />

<strong>Groß</strong>e Studien zur Auswirkung von Tagesbetreuung<br />

auf die Entwicklung junger Kinder<br />

haben inzwischen belegt, dass eine qualitativ<br />

gute Tagesbetreuung Kindern nicht schadet8 . In<br />

der längerfristigen Entwicklung waren kaum<br />

Unterschiede zu finden zwischen den Kindern,<br />

die schon früh eine Betreuung außerhalb der<br />

Familie erlebt hatten <strong>und</strong> den Kindern, die länger<br />

in der Familie betreut wurden9 .<br />

Aus der Praxis, aber auch in Fachveröffentlichungen,<br />

<strong>werden</strong> häufig positive Auswirkungen<br />

der Krippenerfahrungen berichtet: Im sozialen<br />

Bereich entwickeln Kinder Kompetenzen wie<br />

Selbstständigkeit, Selbstbehauptung, Kooperationsfähigkeit<br />

<strong>und</strong> soziales Regelwissen10 .<br />

Kinder mit Krippenerfahrung entwickeln sich<br />

aber manchmal etwas anders als Kinder, die<br />

ausschließlich Familienerfahrungen haben: Sie<br />

sind häufig nicht nur sozial kompetenter, sondern<br />

auch <strong>durch</strong>setzungsfähiger11 . Den größten<br />

Einfluss auf die Entwicklung eines Kindes aber<br />

behält die Familie.<br />

Heute steht ein Pool an Forschungsergebnissen<br />

<strong>und</strong> praktischen Erfahrungen zur Verfügung, die<br />

es erlauben, Konzepte für die außerfamiliale<br />

Betreuung auch für Kinder unter drei Jahren zu<br />

entwickeln <strong>und</strong> so umzusetzen, dass das Wohl<br />

des Kindes <strong>und</strong> seine Entwicklung im Mittelpunkt<br />

stehen.<br />

Es geht um die Förderung der emotionalen,<br />

sozialen <strong>und</strong> kognitiven Entwicklung der Kinder.<br />

Dabei spielen frühe Gruppenerfahrungen, anregende<br />

Spiel- <strong>und</strong> Lernumwelten <strong>und</strong> die Verlässlichkeit<br />

der Betreuungspersonen eine herausragende<br />

Rolle.<br />

7 Anregungen <strong>und</strong> ausführliche Erläuterungen sind zu finden in:<br />

Bayerisches Staatsministerium für Arbeit, Sozialordnung, Familie<br />

<strong>und</strong> Frauen & Staatsinstitut für Frühpädagogik, 2003; Tietze &<br />

Viernickel, 2003.<br />

8 Lamb & Ahnert, 2003; Ahnert, 2004; Cryer & Harms, 2000<br />

9 B<strong>und</strong>esministerium für Familie, Senioren, Frauen <strong>und</strong> Jugend<br />

2003, S. 38 ff<br />

10 vgl. Beller, 1993<br />

11 B<strong>und</strong>esministerium für Familie, Senioren, Frauen <strong>und</strong> Jugend,<br />

2003, S. 38 ff<br />

13


Das Projekt „Initiative Kinderkrippen in Bayern“<br />

Die Initiative „Kinderkrippen in Bayern“ war im<br />

Mai 2001 von Ministerpräsident Dr. Edm<strong>und</strong><br />

Stoiber <strong>und</strong> dem Präsidenten der vbw– Vereinigung<br />

der Bayerischen Wirtschaft e. V., Randolf<br />

Rodenstock, mit folgenden Zielen vereinbart<br />

worden:<br />

– Durch eine bessere Vereinbarkeit von Familie<br />

<strong>und</strong> Beruf soll insbesondere die Frauenerwerbsquote<br />

erhöht <strong>werden</strong>, indem Eltern als<br />

Alternative zur Erziehung ihres Kindes in der<br />

Familie oder bei einer Tagesmutter ein qualitativ<br />

hochwertiges Betreuungsangebot in einer<br />

Kinderkrippe zur Verfügung gestellt wird.<br />

– Das Projekt soll Signalcharakter für andere Gemeinden<br />

<strong>und</strong> Träger, aber auch für Betriebe<br />

haben, sich ebenfalls in der Kinderbetreuung<br />

für Kinder unter drei Jahren zu engagieren.<br />

– Das Ansehen der <strong>Bildung</strong>, Erziehung <strong>und</strong> Betreuung<br />

von Kindern in Kinderkrippen soll<br />

<strong>durch</strong> eine hohe fachliche Qualität des Personals<br />

<strong>und</strong> der Einrichtungen insgesamt verbessert<br />

<strong>werden</strong>.<br />

Der 01.10.2001 war der offizielle Projektbeginn<br />

mit einer Auftaktveranstaltung <strong>und</strong> dem Aufruf<br />

zur Bewerbung. Ein Auswahlgremium konnte<br />

die Zusagen an sieben Modellstandorte Anfang<br />

2002 erteilen. Die Auswahl der sieben Modelleinrichtungen<br />

für Kinder unter drei Jahren<br />

erfolgte nach verschiedenen Kriterien. Maßgeblich<br />

waren z. B.:<br />

– Aufbau einer Kinderkrippe in je einem Regierungsbezirk,<br />

– die Schaffung neuer Kinderkrippenplätze sowie<br />

– die Einbindung unterschiedlicher Trägermodelle.<br />

– Die Bewerber mussten in der Lage sein, im<br />

ersten Halbjahr 2002 den Betrieb aufzunehmen.<br />

– Es musste eine Konzeption vorliegen.<br />

– Die Teilnahme der pädagogischen Fachkräfte<br />

an Qualifizierungsmaßnahmen musste zugesichert<br />

<strong>werden</strong>.<br />

– Die kommunale Mitfinanzierung musste gesichert<br />

sein.<br />

14<br />

Ausgewählt wurden die Standorte Fürth, Hof,<br />

Ingolstadt, Lappersdorf, Kleinostheim, Neu-Ulm<br />

<strong>und</strong> Passau. Insgesamt entstanden r<strong>und</strong> 85<br />

neue Ganztagsplätze in folgenden Einrichtungen:<br />

■ das „Zachäus-Nest“ in Neu-Ulm<br />

■ die Kinderkrippe kinderVilla der bügerhilfe<br />

ingolstadt e. V.<br />

■ die Kinderkrippe des Fördervereins Montessori<br />

Kinderhaus Passau <strong>und</strong> Umgebung e. V.<br />

■ die „Krabbelstube“ des Marktes Lappersdorf<br />

■ das „Zwergenparadies“ in Hof<br />

■ die Kinderkrippe „St. Vinzenz von Paul“ in<br />

Kleinostheim<br />

■ die Kinderkrippe der Kindertagesstätten<br />

„Grete Schickedanz e. V.“ in Fürth<br />

Bereits im Februar 2002 wurden die erfolgreichen<br />

Bewerberinnen <strong>und</strong> Bewerber im Rahmen<br />

einer „Kick-off-Veranstaltung“ in das Projekt<br />

eingeführt. An allen ausgewählten Standorten<br />

wurden die Kinderkrippen im Laufe des Jahres<br />

2002 eröffnet. Die Sicherung der Qualität des<br />

Betreuungsangebotes war von Beginn an oberste<br />

Zielsetzung.


Aus diesem Gr<strong>und</strong> startete im Oktober 2002 eine<br />

Qualifizierungsmaßnahme für das Fachpersonal<br />

der neu gegründeten Kinderkrippen, die von einer<br />

Diplom-Sozialpädagogin <strong>und</strong> einer Diplom-Psychologin<br />

geleitet wurde. In zunächst sechs Fortbildungsmodulen<br />

wurde Fachwissen vermittelt, eingeübt<br />

<strong>und</strong> vertieft. Eine Anbindung an die Praxis<br />

wurde <strong>durch</strong> die Hospitation in städtischen<br />

Münchner Kinderkrippen erreicht. Ergänzt wurden<br />

die Qualifizierungsmaßnahmen <strong>durch</strong> regionale<br />

Arbeitstreffen mit unterschiedlichen thematischen<br />

Schwerpunkten <strong>und</strong> Supervision.<br />

Nicht zuletzt <strong>durch</strong> die großzügige Unterstützung<br />

des Projektes <strong>durch</strong> das Sozialreferat der<br />

Stadt München, das über ein über Jahrzehnte<br />

gewachsenes Know-how in allen Aspekten der<br />

Krippenpädagogik verfügt, hat diese Weiterbildungsmaßnahme<br />

beispielgebenden Charakter.<br />

Den beiden Prozessbegleiterinnen wurde zudem<br />

während der gesamten Projektlaufzeit ein Büro<br />

in der Abteilung Kindertagesbetreuung des<br />

Stadtjugendamts München kostenlos zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

Wegen des großen Erfolges wurde die Qualifizierungsmaßnahme<br />

um weitere vier Module<br />

verlängert <strong>und</strong> bis in das Jahr 2005 fortgesetzt.<br />

Für die Qualität einer Einrichtung ist aber nicht<br />

nur die Qualifizierung der Fachkräfte entscheidend,<br />

sondern die Träger zeichnen für die<br />

Qualitätslenkung <strong>und</strong> Qualitätssicherung verantwortlich.<br />

Vertreter <strong>und</strong> Vertreterinnen der<br />

Träger (Freie Träger, ein kirchlicher Träger,<br />

Gemeinden, Elterninitiativen, ein Unternehmen)<br />

der Projektkrippen wurden im Rahmen von zwei<br />

Trägertreffen über Fachfragen informiert <strong>und</strong><br />

hatten Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch<br />

sowie zur Vernetzung. Zudem standen die Projektbegleiterinnen<br />

auch ihnen als Ansprechpartnerinnen<br />

zur Verfügung.<br />

An der Finanzierung beteiligten sich der Freistaat<br />

Bayern, Kommunen <strong>und</strong> Träger (einschließlich<br />

der Elternbeiträge) mit je 20 Prozent<br />

der Kosten, die vbw, unterstützt vom BayME –<br />

Bayerischer Unternehmensverband Metall <strong>und</strong><br />

Elektro e. V. <strong>und</strong> vom VBM – Verband der Bayerischen<br />

Metall- <strong>und</strong> Elektro-Industrie e. V., mit 40<br />

Prozent. Die Förderung erfolgte auf der Gr<strong>und</strong>lage<br />

der zu diesem Zeitpunkt noch geltenden<br />

Förderichtlinien12 .<br />

Begleitet wurde das Projekt von einem Fachbeirat<br />

(vgl. Anhang), dessen Mitglieder <strong>durch</strong><br />

ihr konstruktives Engagement viel zum Gelingen<br />

des Projekts beigetragen haben. Dafür sei<br />

ihnen an dieser Stelle ein besonders herzlicher<br />

Dank ausgesprochen.<br />

Vom Staatsinstitut für Frühpädagogik wurde die<br />

wissenschaftliche Dokumentation des Entwicklungsprozesses<br />

der sieben Einrichtungen übernommen.<br />

Dazu wurde eine Interviewstudie mit<br />

den Leiterinnen der Kinderkrippen, Vertretern<br />

<strong>und</strong> Vertreterinnen der Träger sowie mit Eltern,<br />

deren Kinder diese Krippen besuchen, <strong>durch</strong>geführt.<br />

Die Ergebnisse bilden die Basis für die<br />

vorliegende Veröffentlichung.<br />

12 Richtlinie zur Förderung der Betreuung, <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> Erziehung<br />

von Kindern in Kinderkrippen, Bekanntmachung des Bayerischen<br />

Staatsministeriums für Arbeit, Sozialordnung, Familie <strong>und</strong> Frauen<br />

vom 14. Juni 2002<br />

15


Sieben neu gegründete Kinderkrippen im Porträt<br />

Wie die Porträts entstanden sind<br />

<strong>und</strong> was sie zeigen sollen<br />

Die Gr<strong>und</strong>lage für die folgenden Porträts sind<br />

Interviews mit den Leiterinnen der Kinderkrippen<br />

sowie mit Vertreterinnen <strong>und</strong> Vertretern<br />

der Träger, die im Zeitraum von Mai bis Juli<br />

2003 <strong>durch</strong>geführt wurden. Der Schwerpunkt<br />

liegt also in der Aufbauphase der Kinderkrippen.<br />

Eine Nachbefragung fand Ende 2003/Anfang<br />

2004 statt. Die Daten, die jedem Einrichtungsporträt<br />

voran gestellt sind, entsprechen dem<br />

Stand vom Juni 2005.<br />

Für Interessenten <strong>und</strong> Gründer einer Kinderkrippe<br />

soll erkennbar <strong>werden</strong>, welche Vorarbeiten<br />

<strong>und</strong> Bedingungen den Start erleichtern <strong>und</strong> wie<br />

Fallstricke vermieden <strong>werden</strong> können. Dazu gibt<br />

es in den Interviews viele Anregungen <strong>und</strong><br />

Tipps. Es soll aber ebenso deutlich <strong>werden</strong>, dass<br />

auch unter Umständen, die zunächst nicht optimal<br />

zu sein scheinen, der Einstieg lohnend sein<br />

kann <strong>und</strong> dass die Suche nach (z. B. räumlichen)<br />

Ressourcen manchmal unerwartete Erfolge<br />

bringt.<br />

Kleine Episoden aus dem Alltag der Kinderkrippen<br />

illustrieren die kindliche Erfahrungswelt.<br />

Ergänzt <strong>werden</strong> die Porträts <strong>durch</strong> Hinweise<br />

aus der Fachliteratur13 . Schlagwörter an<br />

den Seitenrändern helfen beim Auffinden von<br />

Einzelthemen.<br />

Da die vollständigen Interviews den Rahmen<br />

dieser Veröffentlichung sprengen würden, wurden<br />

jeweils unterschiedliche pädagogische bzw.<br />

organisatorisch/strukturelle Schwerpunkte ausgewählt.<br />

Beabsichtigt war, den besonderen<br />

Charakter jeder Einrichtung <strong>und</strong> ihrer Trägerstruktur<br />

erkennbar <strong>werden</strong> zu lassen. Zum einen<br />

sollen die Gestaltungsmöglichkeiten in ihrer<br />

Vielfalt, zum anderen aber auch die unverzichtbaren<br />

Qualitätsansprüche verdeutlicht <strong>werden</strong>.<br />

Aus der Zusammenschau aller sieben Porträts<br />

ergibt sich so ein lebendiger Querschnitt der<br />

vielfältigen Fragestellungen, mit denen sich<br />

Fachkräfte <strong>und</strong> Träger in der Gründungsphase<br />

einer Kinderkrippe auseinandersetzen müssen,<br />

<strong>und</strong> es wird dokumentiert, welche pädagogischen<br />

<strong>und</strong> organisatorischen Antworten in den<br />

Modelleinrichtungen des Projektes „Initiative<br />

Kinderkrippen in Bayern“ gef<strong>und</strong>en wurden.<br />

13 Umfassende Informationen, Anregungen <strong>und</strong> Praxishinweise bieten:<br />

Bayerisches Staatsministerium für Arbeit <strong>und</strong> Sozialordnung,<br />

Familie <strong>und</strong> Frauen & Staatsinstitut für Frühpädagogik, 2003/2005;<br />

Landeshauptstadt München, Sozialreferat, Stadtjugendamt, 2000;<br />

Tietze & Viernickel, 2003<br />

16<br />

Für Eltern bildet sich in den Berichten das Leben<br />

in einer Kinderkrippe anschaulich ab, <strong>und</strong> sie<br />

finden viele Hinweise darauf, auf welche Qualitätsmerkmale<br />

sie achten können, wenn sie für<br />

ihre eigenen Kinder einen Platz in einer Kinderkrippe<br />

suchen. Und nicht zuletzt können Erzieherinnen,<br />

die noch keine praktischen Erfahrungen<br />

mit der pädagogischen Arbeit mit Kindern unter<br />

drei Jahren haben, ein neues Berufsfeld entdecken.<br />

An dieser Stelle möchten wir allen Eltern <strong>und</strong><br />

Kindern, Erzieherinnen, Trägervertretern <strong>und</strong><br />

Trägervertreterinnen danken, dass sie für Interviews,<br />

Fotos <strong>und</strong> Fragen jederzeit fre<strong>und</strong>lich<br />

<strong>und</strong> geduldig zur Verfügung standen. Ohne sie<br />

hätte diese Dokumentation nicht entstehen können.


Eigenständigkeit <strong>und</strong> Kooperation – Kinderkrippe <strong>und</strong> Kindertagesstätte<br />

in einem multinationalen Umfeld: Die Kinderkrippe Zachäus-<br />

Nest in Neu-Ulm<br />

Träger:<br />

Evang.-Luth. Petrusgemeinde Neu-Ulm<br />

Pfarrer Joachim Pennig<br />

Leiterin der Kinderkrippe:<br />

Silke Schulmeyer<br />

Leiterin der Kindertagesstätte:<br />

Ulrike Eisenlauer<br />

Eröffnung der Kinderkrippe: 19. August 2002<br />

Öffnungszeiten: 7.30 Uhr–17.00 Uhr (Mo–Fr)<br />

Anzahl der aufgenommenen Kinder: 15<br />

Kinder auf der Warteliste: 25<br />

Altersspanne: 9 Monate bis 3 Jahre<br />

Personal: 3 Vollzeitkräfte<br />

Überwiegender Bedarf an Betreuungsst<strong>und</strong>en:<br />

7–10 Std.<br />

Höhe der Elternbeiträge:<br />

Es gibt verschiedene Zeitzonen: Von 150,00 €<br />

(unter 4 Std.) bis 190,00 € (7–10 Std.)<br />

Die Kinderkrippe Zachäus-Nest in Neu-Ulm ist<br />

an eine integrierte Kindertagesstätte mit zwei<br />

Kindergartengruppen mit 25 Kindern <strong>und</strong> zwei<br />

Integrativgruppen mit 5 behinderten <strong>und</strong> 10<br />

nichtbehinderten Kindern pro Gruppe angeschlossen.<br />

Sie ist in einem, dem Haupthaus nahe<br />

gelegenen, Wohnhaus untergebracht <strong>und</strong><br />

verfügt über Räumlichkeiten von ca. 130 m2 sowie<br />

über einen 120 m2 großer Garten. Die Organisationsstruktur<br />

erlaubt es, dass sich das Fachpersonal<br />

gegenseitig vertreten kann, wenn personelle<br />

Engpässe z. B. <strong>durch</strong> Krankheit, Fortbildung<br />

oder Urlaub entstehen.<br />

Es gibt eine Gesamtleitung der Kindertagesstätte<br />

<strong>und</strong> eine Leitung der Kinderkrippe. Die Gesamtleitung<br />

liegt in der Verantwortung von Frau<br />

Eisenlauer. Sie ist Erzieherin, verfügt über eine<br />

Zusatzausbildung als Tanztherapeutin <strong>und</strong> hat in<br />

Fortbildungen die Qualifizierung als Kindergartenfachwirtin<br />

erlangt, „denn“, so sagt sie selber,<br />

„die Leiterin einer großen Einrichtung braucht<br />

betriebswirtschaftliche Kenntnisse“. Die Kinderkrippe<br />

wird von Frau Schulmeyer geleitet: „Ich<br />

habe zwei Jahre während meines Vorpraktikums<br />

in einer Kinderkrippe gearbeitet. Schon damals<br />

ist mir klar geworden, dass ich auf jeden Fall in<br />

einer Kinderkrippe arbeiten will.“<br />

17


Vorbereitungsphase<br />

Pfarrer Joachim Pennig ist seit 9 Jahren in<br />

der Petrusgemeinde tätig. In seinem Gemeindesprengel<br />

liegt die Kindertagesstätte,<br />

an die die Kinderkrippe „Zachäus-Nest“ angegliedert<br />

ist. Er erklärt, …<br />

… warum die Kinderkrippe „Zachäus-Nest“<br />

heißt<br />

„Als evangelische Kirche hat unsere<br />

Synode beschlossen, einen Schwerpunkt in<br />

der Familienarbeit zu setzten, <strong>und</strong> für uns<br />

bedeutet Teilnehmen am gesellschaftlichen<br />

Leben nicht nur Verkündigung der Bibel,<br />

sondern eben auch die <strong>Bildung</strong>sarbeit in<br />

Kindergarten, Krippe <strong>und</strong> Hort.<br />

Zachäus ist eine biblische Gestalt, die unserem<br />

Leitbild sehr nahe kommt. Weil er ein<br />

Außenseiter war, wurde er von den Leuten<br />

nicht akzeptiert <strong>und</strong> musste deshalb auf<br />

einen Baum steigen, um Jesus sehen zu<br />

können. Und Jesus ruft ausgerechnet aus<br />

all den schlauen Leuten, die da herum stehen,<br />

diesen Zachäus <strong>und</strong> feiert mit ihm ein<br />

großes Fest.<br />

Außenseiter haben wir hier genug in diesem<br />

Gemeindebereich <strong>und</strong> davon leitet sich<br />

unser Leitbild ab, nämlich Integration. Das<br />

„Nest“ ist dazugekommen, weil die Erzieherinnen<br />

auch den Gedanken der Geborgenheit<br />

ausdrücken wollten.“<br />

Wie haben Sie sich auf die Kinderkrippe<br />

vorbereitet?<br />

„Zunächst haben wir, Frau Eisenlauer <strong>und</strong><br />

ich, gemeinsam geplant <strong>und</strong> uns ein Rahmenkonzept<br />

überlegt <strong>und</strong> haben uns dann<br />

mit der Stadt verständigt. Der Vorschlag, sich<br />

an der „Initiative Kinderkrippen in Bayern“ zu<br />

beteiligen, war ja von der Stadt Neu-Ulm<br />

14 Ein Vertrag, demzufolge Defizite einer Einrichtung bis zu<br />

einer bestimmten Höhe freiwillig von der Kommune übernommen<br />

<strong>werden</strong>.<br />

18<br />

gekommen. Da wir viele Anfragen von jungen<br />

Frauen hatten, die studieren oder die die<br />

Ausbildung noch abschließen müssen, ist<br />

das ein Thema gewesen, das bei uns schon<br />

länger in der Überlegung war. Bezüglich der<br />

Öffnungszeiten war klar, dass es einen relativ<br />

langen Betreuungszeitraum braucht, denn<br />

wir hatten zuvor eine Elternbefragung <strong>durch</strong>geführt:<br />

Von früh um 7.30 Uhr bis um 17.00<br />

Uhr, das stand von vornherein fest.<br />

Wir fragten anschließend nach, wie es in<br />

den anderen Krippen bei der Stadt läuft.<br />

Dann sind wir auch einmal nach München<br />

gefahren <strong>und</strong> haben uns dort eine Krippe<br />

angeschaut.“<br />

Sie haben gleich zu Beginn drei<br />

Mitarbeiterinnen eingestellt. Wie sieht<br />

Ihre Finanzierung aus?<br />

„Das ist ein Zugeständnis, das uns die Stadt<br />

gemacht hat. Bei diesen langen Öffnungszeiten,<br />

zu denen wir uns verpflichteten –<br />

was ja auch bedeutet, dass wir nur drei<br />

Wochen im Sommer <strong>und</strong> eine Woche nach<br />

Weihnachten schließen – brauchen wir unbedingt<br />

drei Fachkräfte. Die Stadt sah das<br />

ein <strong>und</strong> bewilligte uns diese drei Stellen.<br />

Wir finanzieren uns über die staatliche Förderung,<br />

die Elternbeiträge <strong>und</strong> mit der Stadt<br />

Neu-Ulm besteht ein Defizitausgleichsvertrag14<br />

. Daran kann man auch wieder sehen,<br />

dass das Verhältnis der Stadt zu uns einfach<br />

stimmt.“<br />

Personalplanung<br />

Finanzierung


Teamentwicklung<br />

Ist Neu-Ulm eine reiche Gemeinde?<br />

„Eigentlich nicht, aber Kinder- <strong>und</strong> Familienfre<strong>und</strong>lichkeit<br />

ist ein Schwerpunkt der Stadt,<br />

<strong>und</strong> das macht sich eben bemerkbar. Deshalb<br />

sind wir in einer wirklich guten Lage.“<br />

Die Zusammensetzung Ihres Teams ist ja<br />

eine Besonderheit…<br />

„Wir achteten bei unserem Krippenteam darauf,<br />

dass verschiedene Altersgruppen darin<br />

vertreten sind. Da ist die Rolle der Berufsanfängerin,<br />

die Rolle der bereits erfahrenen<br />

Fachkraft, <strong>und</strong> wir haben eine Kollegin, die<br />

vom Alter her <strong>Groß</strong>mutter sein könnte. Wir<br />

wollten, dass die Lebenserfahrungen der Bezugspersonen<br />

mit einfließen. In unserem<br />

Stammteam spiegelt sich auch unser multikulturelles<br />

Umfeld wider: Wir haben Kolleginnen<br />

aus der ehemaligen UdSSR <strong>und</strong> aus<br />

Rumänien. Es scheint auf den ersten Blick<br />

kompliziert, aber wir halten das für ganz wichtig<br />

– auch für unsere Eltern.“<br />

Damit das Team der drei Generationen gut<br />

zusammen arbeitet, gab es am Anfang<br />

Supervision – das kostet ja auch Geld.<br />

„Ich glaube, dass Supervision zu vergleichen<br />

ist mit einem soliden F<strong>und</strong>ament beim<br />

Hausbau. Das erste Jahr war engmaschig<br />

begleitet <strong>durch</strong> Supervision, also alle sechs<br />

bis acht Wochen, wobei die Krippenleiterin<br />

die Gelegenheit hatte, für ihre Führungsaufgaben<br />

Einzelsupervision zu erhalten. Zu-<br />

nächst waren es gruppendynamische Angelegenheiten<br />

im Team, was sich im Anschluss<br />

wandelte zu Fallgesprächen. Im<br />

Frühjahr 2004 war das letzte Gespräch, <strong>und</strong><br />

wir vereinbarten nur noch nach Bedarf<br />

Termine. Wir investierten also sicherlich im<br />

ersten Jahr, aber wir haben jetzt auch ein<br />

Team, das genau weiß, wo es steht, <strong>und</strong> es<br />

ist eine Verständigungsebene gef<strong>und</strong>en.<br />

Und das zieht weite Kreise. Die Kinder<br />

<strong>werden</strong> sehr viel kompetenter betreut, die<br />

Krankheitstage der Mitarbeiterinnen nehmen<br />

meiner Erfahrung nach ab.“<br />

Sind Sie damit zufrieden, wie die Arbeitsprozesse<br />

in Ihrer Einrichtung laufen?<br />

„Da bin ich eigentlich sogar hochzufrieden.<br />

Ich habe ein sehr motiviertes Team. Wir<br />

tun natürlich auch was dafür. Regelmäßige<br />

Dienstbesprechungen sind Pflicht, ohne die<br />

geht es sowieso nicht. Darüber hinaus haben<br />

wir Planungstage, da kommt Frau Eisenlauer<br />

von der Gesamteinrichtung dazu, <strong>und</strong><br />

mit ihrer Erfahrung kann sie auch weiterhelfen,<br />

falls es einmal Probleme gibt. Und wir<br />

machen Mitarbeiterjahresgespräche, was<br />

ich auch für eine gute <strong>und</strong> notwendige Geschichte<br />

halte.“<br />

Kinderkrippen haben teilweise immer noch<br />

kein gutes Image. Wie beurteilen Sie die<br />

pädagogische Arbeit?<br />

„Ich habe echte Hochachtung für mein<br />

Team, das leistet wirklich Gewaltiges. Es ist<br />

eine wichtige pädagogische Arbeit, die in<br />

den Familien auf diese Weise nicht geleistet<br />

<strong>werden</strong> kann. Das ist der Vorteil von institutioneller<br />

Erziehung, <strong>und</strong> das sehe ich deutlich,<br />

seit die Kinder bei uns sind.<br />

19<br />

Qualitätssicherung<br />

Pädagogik<br />

in der<br />

Kinderkrippe


Trägerverantwortung<br />

Gesamtleitung<br />

Leitungsaufgaben<br />

Deswegen würde ich für eine wesentlich<br />

höhere Zahl an Kinderkrippenplätzen plädieren,<br />

weil ich beobachte, dass Kinder da<br />

offener, toleranter, sozialfähig <strong>werden</strong>, dass<br />

sie ein Stück Menschlichkeit entwickeln,<br />

ganz normal im Zusammensein mit anderen<br />

<strong>und</strong> klare Regeln erfahren.“<br />

Welche Rolle spielen Sie als Träger dabei?<br />

„Ich sehe eine mehrfache Verantwortung. In<br />

erster Linie ist es die Verantwortung den<br />

Kindern gegenüber, ihnen auf diesem Weg zu<br />

helfen, verantwortungs- <strong>und</strong> selbstbewusste<br />

Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger zu <strong>werden</strong>. Der<br />

zweite Blickpunkt ist, dass wir uns um unser<br />

Team kümmern, denn ohne dieses Team<br />

könnte kein Träger etwas erreichen. Die nächste<br />

Verantwortung haben wir hier in der Stadt<br />

<strong>und</strong> in unserem Stadtteil, weil da die Familien<br />

herkommen, die ihre Kinder zu uns bringen,<br />

<strong>und</strong> letztendlich sehe ich das eingebettet<br />

in ein großes Ganzes, das nur dann funktionieren<br />

kann, wenn auch Einzelne ihre Verantwortung<br />

wahrnehmen.“<br />

„Unsere Erfahrungen geben wir sehr<br />

gerne weiter. Wir haben unser Konzept<br />

in das Internet unter<br />

www.petruskirche.telebus.de gestellt.<br />

Wir sind auch per e-mail unter<br />

evang.petrus-krippe@kirche-neu-ulm.de<br />

zu erreichen.“<br />

Tipp<br />

Gespräch mit Frau Eisenlauer, die für die<br />

Gesamtleitung der Kindertagesstätte verantwortlich<br />

ist, <strong>und</strong> Frau Schulmeyer, die<br />

die Kinderkrippe leitet:<br />

In dieser Einrichtung wirken zwei<br />

Leitungspersönlichkeiten. Wie sind die<br />

Verantwortlichkeiten abgestimmt?<br />

Frau Eisenlauer: „Ich sehe meine Arbeit insbesondere<br />

darin, die Tätigen in der Kinderkrippe<br />

zu unterstützen <strong>und</strong> nicht zu bevorm<strong>und</strong>en.<br />

Die Kinderkrippe hat Modellcharakter <strong>und</strong><br />

arbeitet eigenständig. Ich habe eine beratende<br />

Funktion. Wichtig ist auch, dass Personalgespräche<br />

stattfinden, um den Entwicklungsstand<br />

der jeweiligen Fachkraft zu ermitteln,<br />

aber auch um Wünsche aufzunehmen <strong>und</strong> zu<br />

schauen, wo weitere Fortbildungswünsche<br />

<strong>und</strong> auch Notwendigkeiten sind.“<br />

Frau Schulmeyer, Sie sind die Leiter<br />

in der Kinderkrippe …<br />

„Ich kann mit Frau Eisenlauer wirklich gut<br />

zusammenarbeiten, sie lässt mir meinen<br />

Freiraum, sagt vielleicht auch, wie ich etwas<br />

20<br />

anders machen könnte. Im Endeffekt liegt<br />

die Entscheidung aber bei mir. Im Speziellen<br />

bin ich zuständig für die Entwicklung<br />

des Tagesablaufs, für die Zusammenarbeit<br />

im Team, die Arbeit mit den Eltern. Wir<br />

haben zwar ein Rahmenkonzept für das<br />

ganze Haus, aber unsere Konzeption für die<br />

Krippe haben wir selber entwickelt.<br />

Außerdem führe ich die Anmeldungsgespräche<br />

mit den Eltern. Frau Eisenlauer <strong>und</strong><br />

Pfarrer Pennig machen das Finanzielle – das<br />

ist für mich natürlich eine Erleichterung.“<br />

Brauchen diese Abstimmungsprozesse<br />

nicht viel Zeit?<br />

Frau Schulmeyer: „Wir haben im Jahr zwei<br />

Planungstage, an denen wir die Einrichtung<br />

schließen. Und wir haben einen ganzen Tag,<br />

um das erste halbe Jahr zu planen <strong>und</strong> einen<br />

weiteren für das zweite halbe Jahr, diese konzentrierte<br />

Arbeit führt zu guten Ergebnissen<br />

<strong>und</strong> spart im Endeffekt Zeit.“<br />

Wenn die Kinderkrippe in eine<br />

Gesamteinrichtung integriert ist …<br />

– Die jeweiligen Verantwortlichkeiten sind<br />

– unter Einbeziehung des Trägers – klar<br />

abgestimmt. Sie <strong>werden</strong> möglichst schriftlich<br />

festgehalten <strong>und</strong> sind allen Beteiligten<br />

zugänglich.<br />

– Es wird Klarheit darüber hergestellt, ob<br />

<strong>und</strong> in welchen Bereichen gemeinsam<br />

bzw. separat gearbeitet <strong>werden</strong> soll.<br />

– Über die Art <strong>und</strong> Weise der Nutzung gemeinsamer<br />

Ressourcen (Personal, Räume,<br />

Material) wird Einverständnis hergestellt.<br />

– Bei Dienstbesprechung wird darauf geachtet,<br />

dass für die jeweils anstehenden<br />

Themen die entsprechenden Mitarbeiterinnen<br />

anwesend sind.<br />

– Der Kommunikationsfluss wird sorgfältig<br />

organisiert.<br />

Sie haben ein sehr anspruchsvolles<br />

pädagogisches Leitbild …<br />

Frau Eisenlauer: „Unsere Einrichtung liegt in<br />

einem ehemaligen US-Gebiet. Seit dem Abzug<br />

der Amerikaner wohnen hier Menschen,<br />

die aus den ehemaligen UdSSR-Staaten ausgewandert<br />

sind, aber auch Flüchtlinge aus<br />

dem ehemaligen Jugoslawien, aus Algerien<br />

usw. Wir freuen uns an diesem multikulturellen<br />

Umfeld, obwohl es nicht immer ganz einfach<br />

ist, denn es treffen sehr unterschiedliche<br />

Lebenshaltungen aufeinander. Aber wir ver-<br />

Pädagogisches<br />

Leitbild


Einbindung<br />

der Eltern<br />

Qualifizierung<br />

stehen es als Chance, voneinander zu lernen.<br />

Den Eltern, die zu uns kommen, soll deutlich<br />

<strong>werden</strong>, was wir unter Integration verstehen,<br />

insbesondere wie wir es umsetzen in der<br />

Arbeit mit den Kindern.<br />

Das heißt auch, dass ich mich damit auseinander<br />

setzen muss, wie die Struktur in einer<br />

muslimischen Familie ist <strong>und</strong> wie das Verständnis<br />

dieser Familie ist, wenn es um die<br />

Erziehung der Kinder geht. In den Familien<br />

aus der ehemaligen UdSSR, da sieht es wieder<br />

anders aus. Ich denke, dass der Kontakt<br />

<strong>und</strong> die Kontaktbereitschaft zu den Eltern<br />

eine ganz wesentliche Rolle spielt.“<br />

Ist die Elternarbeit in so einem Umfeld<br />

nicht sehr schwierig?<br />

Frau Schulmeyer: „Ich finde, die Arbeit in<br />

der Kinderkrippe wird von den Eltern mehr<br />

geschätzt als im Kindergarten. Das merkt<br />

man auch bei der Elternarbeit. Unser Elternbeirat<br />

wirkt bei uns voll <strong>und</strong> ganz mit. Die<br />

Eltern sollen nicht Mitglieder in einem Gremium<br />

sein, das nur nickt, sondern das wir<br />

auch anhören bei allen Angelegenheiten,<br />

die die Einrichtung betreffen – z. B. bei Einstellungen.<br />

Die Eltern sind unsere Partner.<br />

Es ist bei uns ein ganz wichtiger Gr<strong>und</strong>satz,<br />

Eltern nicht als Menschen zu sehen, die<br />

bedürftig zu uns kommen, sondern wir sind<br />

aufeinander angewiesen – zum Wohle der<br />

Kinder, <strong>und</strong> deshalb müssen wir auch an<br />

einem Strang ziehen. Für die Zukunft sind<br />

ein bis zwei feste Einzelgesprächstermine<br />

pro Jahr geplant. Durch die Qualifizierungsmaßnahme<br />

fühlen wir uns dafür gut vorbereitet.<br />

Es gibt monatliche Sitzungen des<br />

Elternbeirats <strong>und</strong> tägliche Tür- <strong>und</strong> Angelgespräche.<br />

Dazu kommen Feste, Bastelnachmittage,<br />

usw. Die Eltern unterstützen<br />

auch das Team, wenn wir z. B. zur Fortbildung<br />

fahren. Das ist für die Eltern wie<br />

eine Hospitation <strong>und</strong> alle haben etwas davon.“<br />

Eltern <strong>und</strong> Erzieherinnen<br />

sind Erziehungspartner<br />

– Eltern <strong>werden</strong> regelmäßig über den<br />

Alltag <strong>und</strong> über besondere Ereignisse in<br />

der Einrichtung in angemessener Form<br />

informiert.<br />

– Sie haben die Möglichkeit, sich in der Einrichtung<br />

aufzuhalten (z. B. in einer Sitzecke)<br />

<strong>und</strong> können am Alltag in der Krippe<br />

teilnehmen (hospitieren).<br />

– Außer den Elternabenden <strong>werden</strong> spezielle<br />

Veranstaltungen (z. B. Fachvorträge)<br />

für die Elterngruppe angeboten.<br />

– Es finden regelmäßig individuelle Elterngespräche<br />

statt.<br />

– Auf Gesprächswünsche wird schnell reagiert.<br />

– Eltern wirken in verschiedenen Gremien<br />

mit, sie sind an Aktivitäten beteiligt.<br />

– Eltern sind an der Konzeptionsentwicklung<br />

beteiligt.<br />

– Die Öffnungszeiten richten sich so weit als<br />

möglich nach den Wünschen der Eltern.<br />

– Eltern <strong>werden</strong> (anonym) befragt (Zufriedenheit,<br />

Wünsche) <strong>und</strong> über die Ergebnisse<br />

informiert.<br />

Wie fängt so eine neue Kinderkrippe<br />

eigentlich an? Man kann wohl nicht erwarten,<br />

dass gleich alles reibungslos läuft?<br />

Frau Schulmeyer: „Das ist wohl wahr! Wir<br />

hatten im Vorhinein noch keinen Tagesablauf<br />

festgelegt – das ist alles erst nach der Öffnung<br />

entstanden. Und während dieser Zeit<br />

war es für mich – ehrlich gesagt – ziemlich<br />

chaotisch <strong>und</strong> auch nicht ganz einfach auszuhalten.<br />

Es waren Kleinigkeiten, wie: Essen<br />

war überall, Trinken war überall, die Bälle<br />

waren überall – es war alles überall, die Eltern<br />

noch dazwischen, <strong>und</strong> das war für mich<br />

schon Chaos. Langsam hat sich’s strukturiert,<br />

z. B. können sich die Kinder das Trinken selber<br />

holen, aber die Flaschen bleiben auf dem<br />

Tisch, getobt <strong>werden</strong> darf nur draußen, usw.<br />

Es kamen in dieser Zeit viele Fragen von den<br />

Eltern, <strong>und</strong> wir haben dann auch manchmal<br />

unterschiedliche Antworten gegeben. Aber<br />

das hat sich dann im Tun entwickelt, <strong>und</strong><br />

innerhalb von drei bis vier Wochen haben<br />

wir es in den Griff bekommen.<br />

Der Tagesablauf, den wir zuerst vorgesehen<br />

hatten, war sehr strukturiert. Wir waren<br />

eigentlich auch nur drinnen während der<br />

21<br />

Anfangserfahrungen<br />

Tagesablauf


Raumgestaltung<br />

Eingewöhnungszeit. Das haben wir nach<br />

zwei Monaten verändert. Wir gehen jetzt<br />

immer raus, <strong>und</strong> die festen Zeiten für die<br />

Kinder sind eigentlich nur noch die Essens<strong>und</strong><br />

Schlafenszeiten. Und alles andere gestalten<br />

wir offen.<br />

Außerdem haben wir gemerkt, dass <strong>durch</strong><br />

den Schlafraum, der mit Gitterbetten voll<br />

gestellt war, viel Raum verloren ging, weil<br />

er ausschließlich zum Schlafen genutzt <strong>werden</strong><br />

konnte. Inzwischen wissen wir, dass<br />

nicht jedes Kind ein Gitterbett braucht, sondern<br />

dass die Kinder auch auf Matratzen gut<br />

schlafen, <strong>und</strong> wir den Platz viel besser nutzen<br />

können.“<br />

Wie sehen Ihre wichtigsten<br />

pädagogischen Ziele aus?<br />

„Die Selbstständigkeit in allen alltäglichen<br />

Dingen ist mir sehr wichtig <strong>und</strong> dass die<br />

22<br />

Kinder gefördert <strong>werden</strong>, indem sie alle ihre<br />

Sinne einsetzen. Wir machen gerade viel<br />

mit Farben <strong>und</strong> den Händen. Das sind für<br />

manche Kinder ganz neue Erfahrungen, z. B.<br />

traute ein Kind sich zunächst nicht, barfuß<br />

in den Sand zu gehen. Sprachförderung<br />

<strong>durch</strong> Fingerspiele <strong>und</strong> Bilderbücher machen<br />

wir viel. Wir achten darauf, dass die<br />

Kinder ihre Bedürfnisse selbst mitteilen<br />

können, dass sie sich als Mitglied ihrer<br />

Gruppe fühlen, aber auch merken, dass sie<br />

als Person wichtig sind. In der Gruppe lernen<br />

sie auch zu warten oder auf etwas verzichten<br />

zu können. Sie sollen darüber hinaus<br />

lernen, Konflikte nicht <strong>durch</strong> Schreien,<br />

Zwicken oder Beißen, sondern verbal zu<br />

lösen – alles das ist mir wichtig.“<br />

Was zeichnet denn in Ihren Augen eine<br />

gute Kinderkrippe aus?<br />

Frau Eisenlauer: „Die Kinder sollen das entfalten,<br />

was sie als Gr<strong>und</strong>lage mitbringen.<br />

Dazu ist immer wichtig, dass Kinder die<br />

Möglichkeit haben, Erfahrungen zu machen,<br />

es müssen Erfahrungsräume in der Krippe<br />

da sein, damit Kinder sich <strong>und</strong> auch den<br />

anderen ausprobieren können, <strong>und</strong> dabei<br />

lernen, wo die Grenzen sind. Ich denke,<br />

dass Kinder die Botschaft erhalten müssen:<br />

Es ist gut, dass ich da bin!“<br />

Frau Schulmeyer: „So ist es. Sehr wichtig<br />

ist, dass es genügend Personal gibt, dass<br />

die Kinderkrippe keine Abgabestelle, sondern<br />

eine pädagogische Einrichtung ist <strong>und</strong><br />

dass die Rahmenbedingungen einfach stimmen.“<br />

Pädagogik<br />

in der<br />

Kinderkrippe


Leben in der Kinderkrippe<br />

Ein 2-jähriger Junge wollte morgens einmal<br />

nicht in der Krippe bleiben … als ihn seine<br />

Mama nachmittags abholte, wollte er nicht<br />

mit nach Hause gehen.<br />

Wenn Kinder morgens aus der Familienumgebung<br />

in die Kinderkrippe (im Kindergarten<br />

ist das ebenso) gebracht <strong>werden</strong>, müssen sie<br />

sich neu orientieren, sowohl was die räumlichen<br />

aber auch die sozialen Gegebenheiten<br />

anbelangt. Das ist eine Leistung, die nicht<br />

jeden Tag in gleicher Weise gelingt. Erzieherinnen<br />

<strong>und</strong> Eltern wissen das, <strong>und</strong> darum<br />

<strong>werden</strong> die morgendlichen Bringsituationen<br />

meistens als kleines Ritual gestaltet, zu dem<br />

auch der Abschied von Mutter oder Vater<br />

gehört, wie z. B. das Winken aus dem Fenster.<br />

Die Erzieherin begrüßt jedes Kind fre<strong>und</strong>lich<br />

<strong>und</strong> aufmerksam <strong>und</strong> erkennt, wie sie den<br />

Einstieg in den Krippentag unterstützen kann.<br />

Vielleicht braucht das Kind noch ein paar<br />

ruhige Minuten auf dem Schoß oder es ist<br />

gleich für ein Spiel zu gewinnen.<br />

Ganz ähnlich vollzieht sich der Wechsel zwischen<br />

den beiden Lebensbereichen Kinderkrippe<br />

<strong>und</strong> Familie beim Abholen. Das Kind<br />

bereitet sich auf diesen Wechsel vor, in dem<br />

es noch ein paar Minuten im Beisein von<br />

Mutter oder Vater „fertig“ spielt, etwas<br />

Neues zeigt, sich bewusst verabschiedet <strong>und</strong><br />

sich auf den Teil des Tages umstellt, der der<br />

Familie gehört.<br />

23


Eine alte Villa für die Kinderkrippe – Bürgerhilfe beginnt<br />

bei den Jüngsten: Die kinderVilla der bürgerhilfe ingolstadt e. V.<br />

Träger:<br />

bürgerhilfe ingolstadt e. V.<br />

Sabine Thanheiser<br />

Leiterin der Gesamteinrichtung:<br />

Astrid Bock (bis zum Beginn ihrer Elternzeit<br />

am 30. Oktober 2003)<br />

Andrea Kupka seit 1. November 2003<br />

Leiterin der Kinderkrippe:<br />

Karin Tittes<br />

Personal:<br />

Erzieherin (38,5 Std.); Kinderpflegerin (38,5 Std.);<br />

Köchin (25 Std.) <strong>und</strong> 2 Reinigungskräfte für die<br />

Gesamteinrichtung (je 2 Std. tägl.)<br />

Eröffnung der Kinderkrippe: September 2002<br />

Öffnungszeiten: 7.00 Uhr–17.00 Uhr (Mo–Do);<br />

7.00 Uhr–16.00 Uhr (Fr)<br />

Anzahl der Kinder: 12<br />

Altersspanne: 4 Monate bis 3 Jahre<br />

Kinder auf der Warteliste: 100<br />

Überwiegende Betreuungszeit: 6–8 Std.<br />

24<br />

Höhe der Elternbeiträge:<br />

195,50 € (4 Std.) bis 283,50 € (mehr als 8 Std.)<br />

(11-monatiger Abrechnungsmodus)<br />

In der kinderVilla in Ingolstadt <strong>werden</strong> die<br />

Kinder der Kinderkrippe, die <strong>durch</strong> die „Initiative<br />

Kinderkrippen in Bayern“ gegründet wurde,<br />

unter einem Dach mit zwei Kindergartengruppen<br />

betreut. Die pädagogischen Kräfte arbeiten<br />

dort nach einem pädagogischen Konzept der<br />

erweiterten Altersmischung mit Kindern im<br />

Alter von wenigen Monaten bis zum Schuleintritt.<br />

Der Träger „bürgerhilfe ingolstadt e. V.“ ist ein<br />

eingetragener Verein mit mehreren Einrichtungen.<br />

Ein Schwerpunkt liegt auf der Betreuung<br />

von Kindern unter drei Jahren, mit dem<br />

Ziel, Familien <strong>und</strong> berufstätige Mütter in Ingolstadt<br />

zu unterstützen. Als erfahrener Träger hat<br />

die Bürgerhilfe ein eigenes Qualitätshandbuch<br />

für seine Einrichtungen entwickelt.<br />

Die kinderVilla ist tatsächlich eine alte Villa mit<br />

einem w<strong>und</strong>erschönen Garten, die die Stadt im<br />

Rahmen von öffentlichen Baumaßnahmen erwerben<br />

musste <strong>und</strong> die schon längere Zeit leer<br />

stand, bis sie als optimale Kindertagesstätte entdeckt<br />

wurde.


SchwerpunktFamilienförderung<br />

Eine Stadt verpflichtet sich zur<br />

Familienfre<strong>und</strong>lichkeit<br />

„Mein Name ist Stefan Michaelis. Ich leite für<br />

die Stadt Ingolstadt das Sachgebiet Kindertageseinrichtungen.<br />

Die Stadt Ingolstadt ist<br />

Träger von 18 Kindertageseinrichtungen <strong>und</strong><br />

führt zugleich die Fachberatung/-aufsicht<br />

für die freien Träger im Stadtgebiet. Des<br />

Weiteren verantwortet das Sachgebiet die<br />

Haushaltsführung der eigenen Kindertageseinrichtungen<br />

sowie die Abrechnung <strong>und</strong><br />

Auszahlung der Förderung für die Kindertageseinrichtungen<br />

in freier Trägerschaft.<br />

Auf der Suche nach bestehenden räumlichen<br />

Ressourcen für die Kindertagesbetreuung<br />

wurden wir <strong>durch</strong> das Liegenschaftsamt der<br />

Stadt Ingolstadt auf die „Bäumler-Villa“ aufmerksam.<br />

Nachdem das Gebäude im Besitz<br />

der Stadt war <strong>und</strong> aktuell nicht genutzt<br />

wurde, bot es sich insbesondere aufgr<strong>und</strong><br />

seiner zentralen Lage in der Stadtmitte für<br />

unsere Zwecke an. Die Umbaukosten für das<br />

Gebäude wurden mit knapp 500.000,00 Euro<br />

<strong>durch</strong> das Städtische Hochbauamt kalkuliert.<br />

Diese Summe löste im Stadtrat zunächst<br />

Bedenken aus, inwieweit diese Investition<br />

vertretbar sei. Nachdem jedoch der Bedarf an<br />

Krippenplätzen groß ist, entschied sich der<br />

Stadtrat, diese Maßnahme zur Schaffung von<br />

Krippenplätzen zu unterstützen. Die Stadt<br />

bekennt sich eindeutig zu den Gr<strong>und</strong>sätzen<br />

der lokalen Agenda 21, deren Hauptziel eine<br />

nachhaltige <strong>und</strong> ausgewogene Stadtentwicklung<br />

ist, <strong>und</strong> dies war ein weiterer Schritt zur<br />

Schaffung einer familienfre<strong>und</strong>lichen Stadt.<br />

Als Anfang 2001 das Projekt „Initiative Kinderkrippen<br />

in Bayern“ zur Sprache kam, haben<br />

wir uns mit der „Bäumler-Villa“ als Modellprojekt<br />

positioniert. Um einen möglichst<br />

qualifizierten Träger für diese Einrichtung zu<br />

gewinnen, wurde die Trägerschaft entsprechend<br />

offen ausgeschrieben. Im Ergebnis<br />

wurde die „bürgerhilfe ingolstadt e. V.“ Träger<br />

der Einrichtung. Die Bürgerhilfe hat in Ingolstadt<br />

die längsten Erfahrungen mit der Betreuung<br />

von Kindern unter drei Jahren <strong>und</strong> ist somit<br />

Garant für eine gute Betreuungsqualität.<br />

Selbstverständlich wurden die trägerspezifischen<br />

Wünsche zur Gestaltung <strong>und</strong> Ausstattung<br />

der Einrichtung bei der gesamte<br />

Umbauplanung berücksichtigt. Heute ist die<br />

„kinderVilla“ ein weiteres w<strong>und</strong>erschönes<br />

Haus für die Kinderbetreuung in Ingolstadt.“<br />

Frau Thanheiser war Leiterin in einem der<br />

Kinderhäuser der bürgerhilfe e. V. <strong>und</strong> ist<br />

nach einer Zusatzausbildung als Fachwirtin<br />

im Sozialwesen jetzt Geschäftsführerin der<br />

Bürgerhilfe.<br />

„Wir haben in den Einrichtungen der bürgerhilfe<br />

e. V. in den letzten Jahren immer mit<br />

altersgemischten Gruppen gearbeitet. Dafür<br />

haben wir die Standards selber erarbeitet.<br />

Natürlich haben wir dabei auch die 0–3jährigen<br />

berücksichtigt, was den Einstieg erleichtert<br />

hat.<br />

Der Aufbau einer Krippengruppe hat uns<br />

jedoch besonders interessiert, weil die<br />

Qualifizierungsmaßnahme damit verb<strong>und</strong>en<br />

war. In den Kinderkrippen brauchen wir<br />

Qualität. Die Kinderkrippen hatten noch vor<br />

gar nicht langer Zeit eher den negativen<br />

Touch in pädagogischer Hinsicht, weil es<br />

noch keine pädagogischen Standards gab.“<br />

Die Teilnahme an der Qualifizierungsmaßnahme<br />

bedeutet ja auch, dass Arbeitszeit<br />

der Fachkräfte investiert wird, die dann für<br />

die tägliche Arbeit in der Einrichtung nicht<br />

mehr zur Verfügung steht.<br />

„Diese Zeit zahlt sich letztendlich aus, weil<br />

die Qualifizierung die Arbeitsprozesse hier<br />

vor Ort unterstützt. Uns ist es ein Anliegen,<br />

Qualität in die Arbeit zu bringen, das zeigen<br />

25<br />

Qualitätssicherung<br />

Qualifizierung


Einbindung<br />

der Eltern<br />

Qualifizierung<br />

schon die bestehenden Qualitätshandbücher<br />

von der bürgerhilfe e. V. Ich sehe die<br />

Qualifizierung sehr positiv, <strong>und</strong> ich schätze<br />

es sehr, dass es vom Team her so gut organisiert<br />

läuft <strong>und</strong> der Träger hier nicht einwirken<br />

muss. Von den Eltern sind ebenfalls<br />

sehr positive Rückmeldungen gekommen,<br />

weil die Arbeit mit den Kindern einfach<br />

immer besser wird. Das merken die Eltern,<br />

<strong>und</strong> das ist das Ausschlaggebende. Und wir<br />

haben gemerkt, dass auch die Eltern sehr<br />

kooperativ sind <strong>und</strong> mal für ein paar St<strong>und</strong>en<br />

reinkommen, wenn es personell sehr<br />

eng wird <strong>und</strong> die Eltern wissen, dass das<br />

Personal an der Qualifizierungsmaßnahme<br />

teilnimmt.“<br />

Hat sich Ihrer Meinung nach die Arbeit der<br />

Fachkräfte verändert?<br />

„Ich habe den Eindruck, dass es jetzt auf<br />

jeden Fall leichter wird. Das Personal bekommt<br />

<strong>durch</strong> die Qualifizierungen eine größere<br />

Sicherheit im Umgang mit den Kindern<br />

<strong>und</strong> mit der Tagesgestaltung. Ich<br />

denke, es ist auf jeden Fall wichtig, wenn<br />

man ein neues Projekt startet, dass zugleich<br />

Qualifizierungsmaßnahmen <strong>durch</strong>geführt<br />

<strong>werden</strong>. Das war mir am Anfang auch nicht<br />

klar, jetzt finde ich es absolut positiv, dass<br />

die Mitarbeiterinnen nicht alleine gelassen<br />

<strong>werden</strong>. Es gibt eindeutig zu wenig Fortbildungsangebote<br />

im Bereich, hier muss sich<br />

noch einiges ändern. Die Qualifizierungsmaßnahme<br />

dieses Projektes ist ein tolles<br />

Beispiel dafür, wie es laufen sollte.“<br />

Die Leiterin der Kinderkrippe ist Frau Tittes. Sie<br />

ist arbeitet schon seit 1986 bei der bürgerhilfe<br />

e. V. Pädagogische Erfahrung gewann sie in<br />

einer Kinderkrippe sowie <strong>durch</strong> die Arbeit in<br />

Gruppen mit erweiterter Altersmischung.<br />

Frau Tittes ergänzt:<br />

„Es kommen immer wieder neue Erkenntnisse<br />

in der Pädagogik hinzu. Das fachliche<br />

Wissen zu haben, das ist einfach wichtig. In<br />

den Fortbildungsmodulen war vieles, was<br />

man wirklich gut mitnehmen konnte, auch<br />

wenn man nicht gleich alles umsetzen kann,<br />

aber es entwickelt sich.<br />

Ohne Qualifizierung sehe ich auf längere Sicht<br />

keine Chance für eine Einrichtung. Ich finde,<br />

dass eine Kinderkrippe nur dann gut funktioniert,<br />

wenn das Personal von seiner Arbeit mit<br />

dieser Altersstufe wirklich überzeugt ist. Auch<br />

dafür ist die Qualifizierung wichtig. Die Fortbildungen<br />

müssen dafür sorgen, dass ein<br />

Team immer auf dem aktuellsten Stand der<br />

26<br />

Krippenpädagogik ist. Die Rahmenbedingungen<br />

müssen allerdings so sein, dass das Personal<br />

diese Fortbildungen in Anspruch nehmen<br />

kann.<br />

Frau Thanheiser:<br />

„Zu den Rahmenbedingungen, die zur Qualität<br />

beitragen, gehören darüber hinaus die<br />

so genannten Verfügungszeiten, also die<br />

Zeiten, die für die Vorbereitung <strong>und</strong> für die<br />

Reflexion der täglichen pädagogischen Arbeit<br />

nötig sind. In unserer Personalplanung<br />

hatten wir zunächst den Erzieherinnen ein<br />

größeres Kontingent an Verfügungszeit<br />

zugedacht als den Kinderpflegerinnen. Das<br />

Team hat sich die Zeiten jedoch so aufgeteilt,<br />

dass jetzt jede Mitarbeiterin fünf St<strong>und</strong>en<br />

in der Woche Verfügungszeit hat.“<br />

Auch Verfügungszeiten bestimmen<br />

die Qualität – wofür Verfügungszeiten<br />

gebraucht <strong>werden</strong><br />

Die Arbeitszeit der Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen<br />

ist nicht mit den Öffnungszeiten<br />

gleich zu setzen. Die folgende<br />

Auflistung entstand aufgr<strong>und</strong> von Zeitprotokollen,<br />

die Erzieherinnen in den Projektkinderkrippen<br />

geführt haben. Sie verdeutlicht,<br />

wie vielfältig die Aufgaben sind, die nicht in<br />

der direkten Arbeit mit den Kindern erbracht<br />

<strong>werden</strong> müssen. Es liegt in der Trägerverantwortung,<br />

dieses Anforderungsprofil im<br />

Blick zu haben <strong>und</strong> förderliche Arbeitsbedingungen<br />

sicher zu stellen.<br />

Pädagogische Planung<br />

Reflexion mündlich / schriftlich<br />

Planung für den nächsten Tag<br />

Wochenplan / langfristige Planung<br />

Konzeptionsentwicklung<br />

Individualisierte pädagogische Arbeit<br />

Führen von Kindertagebüchern<br />

Lernzielplanung für individuelle Kinder<br />

Auswertung von Beobachtungsbögen<br />

Krisenintervention<br />

Material- <strong>und</strong> Raumvorbereitung<br />

Versorgung des Gruppenraums<br />

Materialvorbereitung /-instandhaltung<br />

Raumgestaltung<br />

Festvorbereitungen<br />

Gartennutzung<br />

Küche / Wäsche / Putzen<br />

Elternarbeit<br />

Planung / Reflexion / Elterbeiratssitzung<br />

Gespräche / Anmeldungen / Elternabende<br />

Verfügungszeiten


Verwaltung / Organisation<br />

Abrechnungen (Essensgeld, Spielgeld)<br />

Organisatorische Mitarbeit<br />

Statistiken / Dienstpläne / Organisation /<br />

Einkäufe / Bestellungen<br />

Schriftverkehr<br />

Mieterversammlung<br />

Team / Personalführung / Träger<br />

Dienstbesprechungen / Teamgespräche /<br />

Konzeptentwicklung<br />

Fachgespräche / Erfahrungsaustausch<br />

Praktikantenbetreuung<br />

Teamarbeit / Supervision<br />

Gespräche mit dem Träger<br />

Vernetzung / Vertretung der Einrichtung<br />

nach außen<br />

Leiterinnentreffen<br />

Regionaltreffen<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Frau Bock leitete die Gesamteinrichtung<br />

„kinderVilla“ bis Oktober 2003. Sie ist von<br />

Beruf Erzieherin <strong>und</strong> arbeitet seit 13 Jahren<br />

beim Träger „bürgerhilfe ingolstadt e. V.“.<br />

Sie hat bereits sechs Jahre lang eine Einrichtung<br />

mit Kinderkrippe <strong>und</strong> einer altersgemischten<br />

Gruppe geleitet.<br />

Sie sind Leiterin der gesamten Einrichtung.<br />

Haben Sie sich mit Ihren Kolleginnen<br />

Aufgaben <strong>und</strong> Arbeitsbereiche aufgeteilt?<br />

„Es ist bei uns nicht so streng getrennt in<br />

Krippe <strong>und</strong> Kindergarten. Frau Tittes ist<br />

zwar für das Pädagogische <strong>und</strong> die Elternarbeit<br />

zuständig, aber das Organisatorische<br />

läuft über die Leitung. Z. B. laufen die Verrechnungen<br />

über die Geschäftsstelle, aber<br />

wir müssen natürlich jeden Monat die nötigen<br />

Unterlagen einreichen. Wir haben ein<br />

Gebührenheft mit den St<strong>und</strong>enbuchungen<br />

für jedes Kind. Die Buchungszeiten sind ja<br />

im Vertrag festgeschrieben, <strong>und</strong> es muss<br />

nur geändert <strong>werden</strong>, wenn die Eltern an<br />

der St<strong>und</strong>enbuchung etwas ändern. Das<br />

wird alles zu dem Buchungsvertrag dazugelegt,<br />

so dass wir immer über aktuelle Unterlagen<br />

verfügen“.<br />

Wie sehen Sie den Unterschied zwischen<br />

einer Gruppe, in der Kinder unter drei Jahren<br />

betreut <strong>werden</strong>, <strong>und</strong> einer Gruppe mit<br />

erweiterter Altersmischung, in der Kinder<br />

bis zu sechs Jahren gemeinsam betreut<br />

<strong>werden</strong>?<br />

„Der Unterschied zur altersgemischten Gruppe<br />

ist natürlich schon enorm. In der Krippengruppe<br />

ist die Belastung größer, weil man<br />

27<br />

Gesamtleitung<br />

Erweiterte<br />

Altersmischung


mehr Kinder betreut, die noch sehr viel Hilfe<br />

<strong>und</strong> Unterstützung brauchen, die eine Bezugsperson<br />

benötigen – gerade, wenn es noch ein<br />

Kind im Säuglingsalter ist.<br />

Diese Kinder haben ihren eigenen Rhythmus,<br />

jedes hat seine eigenen Essenszeiten, Schlafzeiten,<br />

<strong>und</strong> dem allem gerecht zu <strong>werden</strong>, das<br />

ist wirklich eine Herausforderung. Das wird in<br />

einer altersgemischten Gruppe ganz anders<br />

aufgefangen, denn die <strong>Groß</strong>en haben auch<br />

Zeiten, in denen sie sich gerne alleine beschäftigen,<br />

wo sie das auch brauchen <strong>und</strong><br />

diese Zeiten kann man dann wieder für die<br />

Kleineren nutzen.<br />

Ein Vorteil ist vielleicht, dass mehrere Kinder<br />

in einem Alter zusammen sind – das ist<br />

für die Kinder sicher eine gute Erfahrung.<br />

Weiterhin kommt es darauf an, wie man das<br />

gestaltet.<br />

Ein Unterschied ist zudem, dass man mehr<br />

Kinder unter drei Jahren hat, die man nur<br />

eine gewisse Zeit begleitet <strong>und</strong> anschließend<br />

wieder an eine andere Einrichtung<br />

weitergibt – also z. B. an einen anderen Kindergarten<br />

im Stadtgebiet. Da<strong>durch</strong> muss<br />

man die Eltern weiter begleiten, damit sie<br />

auch dort wieder einen guten neuen Start<br />

28<br />

haben. Wobei die Eltern hier im Haus<br />

bereits den Wunsch geäußert haben, sich<br />

vermehrt für die Altersmischung einzusetzen.<br />

Eltern wünschen sich die längere<br />

Betreuungszeit, damit ihre Kinder nicht<br />

nach spätestens drei Jahren wieder wechseln<br />

müssen.“<br />

„Qualität muss sichtbar sein, <strong>und</strong><br />

wenn sie sichtbar ist, <strong>werden</strong> auch<br />

Vorurteile abgebaut. Diese früher vorhandenen<br />

Vorurteile im Stadtgebiet<br />

<strong>und</strong> bei Stadträten haben sich <strong>durch</strong> die<br />

positive Arbeit, die sie kennen gelernt<br />

haben, abgebaut. Es ist gr<strong>und</strong>sätzlich so,<br />

dass junge Mütter heutzutage viel offener<br />

sind. Es kommen heute auch <strong>Groß</strong>eltern<br />

mit in die Einrichtung, um sie sich anzuschauen.<br />

Die Besucher sehen, es ist nicht<br />

so, wie die Kinderkrippe früher immer dargestellt<br />

wurde, sie sehen an den Kindern,<br />

wie positiv sie sich entwickeln.“<br />

Tipp<br />

Frau Tittes zum Thema „Ernährung<br />

in der Kinderkrippe“:<br />

„Ges<strong>und</strong>e Ernährung gehört zum Konzept.<br />

Darauf legt unser Träger sehr viel Wert.<br />

Alle Häuser haben ihre eigene Köchin. Es<br />

wird frisch eingekauft, es wird täglich<br />

frisch <strong>und</strong> kindgerecht gekocht. Wir kochen<br />

mit wenig Fleisch <strong>und</strong> wenn überhaupt,<br />

dann mit Geflügel, das für die Kinder<br />

m<strong>und</strong>gerecht vorbereitet wird. Es wird möglichst<br />

schonend gekocht, so dass Vitamine<br />

<strong>und</strong> Mineralstoffe erhalten bleiben.<br />

Gewürzt wird sehr mild, nicht scharf oder<br />

salzig, auch dann, wenn Speisen aus anderen<br />

Kulturen zubereitet <strong>werden</strong>. Milch ist<br />

täglich dabei. Süßes gibt es in Form von<br />

Pudding oder Quark als Nachspeise. Ab<br />

<strong>und</strong> zu gibt es einen Kuchen oder Kekse.<br />

Wenn Kinder zwischen<strong>durch</strong> Hunger haben<br />

sollten, bieten wir Obst an.<br />

Wasser <strong>und</strong> Früchte- oder Kräutertees stehen<br />

immer bereit. Die größeren Kinder<br />

können sich selbst aus kleinen Kannen<br />

bedienen. Das tun sie sehr gerne. Bei den<br />

Kleineren achten wir darauf, dass sie in<br />

den Trinktassen oder Flaschen immer Flüssigkeit<br />

haben.“<br />

„Essen ist mehr als Nahrungsaufnahme. Es<br />

ist in unseren Standards festgehalten, dass<br />

Essen eine Situation für die Kinder ist, in<br />

der sie vieles lernen, z. B. dass Essen Freude<br />

macht, dass es nicht etwas ist, was man<br />

möglichst schnell abhandelt. Es ist so, dass<br />

wir mittags vor dem Essen die Hände<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Ernährung


waschen. Der Reihe nach decken die Kinder den<br />

Tisch, auch schon die Zweijährigen. Wir zwingen<br />

es ihnen nicht auf, aber die meisten Kinder<br />

wollen das von sich aus. Entweder können sie<br />

es alleine oder man gibt Hilfestellung. Wir achten<br />

darauf, dass immer eine ansprechende Dekoration<br />

auf dem Tisch ist.<br />

Wenn alle Kinder sitzen, holt ein Erwachsener<br />

das Essen aus der Küche. Die Größeren können<br />

sich selbst bedienen, bei den Kleinen helfen wir<br />

mit. Wenn das Essen auf dem Teller ist, reichen<br />

wir uns die Hand <strong>und</strong> sprechen einen Tischspruch.<br />

Und hier beteiligen sich bereits die<br />

Einjährigen.<br />

Die Teller sind aus Porzellan. Wir haben Kinderbestecke.<br />

Die Größeren essen je nach Mahlzeit<br />

mit Messer <strong>und</strong> Gabel. Die Tassen sind im<br />

Moment noch aus Plastik, aber das möchten wir<br />

umstellen. Die Erzieherinnen essen mit, das ist<br />

auch als Vorbild gedacht. So sehen die Kinder, wie<br />

man richtig isst, wie man sich beim Essen verhält.<br />

Wir unterhalten uns am Tisch, wenn die Kinder<br />

das möchten. Wir achten darauf, dass relativ sauber<br />

gegessen wird, wobei die Kinder auf jeden<br />

Fall alleine essen sollen, auch die Kleinen, selbst<br />

wenn sie etwas rummatschen. Aber wir sagen<br />

ihnen, dass man mit dem Löffel isst.“<br />

Auf besondere Bedürfnisse <strong>und</strong> Wünsche<br />

wird Rücksicht genommen<br />

„Kinder, die noch Babynahrung brauchen, bekommen<br />

in ihrem individuellen Rhythmus Babynahrung<br />

aus dem Gläschen. Wenn sie wach<br />

sind, wenn wir am Tisch sitzen, dann nehmen<br />

wir sie im Hochstuhl dazu. Wenn ein Kind schon<br />

knabbern kann, kriegt es einen Zwieback in die<br />

Hand, so dass es beim Essen integriert ist.<br />

Dass Kinder gar nichts mitessen, das kennen wir<br />

nicht. Es wird kein Kind gezwungen, aufzuessen.<br />

Es ist so, dass Kinder das eine lieber essen <strong>und</strong><br />

das andere weniger gern, das wird auch so<br />

akzeptiert. Es wird ein bisschen motiviert zu probieren,<br />

<strong>und</strong> mit der Zeit wissen wir, welche<br />

Vorlieben die Kinder haben. Es findet eigentlich<br />

jeder immer etwas, was er mag.<br />

Ob ein Kind eine Allergie oder eine Nahrungsmittelunverträglichkeit<br />

hat, wissen wir schon aus<br />

den Aufnahmegesprächen. Unser Betreuungsvertrag<br />

sieht diese Frage vor. Wir stellen sicher,<br />

dass alle Kolleginnen darüber informiert sind.<br />

Religiöse Ernährungsvorschriften sind kein Problem,<br />

da nur wenig Fleisch serviert wird <strong>und</strong><br />

Schweinefleisch gr<strong>und</strong>sätzlich nicht verwendet<br />

wird.“<br />

29


Wichtiges zum Thema „Mahlzeiten <strong>und</strong><br />

Ernährung“ zusammengefasst:<br />

– Die Eltern <strong>werden</strong> schriftlich (Aushang) über<br />

die Mahlzeiten informiert.<br />

– Lebensmittelallergien einzelner Kinder <strong>werden</strong><br />

dokumentiert <strong>und</strong> allen zugänglich<br />

gemacht, die es wissen müssen.<br />

– Ebenso sorgfältig <strong>werden</strong> religiös bedingte<br />

Ernährungsvorschriften beachtet.<br />

– Die Mahlzeiten sind ausgewogen, abwechslungsreich<br />

<strong>und</strong> möglichst aus frischen Produkten,<br />

unabhängig davon, ob sie in der Einrichtung<br />

zubereitet oder geliefert <strong>werden</strong>.<br />

– Wird das Essen geliefert, so ist sichergestellt,<br />

dass der Hersteller nach anerkannten, regelmäßig<br />

überprüften Standards arbeitet.<br />

– Flaschennahrung <strong>und</strong> Breie <strong>werden</strong> frisch<br />

zubereitet.<br />

– Die Kinder können jederzeit Trinken: Getränke<br />

<strong>und</strong> Becher stehen bereit.<br />

– Zu den Mahlzeiten wird der Tisch ansprechend<br />

gedeckt.<br />

30<br />

– Zunehmend <strong>werden</strong> die Kinder daran beteiligt,<br />

die Jüngsten können beobachten.<br />

– Kinder erleben die Mahlzeiten als kommunikatives<br />

Ereignis.<br />

– Die Erzieherinnen beobachten, wann Kinder<br />

selber Speisen auf den Teller tun möchten<br />

oder selber eingießen möchten <strong>und</strong> unterstützen<br />

die Selbstständigkeit.<br />

– Die Erzieherinnen regen dazu an, Essen zu<br />

probieren. Kinder dürfen Speisen ansehen,<br />

anfassen, riechen.<br />

– Wenn ein Kind etwas nicht mag, <strong>werden</strong><br />

Alternativen angeboten. Kinder <strong>werden</strong> nicht<br />

zum Aufessen überredet.<br />

– Die Reaktionen von Kindern <strong>werden</strong> sprachlich<br />

begleitet.


„Hilf mir, es selbst zu tun“ – Der Leitsatz der Montessori-Pädagogik<br />

gilt auch für die Neugründung einer Kinderkrippe: Die Kinderkrippe<br />

des Fördervereins Montessori Kinderhaus Passau <strong>und</strong> Umgebung e. V.<br />

Träger:<br />

Förderverein Montessori-Kinderhaus Passau<br />

<strong>und</strong> Umgebung e. V.<br />

Marion Leebmann (bis April 2004)<br />

Sigrid Burgstaller / Klaus Dirscherl<br />

(seit April 2004)<br />

Leiterin der Kinderkrippe:<br />

z. Zt. vakant<br />

Ansprechpartnerin:<br />

Renate Dietz-Brand<br />

Personal:<br />

Erzieherin (30 Std.),<br />

Kinderpflegerin (36,5 Std.)<br />

Eröffnung der Kinderkrippe: 2. September 2002<br />

Öffnungszeiten: 7.30 Uhr –14.30 Uhr (Mo–Fr)<br />

Anzahl der aufgenommenen Kinder: 12<br />

Kinder auf der Warteliste: 42<br />

Altersspanne: 6 Monate – 3 Jahre<br />

Höhe der Elternbeiträge:<br />

160,00 € (4 Std. = Mindestbuchung)<br />

bis 240,00 € (7 Std.)<br />

Die Kinderkrippe wurde in einer ca. 70 m2 großen<br />

Wohnung im 1. Obergeschoss eines Mietshauses<br />

eingerichtet. Im Erdgeschoss darunter befindet<br />

sich ein seit 1995 bestehender Montessori-Kindergarten<br />

mit 30 Kindern. Dieser wird im Rahmen<br />

des „Netz für Kinder“ 15 gefördert. Mitglieder des<br />

Vorstandes des Montessori Fördervereins wurden<br />

<strong>durch</strong> eine Zeitungsnotiz auf das Projekt „Initiative<br />

Kinderkrippen in Bayern“ aufmerksam.<br />

Da es im Montessori-Kindergarten immer wieder<br />

Anfragen nach Krippenplätzen gegeben hatte,<br />

wurde der Beschluss gefasst, sich zu bewerben.<br />

Angela Tahetel, eine erfahrene Erzieherin <strong>und</strong><br />

Renate Dietz-Brand, eine erfahrene Kinderpflegerin,<br />

die beide eine Zusatzausbildung für<br />

Montessoripädagogik haben, hatten schon lange<br />

den Wunsch, in einer Kinderkrippe zu arbeiten.<br />

15 Das „Netz für Kinder“ gehört seit 1993 zum bayerischen System<br />

der Kindertagesbetreuung. In Gruppen von 12–15 Kindern können<br />

Kinder im Alter von 2–12 Jahren betreut <strong>werden</strong>. Ein wichtiges<br />

Merkmal ist die Mitarbeit von Eltern in der Organisation <strong>und</strong><br />

Betreuung.<br />

31


Einbindung<br />

der Eltern<br />

Trägerstruktur<br />

ehrenamtlicheTrägerarbeit<br />

Nach der Zusage im Dezember 2001, eine der<br />

ausgewählten Modelleinrichtungen zu sein,<br />

wurde in den Sommerferien 2002 mit den<br />

Umbauarbeiten begonnen. Beide Pädagoginnen<br />

waren an allen Entscheidungen beteiligt.<br />

Sie haben die Einrichtung mit geplant <strong>und</strong><br />

gestaltet. Gemeinsam mit engagierten Eltern<br />

wurden in vielen Arbeitsst<strong>und</strong>en Wände eingerissen,<br />

Fußböden verlegt, gefliest <strong>und</strong> gestrichen.<br />

Lediglich die Feuertreppe wurde von<br />

Fachleuten eingebaut. Zuletzt wurde noch der<br />

Balkon als „Freiluftzimmer“ mit Sandkasten<br />

<strong>und</strong> Schaukel gestaltet, so dass die Kinder ihn<br />

auch bei Regenwetter nutzen können. Der<br />

große Garten wird gemeinsam mit dem<br />

Kindergarten genutzt. Mit geringen finanziellen<br />

Mitteln wurde eine Umgebung geschaffen,<br />

in der Kleinkinder sich wohl fühlen. Im<br />

September 2002 konnte die Krippe eröffnet<br />

<strong>werden</strong>.<br />

Die Satzung des Fördervereins Montessori<br />

Kinderhaus Passau <strong>und</strong> Umgebung e. V.<br />

sieht vor, dass die Vorstandsmitglieder alle<br />

zwei Jahre neu gewählt <strong>werden</strong>. Dies ist<br />

zum einen eine gute Voraussetzung für eine<br />

enge Zusammenarbeit zwischen Erzieherinnen<br />

<strong>und</strong> Trägervertretern bzw. Vertreterinnen,<br />

da es sich um Eltern handelt, deren<br />

Kinder im Kinderhaus betreut <strong>werden</strong>. So<br />

ergeben sich auch außerhalb der regelmäßigen<br />

Sitzungen zahlreiche Austauschmöglichkeiten<br />

z. B. bei den täglichen Bring- <strong>und</strong><br />

Abholsituationen. Ein nicht unerheblicher<br />

Nachteil besteht aber darin, dass sich schon<br />

nach relativ kurzen Zeiträumen wieder neue<br />

Vorstandsmitglieder einarbeiten müssen,<br />

was nach den Erfahrungen der Erzieherinnen<br />

bedeutet, „immer wieder ein Stück weit<br />

von vorne anzufangen“.<br />

Gespräch mit der Trägervertreterin<br />

Frau Leebmann vom Montessori-Verein<br />

„Mein Name ist Marion Leebmann, ich bin<br />

seit 1999 im Vorstand des Trägervereins<br />

speziell für die finanziellen Angelegenheiten<br />

zuständig. Ich mache die Korrespondenz,<br />

die Anträge <strong>und</strong> alles für die Buchhaltung.<br />

Ich habe zwei Kinder, der eine Sohn geht<br />

schon in die Schule <strong>und</strong> der andere ist fünf<br />

<strong>und</strong> ist im Kinderhaus im Kindergarten.“<br />

Wie sieht bei Ihnen die Zusammenarbeit<br />

zwischen Träger <strong>und</strong> Personal aus?<br />

„Bei uns ist es so, dass das Personal über<br />

jede Vorstandssitzung informiert wird <strong>und</strong><br />

dort auch seine Anliegen schriftlich oder<br />

persönlich vorträgt. Wir haben vier Vorstandsmitglieder,<br />

die sich nur mit der Kin-<br />

32<br />

derkrippe beschäftigen. Das sind vier Eltern<br />

aus dem Krippenbereich, die sich für diese<br />

Aufgabe für zwei Jahre haben wählen lassen.<br />

Man darf allerdings nicht vergessen,<br />

dass die Krippeneltern berufstätig sind, ein<br />

paar St<strong>und</strong>en Arbeit pro Woche für die<br />

Vorstandstätigkeit sind auf jeden Fall erforderlich.<br />

Und die Vorstandsmitglieder bekommen<br />

keine Bezahlung, das ist ja alles<br />

freiwillig.“<br />

Hat Ihre Berechnungsgr<strong>und</strong>lage<br />

für die Finanzierung funktioniert?<br />

„Ja, aufgr<strong>und</strong> unserer Berechnungen mussten<br />

wir allerdings feststellen, dass die<br />

Personalkostendecke wahrscheinlich sehr<br />

dünn sein wird. Wir hatten am Anfang die<br />

Beiträge zu billig berechnet. Wir haben uns<br />

ganz streng an die Krippenrichtlinie gehalten<br />

<strong>und</strong> auch an die Vorgaben des Projekts<br />

mit möglichst flexiblen Öffnungszeiten, entsprechend<br />

den Wünschen der Eltern. Wir<br />

haben erst einmal mit einem Betreuungsvertrag<br />

über drei St<strong>und</strong>en angefangen,<br />

mussten jedoch feststellen, dass Eltern das<br />

Minimum wählen, die gewählte Zeit aber<br />

regelmäßig nicht einhalten. Das war eine<br />

neue Erfahrung für uns. Es ist einfach<br />

ungut, wenn ich die Eltern darauf ansprechen<br />

muss, dass die Betreuungszeit nicht<br />

mit der Buchungszeit übereinstimmt <strong>und</strong><br />

sie das bitte ändern sollen <strong>und</strong> die Eltern<br />

der Aufforderung nicht nachkommen.<br />

Wir haben ca. zwei Monate später den<br />

Beitrag erhöht, aber nicht für die bestehenden<br />

Eltern, sondern für alle neuen. Die<br />

Beiträge waren zu günstig, <strong>und</strong> man hat den<br />

Eltern zu viele Wahlmöglichkeiten gelassen.<br />

Wir hatten viele Kinder, die vier St<strong>und</strong>en die<br />

Krippe besuchten <strong>und</strong> mussten aber acht<br />

St<strong>und</strong>en geöffnet haben16 – das passte einfach<br />

nicht zusammen.“<br />

Durch die vielen Wahlmöglichkeiten<br />

der Eltern – war das nicht auch<br />

für die pädagogische Arbeit schwierig?<br />

„Es war schwierig. Jetzt bieten wir diese<br />

drei St<strong>und</strong>en gar nicht mehr an. Wir halten<br />

uns an die Mindestbuchung von vier St<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> haben den Satz um 30,00 Euro<br />

noch mal erhöht. Wir fangen mit 160,00<br />

Euro als Mindestsatz an.“<br />

16 Ursprünglich eine Projektvorgabe, die aber aufgr<strong>und</strong> der<br />

praktischen Erfahrungen modifiziert wurde<br />

Buchungszeiten


Personalplanung<br />

Pädagogik<br />

in der<br />

Kinderkrippe<br />

Die finanzielle Situation ist aber<br />

nach wie vor angespannt?<br />

„Da wir als Trägerverein nichts zuschießen<br />

können, war uns klar, dass wir uns an den<br />

Mindest-Personalschlüssel halten müssen.<br />

Wir haben das am Anfang nicht so problematisch<br />

gesehen, weil wir ja aus dem<br />

Kindergartenbereich kommen <strong>und</strong> gesagt<br />

haben: 12 Kinder, zwei Kräfte, das müsste<br />

eigentlich gehen. Wir haben dann aber<br />

schon eingesehen, dass die Arbeit mit<br />

Kindern unter drei Jahren fachlich f<strong>und</strong>iert<br />

sein muss. Eine große Entlastung für uns ist<br />

die Berufspraktikantin17 . Ich muss sagen, ich<br />

habe mich ab <strong>und</strong> zu mal zum Frühstück<br />

dazu gesetzt, da bekommt man natürlich<br />

schon einen anderen Blick, wenn 12 Kinder<br />

beim Frühstück sitzen <strong>und</strong> vielleicht mehrere<br />

Kinder noch gefüttert <strong>werden</strong> müssen.<br />

Das ist ein großer Unterschied zwischen<br />

Kindergarten <strong>und</strong> Krippe. Ich bin davon<br />

überzeugt, dass wir auf jeden Fall eine dritte<br />

Kraft brauchen. Man muss sich nur mal<br />

vorstellen, was passieren würde, wenn bei<br />

zwei Vollzeitkräften eine erkrankt – eine<br />

alleine, das ginge überhaupt nicht.“<br />

„Für eine tragfähige Finanzierung sorgen!<br />

Neugründern würde ich mitgeben:<br />

Man braucht eine ganze Portion<br />

an Durchhaltevermögen, man muss<br />

standfest sein, <strong>und</strong> man sollte sich<br />

andere Kinderkrippen anschauen. Ich<br />

würde mir jetzt ganz viel anschauen <strong>und</strong><br />

würde mit ganz vielen Leuten sprechen.<br />

Und man braucht eine Portion Selbstvertrauen,<br />

man muss sich das einfach<br />

auch zutrauen, man muss anpacken können.“<br />

Tipp<br />

Renate Dietz-Brand berichtet<br />

von ihren Erfahrungen:<br />

„Mich faszinieren einfach diese kleinen<br />

Wesen, die Persönlichkeiten sind, die ohne<br />

Sprache so viel ausdrücken können, die<br />

Entwicklungsschritte innerhalb kürzester<br />

Zeit machen <strong>und</strong> so viel Nähe brauchen <strong>und</strong><br />

auch geben – das ist für mich das Reizvolle.<br />

Ich nehme mir zwar für jeden Tag etwas vor,<br />

aber ich merke, das ist in der Kinderkrippe<br />

nicht immer angesagt. Man muss immer<br />

schauen, was der Tag bringt <strong>und</strong> auf die<br />

Situationen eingehen. Es gibt einfach unterschiedliche<br />

Tagesformen der Kinder, man<br />

muss auf deren Bedürfnisse eingehen. Und<br />

17 Erzieherin in der Ausbildung<br />

was mich wirklich sehr erstaunte: Ich habe<br />

es mir schwierig vorgestellt, mit diesen kleinen<br />

Kindern viel Zeit draußen zu verbringen,<br />

auch deshalb, weil vier Kinder anfangs<br />

noch nicht laufen konnten <strong>und</strong> wir uns<br />

gefragt haben, wie das im Garten wohl wird.<br />

Aber gerade das ist wichtig: das Rausgehen,<br />

die Naturerfahrungen. Alle Kinder haben<br />

witterungsgerechte Kleidung bei uns deponiert,<br />

so dass das bei jedem Wetter möglich<br />

ist. Sobald wir draußen in der freien Natur<br />

sind <strong>und</strong> die Kinder Bewegungsfreiheit haben<br />

entspannt sich vieles.“<br />

Sprachförderung von Anfang an <strong>durch</strong><br />

sprachliche Begleitung <strong>und</strong> Dialog<br />

– Die Erzieherin stellt auch den kleinen<br />

Kindern Fragen, wenn diese Interesse an<br />

Dingen oder Beobachtungen zeigen.<br />

– Sie reagiert auf Signale des Kindes, wenn<br />

es eine Aktivität einleiten möchte (wie Reichen<br />

eines Gegenstandes oder Zeigen).<br />

– Sie benennt, was geschieht (z. B. der Ball<br />

rollt in die Ecke) <strong>und</strong> was andere Kinder<br />

tun.<br />

– Sie regt das Kind an, neue Spiele <strong>und</strong><br />

Materialien zu erproben. Dabei <strong>werden</strong><br />

die Handlungen sprachlich begleitet.<br />

– Im Betrachten, Erzählen <strong>und</strong> Vorlesen<br />

von Bildern <strong>und</strong> Geschichten finden die<br />

Kinder eigene Erfahrungen wieder (z. B.<br />

Ballspielen) <strong>und</strong> entdecken noch Unbekanntes<br />

(z. B. fremde Tiere).<br />

33


Tagesablauf<br />

Pädagogik<br />

in der<br />

Kinderkrippe<br />

Die Entwicklung ist nie abgeschlossen<br />

„Wir sind in einem Entwicklungsprozess,<br />

z. B. bezüglich des Tagesablaufs. Wir haben<br />

inzwischen die Abholzeiten so gelegt, dass<br />

frühestens um 13.00 Uhr die Kinder abgeholt<br />

<strong>werden</strong> können. Das gemeinsame<br />

Essen mit den Kindern gibt es bei uns um<br />

12.00 Uhr, danach <strong>werden</strong> alle Kinder noch<br />

gewickelt, <strong>und</strong> wenn die Eltern teilweise<br />

schon um 12.30 Uhr da waren, war das zu<br />

unruhig. Das haben wir beim letzten Elternabend<br />

angesprochen, <strong>und</strong> es kam den<br />

Eltern entgegen, dass sie erst um 13.00 Uhr<br />

kommen müssen. Mittlerweile ist das gemeinsame<br />

Essen einfach ein wirklich schönes<br />

Ritual.“<br />

Kleinkinder in der Gruppe<br />

„Was ich mir ebenfalls nicht so gut vorstellen<br />

konnte, war die Arbeit mit den kleinen<br />

Kindern in einer relativ großen Gruppe. Das<br />

war für mich eine neue Erfahrung. In der<br />

Ausbildung lernt man, dass Kinder erst ab<br />

34<br />

drei Jahren überhaupt gruppenfähig sind.<br />

Das stimmt jedoch nicht. Die Kinder genießen<br />

das <strong>und</strong> fühlen sich wohl. Wir haben<br />

kein einziges Kind, das nicht gerne zu uns<br />

kommt.<br />

Oft <strong>werden</strong> bei uns ankommende Kinder<br />

von bereits anwesenden Kindern mit in<br />

Empfang genommen. Dies erleichtert die<br />

Trennung von den Eltern. Hat ein Kind trotzdem<br />

Schwierigkeiten, wird dies mit den<br />

Eltern besprochen <strong>und</strong> gemeinsam eine<br />

Lösung gesucht.<br />

Sehr häufig übernehmen andere Kinder das<br />

Trösten bei kleineren Verletzungen oder<br />

Kummer. Unsere Beobachtung ist, dass das<br />

oft besser hilft als Trost <strong>durch</strong> Erwachsene.“<br />

Natürlich gibt es auch manchmal Krisen<br />

<strong>und</strong> Konflikte<br />

„In Krisensituationen hat sich bei uns gemeinsames<br />

Singen oder Massieren mit<br />

Massagebällen bewährt. Besonders kribbelige<br />

Kinder finden dabei w<strong>und</strong>erbar Entspannung.<br />

Bei Konflikten nehmen wir eher<br />

eine abwartende Haltung ein, sehr oft lösen<br />

die Kinder sie selbst.<br />

Gerade hatten wir die folgende Situation:<br />

Lisa schnappt sich den Puppenbuggy von<br />

Mona. Mona schaut hilflos dem Buggy nach<br />

<strong>und</strong> fängt an zu weinen. Christoph sagt:<br />

‚Mona, hol ihn dir doch wieder!’. Zusammen<br />

holen sie den Buggy zurück, <strong>und</strong> Christoph<br />

erklärt Lisa, dass sie den Wagen nicht einfach<br />

wegnehmen darf. Lisa ist etwas überrascht<br />

<strong>und</strong> sucht sich ein anderes Spiel.“


Darauf achten Erzieherinnen<br />

in Konfliktsituationen<br />

– Auch Konflikte sind Lernsituationen.<br />

– Kinder bekommen Freiräume, ihre Konflikte<br />

selber zu lösen, aber die Erzieherin<br />

beobachtet, ob Kinder ihre Unterstützung<br />

brauchen.<br />

– Es gibt eindeutige Grenzen, unangemessenes<br />

Verhalten wird korrigiert.<br />

– Das Aushandeln von Konflikten der Kinder<br />

untereinander wird unterstützt.<br />

– Die Erzieherin unterstützt Kinder dabei,<br />

den Gefühlsausdruck anderer Kinder<br />

wahrzunehmen, z. B. Freude, Wut, Traurigkeit,<br />

Schmerz, indem sie diese benennt,<br />

begründet <strong>und</strong> darauf reagiert.<br />

– Ein Lernziel in der Gruppe ist die Berücksichtigung<br />

der Bedürfnisse anderer<br />

neben den eigenen.<br />

Krippenkinder <strong>und</strong> Kindergartenkinder als<br />

Spielpartner<br />

gen Abstriche machen – aber es lässt sich<br />

keine feste dritte Kraft finanzieren. Gerade<br />

auch die Arbeit mit den Montessorimaterialien,<br />

die den Kindern viel Spaß macht, da<br />

braucht man einfach eine zusätzliche Person.<br />

Wir schaffen es schon zwischen<strong>durch</strong>,<br />

aber es ist noch nicht völlig zufrieden stellend<br />

für uns.“<br />

Erweiterte „Auch das Zusammensein im Garten mit<br />

Alters- den Kindern aus dem Kindergarten ist wun- Montessoripädagogik in der Kinderkrippe<br />

mischungderschön. Es ist so faszinierend zu sehen.<br />

Wir führten am Anfang mit den Eltern intensive<br />

Diskussionen, ob wir eine Abtrennung<br />

per Zaun zum Kindergarten brauchen.<br />

„Der Umgang mit den Montessori-Materialien<br />

wird dem Entwicklungsalter der Krippenkinder<br />

angepasst: Die gesamten Schüttübungen,<br />

wie sie im Kindergartenbereich<br />

Pädagogik<br />

in der<br />

Kinderkrippe<br />

Es gab Befürchtungen, dass die Kinder- vorgesehen sind, sind natürlich mit Kripgartenkinder,<br />

die natürlich mit Fahrrad oder penkindern so noch nicht zu machen.<br />

Bobbycar oder allem möglichen herumfahren,<br />

die Kleinen überfahren könnten. Ich<br />

war von Anfang an der Meinung, wir sollten<br />

es ausprobieren. Es ist bisher nie etwas passiert<br />

– ganz im Gegenteil, die <strong>Groß</strong>en nehmen<br />

Rücksicht auf die Kleinen <strong>und</strong> beschäftigen<br />

sich so toll mit ihnen, das ist<br />

wirklich faszinierend. Es gibt auch keine<br />

Größeren, die sich beschweren, dass die<br />

Kleinen irgendwas kaputt gemacht haben.<br />

Wir treffen uns auch häufig im Gruppenalltag.<br />

Nach Absprache dürfen Kinder vom<br />

Kindergarten zu uns kommen. Es gibt im<br />

Kindergarten mittlerweile eine Liste, in der<br />

tragen sich die Kinder ein, weil mehr Kinder<br />

kommen möchten, als wir täglich nehmen<br />

können <strong>und</strong> es ist umgekehrt so, dass von<br />

uns Kinder auf Anfrage runtergehen dürfen.“<br />

Aber es reicht wirklich, wenn man außen<br />

rum eine große Auffangwanne mit dazu<br />

installiert. Die Schüttkännchen, Zangen <strong>und</strong><br />

Löffel, die man dazu braucht, stehen bei uns<br />

in einer großen Wanne. So verteilt sich nicht<br />

alles überall <strong>und</strong> die Kinder machen auch<br />

noch andere Erfahrungen. Während im<br />

Kindergarten z. B. darauf geschaut wird, dass<br />

die Kinder nur in die Kännchen schütten, dürfen<br />

sie bei uns auch daneben in die Wanne<br />

schütten <strong>und</strong> mal rein greifen <strong>und</strong> fühlen. Es<br />

gibt eben nicht die ganz strengen Anweisungen,<br />

wie sie in späterem Alter gefordert sind.<br />

Und wir merken, das beruhigt <strong>und</strong> regt an,<br />

wenn die Kinder solche Sinneserfahrungen<br />

machen können, auch beim Bohnenschütten.<br />

Das lieben die Kinder, <strong>und</strong> es geschieht<br />

gar nicht selten, dass eine geradezu meditative<br />

Stimmung entsteht. Die Kinder stecken<br />

Eine dritte Fachkraft fehlt<br />

die Bohnen zudem nicht oft in den M<strong>und</strong>,<br />

<strong>und</strong> wenn man den Kindern sagt, dass diese<br />

„Wir sind personell unterbesetzt, das muss Bohnen nicht zum Essen da sind, dann reicht<br />

man ganz klar sagen. Zwangsläufig müssen das. Es fasziniert mich, dass das so gut funk-<br />

wir von unseren pädagogischen Vorstelluntioniert.“ 35


Die pädagogischen Leitlinien der<br />

Pädagogik nach Maria Montessori<br />

gelten auch in der Kinderkrippe:<br />

– Hilf mir, es selbst zu tun.<br />

– Die vorbereitete Umgebung <strong>und</strong> die Zusammenarbeit<br />

im Team sind sehr wichtig.<br />

– Veränderbares Raum- <strong>und</strong> Spiel- sowie das<br />

Bewegungsangebot stehen an vorderster Stelle.<br />

– Der eigene Wille (der aber auch die nötigen<br />

Grenzen kennen muss) <strong>und</strong> die Gr<strong>und</strong>persönlichkeit<br />

des Kindes sollen geschützt <strong>und</strong><br />

gefördert <strong>werden</strong>.<br />

– Übungen des täglichen Lebens (zur Toilette<br />

gehen, Hände waschen, Wasser schöpfen<br />

usw.) sollen frei <strong>und</strong> ohne Zwang erfolgen.<br />

– Offenheit, Kritikfähigkeit, Reflexion der eigenen<br />

Arbeit <strong>und</strong> das Einfühlen in das Gegenüber<br />

sind Gr<strong>und</strong>voraussetzungen.<br />

36<br />

Das Schöne an der Arbeit mit den Jüngsten<br />

„Das besonders Schöne ist, wenn die Kinder in<br />

der Frühe strahlend reinkommen <strong>und</strong> die Eltern<br />

erzählen, dass die Kinder zu hause schon unbedingt<br />

in die Kinderkrippe wollten <strong>und</strong> sich schon<br />

richtig darauf gefreut haben. Ganz besonders<br />

schön ist es, wenn man die Entwicklungsschritte<br />

der Kinder wirklich live miterlebt. Und wenn wir<br />

dann die Freude bei den Kindern sehen, die so<br />

etwas auslöst! Ganz schöne Momente sind<br />

sicher auch, wenn die Eltern kommen <strong>und</strong> uns<br />

sagen, dass sie sich freuen, dass es uns gibt,<br />

<strong>und</strong> sie wissen, dass ihre Kinder gut bei uns aufgehoben<br />

sind.“


Qualitätsentwicklung als Leitprinzip – Konsequente Entscheidungen<br />

für Familienfre<strong>und</strong>lichkeit: Die Kinderkrippe „Krabbelstube“, Markt<br />

Lappersdorf<br />

Träger:<br />

Markt Lappersdorf<br />

Rudi Reichenberger<br />

Leiterin der Kinderkrippe:<br />

Mechthild Obam,<br />

Silke Lux (seit Juni 2005 in Elternzeit)<br />

Personal: 2 Erzieherinnen mit je 38,5 Std.;<br />

2 Kinderpflegerinnen mit je 38,5 Std.<br />

Eröffnung: Mai 2002<br />

Öffnungszeiten: 7.30 Uhr–16.00 Uhr<br />

Anzahl der Kinder: 24<br />

(18 Plätze in 1,5 Gruppen)<br />

Altersspanne: 8 Monate – 3 Jahre<br />

Auf der Warteliste: 10<br />

Überwiegender Bedarf:<br />

5,5 Std. (Mindestbuchungszeit)<br />

18 Vgl. „Wenn Kinder aus umliegenden Gemeinden eine Kinderkrippe<br />

besuchen“ S. 48<br />

Höhe der Elternbeiträge:<br />

Gemeindekinder Gastkinder18 238,00 € (5,5 Std.) 357,00 bis 525,00 €<br />

bis 350,00 € (8,5 Std.) (240,00 € für 3,5 Std.<br />

(160,00 € für 3,5 Std. nachmittags)<br />

am Nachmittag)<br />

Lappersdorf ist als Stadtrandgemeinde von<br />

Regensburg als Wohngebiet sehr begehrt. 2001<br />

gab es in der Gemeinde bereits drei große<br />

Kindergärten, eine Kinderkrippe aber fehlte, obwohl<br />

Krippenplätze immer wieder nachgefragt<br />

wurden. Als das Projekt „Initiative Kinderkrippen<br />

in Bayern“ vorgestellt wurde, hat sich<br />

die Gemeinde sehr schnell zur Bewerbung entschlossen,<br />

um von der Förderung profitieren zu<br />

können. „Wir wollen für Leute interessant sein,<br />

die sich hier Baugr<strong>und</strong> kaufen, sesshaft <strong>werden</strong><br />

<strong>und</strong> eine Familie gründen wollen.“ Nach dem<br />

positiven Bescheid auf die Bewerbung im Dezember<br />

2001 wurde ein Artikel im Mitteilungsblatt<br />

der Gemeinde veröffentlicht, <strong>und</strong> sofort<br />

bewarben sich zwanzig Familien um einen Platz.<br />

Am 13. Mai 2002 wurde die Krippe eröffnet. Vier<br />

Wochen zuvor war Silke Lux als Leiterin der<br />

zukünftigen Kinderkrippe eingestellt worden.<br />

Vorgef<strong>und</strong>en hatte sie zunächst die Räumlich-<br />

37


Vorbereitungsphase<br />

Anfangserfahrungen<br />

Personalplanung<br />

keiten (80 m2 ) in der ehemaligen Hausmeisterwohnung<br />

einer Gr<strong>und</strong>schule, allerdings<br />

mit Aussicht auf einen baldigen<br />

Umzug, denn mit der Entscheidung für die<br />

„Krabbelstube“ war gleichzeitig die Entscheidung<br />

für einen Neubau gefallen.<br />

Heute steht das neue Kinderhaus (180 m2 pro Etage mit Garten) am Rande eines Kinderzentrums<br />

<strong>und</strong> grenzt an den Garten des<br />

Kindergartens. Es ist geplant, dass die Mitarbeiter<br />

der „Krabbelstube“ <strong>und</strong> des Kindergartens<br />

(im 1. Stock des Kinderhauses)<br />

zusammenarbeiten <strong>und</strong> dass die Räumlichkeiten<br />

zum Teil gemeinsam genutzt <strong>werden</strong>.<br />

Durch einen Kooperationsvertrag <strong>werden</strong><br />

die inhaltlichen, personellen <strong>und</strong> finanziellen<br />

Aspekte geregelt.<br />

Rudi Reichenberger berichtet, wie sich die<br />

„Krabbelstube“ entwickelte. Er ist Sozialpädagoge<br />

<strong>und</strong> der Jugendpfleger des Marktes<br />

Lappersdorf.<br />

Information im Vorfeld<br />

„Wir haben uns im Vorfeld alle sehr gut<br />

informiert <strong>und</strong> zusammen mit dem Bürgermeister<br />

Kinderkrippen freier <strong>und</strong> städtischer<br />

Träger besucht, haben die Fachstellen im<br />

Landratsamt <strong>und</strong> bei der Regierung in<br />

Regensburg befragt <strong>und</strong> Preise von allen<br />

umliegenden Einrichtungen eingeholt.“<br />

Korrektur der Personalplanung<br />

„Im Anschluss haben wir Personal eingestellt<br />

– erst einmal von Mai bis Juli (2002)<br />

zwei Erzieherinnen. Geplant hatten wir, mit<br />

zwei Gruppen zu arbeiten, also eine Vormittags-<br />

<strong>und</strong> eine Nachmittagsgruppe. Das ließ<br />

sich aber nicht realisieren, weil der Bedarf<br />

am Nachmittag zu gering war. Wir haben<br />

zunächst mit fünf Kindern angefangen <strong>und</strong><br />

allmählich aufgebaut, <strong>und</strong> das war ideal.<br />

Ich habe natürlich geschaut, dass wir Erzieherinnen<br />

mit Krippenerfahrung finden.<br />

Die gibt es ja nicht so häufig. Wir hatten<br />

Glück, dass wir Frau Lux gef<strong>und</strong>en haben,<br />

die bereits in einem Kindergarten <strong>und</strong> in<br />

einer Krabbelstube in Regensburg tätig<br />

gewesen war.<br />

Weiterhin hatten wir noch einmal Glück,<br />

<strong>und</strong> konnten Frau Obam einstellen, eine<br />

Kollegin, die schon als Kindergartenleiterin<br />

<strong>und</strong> in einer Kinderkrippe in München<br />

gearbeitet hatte. Die Erfahrungen, die sie<br />

mitbrachte, waren von unschätzbarem<br />

Wert.<br />

38<br />

Ich habe die Arbeit der Erzieherinnen zunächst<br />

nicht richtig eingeschätzt. Die Intensität<br />

der Zuwendung in einer Krabbelstube<br />

ist mit der in anderen Einrichtungen nicht<br />

vergleichbar. Das heißt, die Mitarbeiterinnen<br />

sind jeden Augenblick, vom Bringen bis<br />

zum Abholen des Kindes, gefordert.<br />

Wir haben schnell festgestellt, dass ein<br />

Personal-Kind-Schlüssel19 von 1:6, wie ihn<br />

das Ministerium als Mindestvorgabe angab,<br />

unrealistisch ist. Die Konsequenz war, dass<br />

bei uns jetzt vier Vollzeitkräfte 1,5 Gruppen<br />

mit 18 Plätzen betreuen. Nun ist auch genügend<br />

Spielraum für die so genannte Verfügungszeit20<br />

, also z. B. für vorbereitende Arbeiten,<br />

für Teamgespräche <strong>und</strong> Elterngespräche.<br />

Unser Personalschlüssel hat sich<br />

sehr bewährt, da bei Krankheit, Urlaub etc.<br />

intern ausgeglichen <strong>werden</strong> kann. Man<br />

kann in der Betreuung der Jüngsten nicht<br />

einfach Aushilfen engagieren. Allein die<br />

Teilnahme an der Qualifizierungsmaßnahme<br />

hatte einen Rattenschwanz von Überst<strong>und</strong>en<br />

zur Folge. Unser Amt rotierte <strong>und</strong><br />

die Mitarbeiterinnen waren überfordert.<br />

Jetzt ist das Klima unter den Mitarbeiterinnen<br />

hervorragend, die Kinder total fröhlich –<br />

jetzt lachen alle wieder.“<br />

19 Vgl. Vom „Personal-Kind-Schlüssel“ zum „Anstellungsschlüssel“,<br />

S. 40<br />

20 Vgl. Auch Verfügungszeiten bestimmen die Qualität, S. 26/27


Bau- <strong>und</strong><br />

Sachausstattung<br />

Trägerverantwortung<br />

Lohnende Investitionen in die Bau- <strong>und</strong><br />

Sachausstattung<br />

„Gleichzeitig mit der Eröffnung der Krabbelstube<br />

nahmen wir einen Neubau in Angriff,<br />

<strong>und</strong> da haben wir viel investiert, z. B. in<br />

Schallschutzdecken. Ich hatte ein Gespräch<br />

mit dem Architekten <strong>und</strong> dabei festgestellt,<br />

dass der Preis dieses Hauses – es kostete<br />

r<strong>und</strong> 1,5 Mio. Euro – ein Pappenstiel ist im<br />

Vergleich zum Unterhalt, also den Betriebs<strong>und</strong><br />

Personalkosten, auch wenn man bedenkt,<br />

wie lange so ein Gebäude hält. Aber<br />

es zahlt sich auf alle Fälle aus, auch um ein<br />

angenehmes Betriebsklima für die Mitarbeiter<br />

zu schaffen – am falschen Platz zu sparen<br />

wäre unwirtschaftlich.“<br />

Die Verantwortung des Trägers<br />

„Die Verantwortung spürt man jeden Tag,<br />

z. B. wenn es darum geht, dass wir Elternbeiträge<br />

anbieten müssen, die sich für uns<br />

rechnen <strong>und</strong> die die Eltern bezahlen können.<br />

Oder wenn es um die Öffnungszeiten<br />

geht, die für die Eltern ideal sind, aber die<br />

gleichfalls für uns finanzierbar sein müssen.<br />

Es ist nicht ganz einfach, allen gerecht zu<br />

<strong>werden</strong> <strong>und</strong> Eltern darüber hinaus in persönlichen<br />

Gesprächen unsere Sachzwänge<br />

zu erläutern <strong>und</strong> verständlich zu machen.<br />

Jedoch sehe ich die Zufriedenheit der Eltern<br />

z. B. daran, dass sie sich sehr lobend über<br />

die Qualität äußern, wie die Kinder bei uns<br />

betreut <strong>werden</strong>.<br />

Ein guter Träger zeichnet sich <strong>durch</strong> Fürsorge<br />

für sein Personal <strong>und</strong> die gute Kooperation<br />

mit den Eltern aus. Das heißt, ein<br />

guter Träger muss gut haushalten können<br />

mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen,<br />

gleichwohl immer daran denken, dass<br />

die Mitarbeiter der Kindertageseinrichtung<br />

mit jungen Menschen arbeiten, <strong>und</strong> wir leisten<br />

einen essenziellen Beitrag für die Entwicklung<br />

dieser Kinder.“<br />

„Wenn eine Gemeinde glaubt, den Bedarf<br />

an einer Krippe zu haben, sollte<br />

sie zusehen, ob sie die geeigneten<br />

Räumlichkeiten hat – diese sollten auf<br />

keinen Fall zu klein sein – <strong>und</strong> ob die Möglichkeit<br />

besteht, genügend Personal einzustellen<br />

<strong>und</strong> nicht daran zu sparen, denn<br />

das Personal ist das Wichtigste. Wenn man<br />

glaubt, eine Notlösung oder eine halbe<br />

Lösung mit irgendwelchen Hilfskräften zu<br />

wählen oder wählen zu müssen, so wird<br />

das nicht funktionieren, weil die Qualität<br />

des Personals einfach ausschlaggebend<br />

ist, in jedem Bereich, sei es Krabbelstube<br />

oder Kinderhort … Wichtig ist natürlich<br />

auch, wie die Verwaltung der Gemeinde<br />

dann mit diesem Personal umgeht, welche<br />

Wertschätzung sie erfahren. Werden sie<br />

als Mitarbeiter geschätzt, die einen hohen<br />

Beitrag für das Prädikat „Familienfre<strong>und</strong>lichkeit“<br />

leisten oder als lästiger Kostenaufwand<br />

behandelt? Das ist ganz wichtig.“<br />

Tipp<br />

39<br />

Trägerqualität


Gesetzliche Gr<strong>und</strong>lage<br />

40<br />

Vom „Personal-Kind-Schlüssel“<br />

zum „Anstellungsschlüssel“<br />

Bis zur Einführung des Bayerischen<br />

Kinderbildungs- <strong>und</strong> -betreuungsgesetzes<br />

(BayKiBiG) war ein Mindest-<br />

Personal-Kind-Schlüssel von 1:6 festgelegt,<br />

d. h. je sechs anwesende Kinder<br />

wurden <strong>durch</strong> mindestens eine<br />

pädagogische Kraft betreut.<br />

Ab dem 01.08.2005 ist der Maßstab<br />

für die personelle Mindestausstattung<br />

der Einrichtungen der so genannte<br />

Anstellungsschlüssel. Der Anstellungsschlüssel<br />

beschreibt das Verhältnis<br />

der Arbeitszeitst<strong>und</strong>en des pädagogischen<br />

Personals (einschließlich Verfügungszeiten,<br />

S. 26/27) zu den Buchungszeitst<strong>und</strong>en<br />

der Kinder. Der Mindestanstellungsschlüssel<br />

ist auf 1:12,5<br />

festgelegt. Dieser Wert muss eingehalten<br />

<strong>werden</strong>, da sonst die staatliche Förderung<br />

entzogen wird. Der empfohlene Anstellungsschlüssel<br />

ist 1:10.<br />

Ein besonderer Förderbedarf der Kinder<br />

oder das Alter der Kinder wird <strong>durch</strong> Gewichtung<br />

der jeweiligen Buchungen berücksichtigt.<br />

Für Kinder, die eine erhöhte pädagogische<br />

Aufmerksamkeit erfordern, wird<br />

die Buchungszeit mit folgenden Gewichtungsfaktoren<br />

multipliziert: Für Kinder unter<br />

drei Jahren gilt der Gewichtungsfaktor 2,0;<br />

für Schulkinder 1,2; für Kinder, deren Eltern<br />

beide nicht deutschsprachiger Herkunft sind<br />

1,3 <strong>und</strong> für behinderte <strong>und</strong> von Behinderung<br />

bedrohte Kinder 4,5. Daneben ist der so<br />

genannte Qualifikationsschlüssel zu beachten:<br />

Mindestens die Hälfte der erforderlichen<br />

pädagogischen Arbeitszeit muss von<br />

pädagogischen Fachkräften geleistet <strong>werden</strong>.<br />

Sie <strong>werden</strong> von pädagogischen Ergänzungskräften<br />

unterstützt. Erzieherpraktikantinnen<br />

können bei dieser Fachkraftquote<br />

nicht berücksichtigt <strong>werden</strong>. Berufspraktikantinnen<br />

zählen als pädagogische Ergänzungskraft.<br />

Die Leiterin der „Krabbelstube Lappersdorf“<br />

Silke Lux im Gespräch:<br />

„Mein Ziel ist, dass sich die Kinder hier in<br />

der Krabbelstube wohl fühlen, es soll ihnen<br />

bei uns gut gehen, sie sollen mit anderen<br />

Kindern in Kontakt kommen, <strong>und</strong> ihre<br />

Neugier <strong>und</strong> Lernbereitschaft soll gefördert<br />

<strong>werden</strong>. Wir sind in erster Linie einmal sehr<br />

wichtige Bezugspersonen für die Kinder,<br />

auch auf emotionaler Ebene. Die Eltern sollen<br />

nicht das Gefühl haben, dass sie ihre<br />

Kinder irgendwo geparkt haben, sondern<br />

die Gewissheit, dass es ihren Kindern wirklich<br />

gut geht, so dass sich auch die Eltern<br />

wohl fühlen, während sie arbeiten.<br />

Ich bin davon überzeugt, dass sich die<br />

Beziehung eines Kindes zu seinen Eltern<br />

nicht negativ verändert, denn die Kinder<br />

wissen sehr wohl: Das ist daheim <strong>und</strong> da<br />

sind Mama <strong>und</strong> Papa, <strong>und</strong> das ist die<br />

Einrichtung, <strong>und</strong> da sind wir.“<br />

Was unterscheidet die Arbeit in<br />

einer Kinderkrippe von der Arbeit<br />

im Kindergarten?<br />

„Unsere Arbeit wird von Außenstehenden<br />

oft unterschätzt. Es heißt immer wieder:<br />

Krippe, ach wie schön! Die Kleinen schlafen<br />

doch eh die meiste Zeit <strong>und</strong> dann fütterst du<br />

sie noch ein bisschen <strong>und</strong> das war’s doch<br />

schon!<br />

Man muss eigentlich immer topfit, immer<br />

bei den Kindern sein <strong>und</strong> sich immer in die<br />

Kinder einfühlen können, also immer absolut<br />

bei der Sache sein. Auf Kleinstkinder einzugehen,<br />

sich auf die Entwicklungsstufe<br />

eines z. B. einjährigen Kindes einzustellen,<br />

auf die Bedürfnisse richtig einzugehen, das<br />

kann nicht jeder. Flexibilität <strong>und</strong> Einfühlungsvermögen<br />

braucht man im Krippenbereich<br />

mehr als im Kindergarten, weil das<br />

Emotionale noch stärker im Vordergr<strong>und</strong><br />

steht.<br />

Ich denke zudem, dass wir in erster Linie am<br />

Anfang sehr wichtig sind, je kleiner die<br />

Kinder sind, in der Zeit danach spielen die<br />

anderen Kinder eine sehr große Rolle <strong>und</strong><br />

nicht mehr so sehr wir. Die Kinder <strong>werden</strong><br />

ebenso <strong>durch</strong> die anderen Kinder geprägt<br />

<strong>und</strong> nicht nur <strong>durch</strong> uns. Wichtig ist ferner,<br />

dass die Kinder <strong>durch</strong> den Kontakt zu anderen<br />

Kindern lernen, sich in eine Gruppe ein-<br />

Pädagogik<br />

in der<br />

Kinderkrippe


Leitungsaufgaben<br />

Qualitätssicherung<br />

Bau- <strong>und</strong><br />

Sachausstattung<br />

zuordnen, den Kontakt zu anderen erwachsenen<br />

Personen zu lernen <strong>und</strong> somit andere<br />

Erziehungsstile kennen zu lernen.“<br />

Sie sind auch Leiterin dieser Einrichtung –<br />

welche zusätzlichen Anforderungen sind<br />

damit verb<strong>und</strong>en?<br />

„Der Austausch mit dem Träger, mit den<br />

anderen Institutionen wie z. B. dem Kindergarten,<br />

in unserem speziellen Fall natürlich<br />

der Austausch mit den Firmen, Bauleuten<br />

<strong>und</strong> was damit alles zusammenhängt <strong>und</strong><br />

selbstverständlich die Öffentlichkeitsarbeit<br />

sowie die Kommunikation mit dem Rathaus.<br />

Das Auseinandersetzen mit den gesetzliche<br />

Gr<strong>und</strong>lagen im Bereich Kinderkrippe<br />

gehört zu meinen Aufgaben sowie die<br />

Konzepterarbeitung. Diese war aus Zeitmangel<br />

zunächst nur in ganz kurzer Form möglich,<br />

richtig ausführliche Konzeptarbeit wie<br />

Rahmenpläne <strong>und</strong> Beobachtungen kommt<br />

jetzt erst auf mich zu21 .<br />

Eine gute Kinderkrippe braucht in erster<br />

Linie qualifiziertes Personal <strong>und</strong> einen<br />

Träger, der weiß, worum es bei der Arbeit<br />

mit den Kleinsten geht.“<br />

Sie haben nun ganz konkrete Erfahrungen<br />

mit der Ausstattung eines neuen Hauses.<br />

Fangen wir mit den Bodenbelägen an …<br />

„Wir haben Linoleum mit Fußbodenheizung.<br />

Teppichböden würde ich sagen: auf<br />

keinen Fall, da von den kleinen Kindern<br />

öfter mal etwas verschüttet wird, das ist einfach<br />

auf Dauer zu unhygienisch. Wir haben<br />

leicht zu reinigende Teppiche zum Auslegen.“<br />

21 Inzwischen liegt die fertige Konzeption vor.<br />

Sie haben die Fußbodenheizung<br />

angesprochen. Welche Erfahrungen haben<br />

Sie damit gemacht?<br />

„Es ist natürlich angenehm, dass der Boden<br />

immer warm ist, trotzdem man muss bedenken,<br />

dass die Regulierung etwas schwieriger<br />

ist, weil die Heizung langsamer reagiert.“<br />

Können Kinder Raumelemente selbst<br />

bewegen <strong>und</strong> eigenständig umstellen?<br />

„Unser Regal z. B. hat bewegliche Rollen,<br />

das verschieben sie bzw. in der Puppenwohnung<br />

verschieben sie Stühle <strong>und</strong> Tische,<br />

das machen sie mit Vorliebe.“<br />

Wie steht es mit der Stabilität der Möbel,<br />

die nicht bewegt <strong>werden</strong> sollen?<br />

„Wir haben sehr schwere, handgeschreinerte<br />

Möbel. Das muss nicht unbedingt sein,<br />

aber sie haben sehr viel Gewicht, so dass<br />

die Kinder raufklettern oder drüberklettern<br />

können, ohne dass die Möbel umfallen.“<br />

„Bei der Einrichtung mitreden <strong>und</strong> auf<br />

jeden Fall die Anregungen von anderen<br />

Kinderkrippen nutzen. Ich habe<br />

mir am Anfang alle Kinderkrippen im<br />

Umkreis angeschaut, habe nachgefragt<br />

<strong>und</strong> habe mir einiges abgeschaut, wie z. B.<br />

die zweite Ebene im Raum oder den<br />

Bastelschrank, der unten Türchen hat, hinter<br />

denen sich die Kinder verstecken können.<br />

Das waren Sachen, die ich noch nie<br />

gesehen hatte oder gar nicht drauf gekommen<br />

wäre.“<br />

Tipp<br />

41


Bei der Anschaffung der neuen Materialien, auf<br />

was haben Sie hier besonders geachtet?<br />

„Fast alles ist aus Holz. Alles ist gewachst mit<br />

einem Naturwachs. Das ist natürlich empfindlicher,<br />

ganz klar. Wenn die Möbel unansehnlich<br />

<strong>werden</strong>, kann man sie abschleifen.“<br />

Und wie ist es mit den Spielzeugkisten?<br />

Müssen die immer heraus gehoben <strong>werden</strong>?<br />

„Nein, das steht alles so zur Verfügung, dass die<br />

Kinder es selbst holen können. Die meisten<br />

Kisten haben Rollen zum Verschieben.“<br />

Das Licht in einem Raum trägt viel zum Wohlgefühl<br />

bei. Haben Sie sich bei der Ausstattung<br />

darüber Gedanken gemacht?<br />

„Wir haben die Beleuchtung sehr sorgfältig ausgesucht.<br />

Wir müssen das Licht fast nicht einschalten,<br />

weil alle Räume sehr hell sind. Im<br />

Winter ist das sehr angenehm. Für den Sommer<br />

wurden Außenjalousien angebracht, <strong>und</strong> die<br />

müssen wir schon morgens schließen, denn<br />

<strong>durch</strong> die großen Fenster wird es sonst zu heiß.“<br />

Worauf muss Ihrer Erfahrung nach bezüglich<br />

der Sicherheit besonders geachtet <strong>werden</strong>?<br />

„Z. B. der Klemmschutz an den Türen, dass die<br />

Kinder sich die Finger nicht einzwicken können,<br />

das haben wir inzwischen an jeder Türe.<br />

Weiterhin viele Bullaugen oder Fenster von<br />

Raum zu Raum, so viele wie möglich, dass es<br />

einfach übersichtlich ist.“<br />

42<br />

Eine bedürfnisgerechte Ausstattung für<br />

unterschiedliche Entwicklungsabschnitte<br />

heißt auch: Die Räume sollen nicht nur<br />

kindgerecht, sondern auch erwachsenengerecht<br />

sein für die, die darin arbeiten<br />

– Es gibt ausreichend große Bereiche, in denen<br />

jüngere Kinder Gegenstände, Materialien<br />

<strong>und</strong> Räume erk<strong>und</strong>en <strong>und</strong> sich ungehindert<br />

bewegen können.<br />

– Kleinstkinder können sich ungestört mit einer<br />

Sache beschäftigen, darüber hinaus in der<br />

Nähe des Gruppengeschehens sein <strong>und</strong> andere<br />

Kinder beobachten.<br />

– Materialien <strong>werden</strong> so aufbewahrt, dass auch<br />

jüngere Kinder sie selbstständig erreichen<br />

können.<br />

– Es gibt weiche <strong>und</strong> feste Bodenbelege zum<br />

Liegen, Krabbeln oder Spielen.<br />

– Es gibt Ausstattungsgegenstände, die kleinen<br />

Kindern als „Beobachtungsposten“ dienen<br />

können, wie z. B. Hängekorb oder Wippe.<br />

– Es gibt Elemente im Raum, die Kinder im<br />

Liegen beobachten können, wie z. B. Mobiles<br />

oder Windspiele.<br />

– Kinder können Raumelemente selber bewegen<br />

<strong>und</strong> eigenständig umstellen, wie z. B.<br />

bewegliche Spielelemente, Rollkästen oder<br />

Polster.<br />

– Die Funktionsbereiche (wie Wickelplätze, Toiletten-/Waschraum)<br />

<strong>werden</strong> funktional <strong>und</strong><br />

ansprechend gestaltet, so dass Kinder <strong>und</strong><br />

Erwachsene sich gerne dort aufhalten.<br />

Auf Sicherheit wird geachtet.<br />

Einige Beispiele:<br />

– Die Materialien sind schadstofffrei.<br />

– Es gibt keine scharfen Ecken <strong>und</strong> Kanten.<br />

– Die Möbel sind stabil <strong>und</strong> standfest, so dass<br />

sich kleine Kinder gefahrlos daran festhalten<br />

<strong>und</strong> hochziehen können.<br />

– Es gibt Sicherheitsmaßnahmen, wenn Kinder<br />

ihren Aktionsradius erweitern <strong>und</strong> sich in Räumen<br />

frei bewegen können (Treppenschutzgitter,<br />

Türschutzpolster, Schubladenstopper<br />

etc.).


Leben in der Kinderkrippe<br />

Wir sitzen alle am Brotzeittisch. Ein 1 1/4-jähriges<br />

Mädchen versucht, selbst zu essen. Ein 2 1/4-jähriges<br />

Mädchen schaut zuerst zu, nimmt dann der<br />

Kleinen den Löffel aus der Hand <strong>und</strong> sagt:<br />

„Füttern, ja?“ Die Kleinere nickt zufrieden <strong>und</strong><br />

lässt sich bereitwillig von der Größeren füttern.<br />

Zu Recht ist das gegenseitige Helfen eines der<br />

zentralen pädagogischen Ziele in Kindertageseinrichtungen.<br />

Selbst in so einer kleinen Episode<br />

steckt ein sehr komplexes Geschehen.<br />

Sowohl die Erfahrung ‚ich kann helfen’ als auch<br />

die Erfahrung ‚mir wird geholfen’ ist für die see-<br />

lische Ges<strong>und</strong>heit von Kindern von großer<br />

Bedeutung. Das helfende Kind übt einfühlsames<br />

Wahrnehmen, trifft Entscheidungen <strong>und</strong> setzt<br />

Fertigkeiten zur Problemlösung ein. Das Kind,<br />

dem geholfen wird, muss sich seiner Gefühle<br />

<strong>und</strong> Bedürfnisse bewusst <strong>werden</strong> <strong>und</strong> sich entscheiden,<br />

die Hilfe anzunehmen. Es zeigt Vertrauen<br />

<strong>und</strong> akzeptiert die momentan angemessene<br />

Abhängigkeit. Verbale <strong>und</strong> nonverbale<br />

Kommunikation <strong>werden</strong> eingeübt. Die Selbstständigkeit<br />

wird gefördert, wenn das beobachtete<br />

Problemlösungsverhalten als Vorbild für die<br />

Selbsthilfe genutzt wird. Die Freude über die<br />

gelungene Lösung teilen beide.<br />

43


Liebe auf den zweiten Blick – Was zunächst wenig einladend erschien,<br />

wurde eine Umgebung, in der Kinder sich mit Freude bewegen: Die<br />

Kinderkrippe „Zwergenparadies“ in Hof<br />

Träger:<br />

Stiftung Marienberg<br />

Maria Mangei (bis 31.03.2005<br />

Familienzentrum Mütterclub Hof e. V., vertreten<br />

<strong>durch</strong> Ute Etschel <strong>und</strong> Herrn Hüttinger)<br />

Leiterin der Kinderkrippe:<br />

Silke Bauer<br />

Personal:<br />

1 Erzieherin <strong>und</strong> 2 Kinderpflegerinnen<br />

(je 40 Std.)<br />

Eröffnung der Kinderkrippe: 9. April 2002<br />

Öffnungszeiten: 7.00 Uhr–17.00 Uhr (Mo–Do),<br />

7.00 Uhr–14.30 Uhr (Fr)<br />

Anzahl der aufgenommenen Kinder: 15<br />

(Ganztagsplätze 10, Vormittagsplätze 2,<br />

Nachmittagsplätze 3)<br />

Kinder auf der Warteliste: 46<br />

Überwiegender Bedarf an Betreuungsst<strong>und</strong>en:<br />

6,5 St<strong>und</strong>en<br />

44<br />

Höhe der Elternbeiträge:<br />

125,00 € (4 Std.) bis 260,00 € (10 Std.)<br />

Im Oktober 2001 bot die Stadt Hof mehreren<br />

Trägern an, sich um die Trägerschaft einer Kinderkrippe<br />

im Rahmen des Projektes „Initiative<br />

Kinderkrippen in Bayern“ zu bewerben. Der<br />

Mütterclub hatte bereits fünf Jahre Erfahrung in<br />

der Betreuung von Kindern unter drei Jahren.<br />

Für Frau Etschel <strong>und</strong> Frau Bauer vom Familienzentrum<br />

Mütterclub Hof e. V. war das das<br />

Startsignal, in kürzester Zeit ihre Überlegungen<br />

für eine Pädagogik für Kinder unter drei Jahren,<br />

die erforderlichen Rahmenbedingungen <strong>und</strong> die<br />

finanzielle Kalkulation zu Papier zu bringen <strong>und</strong><br />

sich zu bewerben. Frau Bauer reizte der große<br />

Gestaltungsspielraum, den eine Neugründung<br />

mit sich bringt. Mit der Zusage war zunächst<br />

eine Enttäuschung verb<strong>und</strong>en …<br />

Die Leiterin des „Zwergenparadies“ Silke Bauer<br />

erinnert sich an die Anfänge:<br />

„... ich war etwas entsetzt <strong>und</strong> ziemlich frustriert,<br />

als ich die Wohnung gesehen habe, in<br />

die wir einziehen sollten – ein Altbau im 1. Stock<br />

mit einer ziemlich steilen Treppe. Ich bin dann


Raumgestaltung<br />

Pädagogik<br />

in der<br />

Kinderkrippe<br />

lange immer wieder <strong>durch</strong> die Räume gegangen.<br />

So zwei bis drei Tage hintereinander<br />

habe ich mir die Wohnung angeschaut,<br />

bis ich genau gewusst habe: So gehört’s!<br />

Nichtsdestotrotz war noch sehr viel Eigeninitiative<br />

vom Verein nötig! Jetzt haben wir<br />

auf 120 m2 2 Spielzimmer, 1 Turnzimmer, 1<br />

Schlafzimmer, Küche, Flur, Bad, dazu<br />

kommt noch ein kleiner Garten (8 x 8 m), ein<br />

Abstellraum (ca. 30 m2 ) für Kinderwägen,<br />

Rollerwagen <strong>und</strong> Sandsachen. Büro- <strong>und</strong><br />

Besprechungsraum befinden sich im Nebengebäude.<br />

Für die Kinder haben wir wegen<br />

der Treppe extra einen Handlauf machen lassen.<br />

Im Nachhinein hat sich herausgestellt,<br />

die Kinder benutzen ihn kaum, denn alle<br />

unsere Kinder waren nach kürzester Zeit<br />

perfekt im Treppensteigen!<br />

Das Schöne an unseren Räumen ist, dass wir<br />

vier Räume haben, die wir separat nutzen<br />

können. Wir haben zwei kleine Gruppenräume,<br />

die nur <strong>durch</strong> einen Türrahmen getrennt<br />

sind, aber wir haben die Möglichkeit,<br />

dass wir sagen können, die Kleinen sind jetzt<br />

in diesem Raum <strong>und</strong> wenn die <strong>Groß</strong>en experimentieren<br />

wollen, können sie auf unsere<br />

zweite Ebene gehen. Wir haben zusätzlich<br />

noch die Möglichkeit, in unseren „Dschungel“<br />

zu gehen, d. h. in unseren Bewegungsraum,<br />

wo man hinter sich die Türen schließen kann,<br />

<strong>und</strong> wirklich intensiv mit einem Teil der<br />

Kinder arbeiten kann.“<br />

„Es ist sinnvoll, dass die Räume pünktlich<br />

eingerichtet sind, dass die Fachkräfte<br />

genügend Zeit für sich haben,<br />

um zu schauen, wo was ist, die ersten<br />

Pläne zu entwickeln, sich zu beschnuppern,<br />

dass alle Verträge im Computer schon fertig<br />

sind <strong>und</strong> so weiter. Der Verein hatte<br />

zwar einige Erfahrung in der Betreuung<br />

von Kindern unter drei Jahren aber was es<br />

heißt, als Träger eine Kinderkrippe zu leiten<br />

<strong>und</strong> zu führen, das ist doch noch mal etwas<br />

anderes. Am Anfang war es, ehrlich gesagt,<br />

etwas chaotisch, dessen ungeachtet haben<br />

wir – nicht zuletzt wegen der hervorragenden<br />

Qualifizierungsmaßnahme – schnell<br />

gelernt. Was mir sehr viel gebracht hätte,<br />

wenn es die Möglichkeit gegeben hätte,<br />

vorher wenigstens für ca. zwei Monate in<br />

einer Kinderkrippe zu hospitieren.“<br />

Tipp<br />

Unsere pädagogische Gr<strong>und</strong>haltung …<br />

„Wir wollen jedes einzelne Kind in seiner<br />

persönlichen Entwicklung unterstützen <strong>und</strong><br />

leiten. Unser Hauptziel ist, dass die Kinder<br />

sich in ihrer Gesamtheit entfalten können.<br />

Die Kinder sollen sich bei uns wohl fühlen.<br />

Wir wollen jedem einzelnen Kind Zeit geben,<br />

seine Bedürfnisse zu äußern, sich<br />

selbstständig zu bewegen <strong>und</strong> Kontakt zu<br />

anderen Kindern <strong>und</strong> Erwachsenen aufzunehmen.<br />

Und wir wollen uns Zeit nehmen,<br />

die Bedürfnisse der Kinder wahrzunehmen,<br />

das ist uns ein ganz, ganz wichtiger Punkt.<br />

Dafür ist eine größere Zeitspanne der<br />

Eingewöhnung bei uns vorgesehen.<br />

Wir bauen unterschiedliche Sinnesanregungen<br />

in den Tagesablauf ein. Die Kinder können<br />

ausprobieren <strong>und</strong> <strong>durch</strong> die Wiederholung<br />

neuer Lernerfahrungen Sicherheit<br />

gewinnen. Die Bezugsperson sollte für das<br />

Kind so etwas wie ein sicherer Hafen sein.<br />

Und da<strong>durch</strong>, dass wir zu Dritt sind, haben<br />

die Kinder die Möglichkeiten, sich diese Person,<br />

also diesen Hafen, selber auszusuchen.<br />

Uns ist es wichtig, dass der Rahmen des<br />

Tagesablaufs immer der gleiche ist. Die<br />

45


Sachausstattung<br />

Kinder können sich orientieren, sie wissen<br />

ganz genau, wann, wie <strong>und</strong> was läuft. Das<br />

gibt ihnen ein Sicherheitsgefühl. Wir können<br />

individuell auf die Kinder eingehen,<br />

d. h. mit dem Entwicklungsstand jedes Kindes<br />

wächst auch seine Selbstständigkeit in<br />

den Alltagshandlungen, z. B. beim Händewaschen,<br />

Anziehen, den Gang zur Toilette…“<br />

Welche Materialien setzen Sie denn<br />

bevorzugt ein?<br />

„Eigentlich wird alles eingesetzt. Wir möchten<br />

den Kindern im Alltagsgeschehen viele<br />

Variationen <strong>und</strong> verschiedenste Materialien<br />

bieten. Das reicht von Alltagsgegenständen,<br />

wie Besen, Eimer oder Töpfen, mit denen<br />

die größeren Kinder schon kleine Aufgaben,<br />

wie Hilfe beim Tischdecken oder Abräumen<br />

leisten können, bis zu besonderen Angeboten.<br />

Was uns sehr wichtig ist, ist das Erleben<br />

mit allen Sinnesorganen.<br />

Wir haben z. B. Fühldominos. Das sind Holzscheiben,<br />

die haben wir in einer Schreinerei<br />

machen lassen <strong>und</strong> mit unterschiedlichen<br />

Materialien bezogen. Die Kinder können<br />

barfuss darüber laufen oder mit den Händen<br />

fühlen.<br />

Wir haben außerdem unterschiedliche Rampen<br />

oder Plateaus mit unterschiedlichen<br />

Oberflächen, die man immer neu kombinieren<br />

kann, z. B. mit einem Spiegel darunter.<br />

Wir haben beobachtet, dass Kinder, wenn sie<br />

krabbeln, nach unten gucken <strong>und</strong> sie sich<br />

eigentlich ja nie in dieser Position betrachten<br />

können. Mit dieser kleinen Rampe erkennen<br />

sie sich ganz anders, sehen daneben mal<br />

andere Sachen, die oben an der Decke sind,<br />

die sie sonst gar nicht wahrnehmen können.“<br />

46<br />

Von Anfang an in Bewegung<br />

– Für die Kleinsten gibt es Materialien, die zum<br />

Greifen, Schaukeln, Drehen, Nachkrabbeln anregen.<br />

– Es gibt niedrige Podeste, schiefe Ebenen, Klettermöglichkeiten,<br />

Tunnel zum Durchkriechen,<br />

Hängematten, Schaukeln, Wippen etc.<br />

– Der Außenbereich ist so gestaltet, dass grobmotorische<br />

Aktivitäten (Springen, Balancieren,<br />

Dreiradfahren) möglich sind <strong>und</strong> kleine „Hindernisse“<br />

(Stufen, Mauern, Hügel, Baumstämme)<br />

die Geschicklichkeit herausfordern.<br />

– Die Sicherheit wird immer mitbedacht.<br />

So wird die Bewegungsentwicklung<br />

unterstützt<br />

– Es <strong>werden</strong> täglich gezielte Angebote zur motorischen<br />

Entwicklung gemacht.<br />

– Die Erzieherinnen unterstützen individuell die<br />

sich entwickelnden Fertigkeiten.<br />

– Kinder <strong>werden</strong> ermutigt, ungewohnte Bewegungsabläufe<br />

zu erproben.<br />

– Bei Unsicherheiten bieten die Erzieherinnen<br />

Hilfe <strong>und</strong> wiederholtes Einüben an.<br />

– Entwicklungsverläufe <strong>werden</strong> dokumentiert.<br />

Verzögerungen oder Auffälligkeiten <strong>werden</strong><br />

mit den Eltern besprochen. Beratungsmöglichkeiten<br />

<strong>werden</strong> vorgeschlagen.


Körperpflege<br />

Pflegehandlungen nehmen in der Kinderkrippe<br />

relativ viel Zeit ein …<br />

„Zunächst haben wir die Kinder zum Wickeln<br />

immer ins Bad geführt, indessen haben wir<br />

beobachtet, dass sich die <strong>Groß</strong>en sehr für<br />

das Wickeln interessieren. Inzwischen wickeln<br />

wir die Kinder auf einer Matte im Gruppenraum,<br />

wo die anderen Kinder zuschauen<br />

können. Sie können beobachten, z. B. was ist<br />

bei den anderen anders als bei mir? Sie können<br />

mithelfen <strong>und</strong> uns dabei beobachten,<br />

wie wir mit dem Kind umgehen.<br />

Wir achten jedoch genau darauf, dass die<br />

Situation immer so gestaltet wird, dass das<br />

„Wickelkind“ sich wohl fühlt. Die ganz<br />

Kleinen genießen es zudem, eine zeitlang<br />

ohne Windeln zu sein. Wir gestalten die<br />

Pflegesituationen sehr bewusst, denn sie<br />

gehören zu den Zeiten, in denen einem Kind<br />

die ganze Aufmerksamkeit gehört <strong>und</strong> die<br />

immer sprachlich begleitet wird.<br />

Wie überhaupt die sprachliche Begleitung<br />

des täglichen Tuns von Kindern, die ja ganz<br />

intensiv in der Sprachentwicklung sind, bei<br />

uns sehr sorgfältig beachtet wird.“<br />

Körperpflege ist mehr als Alltagsroutine<br />

– Die Entdeckung des eigenen Körpers <strong>und</strong><br />

die zunehmende Eigenständigkeit in der<br />

Körperkontrolle <strong>und</strong> Körperpflege tragen<br />

zur Entwicklung eines positiven Selbstbildes<br />

bei.<br />

– Während der Pflegehandlungen wird eine<br />

möglichst angenehme Atmosphäre geschaffen.<br />

– Die Aufmerksamkeit der Erzieherin ist<br />

ganz dem Kind zugewandt.<br />

– Sie erklärt dem Kind nicht nur die einzelnen<br />

Schritte ihres Tuns, sondern zeigt<br />

auch ihre Zuneigung in Mimik, Sprache<br />

<strong>und</strong> Körperkontakt.<br />

– Das Wickeln ist die Zeit zum Erzählen<br />

kleiner Geschichten, zum Singen oder für<br />

Sprachspiele mit Abzählreimen etc.<br />

– Zunehmend wird dem Kind mehr Selbstständigkeit<br />

bei An- <strong>und</strong> Ausziehen, Öffnen<br />

<strong>und</strong> Schließen der Wasserhähne, Händewaschen,<br />

Zähneputzen usw. eingeräumt.<br />

Frau Etschel, Vertreterin des Trägers<br />

„Mütterclub Hof e. V.“:<br />

„Der Mütterclub ist Träger der Kinderkrippe<br />

‚Zwergenparadies’, ein anerkannter Träger<br />

der freien Jugendhilfe. Ich habe Politik <strong>und</strong><br />

Volkswirtschaft studiert, habe dann im<br />

öffentlichen Dienst gearbeitet im Bereich<br />

Finanzen, was mir jetzt eben auch zu Gute<br />

kommt im Hinblick auf die Verhandlungen<br />

mit kommunalen <strong>und</strong> auch mit den staatlichen<br />

Stellen. Ich war zwei Jahre 1. Vorsitzende<br />

des Trägervereins Familienzentrum<br />

Mütterclub <strong>und</strong> insgesamt sechs Jahre im<br />

Vorstand.<br />

Wir haben im letzten Jahr die Kinderkrippe<br />

aufgebaut. Ich möchte das weiter begleiten,<br />

um die Sache richtig auf feste Füße zu stellen.<br />

Wir arbeiten alle ehrenamtlich, wir sind<br />

nicht angestellt <strong>und</strong> einige von uns arbeiten<br />

noch, <strong>und</strong> da musste man schon sehen,<br />

dass man alles schafft.“<br />

Neue Entwicklungen<br />

Der Mütterclub entschied sich zur Übergabe<br />

der Kinderkrippe an einen größeren<br />

Träger, die Stiftung Marienberg. Die Krippe<br />

wird 2006 in eine größere Einrichtung<br />

umziehen, in der dann die Kinderkrippe<br />

zusammen mit einem Kindergarten, einem<br />

Hort <strong>und</strong> Beratungsstellen r<strong>und</strong> um die<br />

47<br />

Trägerstruktur<br />

ehrenamtliche<br />

Arbeit


Bedarf an<br />

Krippenplätzen<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Familie untergebracht sein wird. Der neue<br />

Träger räumt der Leiterin der Kinderkrippe<br />

bei den aktuellen Umbauten großes Mitspracherecht<br />

ein.<br />

Sie waren sicher, dass der Bedarf für eine<br />

Kinderkrippe da war?<br />

„Wir hatten eigentlich immer lange Wartelisten<br />

<strong>und</strong> konnten uns auch nicht vorstellen,<br />

dass es in einer Stadt mit doch immerhin<br />

über 50.000 Einwohnern nicht eine Kinderkrippe<br />

geben sollte. Ich denke, wenn das<br />

Modellprojekt nicht gekommen wäre, dann<br />

wäre das wahrscheinlich in der Schwebe<br />

geblieben. So ging es wirklich in die konkrete<br />

Phase.“<br />

Und wie wurde das Projekt in die<br />

Gemeinde eingeführt?<br />

„Wir haben eine sehr große Pressekonferenz<br />

gemacht, die die Stadt einberufen hat.<br />

Im Rathausfestsaal hatten wir jede Menge<br />

Medienvertreter, verschiedene Radiosender,<br />

verschiedene Fernsehsender <strong>und</strong> alle<br />

möglichen Zeitungen waren da. Das hat<br />

einen sehr großen Wirbel verursacht <strong>und</strong><br />

anschließend ging es eigentlich erst so richtig<br />

los, die Telefone sind heiß gelaufen.“<br />

Neue Entwicklungen<br />

Die Stadt Hof hat sich entschieden, auf<br />

Gr<strong>und</strong> der guten Erfahrungen mit dem<br />

„Zwergenparadies“ im Rahmen der „Initiative<br />

Kinderkrippen in Bayern“ ihre Krippenplätze<br />

auf 38 zu erhöhen.<br />

48<br />

Wie wurde denn das Kinderkrippenangebot<br />

von den Eltern angenommen?<br />

„Sehr gut. Das einzige Problem, das wir<br />

immer noch haben, ist, dass einfach viele<br />

junge Familien nach außerhalb in den<br />

Landkreis ziehen. Hof ist kreisfrei, <strong>und</strong> wir<br />

dürfen keine Kinder aus dem Umland mehr<br />

nehmen, weil wir für diese Kinder keinen<br />

Kommunalzuschuss bekommen <strong>und</strong> die<br />

Gemeinden, aus denen die Kinder kommen,<br />

nicht mitfinanzieren.“<br />

Gesetzliche Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Wenn Kinder aus umliegenden<br />

Gemeinden eine Kinderkrippe<br />

besuchen …<br />

… spricht man von „Gastkindern“. Die<br />

Gewährung einer staatlichen Förderung<br />

setzt stets die Zahlung eines kommunalen<br />

Anteils voraus. Kommen Kinder<br />

aus unterschiedlichen Gemeinden<br />

im Einzugsbereich, ist jede Kommune<br />

aufgefordert, ihren „Gastkindbeitrag“<br />

an die Kinderkrippe zu entrichten. Aufgr<strong>und</strong><br />

der im Projektzeitraum bestehenden<br />

Empfehlungen sahen sich einige<br />

Gemeinden hierzu nicht in der Verantwortung.<br />

Zwischenzeitlich wurde eine<br />

gesetzliche Regelung getroffen. Nach<br />

§ 23 BayKiBiG ist die Gemeinde dann<br />

zur Zahlung eines „Gastkindbeitrages“<br />

verpflichtet, wenn sie bei festgestelltem<br />

Bedarf keinen vergleichbaren freien<br />

Platz anbieten kann. Vergleichbar ist jedoch<br />

hierbei nicht nur ein Platz in einer Kinderkrippe,<br />

sondern unter Umständen auch<br />

in einer altersgemischten Einrichtung <strong>und</strong> in<br />

Tagespflege.<br />

Nach dem BayKiBiG wurden für alle Tageseinrichtungen<br />

für Kinder ein einheitlicher<br />

rechtlicher Rahmen sowie die kindbezogene<br />

Förderung eingeführt. Die Art der Einrichtung<br />

ist für die Förderung nicht länger entscheidend.<br />

Ausschlaggebend für die Höhe der Förderung<br />

ist der individuelle Förderbedarf der<br />

Kinder, der rechnerisch aufgr<strong>und</strong> eines Gewichtungs-<br />

<strong>und</strong> eines Buchungsfaktors in<br />

die Berechnung einfließt. Die Aufnahme von<br />

Kindern unterschiedlicher Altersgruppen ist<br />

somit problemlos möglich, d. h. es ist bei<br />

entsprechenden Rahmenbedingungen, wie<br />

Konzeption, Gruppenstärke, Raum- <strong>und</strong> Personalausstattung,<br />

denkbar, den Kindergarten<br />

auch für Kinder unter drei Jahren zu öffnen.<br />

Gastkinderregelung


Betreuungsangebote für Kinder unter drei Jahren – ein Plus<br />

für die Gemeinde als Wirtschaftsstandort: Die Kinderkrippe<br />

„St. Vinzenz von Paul“ in Kleinostheim<br />

Träger:<br />

Haus St. Vinzenz von Paul GmbH<br />

Soziale Dienste Kleinostheim, Klaus Jakob<br />

Leiterin der Kinderkrippe:<br />

Andrea Aulbach (seit März 2005 im Mutterschutz<br />

bzw. in Elternzeit)<br />

Nadja Trapp (seit März 2005)<br />

Personal:<br />

Erzieherin (25 Std.); Erzieherin (19,25 Std.);<br />

Kinderpflegerin (25 Std.) Kinderpflegerin (19,25)<br />

Std.), Springkraft bei Bedarf<br />

Eröffnung der Kinderkrippe: 19. August 2002<br />

Öffnungszeiten: 7.15 Uhr–17.00 Uhr<br />

Anzahl Kinder: 28<br />

Kinder auf der Warteliste: 52<br />

Überwiegende Betreuungsst<strong>und</strong>en:<br />

7.00 Uhr bis 16.30 Uhr<br />

Höhe der Elternbeiträge: 45,00–75,00 € (ab 5,5 Std.)<br />

Initiatorin der Neugründung dieser Kinderkrippe<br />

war die Gemeinde Kleinostheim, nicht zuletzt<br />

wegen der Nachfrage von örtlichen Firmen nach<br />

Kinderbetreuungsmöglichkeiten für ihre Mitarbeiterinnen<br />

<strong>und</strong> Mitarbeiter. Die Argumentation<br />

der Firmen lautete, dass sie qualifizierte junge<br />

Mütter möglichst schnell wieder an ihre Arbeitsplätze<br />

zurückholen möchten.<br />

Als das Modellprojekt bekannt wurde <strong>und</strong> die<br />

Unternehmen weiterhin Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen<br />

meldeten, setzte die Gemeinde<br />

sehr schnell den politischen Prozess in Gang.<br />

Die Kommune wollte zunächst die Trägerschaft<br />

der Krippe selbst übernehmen.<br />

Doch nach guten Erfahrungen bei der Altenhilfe<br />

wurde die Verantwortung der GmbH „Seniorenzentrum<br />

Kleinostheim“ übertragen, die daraufhin<br />

ihren GmbH-Vertrag in „Soziale Dienste<br />

Kleinostheim“ änderte. Kinderkrippe, Schülerbetreuung<br />

<strong>und</strong> Altenhilfe sind nun in einer<br />

Organisationsstruktur vereint. Die Kinderkrippe<br />

arbeitet als eigenständige Einrichtung, nutzt<br />

aber den Verwaltungsbereich des Trägers – eine<br />

erhebliche Entlastung für die pädagogischen<br />

Fachkräfte.<br />

49


Trägerstruktur<br />

Vorbereitende<br />

Arbeiten<br />

Finanzierung<br />

Klaus Jakob ist Geschäftsführer der Sankt<br />

Vinzenz von Paul GmbH, Soziale Dienste<br />

Kleinostheim. Es handelt sich um eine örtliche<br />

GmbH mit drei Gesellschaftern, bestehend<br />

aus der Gemeinde Kleinostheim, dem<br />

Johanneszweigverein für die katholische<br />

Kirche <strong>und</strong> dem Diakonieverein für die<br />

evangelische Kirche. Die Kinderkrippe ist im<br />

Rahmen der Kinder- <strong>und</strong> Jugendhilfe neben<br />

der Ganztagsbetreuung für die Hauptschüler<br />

in die Trägerkonstruktion, die von der<br />

Altenhilfe herrührt, eingeb<strong>und</strong>en.<br />

Herr Jakob berichtet:<br />

Die vorhandene Organisationsstruktur war<br />

ein großer Vorteil<br />

„Räumlichkeiten – eine ehemalige Wohnung<br />

mit 120 m2 – waren vorhanden, allerdings<br />

nur in unrenoviertem Zustand. Wir<br />

haben unsere Mitarbeiter eingestellt, das<br />

ging relativ rasch, bedingt <strong>durch</strong> unsere<br />

GmbH-Struktur, <strong>und</strong> dann haben wir zusammen<br />

angefangen – buchstäblich bei Null.<br />

Die Einrichtung der Kinderkrippe hat die<br />

Leiterin sehr engagiert <strong>und</strong> weitestgehend<br />

in Eigenregie gemacht, oder wir waren<br />

zusammen beim Einkaufen. Die Gemeinde<br />

als Vermieter hat parallel dazu die Räumlichkeiten<br />

instand gesetzt <strong>und</strong> bezugsfertig<br />

gemacht. Wir haben alle zusammen angepackt.<br />

Die vorhandene Organisationsstruktur<br />

der GmbH konnten wir für die Kinderkrippe<br />

nutzen. Das war ein großer Vorteil“<br />

Die Finanzierung – zukünftig auch <strong>durch</strong><br />

Spenden <strong>und</strong> Sponsoring?<br />

„Nach dem jetzigen Wirtschaftsplan tragen<br />

wir uns selbst, zumindest bzw. ganz sicher für<br />

die Zeit der Modellphase <strong>durch</strong> die Sachkostenförderung<br />

<strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> der Elternbeiträge<br />

<strong>und</strong> des kommunalen Zuschusses. Wir<br />

sind als gemeinnützige Einrichtung auch im<br />

Bereich der Altenhilfe auf zusätzliche Mittel in<br />

Form von Sponsoring oder Spendenaktionen<br />

angewiesen. Das <strong>werden</strong> wir im Bereich der<br />

Kinderkrippe genauso nutzen wollen <strong>und</strong> hoffen<br />

dabei auf die ortsansässigen Firmen.<br />

Nach Rücksprache mit unserer Wirtschaftsprüferin<br />

gibt es da verschiedene Vorgehensweisen.<br />

Wir haben festgestellt, dass jeder Einzelfall<br />

genau geprüft <strong>werden</strong> muss.“<br />

Wirtschaftlichkeit ist nicht das oberste<br />

Gebot<br />

„Es war uns von Anfang an klar, dass die<br />

Kinderkrippe nicht nur unter wirtschaftlichen<br />

Gesichtspunkten funktionieren muss. Wir<br />

50<br />

haben Qualitätsvorstellungen <strong>und</strong> Qualitätsansprüche.<br />

Bereits bei den ersten Gesprächen<br />

haben wir den Eltern klar gemacht, dass<br />

wir bei der Personalbestellung bewusst von<br />

den Krippenrichtlinien abweichen. Wenn wir<br />

dem Bedarf der Eltern, der sich sehr schnell<br />

bei uns als Öffnungszeiten von 10 St<strong>und</strong>en<br />

täglich herausstellte, gerecht <strong>werden</strong> wollen,<br />

können wir mit dem Personal-Kind-Schlüssel<br />

22 1:6 nicht arbeiten. Um den Eltern ein<br />

wirklich seriöses Angebot machen zu können,<br />

sind die Krippengebühren höher als Kindergartengebühren.<br />

Ich habe großen Wert<br />

darauf gelegt, den Eltern zu begründen,<br />

warum das so ist. Die Eltern sind für diese<br />

Überlegung sehr aufgeschlossen, denn jeder<br />

will, dass sein Kind bestmöglich betreut<br />

wird.“<br />

Die Arbeit des Fachpersonals<br />

wertschätzen<br />

„Ich muss zugeben, dass ich die Anforderungen<br />

an das Personal in der Anfangsphase<br />

manchmal unterschätzt habe. Die<br />

Anforderungen sind hoch, <strong>und</strong> sicherlich<br />

haben wir zu Beginn unseren hohen Anspruch<br />

nicht zu jeder Zeit erfüllen können.<br />

Man muss sich am Anfang immer erst finden.<br />

Eltern, Kinder, Personal – alle brauchen<br />

eine gewisse Eingewöhnungszeit. Durch<br />

hohes Engagement konnten wir doch ganz<br />

viele Defizite ausgleichen, <strong>und</strong> wir <strong>werden</strong><br />

ein optimales Niveau erreichen, die Konzeption<br />

anzupassen <strong>und</strong> die Qualitätssicherung<br />

weiterzuentwickeln. Die Zusammenarbeit<br />

mit dem Personal ist vollkommen unproblematisch.<br />

Die Leiterin, Frau Aulbach <strong>und</strong> ich<br />

haben regelmäßigen Kontakt, <strong>und</strong> ich versuche<br />

immer wieder, an den Dienstgesprächen<br />

des Personals, die jeden Montag stattfinden,<br />

teilzunehmen.“<br />

22 Vgl.: Vom „Personal-Kind-Schlüssel“ zum „Anstellungsschlüssel“,<br />

S. 40<br />

Personalplanung<br />

Qualitätssicherung


Trägerverantwortung<br />

Als Ansprechpartner zur Verfügung stehen<br />

„Ich habe nicht nur den Kindern <strong>und</strong> Eltern<br />

gegenüber eine hohe Verantwortung sondern<br />

auch meinen Gesellschaftern gegenüber,<br />

die ja erwarten, dass wir ihre Zielsetzungen<br />

angemessen umsetzen. Wir haben<br />

sehr hohe Qualitätsvorstellungen, die weit<br />

über das übliche Maß hinausgehen.<br />

Ferner sind die Mitarbeiter im GmbH-Vertrag<br />

verankert <strong>und</strong> haben einen sehr hohen<br />

Stellenwert, d. h. da kümmere ich mich ebenfalls<br />

um alles. Ich bin da, <strong>und</strong> es kann jeder zu<br />

mir kommen <strong>und</strong> mit mir sprechen <strong>und</strong> die<br />

Eltern kennen mich ebenso. Die Zufriedenheit<br />

der Eltern schätze ich relativ hoch ein <strong>und</strong><br />

zwar vom ersten Tage an. Bisher habe ich<br />

noch keinerlei negative Rückmeldungen von<br />

Eltern <strong>und</strong> nach allem was ich von den Mitarbeiterinnen<br />

höre, gehe ich von einer relativ<br />

hohen Zufriedenheit der Eltern aus.“<br />

„Kolleginnen, die in einer neu gegründeten<br />

Kinderkrippe arbeiten, sollen sich<br />

Zeit lassen mit der ganzen Entwicklung<br />

<strong>und</strong> nicht glauben, dass sie innerhalb<br />

von zwei Wochen mit allem fertig sein<br />

sollen oder müssen, mit der Konzeption, mit<br />

allen Vorstellungen, mit dem festen Tagesablauf,<br />

mit einer perfekten Einrichtung – das<br />

geht einfach nicht. Außerdem sollten sie für<br />

Weiterentwicklung offen sein <strong>und</strong> Neues<br />

ausprobieren – am Anfang hat man die besten<br />

Möglichkeiten.<br />

Nicht zu viel am Anfang gilt ebenfalls für die<br />

Einrichtung. Wir hatten viele Möbel, die uns<br />

der Kindergarten zur Verfügung gestellt<br />

hatte. Aber dann haben wir gemerkt, dass<br />

wir viel zu viele Möbel hatten, unsere Kinder<br />

brauchen Freiraum. Wir hatten uns zunächst<br />

an den Kindergarten angelehnt mit Malecke,<br />

Kuschelecke, Leseecke usw. Das haben wir<br />

nach <strong>und</strong> nach verändert <strong>und</strong> rausgeschmissen,<br />

was wir nicht brauchen – die<br />

Qualifizierungen führen natürlich auch zu<br />

solchen Veränderungen.“<br />

Tipp<br />

Die Leitung der Kinderkrippe in Kleinostheim<br />

hat Frau Andrea Aulbach übernommen.<br />

Berufliche Erfahrungen mit Kindern unter<br />

drei Jahren brachte sie <strong>durch</strong> ihre Arbeit in<br />

einer altersgemischten Gruppe, in der Kinder<br />

von 8 Wochen bis sechs Jahren betreut wurden,<br />

mit. Sie reizte die Aufgabe mit Kleinstkindern<br />

zu arbeiten, etwas Neues aufzubauen,<br />

„die eigene Handschrift zu hinterlassen“,<br />

wie sie sagt.<br />

Die wichtigste Erkenntnis aus der<br />

Anfangszeit: Eine Mindestbuchungszeit<br />

von 20 St<strong>und</strong>en ist sinnvoll<br />

„Wir hatten die Krippe ruck zuck voll, aber<br />

nicht nur mit Ganztageskindern, sondern<br />

mit zu vielen St<strong>und</strong>enbelegungen am Vormittag<br />

<strong>und</strong> am Nachmittag. Den Vorgaben<br />

des Projektes entsprechend, wollten wir den<br />

Eltern größtmögliche Flexibilität ermöglichen.<br />

Wir haben jedoch gemerkt, dass diese kurzen<br />

Betreuungszeiten aus pädagogischer<br />

Sicht nicht sinnvoll sind. Deshalb haben wir<br />

auf 20 St<strong>und</strong>en Mindestbuchungszeit gesteigert,<br />

d. h. für jedes Kind müssen mindestens<br />

20 St<strong>und</strong>en in der Woche gebucht<br />

<strong>werden</strong>. Diese Lösung ist für die Kinder <strong>und</strong><br />

für uns viel besser; das Kind gewöhnt sich<br />

besser ein, <strong>und</strong> wir lernen jedes Kind gut<br />

kennen <strong>und</strong> können so besser auf seine<br />

Bedürfnisse eingehen. Außerdem passt die<br />

51<br />

Buchungszeiten <br />

Pädagogische<br />

Qualität


Einbindung<br />

der Eltern<br />

Qualitätssicherung<br />

kurze Anwesenheit von vielen Kindern nicht<br />

mit den Zielen des <strong>Bildung</strong>s- <strong>und</strong> Erziehungsplans<br />

zusammen.<br />

Was mir am Anfang ebenfalls nicht so bewusst<br />

war, war, dass je mehr Kinder da sind,<br />

desto mehr Elternarbeit mit allem Drum <strong>und</strong><br />

Dran ist zu leisten. Wobei die Eltern wirklich<br />

super sind, besser hätten wir es nicht treffen<br />

können. Die sind voll dabei, haben ein<br />

offenes Ohr <strong>und</strong> engagieren sich, wo es nur<br />

geht.“<br />

Den Kindern geht es dann gut, wenn wir<br />

mit den Eltern zusammenarbeiten<br />

„Das Thema Elternarbeit war schon früher<br />

ein Schwerpunkt für mich. Allerdings finde<br />

ich, dass das passendere Wort ‚Familienarbeit’<br />

wäre. Bei der Eingewöhnung achten<br />

wir darauf, dass auch die Eltern richtig in<br />

der Kinderkrippe „ankommen“, <strong>und</strong> die<br />

Eltern sollen merken, dass wir sie schätzen.<br />

Wir wollten eigentlich für Mutter- <strong>und</strong> Vatertag<br />

einen Nachmittagskaffee für die Eltern<br />

machen, hatten das allerdings schon an Ostern,<br />

<strong>und</strong> so haben wir uns gedacht, wir<br />

schenken den Eltern einen kinderfreien Vormittag,<br />

d. h. an einem bestimmten Samstag<br />

dürfen die Eltern ihre Kinder von 9 bis 12.00<br />

Uhr mit den Geschwisterkindern bis 10 Jahre<br />

zu uns bringen. Wir gehen mit den Kindern in<br />

die Turnhalle <strong>und</strong> spielen mit ihnen, <strong>und</strong> die<br />

Eltern haben diese drei St<strong>und</strong>en zur freien<br />

Verfügung, sozusagen zur Beziehungspflege.“<br />

Das zeichnet eine gute Kinderkrippe aus<br />

„Eine Krippe, die sich nach außen hin öffnet,<br />

für jedermann zugänglich ist, ihre Arbeit darstellt,<br />

gutes, für die Krippe geeignetes, engagiertes,<br />

offenes Personal hat. Ich denke, Offenheit<br />

<strong>und</strong> Ehrlichkeit sind das Wichtigste.“<br />

52<br />

Ruhen <strong>und</strong> Schlafen in der Kinderkrippe;<br />

Erfahrungen aus der Kinderkrippe<br />

St. Vinzenz von Paul in Kleinostheim<br />

In den ersten drei Lebensjahren sind die<br />

Schlafbedürfnisse der Kinder sehr unterschiedlich.<br />

Wie stellen Sie sicher, dass Kinder<br />

nicht nur Mittagsschlaf halten können,<br />

sondern sich auch im Tagesverlauf entspannen<br />

<strong>und</strong> ruhen können?<br />

„Wir haben einen zweiten Aktivitätenraum,<br />

den wir immer wieder umgestalten. Darin<br />

liegen auch Matten <strong>und</strong> Kissen, die als<br />

Kuschelecke genutzt <strong>werden</strong>, <strong>und</strong> es stehen<br />

auch zwei Betten darin.<br />

Manche Kinder schlafen ja doch noch vormittags,<br />

die müssen nicht allein in den großen<br />

Schlafraum, sondern dürfen sich auch<br />

da ausruhen, weil sie näher am Geschehen<br />

sein möchten. Der Schlafraum ist immer<br />

offen für die, die sich ausruhen oder etwas<br />

Stilleres spielen wollen, z. B. in einer Höhle,<br />

die sie sich aus Matratzen bauen.“<br />

Wie haben Sie den Schlafraum<br />

gestaltet?<br />

„Hellblau mit einer Leuchtsternenborte <strong>und</strong><br />

mit zwei Hochbetten, in denen unsere<br />

„<strong>Groß</strong>en“ gerne schlafen, mit flachen Bettgestellen,<br />

die nur 20 cm über dem Boden<br />

sind <strong>und</strong> mit drei Reisebetten. Ein reines<br />

Matratzenlager wollten wir nicht.“<br />

Pädagogik<br />

in der<br />

Kinderkrippe<br />

Raumgestaltung<br />

Sachausstattung


Pädagogik<br />

in der<br />

Kinderkrippe<br />

Weiterhin gibt es die Reisebetten, wozu<br />

<strong>werden</strong> die gebraucht?<br />

„Die können wir aufstellen, wo wir sie brauchen.<br />

Wenn wir viele <strong>Groß</strong>e haben, brauchen<br />

wir sie gar nicht <strong>und</strong> können sie wegstellen.“<br />

Wie ist das Ritual nach dem Mittagessen?<br />

„Die Kinder waschen sich mit dem Waschlappen,<br />

<strong>und</strong> bei Bedarf waschen wir noch<br />

einmal nach. Die Kinder, die halbtags da<br />

sind, die schlafen ja nicht, die gehen in den<br />

Gruppenraum <strong>und</strong> die, die schlafen, gehen<br />

in den Schlafraum. Wir achten darauf, dass<br />

alle ihre Schnuffeltücher, Schnuller <strong>und</strong><br />

Kuscheltiere mitnehmen. Bei uns ist das ein<br />

Ritual, dass wir zu jedem Kind hingehen, es<br />

schön zudecken, noch mal streicheln <strong>und</strong><br />

„Gute Nacht“ sagen, <strong>und</strong> da warten auch<br />

alle drauf.“<br />

Haben die Kinder nicht ganz unterschiedliche<br />

Schlafrituale?<br />

„Ja, manche Kinder brauchen es, dass man<br />

bei ihnen stehen bleibt <strong>und</strong> andere möchten<br />

ihre Ruhe haben, manche haben ein Stillkissen23<br />

, auf das sie ihr Köpfchen betten, andere<br />

haben ihren eigenen Schlafsack, grad so,<br />

wie sie es von daheim gewohnt sind, das<br />

wird bei uns beibehalten.“<br />

Machen Sie die Vorhänge zu?<br />

„Ja, aber wir lassen ein paar Rillen im Rollo<br />

auf, es ist nicht ganz dunkel.<br />

Manche Kinder schlafen nur, wenn es ganz<br />

hell ist, <strong>und</strong> die dürfen deshalb im anderen<br />

Raum schlafen, da ist natürlich auch jemand<br />

dabei. Wir bleiben eine viertel bis halbe<br />

23 Stillkissen sind lange, schlauchförmige Kissen, die sich sehr<br />

variabel formen lassen.<br />

St<strong>und</strong>e auf jeden Fall mit im Schlafraum.<br />

Wir lassen die Tür einen Spalt offen. Wenn<br />

die Kinder gegen 12.30 Uhr ins Bett gehen,<br />

schlafen sie bis ca. 14.30 Uhr. Aber da gibt<br />

es natürlich auch Unterschiede. Wir benutzen<br />

ein Babyphon.“<br />

Und wie ist das Aufwachen?<br />

„Die meisten brabbeln vor sich hin oder<br />

fangen an, aktiv zu <strong>werden</strong>, <strong>und</strong> dann<br />

schauen wir nach.“<br />

Gibt es auch die Möglichkeit, dass Kinder<br />

selbstständig aufstehen?<br />

„Ja, das ist ganz unterschiedlich. Viele<br />

schlafen ohne Windel <strong>und</strong> gehen auf die<br />

Toilette. Es gibt natürlich auch Kinder, die<br />

weinen im Aufwachen. Da muss man<br />

schnell im Schlafraum sein, damit die anderen<br />

nicht aufwachen. Wobei ich sagen<br />

muss, unsere Kinder haben echt einen<br />

guten Schlaf, die wachen nicht gleich mit<br />

dem ersten Laut auf.“<br />

53


54<br />

Leben in der Kinderkrippe<br />

Eine Mutter befürchtete, dass es mit dem Schlafen<br />

bei uns sehr schwierig <strong>werden</strong> würde.<br />

Daheim, erzählte sie, lege sie sich neben das Kind<br />

<strong>und</strong> tue so, als ob sie schlafe, nur dann könne ihr<br />

Kind einschlafen. Tatsächlich konnte das Kind in<br />

dem stillen, abgedunkelten Schlafraum nicht zur<br />

Ruhe kommen <strong>und</strong> hat heftig geweint. Wir haben<br />

es deshalb in der ersten Zeit im Gruppenraum in<br />

den Buggy gelegt. Obwohl es dort hell <strong>und</strong> laut<br />

ist, ist es sofort eingeschlafen. Nach ungefähr<br />

zwei Wochen ist das Kind mit in den Schlafraum<br />

gegangen <strong>und</strong> hat zugesehen, wie die anderen<br />

Kinder ins Bett gehen. „Möchtest du da auch<br />

schlafen?“ haben wir nach ein paar Tagen gefragt.<br />

„Ja, ja“, war die Antwort. Wir haben dem Kind ein<br />

Stillkissen gegeben <strong>und</strong> eine Art Nest daraus<br />

geformt, in das es sich hineinkuscheln kann.<br />

Seitdem schläft es in einem Raum zusammen mit<br />

einem anderen Kind, das auch immer im Hellen<br />

schläft. Und das klappt inzwischen total gut.


Familienfre<strong>und</strong>lichkeit als Element unternehmerischer Tradition <strong>und</strong><br />

Zukunftsplanung: Die Kindertagesstätten „Grete Schickedanz e. V.“<br />

in Fürth<br />

Träger:<br />

Kindertagesstätten „Grete Schickedanz e. V.“<br />

Gerhard Koslowski<br />

Leiterin der Kinderkrippe:<br />

Petra Memmert<br />

Personal:<br />

2 Erzieherinnen (37,5 Std.),<br />

Springerin zu Kernzeiten (ca. 20 St<strong>und</strong>en)<br />

Eröffnung der Kinderkrippe: 11. Juni 2002<br />

Öffnungszeiten: 7.30 Uhr–16.00 Uhr (Mo <strong>und</strong> Fr)<br />

7.30 Uhr–16.30 Uhr (Die/Mi/Do)<br />

Anzahl der aufgenommenen Kinder: 12<br />

Kinder auf der Warteliste: 25<br />

Überwiegender Bedarf an Betreuungsst<strong>und</strong>en:<br />

7-8 Std.<br />

Altersspanne: 6 Monate bis 3 Jahre<br />

Höhe der Elternbeiträge: 155,00 € (ab 4 Std.) bis<br />

230,00 € (mehr als 7 Std.)<br />

Die im Rahmen des Projektes „Initiative Kinderkrippen<br />

in Bayern“ neu gegründete Kinderkrippe<br />

gehört zu den Kindertagesstätten „Grete<br />

Schickedanz e. V.“. Sie arbeitet jedoch weitgehend<br />

selbstständig. Die finanzielle Unterstützung<br />

der Kindergärten <strong>und</strong> Horte hat in der<br />

Firmengeschichte eine lange Tradition.<br />

Herr Koslowski ist als Trägervertreter auch für die<br />

Kinderkrippe zuständig. Im Versandbereich ist er<br />

für Personalthemen <strong>und</strong> Systemfragen verantwortlich.<br />

Was war Ihr Anliegen, als Sie begannen,<br />

sich für die „Initiative Kinderkrippen in Bayern“<br />

zu engagieren?<br />

„Die Kindertagesstätten sind sozusagen mein<br />

Hobby. Unsere Kindertagesstätten sind als<br />

Verein organisiert. Vor ein paar Jahren habe ich<br />

mich entschieden, mitzuarbeiten. Ich finde es<br />

wichtig, dass ein Personalfachmann dabei ist,<br />

der auch von Kosten etwas versteht, ebenso wie<br />

ein Betriebsrat, damit zudem die Mitbestimmungsseite<br />

abgedeckt ist. Als das Modellprojekt<br />

kam, passte das sehr gut zu unserem Konzept.<br />

55


Firmenphilosophie<br />

Vorbereitende<br />

Arbeiten<br />

Personalplanung<br />

Es gehörte zur Philosophie unserer Gründerin<br />

– Frau Grete Schickedanz – Familien,<br />

Mütter <strong>und</strong> Kinder zu unterstützen.<br />

Wir haben in der Vergangenheit u. a. versucht,<br />

den Müttern, wenn es möglich war,<br />

einen Teleheimarbeitsplatz anzubieten, so<br />

dass sie wenigstens noch Teilzeit weiter<br />

arbeiten konnten <strong>und</strong> den Kontakt zum<br />

Unternehmen nicht verloren haben. Denn,<br />

wenn eine Mutter drei Jahre aus dem Job<br />

ist, da müssen wir uns nichts vormachen,<br />

hat sie den Kontakt verloren <strong>und</strong> fängt mit<br />

ihrer Karriere von vorne an.<br />

Wir denken weiterhin an allein erziehende<br />

Mütter, die vom Sozialamt abhängig <strong>werden</strong>,<br />

wenn sie den Kontakt zum Arbeitsmarkt<br />

verlieren. Hinzu kommt, dass wir spätestens<br />

ab 2010 versuchen müssen, Mitarbeiterinnen<br />

<strong>und</strong> Mitarbeiter im Job zu halten.<br />

Also muss es ein Angebot geben für<br />

Krippenplätze, Kindergartenplätze <strong>und</strong> für<br />

Hortplätze. Wir haben ja auch Mitarbeiter<br />

<strong>und</strong> Mitarbeiterinnen, die eben gerade so<br />

viel verdienen, dass sie über die R<strong>und</strong>en<br />

kommen. Wir brauchen Lösungen für Menschen,<br />

die nicht so betucht sind.“<br />

Wie sind Sie in das Projekt<br />

eingestiegen?<br />

„Da hatten wir eine sehr gute Unterstützung<br />

vom Jugendamt <strong>und</strong> von der Regierung<br />

Mittelfranken. Wir wurden sehr gut beraten,<br />

d. h. wir haben eigentlich gemeinsam gelernt,<br />

wie die Einrichtung gestaltet <strong>werden</strong><br />

muss, welche Spielgegenstände sinnvoll<br />

sind <strong>und</strong> welche pädagogische Richtung<br />

zielführend ist. Und wir haben eine Menge<br />

gelernt, obendrein hatten wir eine Menge<br />

Spaß.<br />

Hinsichtlich unseres pädagogischen Konzepts<br />

versuchen wir die pädagogischen Gr<strong>und</strong>sätze<br />

von Maria Montessori umzusetzen, weil ich<br />

diesbezüglich schon einiges gesehen <strong>und</strong> miterlebt<br />

habe.“<br />

Was waren Ihre Visionen für die Betreuung<br />

der Jüngsten?<br />

„Ich hatte von Anfang an das Ziel, dass die<br />

Kinder nicht „aufbewahrt“, sondern gefördert<br />

<strong>werden</strong> sollen. Das hat uns dazu genötigt,<br />

eine dritte Kraft sofort mit dazu zu nehmen.<br />

Ich glaube nicht, dass wir gut beraten<br />

sind, wenn wir mit einem Mindest-Personalschlüssel<br />

arbeiten.“<br />

56<br />

Da sind wir gleich beim Finanzierungskonzept<br />

…<br />

„Die Förderrichtlinien sind eigentlich in<br />

Ordnung, trotzdem reichen die Gelder bei<br />

Weitem nicht aus, wenn es um die Neugründung<br />

geht. Allein was an Investitionen<br />

in das Gebäude, in die Außenanlagen notwendig<br />

war <strong>und</strong> weiter ist, ebenso fällt bei<br />

den Investitionen in Sachmittel einiges an.<br />

Kindergärten, Horte <strong>und</strong> Kinderkrippen <strong>werden</strong><br />

dabei immer ein Zuschussgeschäft bleiben.<br />

Wir wirtschaften deshalb vernünftig,<br />

<strong>und</strong> halten die Kosten in den Grenzen, die<br />

uns gesetzt sind, gleichwohl bekommen wir<br />

bei Bedarf auch eine ordentliche finanzielle<br />

Unterstützung.“<br />

„Allen, die sich in diesem Bereich<br />

engagieren wollen, würde ich sagen:<br />

Rechnet erst mal ordentlich, schaut<br />

nach Geldquellen, nach Sponsoren,<br />

sorgt dafür, dass der Mix an<br />

Mitarbeitern stimmt. Und natürlich ist da<br />

zusätzlich der soziale Aspekt, dass man<br />

eben auch diejenigen unterstützt, die sich<br />

nicht so teure Plätze leisten können. Und<br />

jeder, der sich auf Investitionen für die<br />

Zukunft einlässt, muss wissen, dass man<br />

erst investieren muss, bevor man zum<br />

Schluss etwas bekommt.“<br />

Tipp<br />

Sie haben die Montessori-Pädagogik angesprochen,<br />

die ja eigentlich nicht für den<br />

Kleinstkindbereich entwickelt wurde. Wir<br />

haben in dieser Initiative eine Krippe in<br />

Passau, die speziell nach Montessori<br />

arbeitet …<br />

„Es ist schon vereinbart, dass unsere Fachkräfte<br />

da hinfahren. Wir <strong>werden</strong> uns weiterhin<br />

um Supervision bemühen, weil man ja<br />

erst einmal die Philosophie eines solchen<br />

Konzepts erarbeiten muss, denn die Bedürfnisse<br />

der Kinder unter drei Jahren sind<br />

andere als die der Drei- bis Sechsjährigen.<br />

Wenn wir investieren, dann sollte zum<br />

Schluss auch was Gutes rauskommen.“<br />

Wie wurde denn die Sachausstattung<br />

festgelegt?<br />

„Da mussten wir Lehrgeld bezahlen. Ich<br />

denke z. B. an die Spielgeräte, die wir gekauft<br />

haben. Da sind manche dabei, die sind<br />

gar nicht so kleinkindgerecht.<br />

Und <strong>durch</strong> die vielen Gitterbetten, die wir<br />

mit besten Absichten gekauft haben, war<br />

ein schöner Raum verloren gegangen. Das<br />

haben wir schon geändert. Wir haben<br />

Finanzierungskonzept<br />

Qualitätssicherung<br />

Raumgestaltung


Trägerqualität<br />

Pädagogik<br />

in der<br />

Kinderkrippe<br />

‚Schlafinseln’, d. h. die Kinder schlafen auf<br />

kleinen Matratzen, die wir in Schränken verstauen,<br />

wenn die Kinder wach sind, <strong>und</strong><br />

schon ist ein schöner Raum entstanden.“<br />

Wären nicht auch für Träger Fortbildungen<br />

<strong>und</strong> Austausch nötig?<br />

„Ich würde sehr gerne auch mit anderen<br />

Trägern den Austausch pflegen <strong>und</strong> über<br />

Neues diskutieren. Das würde mich alleine<br />

schon deswegen interessieren, weil zukünftig<br />

in den Kindergärten ein ganz anderes<br />

Konzept kommen wird. Was wir bei den<br />

Kinderkrippen machen, muss im Rahmen<br />

eines Gesamtkonzeptes im Kindergarten<br />

fortgesetzt <strong>werden</strong>. Und die Träger müssen<br />

wissen, was wird zukünftig eigentlich gefordert?“<br />

24<br />

Gespräch 25 mit Petra Memmert. Sie hat die<br />

Leitung der Kinderkrippe übernommen, nachdem<br />

sie bereits seit fünf Jahren in den<br />

Kindertagesstätten „Grete Schickedanz“ gearbeitet<br />

hatte:<br />

Frau Memmert, für Sie ist mit der Leitung<br />

der Kinderkrippe ein Wunsch in Erfüllung<br />

gegangen?<br />

„Ja, für mich war es ein lang gehegter<br />

Traum. Die ersten drei Jahre im Leben eines<br />

Menschen <strong>werden</strong> ja oft als ‚die magischen<br />

Jahre’ bezeichnet. In den ersten drei<br />

Lebensjahren lernen Kinder so schnell, so<br />

intensiv <strong>und</strong> so umfassend, wie sonst nie<br />

wieder in ihrem Leben. Das Lernen an sich<br />

verläuft dabei meist spielerisch <strong>und</strong> oft eher<br />

beiläufig, Spielen <strong>und</strong> Lernen sind noch eng<br />

verzahnt. Und wir Erzieherinnen übernehmen<br />

dabei eine wichtige Aufgabe, indem<br />

wir die Umgebung altersgerecht vorbereiten<br />

<strong>und</strong> gestalten. Durch die Auswahl <strong>und</strong><br />

das Angebot geeigneter Materialien <strong>und</strong><br />

eine optimale Raumgestaltung ermöglichen<br />

wir unseren Kindern Erfahrungs- <strong>und</strong> Lernformen,<br />

die ihre Eigenaktivität, ihre Kreativität,<br />

ihre Phantasie <strong>und</strong> ihr Selbstvertrauen<br />

entwickeln <strong>und</strong> stärken – so steht es auch in<br />

unserer Konzeption.“<br />

Verschiedentlich hört man die Meinung,<br />

dass Kinder unter drei noch nicht „gruppenfähig“<br />

seien, also auch nicht miteinander<br />

spielen können …<br />

„Dem würde ich ganz entschieden widersprechen,<br />

das ist eine völlig überholte Auffassung.<br />

Wer so denkt, der sollte mal einen<br />

Tag bei uns hospitieren. Natürlich möchten<br />

Kinder, egal wie alt sie sind, auch mal alleine<br />

spielen. Jedes Kind kann sich zurückziehen,<br />

wenn es das möchte, <strong>und</strong> wir achten<br />

auch sehr darauf, dass es ungestört bleibt,<br />

so lange es in eine Aktivität vertieft ist, aber<br />

24 Am Staatsinstitut für Frühpädagogik in München wurde das<br />

Projekt „Trägerqualität“ im Rahmen der „Nationalen<br />

Qualitätsinititative im System der Tageseinrichtungen für<br />

Kinder“ konzipiert <strong>und</strong> <strong>durch</strong>geführt. Vgl. dazu auch<br />

Schreyer et al., 2003<br />

25 Dieses Interview konnte erst im Jahre 2005 geführt <strong>werden</strong>.<br />

57


Gruppenerfahrung<br />

Kreativität<br />

<strong>und</strong><br />

Ausdruck<br />

für die verschiedenen Spielbedürfnisse brauchen<br />

Kinder auch Spielpartner. Bei uns finden<br />

sich Partner unterschiedlichen Alters<br />

<strong>und</strong> Geschlechts, mit verschiedenen Erfahrungen<br />

<strong>und</strong> Nationalitäten. Die Kinder entscheiden<br />

selbst, ob <strong>und</strong> an welchen Aktivitäten<br />

sie teilnehmen möchten.“<br />

Das Spielen zu zweit oder in der Gruppe<br />

hat ja noch eine andere Dimension…<br />

„Kinder üben sich natürlich <strong>durch</strong> das Spiel<br />

mit anderen im Sozialverhalten. Ich denke,<br />

dass das zu den Stärken der Kinder gehört,<br />

die neben dem Leben in der Familie auch das<br />

Leben in der Kinderkrippe kennen lernen: Sie<br />

lernen eigene <strong>und</strong> fremde Grenzen kennen.<br />

Natürlich kommt es dabei hin <strong>und</strong> wieder zu<br />

Konflikten, <strong>und</strong> manchmal fließen auch Tränen.<br />

Für mich ist es faszinierend zu erleben,<br />

wie die Kinder aus diesen Situationen lernen<br />

<strong>und</strong> sehr schnell zeigen, dass sie die<br />

Interessen anderer berücksichtigen <strong>und</strong><br />

trotzdem ihr Ziel verfolgen, um ihr Ding<br />

machen zu können.“<br />

Sie haben die pädagogische Aufgabe der<br />

Erzieherinnen im Zusammenhang von<br />

Spielen <strong>und</strong> Lernen schon kurz angesprochen.<br />

Könnten Sie ein Beispiel geben?<br />

„Wie schon gesagt, wir bereiten die Umgebung<br />

vor <strong>und</strong> geben Anregungen. Das<br />

großflächige Malen z. B. lieben die Kinder<br />

ganz besonders, <strong>und</strong> ich finde, dass das für<br />

die jungen Kinder eine der besten Möglichkeiten<br />

ist, Kreativität zu fördern. Der ganze<br />

Körper ist im Einsatz, alle Sinne <strong>werden</strong><br />

58<br />

angesprochen, denn die Kinder malen ja<br />

nicht nur mit Pinseln, sondern mit Bürsten,<br />

mit den Fingern, <strong>und</strong> machen Farbspuren<br />

mit den Reifen von Spielzeugautos usw. Es<br />

ist eindruckvoll zu beobachten, wie Kinder<br />

erst vorsichtig die Materialien testen <strong>und</strong><br />

dann immer experimentierfreudiger <strong>werden</strong>.<br />

Wir setzen überhaupt ganz gerne einfache<br />

Gebrauchsmaterialien in ungewohnten<br />

Zusammenhängen ein. Das ist oft preiswert<br />

<strong>und</strong> bestätigt die alte Erfahrung ‚weniger<br />

ist oft mehr’.<br />

Außerdem finde ich das Wichtigste, dass<br />

wir sorgsam beobachten. Wir sollten erst<br />

Hilfestellung geben, wenn das Kind diese<br />

Hilfe wirklich braucht. Der eigenständige<br />

Anteil des Kindes soll immer im Vordergr<strong>und</strong><br />

stehen, denn das Spielen oder das<br />

Lernen im Spiel ist ja für die seelische<br />

Entwicklung mindestens genau so wichtig.<br />

Diese Erfahrung ‚ich kann’ oder ‚ich mache’,<br />

‚ich schaffe’, da<strong>durch</strong> entwickelt sich ein<br />

positives Selbstbewusstsein.“<br />

Sie meinen also, Kinder lernen immer <strong>und</strong><br />

auf unterschiedlichsten Ebenen?<br />

„Das stimmt schon. Aber man muss sich<br />

wirklich nicht vorstellen, dass die Kinder von<br />

einer Lernaktivität zur anderen gescheucht<br />

<strong>werden</strong>. Neben dem Spiel genießen es<br />

Kinder, einfach nur zusammen zu sein <strong>und</strong><br />

dabei Geselligkeit zu erleben. Ebenfalls sehnen<br />

sich Kinder in dieser Altersgruppe häufig<br />

nach körperlicher Nähe. Beim Wickeln, beim<br />

Anschauen eines Bilderbuchs, beim Kuscheln<br />

Spielen<br />

<strong>und</strong> Lernen<br />

seelische<br />

Ges<strong>und</strong>heit<br />

Recht auf<br />

Alltag


<strong>und</strong> Streicheln. An vielen Punkten des Tages<br />

erhalten Kinder die Möglichkeit, ihr Bedürfnis<br />

nach Wärme, Geborgenheit <strong>und</strong> Körperkontakt<br />

zu stillen. Ganz wichtig finde ich auch,<br />

dass Kinder ein Recht auf ganz normalen<br />

Alltag haben. Dieses Recht wird den Kindern<br />

in unserer Kinderkrippe gewährt.“<br />

Was verstehen Sie unter dem Recht auf<br />

normalen Alltag?<br />

„Eigentlich bedeutet das, dass Kinder beginnen,<br />

den Lebensalltag der Erwachsenen<br />

<strong>und</strong> damit auch ihren eigenen zu <strong>durch</strong>schauen,<br />

indem sie eigene Mitwirkungsmöglichkeiten<br />

entdecken, also ‚Arbeitsprozesse’<br />

nachvollziehen lernen (z. B. Einkaufen, Tischdecken,<br />

Handwerker beobachten, Backen,<br />

Kochen usw.). Dazu gehört insbesondere,<br />

Autonomie <strong>und</strong> Selbstständigkeit bei der<br />

Befriedigung der eigenen Bedürfnisse erreichen<br />

(z. B. sich einander oder alleine die<br />

Hände zu waschen, selbstständig Essen nehmen,<br />

Zähne putzen, Schuhe an- <strong>und</strong> ausziehen,<br />

auf die Toilette gehen <strong>und</strong> vieles mehr.)“<br />

Und der Spaß kommt nicht zu kurz?<br />

„Lernen <strong>und</strong> Alltag schließen ja Spaß nicht<br />

aus, dafür sorgen die Kinder schon selber<br />

<strong>und</strong> wir ebenso. Und wir lassen auch keine<br />

Gelegenheit aus, wenn es was zu feiern<br />

gibt. Die Geburtstage sind wirkliche Festtage<br />

für alle Kinder, <strong>und</strong> natürlich feiern wir<br />

alle Feste im Jahreslauf. Das geht schon los<br />

mit Einkaufen <strong>und</strong> Vorbereiten, wie z. B.<br />

Ostereier anmalen, das sind große Ereignisse<br />

für die Kinder.“<br />

59


Öffentlichkeitsarbeit<br />

Konzeptionserarbeitung<br />

Frau Memmert, Sie arbeiten zurzeit intensiv an<br />

der Konzeption Ihrer Einrichtung. Warum ist<br />

diese Arbeit so wichtig?<br />

„Es ist uns sehr wichtig, unsere Arbeit in der<br />

Kinderkrippe für die Öffentlichkeit transparent<br />

zu machen. Die Konzeption ist dabei ein wichtiges<br />

Instrument, unsere Leistungsfähigkeit darzustellen.<br />

Wir wollen zum positiven Image der<br />

Kinderkrippen beitragen <strong>und</strong> natürlich etwas<br />

wirklich F<strong>und</strong>iertes an der Hand haben, um<br />

Eltern zu informieren.<br />

Die Konzeptionsentwicklung ist ein ganz intensiver<br />

Prozess im Team <strong>und</strong> mit dem Träger, auch<br />

über das, was in der Qualifizierungsmaßnahme<br />

Thema war. Wenn man genau formulieren<br />

muss, merkt man, wo noch Unklarheiten sind.<br />

Uns hat dabei die Begleitung <strong>durch</strong> eine<br />

Supervisorin sehr geholfen.<br />

Wir arbeiten jetzt intensiv daran, unsere<br />

Arbeitsqualität kontinuierlich immer weiter zu<br />

verbessern. Wir haben gelernt, zwischen<br />

Struktur-, Prozess- <strong>und</strong> Ergebnisqualität zu<br />

unterscheiden. Um das zu sichern, haben wir<br />

jetzt begonnen, in so genannten Lerngeschichten<br />

systematische Beobachtungen zur Entwicklung<br />

jedes Kindes aufzuschreiben. Diese Dokumentationen<br />

<strong>werden</strong> natürlich den jeweiligen Eltern in<br />

einem Gespräch zur Verfügung gestellt. Außerdem<br />

führen wir in unregelmäßigen Abständen<br />

mündliche oder schriftliche Befragungen der<br />

Eltern <strong>durch</strong>, um zu erkennen, wie unsere Arbeit<br />

von den Eltern wahrgenommen wird <strong>und</strong> welche<br />

Veränderungen erforderlich sind.“<br />

60<br />

Wichtiges zur Entwicklung der geistigen<br />

Fähigkeiten <strong>und</strong> des Denkens kurz<br />

zusammengefasst:<br />

– Kinder sind aktive Gestalter ihres Lernens.<br />

Von Geburt an sind sie neugierig <strong>und</strong> lernbereit.<br />

– Sie erk<strong>und</strong>en mit allen Sinnen <strong>und</strong> gelangen<br />

so zu Erkenntnissen über ihre Umgebung.<br />

– Jüngere Kinder brauchen Möglichkeiten,<br />

<strong>durch</strong> Anfassen, Riechen, Schmecken <strong>und</strong><br />

Bewegen Können <strong>und</strong> Wissen zu erlangen.<br />

– Das Spiel ist die zentrale <strong>und</strong> wichtigste Tätigkeit<br />

des Kindes, um zu lernen, Fähigkeiten<br />

<strong>und</strong> Fertigkeiten zu üben <strong>und</strong> zu vertiefen.<br />

– Kinder sollen Freude am Ausprobieren, Denken<br />

<strong>und</strong> Problemlösen haben, Vertrauen in die<br />

eigenen Fähigkeiten entwickeln <strong>und</strong> sich<br />

selbst als erfolgreiche <strong>und</strong> kompetente Lerner<br />

erleben.<br />

– Die Erzieherin beteiligt auch die jüngeren<br />

Kinder bei der Gestaltung alltäglicher Abläufe<br />

<strong>und</strong> Aktivitäten entsprechend ihrer Fähigkeiten.<br />

– Für jüngere Kinder sind die Aktivitäten, die<br />

sie bei älteren Kindern beobachten, wichtige<br />

Lernimpulse. Von den älteren <strong>werden</strong> die jüngeren<br />

Kinder als liebenswürdige Spielpartner<br />

<strong>und</strong> originelle Ideengeber geschätzt. Durch<br />

gemeinsame Aktivitäten üben <strong>und</strong> vertiefen<br />

die Kinder ihr Können.<br />

– Die Erzieherin unterstützt Kinder darin, die<br />

Lernwege <strong>und</strong> Fähigkeiten anderer wahrzunehmen<br />

<strong>und</strong> zu respektieren, so dass alle ihre<br />

Fähigkeiten in gemeinsame Vorhaben einzubringen.<br />

Kinder erfahren so, dass das Zusammenspiel<br />

unterschiedlicher Kompetenzen für<br />

die Erlangung eines Ziels wichtig ist.


Der Tagesablauf in der Kinderkrippe „Grete<br />

Schickedanz e. V.“ Fürth<br />

Der Tagesablauf ist strukturiert, um Kindern<br />

<strong>durch</strong> sich wiederholende Beschäftigungen <strong>und</strong><br />

Abläufe Sicherheit <strong>und</strong> Orientierung zu geben.<br />

7.30–9.00 Uhr Empfang <strong>und</strong> Begrüßen der Kinder<br />

Innerhalb des Tagesablaufs gibt es mehrere<br />

Zeiten, in denen die Kinder die gesamte Gruppe<br />

wahrnehmen können (z. B. Mahlzeiten, Aktivitäten,<br />

Freispiel, usw.). Ein besonderes Anliegen<br />

ist es, den Bewegungsdrang der Kinder jeden<br />

Tag <strong>durch</strong> Aktivitäten im Freien zu fördern.<br />

7.30–10.45 Uhr Freispiel, Kuscheln, Wahrnehmen von verschiedenen Angeboten<br />

gleitende Frühstückszeit<br />

Zähne putzen nach dem Frühstück<br />

Während des gesamten Tages können die Kinder selbstständig an ihre<br />

Tassen oder Trinkflaschen heran kommen <strong>und</strong> stellen sie auch wieder<br />

selbstständig an ihren Platz zurück.<br />

9.45–10.15 Uhr Morgenkreis: Alle Kinder treffen sich auf einer großen Decke, um gemeinsam<br />

einen Überblick innerhalb der Gruppe zu bekommen.<br />

Begrüßungslied, Fingerspiele <strong>und</strong> Lieder zum laufenden Rahmenplan,<br />

Tänze, Turnen, Bilderbuchbetrachtungen, Kassetten anhören, Backen<br />

usw., spezielle altersgerechte Angebote in Kleingruppen<br />

10.15–12.00 Uhr Bewegungszeit im Garten bzw. Spaziergänge mit Naturbetrachtungen<br />

(Bei schlechtem Wetter wird der Bewegungsdrang im Turnraum des<br />

Hauses gestillt.)<br />

Rückkehr in die Krippe, hygienische Maßnahmen wie Toilette gehen,<br />

Hände waschen etc., kleinere Kinder <strong>werden</strong> gewickelt.<br />

Die Kinder holen ihre Lätzchen <strong>und</strong> Tassen <strong>und</strong> setzen sich an den<br />

Mittagstisch. Täglich teilt ein anderes Kind Teller <strong>und</strong> Besteck aus.<br />

Selbstständiges Essen <strong>und</strong> selbstständiges Wegräumen der schmutzigen<br />

Teller<br />

Hände <strong>und</strong> Gesicht waschen <strong>und</strong> Zähne putzen<br />

Hausschuhe ausziehen <strong>und</strong> gemeinsam in den Schlafraum gehen<br />

Kinder holen ihre Matratzen, Zudecken <strong>und</strong> Kopfkissen<br />

<strong>und</strong> legen sich hin zum Mittagsschlaf.<br />

12.00–13.30 Uhr Mittagsruhe<br />

13.30–14.00 Uhr Die bereits wachen Kinder stehen selbstständig auf, gehen zur Toilette.<br />

Kleinere Kinder <strong>werden</strong> gewickelt <strong>und</strong> angezogen, ältere Kinder ziehen<br />

sich möglichst alleine an.<br />

14.00–16.30 Uhr Brotzeit, Freispiel, Kleingruppenangebote z. B. Malen, Kneten, Kleben,<br />

(montags <strong>und</strong> Experimentieren mit verschiedenen Materialien, Tanzen<br />

freitags 16.00 Uhr)<br />

Freie Bewegungszeit im Garten<br />

16.30 Uhr Abholzeit für alle Kinder<br />

(montags <strong>und</strong><br />

freitags 16.00 Uhr)<br />

61


Fazit: Erfahrungen aus der Anfangszeit kurz zusammengefasst<br />

Aus den Interviews wird deutlich, dass für die<br />

meisten Erzieherinnen <strong>und</strong> Träger der Eintritt in<br />

das Projekt „Initiative Kinderkrippen in Bayern“<br />

so etwas wie der berühmte Sprung ins kalte<br />

Wasser war. Zwar war an allen Standorten die<br />

Notwendigkeit einer Kinderkrippe bereits erkannt<br />

<strong>und</strong> verschiedentlich war auch schon mit dem<br />

Gedanken an eine neue Einrichtung gespielt worden<br />

– die konkrete Umsetzung war aber Neuland<br />

<strong>und</strong> erforderte echte Pionierleistungen.<br />

Für alle Beteiligten hat das bedeutet, mit Entschlussfreudigkeit<br />

<strong>und</strong> Mut neue Wege zu gehen,<br />

um ein Ziel zu erreichen, von dessen Bedeutung<br />

für das Allgemeinwohl <strong>und</strong> das Wohlergehen<br />

von Familien <strong>und</strong> Kindern sie von Anfang an<br />

überzeugt waren.<br />

Es gab auch Stolpersteine <strong>und</strong> Hindernisse, wie<br />

z. B. nicht immer ganz eindeutige Rahmenvorgaben,<br />

verspätete Auszahlungen von Fördermitteln<br />

Aus der Sicht der Träger: Erfahrungen aus<br />

dem Modellprojekt auf den Punkt gebracht<br />

– Träger wären gut beraten, wenn sie Kontakte zu<br />

bereits bestehenden Einrichtungen aufnehmen<br />

<strong>und</strong> vielleicht eine Kooperation herstellen, so<br />

dass für eine gewisse Zeit eine fachliche Begleitung<br />

besteht.<br />

– Auch wenn bereits Erfahrungen im Kindergartenbereich<br />

bestehen <strong>und</strong> vieles aus der Organisationsstruktur<br />

übernommen <strong>werden</strong> kann<br />

(Kommunikationsstruktur, Dienstbesprechungen,<br />

Planungsgespräche, Fallgespräche usw.), so ist<br />

das für die Pädagogik nicht übertragbar. Spezielles<br />

Fachwissen ist auf alle Fälle erforderlich.<br />

– Supervision ist ein ganz wesentlicher Teil des<br />

Erfolges <strong>und</strong> schlägt sich in jedem Fall auf die<br />

Betreuungsqualität der Kinder nieder.<br />

62<br />

<strong>und</strong> fehlende Organisationshilfen. Das große finanzielle<br />

<strong>und</strong> zeitliche Engagement der Vertreterinnen<br />

<strong>und</strong> Vertreter der Träger <strong>und</strong> die hohe<br />

Einsatzbereitschaft der Fachkräfte aber haben<br />

auch schwierige Phasen überbrückt. Auch <strong>durch</strong><br />

die Unterstützung der Prozessbegleiterinnen <strong>und</strong><br />

die zunehmende Vernetzung innerhalb des<br />

Projektes konnte vieles aufgefangen <strong>werden</strong>.<br />

Festzuhalten bleibt: Es sind Einrichtungen entstanden,<br />

die es ohne dieses Projekt nicht gegeben<br />

hätte, Lernprozesse wurden angestoßen,<br />

Fortbildungsbedarf wurde erkannt <strong>und</strong> die fachliche<br />

Kompetenz ein gutes Stück weiter entwickelt.<br />

In den sieben Porträts sind die Erfahrungen der<br />

Modelleinrichtungen gebündelt <strong>und</strong> mit entsprechenden<br />

Schlagwörtern am Rand ausgewiesen.<br />

Ergänzt <strong>werden</strong> sie hier <strong>durch</strong> einige<br />

zusammenfassende Empfehlungen aus Trägersicht:<br />

– Eine ordentliche Bedarfsanalyse ist hilfreich,<br />

damit man Gelder in großer Höhe nicht „in den<br />

Sand setzt“.<br />

– Sorgsamer Umgang mit dem Team ist wichtig.<br />

Mit dieser Sorgfalt steht <strong>und</strong> fällt alles, sowohl in<br />

der Auswahl als auch später. Man kann als<br />

Träger nicht ein Team einsetzen <strong>und</strong> sich dann<br />

zurückziehen.<br />

– Man braucht einen Ansprechpartner, der wirklich<br />

mit allen finanziellen Aspekten vertraut ist, der<br />

Hilfestellung geben kann, der sich die Zahlen<br />

anschaut <strong>und</strong> sagt: Hier <strong>und</strong> hier besteht noch<br />

ein Spielraum.<br />

– Trotz aller Anforderungen, die mit dem Aufbau<br />

einer Kinderkrippe verb<strong>und</strong>en sind: Auf jeden<br />

Fall dran bleiben! Sich vorher aber so sachk<strong>und</strong>ig<br />

wie möglich machen.


Nicht hoch genug eingeschätzt <strong>werden</strong> können<br />

auch die viele Arbeit <strong>und</strong> das Engagement der<br />

Fachkräfte, besonders in der Anfangsphase. Sie<br />

hatten den Mut, sich auf einen Arbeitsplatz einzulassen,<br />

dessen Arbeitsbedingungen sich erst<br />

allmählich stabilisierten. Vom ersten Tag an<br />

gaben sie für Kinder <strong>und</strong> Eltern das Bestmögli-<br />

Aus der Sicht der Leiterinnen: Erfahrungen<br />

aus dem Modellprojekt auf den Punkt<br />

gebracht<br />

– Vor dem Einstieg in die Arbeit mit Kindern<br />

unter drei Jahren unbedingt in verschiedenen<br />

„erfahrenen“ Kinderkrippen hospitieren, so<br />

dass man unterschiedliche Ansätze kennen<br />

lernt. Das erfährt man nicht <strong>durch</strong> Gespräche,<br />

sondern das muss man beobachten.<br />

– Wichtig sind die Rahmenbedingungen. Ihre<br />

Klarheit sollte im Vorfeld hergestellt <strong>werden</strong>,<br />

damit im laufenden Betrieb nicht zu viele<br />

Reibungsverluste entstehen.<br />

– Auch im Verhältnis zum Träger sind klare<br />

Verhältnisse zu schaffen: Wer verantwortet<br />

was? Wer entscheidet was? An wen kann ich<br />

mich auf welche Weise wenden? Man braucht<br />

ganz klare Absprachen, klare Kompetenzbereiche<br />

– das ist ganz wichtig, um sich später<br />

zusätzliche zeitraubende <strong>und</strong> nervenaufreibende<br />

Arbeiten <strong>und</strong> Gespräche zu ersparen.<br />

– Man muss sich bewusst machen, dass man<br />

in der Altersstufe von 0–3 Jahren arbeitet,<br />

<strong>und</strong> man muss sich ganz auf diese Altersstufe<br />

einstellen: Eine Kinderkrippe ist kein<br />

Kindergarten mit jüngeren Kindern.<br />

– Es sollte bereits am Anfang gut <strong>durch</strong>dacht<br />

<strong>werden</strong>, welche Buchungszeiten angeboten<br />

che, während sie noch in Wochenendfortbildungen<br />

lernten, pädagogische Standards umzusetzen<br />

<strong>und</strong> von Tag zu Tag besser zu <strong>werden</strong>.<br />

Diese Erfahrungen können die Leiterinnen der<br />

Modelleinrichtungen weitergeben:<br />

<strong>werden</strong>. Was lässt sich finanzieren? Was ist<br />

pädagogisch sinnvoll?<br />

– Auch wenn man gut vorbereitet ist, man<br />

braucht Zeit für die Entwicklung einer guten<br />

Kinderkrippe. Die Vorstellung, innerhalb von<br />

zwei Wochen mit allem fertig sein zu wollen,<br />

mit der Konzeption, mit einem festen Tagesablauf,<br />

mit einer perfekten Einrichtung – das<br />

geht einfach nicht.<br />

– Am Anfang sollte nicht zu viel eingekauft <strong>werden</strong>,<br />

sonst ist keine Entwicklung mehr möglich.<br />

Manches, was aus der Sicht der Kindergartenpädagogik<br />

als wichtig erscheint, erweist<br />

sich nach einiger Zeit als nicht sinnvoll.<br />

– Auch Spielmaterial sollte gut <strong>durch</strong>dacht ausgesucht<br />

<strong>werden</strong> – weniger ist oft mehr <strong>und</strong><br />

kann bei Bedarf ergänzt <strong>werden</strong>.<br />

– Erzieherinnen müssen für Weiterentwicklungen<br />

offen sein <strong>und</strong> auch Neues probieren,<br />

da sich vieles im Tun entwickelt. In der ersten<br />

Zeit ist das manchmal sehr anstrengend.<br />

– Man muss wirklich mit den Kleinen arbeiten<br />

wollen. Es muss Liebe dabei sein, <strong>und</strong> man<br />

muss eine Fachfrau für Kinder in den ersten<br />

Lebensjahren <strong>werden</strong>!<br />

63


Elternfragen <strong>und</strong> Elternerfahrungen<br />

Im Rahmen des Projektes „Initiative Kinderkrippen<br />

in Bayern“ wurden 21 Eltern aus allen Projektkrippen<br />

zu ihren Erfahrungen befragt. In neunzehn<br />

Interviews ging es um allgemeine Fragen<br />

Diese Eltern wurden befragt …<br />

r<strong>und</strong> um Kind, Krippe <strong>und</strong> Familie, die anderen<br />

Gespräche konzentrierten sich auf Fragen im<br />

Zusammenhang mit der Eingewöhnung von Kind<br />

<strong>und</strong> Eltern.<br />

Familien- Beruf Arbeits- Buchung Bring- Eintrittsalter Geschwister Beruf Arbeitszeit<br />

stand <strong>und</strong> zeit zeit des Kindes des Partners/ des Partners/<br />

Geschlecht der Partnerin der Partnerin<br />

Verheiratet Lehrerin Vollzeit 4–6 Std. 7.30 6 Mon. Bald Dipl. Ingenieur 42 St<strong>und</strong>en<br />

F täglich<br />

Verheiratet Logopädin Teilzeit 5–6 Std. 8.30 12 Mon. Nein Chemiker Vollzeit,<br />

F 3 Tage täglich z. Zt. Elternzeit<br />

Verheiratet Fernmelde- Vollzeit 9 Std. 7.30 10 Mon. Nein Radiologie- 30 St<strong>und</strong>en<br />

M monteur täglich assistentin<br />

Getrennt Sozialpäd. Vollzeit 5 Std. 7.45 24 Mon. Ja Psychologin 26 1 /2 St<strong>und</strong>en<br />

lebend Familien- täglich (9 Jahre)<br />

M therapeut<br />

Verheiratet Kauffrau 20 Std. 7 1 /2 Std. 8.00 10 Mon. Nein o. A. Vollzeit<br />

F Einzelhandel täglich<br />

Verheiratet Büro Notar 20 Std. 5 Std. 8.00 18 Mon. Ja Notar Vollzeit<br />

F Ehemann täglich (11 Jahre)<br />

Verheiratet EDV z. Zt. Eltern- 5 1 /2 Std. 8.30 9 Mon. Ja Einzelhandel Vollzeit<br />

F Kauffrau zeit täglich (5 Jahre) selbstständig<br />

Eheähnl. F Studentin 3–4 Std. 13 Mon. Nein Industrie<br />

Lebensgem. Lehramt täglich Kaufmann<br />

Verheiratet Uni- 4 Std. 8.30 7 Mon. Ja Uni Professor Vollzeit<br />

F Referentin täglich (4 Mon.)<br />

Verheiratet Lehrerin 25 Std. 3–5 St. 8.00 11 Mon. Ja Geigenbauer Vollzeit<br />

F 4 Tage (16 J.; 11 J.) selbstständig<br />

Verheiratet Buchhal- 25 Std. 4–5 Std. 7.30 16 Mon. Ja Chemiker Vollzeit<br />

F terin täglich (16 Jahre)<br />

Eheähnl. F Lehrerin 1 3<br />

/2 – /4 Stelle 9 Std. 7.00 20 Mon. Nein EDV Vollzeit<br />

Lebensgem. 3 Tage Außendienst<br />

Verheiratet Sozial- 10 Std. 8 Std. 8.30 12 Mon. Nein Chemiker Vollzeit<br />

F Pädagogin 3 Tage<br />

Verheiratet Lehrerin 3<br />

/4 Stelle 1 4 /2 Std. 7.45 8 Mon. Nein Physiker Vollzeit<br />

F täglich<br />

Verheiratet Dipl. Wirt- 24 1 /2 Std. 4 Std. 8.15 4 Mon. Ja Elternzeit, Selbst. Vollzeit<br />

F schafts-Ing. täglich (6 Jahre) Fahr-Training<br />

Verheiratet Qualitäts- 20 Std. 6 Std. 7.30 8 Mon. Nein Verkaufsleiter Vollzeit<br />

F managem.<br />

Angestellte<br />

täglich Innendienst<br />

Verheiratet Leiterin Vollzeit 8-9 Std. 8.00 14 Mon. Nein Software Vollzeit<br />

F Stadtbücher. täglich Ingenieur<br />

Verheiratet Köchin 20 Std. 7 Std. 9.00 16 Mon. Nein Polizist i. d. Vollzeit<br />

F täglich Ausbildung<br />

Allein- Industrie 25 Std. 8 Std. 8.00 14 Mon. Nein<br />

erziehend F Kauffrau täglich<br />

Erläuterungen: F= weiblich; M= männlich<br />

65


… <strong>und</strong> das waren ihre Antworten:<br />

Warum ein Platz in der Kinderkrippe<br />

wichtig ist<br />

Als wichtigster Gr<strong>und</strong> für die Suche nach einem<br />

Kinderkrippenplatz wurde der Wunsch nach<br />

Fortsetzung der Berufstätigkeit der Mütter genannt.<br />

An zweiter Stelle stand das Anliegen,<br />

dass das eigene Kind Kontakt zu anderen Kindern<br />

bekommen, gut betreut <strong>und</strong> in seiner Entwicklung<br />

gefördert <strong>werden</strong> soll.<br />

Eltern betonten: Ein Platz in der Kinderkrippe<br />

ermöglicht Berufstätigkeit.<br />

„Die Kinderkrippe ist für uns sehr, sehr wichtig.<br />

Ich wusste nicht, dass ich mal zwei Kinder haben<br />

werde, <strong>und</strong> ich werde nur Teilzeit arbeiten, aber<br />

ich möchte auf jeden Fall weiter arbeiten. Ich bin<br />

sehr, sehr froh, dass es die Krippe gibt.“<br />

„Die Kinderkrippe macht es mir möglich. Ich<br />

hätte sicher nicht die Stelle, die ich jetzt habe.“<br />

„Dank der Kinderkrippe kann ich meinen Beruf<br />

überhaupt ausüben. Wenn ich jetzt noch drei<br />

Jahre warten müsste, dann wird es noch schwieriger,<br />

wieder einen Beruf zu finden. Es ist sehr,<br />

sehr gut, dass wir den Platz bekommen haben.<br />

Auf die Krippe ist immer Verlass.“<br />

„Wenn ich den Krippenplatz nicht hätte, könnte<br />

ich ja den Job nicht machen. Für mich war der<br />

Platz wie ein 6er im Lotto.“<br />

66<br />

„Die Berufstätigkeit wäre nicht möglich, wenn es<br />

diese Kinderkrippe nicht gäbe. Warum? Ganz einfach:<br />

Wenn ich nicht so ein gutes Gefühl hätte,<br />

dann würde ich mit einem schlechten Gefühl in<br />

die Arbeit gehen. Damit kann man seinen Job<br />

nicht so gut erledigen <strong>und</strong> das würde in letzter<br />

Instanz dazu führen, dass ich ihn gar nicht machen<br />

könnte.“<br />

„Ohne die Kinderkrippe könnte ich nicht weiter<br />

studieren.“<br />

„Wir können uns natürlich jetzt <strong>durch</strong> die Kinderkrippe<br />

wieder unabhängiger entwickeln, z. B.<br />

in Sachen Zukunftsplanung in unserem Beruf, wo<br />

wir uns einfach gerne weiterbilden wollen. Mein<br />

Kind ist den ganzen Tag über gut untergebracht.“<br />

„Arbeit bedeutet für mich finanzielle Unabhängigkeit.<br />

Das ist mir ganz wichtig, <strong>und</strong> die konnte<br />

ich mir aufgr<strong>und</strong> des Krippenplatzes erhalten.“<br />

Bei vielen Menschen haben Kinderkrippen heute<br />

noch ein negatives Image. Die Eltern selber<br />

waren von Beginn an überwiegend positiv bis<br />

neutral eingestellt, nur wenige äußerten Skepsis<br />

bzw. eine „leicht negative“ bzw. „nicht positive“<br />

Einstellung. Die Reaktionen des Umfeldes (Fre<strong>und</strong>e,<br />

Nachbarn etc.) waren allerdings häufig negativ,<br />

überwiegend wurde Unverständnis geäußert,<br />

nicht selten mehr oder weniger unverhüllt<br />

das Etikett „Rabenmutter“ ausgesprochen.<br />

Eltern machen sich viele Gedanken, wenn der<br />

Eintritt in die Kinderkrippe bevorsteht. Durch die<br />

ersten Gespräche mit den Erzieherinnen <strong>und</strong><br />

dem Kennen lernen der Umgebung war bei den<br />

meisten Eltern so viel Vertrauen entstanden,<br />

dass die Freude über den Platz überwog. Dennoch,<br />

gemischte Gefühle <strong>und</strong> viele Fragen<br />

waren am Anfang vorhanden: „Wird mein Kind<br />

sich dort wohl fühlen?“ „Ist es vielleicht noch zu<br />

klein?“ „Bin ich egoistisch?“


Wie Eltern die Eingewöhnung erlebten<br />

Eltern berichteten erwartungsgemäß von <strong>stark</strong>en<br />

Gefühlen in den ersten Tagen nach der Eingewöhnung,<br />

als das Kind ohne Eltern in der<br />

Kinderkrippe blieb. Die Konzentration auf die<br />

Arbeit fiel schwer, das Handy wurde nicht aus<br />

den Augen gelassen <strong>und</strong> die emotionale Anspannung<br />

(„Geht es meinem Kind auch gut?“)<br />

drückte sich darin aus, dass die St<strong>und</strong>en ohne<br />

Kind nur sehr langsam zu vergehen schienen.<br />

Mit jedem Tag nahm die Sicherheit zu („Das<br />

Kind hat nicht geweint <strong>und</strong> war in guter Stimmung,<br />

wenn es abgeholt wird.“), das Vertrauen<br />

in das pädagogische Personal wuchs („Ich bin<br />

ganz sicher, dass sie anrufen würden …“), <strong>und</strong><br />

nach wenigen Tagen überwogen Erleichterung<br />

<strong>und</strong> Freude.<br />

Alle Eltern sprachen von einer sehr guten Beziehung<br />

ihres Kindes zur Erzieherin. Sie betonten,<br />

dass es eine Lieblingserzieherin gäbe (die<br />

Eingewöhnungs- oder Bezugserzieherin). Alle<br />

Eltern waren sich sicher, dass sich das Kind von<br />

der Erzieherin trösten lässt, wenn es einmal<br />

Kummer hat.<br />

„Der erste Tag fing um 9.30 Uhr an, ich war die<br />

ganze Zeit dabei. Es war ca. eine 3/4 Std. <strong>und</strong><br />

mein Sohn hat sich gleich frei bewegt. Er ist ein<br />

sehr kontaktfreudiges Kind <strong>und</strong> ist zum damaligen<br />

Zeitpunkt schon gerobbt. Er konnte überall<br />

hin, wo er wollte. Die Erzieherinnen hatten ihn<br />

sehr behutsam eingeführt <strong>und</strong> die anderen Kinder<br />

immer wieder darauf hingewiesen, dass er<br />

noch sehr klein ist. Von daher hatte ich ein beruhigendes<br />

Gefühl, dass sie so auf ihn eingegangen<br />

sind.“<br />

„Weil ich noch nicht das Gefühl hatte, dass da<br />

schon eine Bezugsperson ist, haben wir noch<br />

zwei Tage mit der ersten Trennung gewartet. Wir<br />

vereinbarten, dass ich für 10 Minuten nach<br />

nebenan in ein Cafe gehe, ein Handy hatte ich<br />

dabei. Ich habe mich von meinem Sohn verabschiedet.<br />

Die Erzieherin, die für ihn zuständig ist,<br />

die hat ihn auf dem Arm gehabt. Er war sofort<br />

interessiert an dem, was andere Kinder machen.<br />

Er hat selbst gemerkt, dass ich gehe, aber es hat<br />

ihm nichts ausgemacht. Ich bin gegangen <strong>und</strong><br />

nach 10 Minuten wieder gekommen <strong>und</strong> er saß<br />

da <strong>und</strong> spielte, <strong>und</strong> es war, als ob nichts gewesen<br />

wäre. Er hat überhaupt nicht geweint, gar nicht.<br />

… Ja, <strong>und</strong> am zweiten Tag waren es bereits 20<br />

Minuten <strong>und</strong> anschließend direkt 1,5 St<strong>und</strong>en.<br />

Ich hatte das Gefühl, die Erzieherinnen müssen<br />

das beurteilen. Ich sehe ja nicht, wie er in der<br />

Krippe ist, auch wenn er einen guten Eindruck<br />

macht, wenn ich ihn abhole. So war das in<br />

Ordnung für mich. Am Ende der Woche waren es<br />

bereits 2 St<strong>und</strong>en.“<br />

„… ich habe das gemerkt, meine Tochter hätte<br />

sich von einer anderen Person gar nicht füttern<br />

lassen. Das wäre ein weiterer Schritt. Sie hat sich<br />

auf den Arm nehmen lassen <strong>und</strong> spielte hin <strong>und</strong><br />

wieder mit einem anderen Kind. Wickeln <strong>und</strong> füttern<br />

darf am Anfang erst mal nur die Mama <strong>und</strong><br />

ganz allmählich geht das dann über. “<br />

67


Eine besonders wichtige Phase für Kinder,<br />

Eltern <strong>und</strong> die Erzieherinnen:<br />

Die Eingewöhnung 26<br />

1. Vorbereitung der Eingewöhnung<br />

Direkt nach der Zusage für einen Platz <strong>werden</strong><br />

die Eltern über die Bedeutung der Eingewöhnungsgestaltung<br />

informiert. Die Erzieherin, die<br />

während der Eingewöhnung die wichtigste<br />

Bezugsperson für Kind <strong>und</strong> Eltern sein wird,<br />

lädt zu ersten Gesprächen ein, in denen die<br />

Eltern über Vorlieben <strong>und</strong> Stärken des Kindes<br />

sowie über eigene pädagogische Vorstellungen<br />

berichten, die gewünschten Informationen<br />

einholen, aber auch ihre Sorgen <strong>und</strong> Ängste<br />

äußern können. Für die Eingewöhnungszeit<br />

<strong>werden</strong> klare Absprachen getroffen.<br />

2. Mutter oder Vater begleiten das Kind in die<br />

Kinderkrippe<br />

Für die erste Zeit in der Gruppe wird ein relativ<br />

ruhiger Zeitraum ausgesucht. Den Erwachsenen<br />

<strong>werden</strong> Empfehlungen ausgesprochen, wie sie<br />

dem Kind die Eingewöhnung erleichtern können.<br />

Das Kind kann sich nach eigenem Wunsch<br />

im Raum bewegen <strong>und</strong> jederzeit zur Mutter<br />

zurückkehren, diese kann jederzeit Blickkontakt<br />

mit dem Kind aufnehmen. Wickeln <strong>und</strong> Füttern<br />

übernimmt die Mutter. Auf diese Weise kann die<br />

Erzieherin die Gewohnheiten <strong>und</strong> Vorlieben des<br />

Kindes kennen lernen. Die Erzieherin bietet dem<br />

Kind Kontakte an, wobei das Kind entscheidet,<br />

wie viel Nähe bzw. Distanz es möchte. Für den<br />

Zeitraum der Anwesenheit der Mutter in der<br />

Gruppe gibt es keine feste Regel, fünf Tage sollten<br />

aber nicht unterschritten <strong>werden</strong>.<br />

3. Die erste Trennung<br />

Die erste Trennung von Mutter oder Vater wird<br />

nicht länger als 10 bis 30 Minuten dauern <strong>und</strong><br />

Erfahrungen mit der Kinderkrippe<br />

im Familienalltag<br />

Alle Eltern äußerten größten Respekt, Achtung<br />

<strong>und</strong> Anerkennung für die Arbeit der Erzieherinnen.<br />

Gelobt wurde die fachliche Kompetenz, das<br />

liebevolle Umgehen mit den Kindern, die Gelassenheit<br />

<strong>und</strong> Ruhe. Die meisten Eltern bezeichneten<br />

ihre Beziehung zur Erzieherin „sehr gut“,<br />

einige „ganz gut“ oder „fre<strong>und</strong>lich“, niemand<br />

äußerte sich negativ.<br />

26 In Anlehnung an die pädagogische Rahmenkonzeption für<br />

Kinderkrippen der Landeshauptstadt München, 2002, S. 23<br />

68<br />

erst dann erfolgen, wenn es dem Kind gut<br />

geht, es Kontakt zu anderen Kindern aufgenommen<br />

hat <strong>und</strong> sich von der Erzieherin trösten<br />

lässt. Auch die Eltern müssen dafür bereit<br />

sein. Mutter oder Vater verabschieden sich<br />

bewusst <strong>und</strong> deutlich. Sie halten sich in der<br />

Nähe auf, so dass sie jederzeit zurückkehren<br />

können, wenn das Kind weint <strong>und</strong> sich noch<br />

nicht trösten lässt. Die Eltern erhalten<br />

Gelegenheit darüber zu sprechen, wie sie den<br />

Tag erlebt haben.<br />

4. Hineinwachsen in den Alltag der Kinderkrippe<br />

Das Kind hat inzwischen erfahren, dass es in<br />

der Kinderkrippe willkommen ist, dass es<br />

Spielgefährten hat, <strong>und</strong> es hat zu mindestens<br />

einer erwachsenen Person eine Beziehung aufgebaut.<br />

Die Zeiten, die das Kind ohne Eltern in<br />

der Kinderkrippe verbringt, <strong>werden</strong> allmählich<br />

ausgedehnt.<br />

Genau vereinbarte Bring- <strong>und</strong> Abholzeiten,<br />

kleine Rituale im Alltag <strong>und</strong> evtl. ein Übergangsobjekt<br />

wie ein Kuscheltier oder ein Tuch<br />

helfen dabei. Wichtig ist, dass das Kind beim<br />

Bringen <strong>und</strong> Abholen erlebt, dass sich auch<br />

zwischen seinen Eltern <strong>und</strong> „seiner“ Erzieherin<br />

eine vertrauensvolle Beziehung entwickelt hat.<br />

In der folgenden Zeit <strong>werden</strong> sich Eltern <strong>und</strong><br />

Erzieherin immer wieder darüber austauschen,<br />

wie es dem Kind in der Einrichtung <strong>und</strong> zu<br />

Hause geht.<br />

Die Kinder erleben nun ihren Krippenalltag. Sie<br />

<strong>werden</strong> nicht immer <strong>und</strong> ununterbrochen fröhlich<br />

sein, sie <strong>werden</strong> manchmal auch missmutig<br />

sein. Es wird Tage geben, an denen sie sehr<br />

freudig <strong>und</strong> andere Tage, an denen sie nur<br />

ungern in die Kinderkrippe gehen. Auch Erwachsene<br />

sind nicht jeden Tag gleich. Stimmungsschwankungen<br />

sollten wir auch unseren<br />

Kindern zugestehen.<br />

Von den befragten Eltern (insgesamt 21) berichteten<br />

lediglich zwei Mütter, dass sie Gefühle der<br />

Eifersucht erlebt haben. In der Regel empfanden<br />

es Eltern als positiv, dass da eine andere Person<br />

ist, zu der ihr Kind eine gute Beziehung hat. Sie<br />

sahen es als wichtigste Voraussetzung dafür an,<br />

dass sich ihr Kind in der Kinderkrippe gut entwickeln<br />

kann.


Auf die Frage „Was mussten Sie als Eltern lernen?<br />

Was war schwierig?“ gab es sehr individuelle<br />

Antworten:<br />

– „Gar nichts.“<br />

– „Das Teilen der Erziehungsverantwortung,<br />

allerdings war das bei den älteren Kindern, als<br />

die in den Kindergarten kamen, genau so.“<br />

– „Sie gehen lassen.“<br />

– „Als einziger Mann hatte ich einen exotischen<br />

Status <strong>und</strong> ich habe mich nicht besonders<br />

wohl gefühlt.“<br />

Als wichtig stellte sich eine gute Zeitplanung<br />

heraus, um die Anforderungen von Beruf, Familie<br />

<strong>und</strong> die Bedürfnisse des Kindes gut in den<br />

Tagesablauf integrieren zu können:<br />

„…das Ganze muss friedlich <strong>und</strong> zuverlässig<br />

klappen, d. h. wir mussten uns zu Hause morgens<br />

organisieren, was vorher natürlich nicht<br />

notwendig war. Für uns ist auch neu gewesen,<br />

dass mein Nachmittag in der Arbeit fest terminiert<br />

ist, <strong>und</strong> dass ich dann gehen muss, ganz<br />

gleich, was in der Arbeit passiert. Das mussten<br />

auch meine Mitarbeiter lernen – <strong>und</strong> sie haben<br />

es gelernt. Um den Sprung zwischen Arbeit <strong>und</strong><br />

Privat zu schaffen, fahre ich mit dem Fahrrad in<br />

Ruhe zu meinem Sohn <strong>und</strong> hole ihn ab. Ich bin<br />

dann entspannt genug, um auf dem Weg nach<br />

Hause Fangen zu spielen oder Steine zu sammeln<br />

oder sonst irgendwas.“<br />

„… dass man pünktlich <strong>und</strong> zeitig genug morgens<br />

in der Kinderkrippe ist. Man sollte sich die<br />

Zeit nehmen, das Kind in aller Ruhe an die<br />

Erzieherin zu übergeben. Das Gleiche ist natürlich<br />

nachmittags, wenn man hören möchte, wie<br />

es am Tag so gelaufen ist. Das war auf jeden Fall<br />

neu für uns, dass man den Tagesrhythmus wieder<br />

ganz anders gestalten musste.“<br />

Alle Mütter berichteten, dass ihr Kind „zu Ende<br />

spielen“ muss, bevor der Heimweg angetreten<br />

<strong>werden</strong> kann. Oder die Kinder zeigen voller Stolz,<br />

was sie im Laufe des Tages gelernt oder geschafft<br />

haben.<br />

„Inzwischen muss ich ihn eher vom Spielen<br />

weglocken. Wenn ich komme, registriert er mich<br />

zwar <strong>und</strong> ruft auch Mama, aber er nimmt sich<br />

seine Zeit <strong>und</strong> beendet sein Spiel entweder<br />

nicht oder ganz langsam oder zeigt mir noch<br />

etwas. Das Abholen geht jetzt insgesamt langsamer.“<br />

69


„Manchmal will er gar nicht gehen. Wenn er mich<br />

sieht, hebt er die Arme hoch <strong>und</strong> lächelt. Vom<br />

Traktor geht er trotzdem nicht runter. Manchmal<br />

demonstriert er mir auch, dass er jetzt schon die<br />

Treppe zur Rutsche hochklettern kann. Er will<br />

stolz zeigen, was er schon kann.“<br />

Weitere Fragen bezogen sich auf den täglichen<br />

Wechsel zwischen der Kinderkrippe nach zu<br />

Hause. Die Kinder sind zwar müde, aber sie sind<br />

zufrieden, lautete die einhellige Erfahrung der<br />

Mütter. Die Kinder, die mittags abgeholt <strong>werden</strong>,<br />

brauchten dann ihren Mittagsschlaf zu Hause.<br />

Der Wechsel verlief für die befragten Familien<br />

problemlos, manchmal unterstützt von einem<br />

kleinen Ritual.<br />

„Er nimmt aus der Krippe ein Spielzeug mit nach<br />

Hause. Zu Hause schaut er das Spielzeug aus der<br />

Krippe nie an. Hauptsache, er hat es dabei.“<br />

Alle Mütter beschäftigen sich in der Zeit des Tages,<br />

die sie mit ihren Kindern verbringen, sehr<br />

bewusst <strong>und</strong> intensiv mit ihnen – möglichst keine<br />

anderen Termine.<br />

„Ich versuche nichts ohne meinen Sohn zu machen<br />

<strong>und</strong> wenn ich z. B. Einkaufen gehen muss,<br />

gestalte ich das so, dass er auch etwas davon<br />

hat. Wir schauen evtl. an einem Spielplatz vor-<br />

70<br />

bei, auch wenn er nicht direkt auf dem Weg<br />

liegt. Die Zeit zwischen Abholen <strong>und</strong> abends, die<br />

ist kurz <strong>und</strong> deshalb versuche ich, diese Zeit<br />

intensiv zu nutzen.“<br />

Alle Eltern sagten, dass sie <strong>durch</strong> die Kinderkrippe<br />

bzw. die Erzieherinnen Anregungen für Spiele,<br />

Bücher <strong>und</strong> Beschäftigungen für zu Hause<br />

bekommen. Erzieherinnen wurden darüber hinaus<br />

in Erziehungsfragen oder bei Erziehungsproblemen<br />

um Rat gefragt. Zudem schien die<br />

Wahrnehmung des eigenen Kindes beeinflusst<br />

zu <strong>werden</strong>.<br />

„… entweder bekomme ich Anregungen, wenn<br />

ich nachfrage, was Max im Moment interessiert<br />

oder manchmal frage ich nach, wenn ich ein<br />

neues Spielzeug kaufen möchte. ‚Ist das jetzt gut<br />

für seine Entwicklung oder nicht?’. Außerdem<br />

kann ich sie immer um Rat fragen – pädagogisch<br />

wie psychologisch. Ich habe beim Beobachten<br />

in der Krippe dazugelernt; z. B. hatte ich<br />

die Tendenz, mein Kind mit Spielsachen zu<br />

überhäufen, was ich inzwischen einfach nicht<br />

mehr mache. Heute denke ich, weniger ist mehr<br />

<strong>und</strong> das habe ich von der Krippe gelernt.“<br />

„Es ist eine große Bereicherung – faszinierend<br />

wie die Erzieherin das Kind sieht – manchmal<br />

eine ganz andere Perspektive.“


Alle Elternpaare waren sich in der Entscheidung<br />

einig, einen Platz in einer Kinderkrippe für das<br />

Kind zu suchen. Auffallend ist, dass der Einfluss<br />

auf die Partnerschaft insgesamt sehr günstig<br />

eingeschätzt wurde.<br />

„Ich würde sagen, das ist für uns fast lebensnotwendig,<br />

damit wir nach der Geburt des 2. Kindes<br />

einfach ein bisschen mehr Zeit für uns haben.“<br />

„Ich bin ausgeglichener, weil ich arbeiten gehen<br />

darf. Es kann jeder bei uns gut das machen, was<br />

für ihn wichtig ist <strong>und</strong> unsere Tochter hat da<strong>durch</strong><br />

noch etwas Positives in ihrem Leben.“<br />

„Ich glaube, dass eine Kinderkrippe eine sehr<br />

entlastende Funktion hat, um den Freiraum zu<br />

haben, einer Arbeit nachzugehen. Das Arbeiten<br />

hat ja auch Nebeneffekte, die sich <strong>stark</strong> positiv<br />

auf eine Partnerschaft auswirken.“<br />

„Wir sind beide unabhängig <strong>und</strong> wir sind Eltern,<br />

wir sind aber auch Partner <strong>und</strong> <strong>durch</strong> diesen<br />

Krippenplatz kann ich Partner sein.“<br />

Auf die Frage, ob sie Entwicklungsrisiken für ihr<br />

Kind befürchteten, antworteten Eltern, nachdem<br />

sie Erfahrungen mit der Kinderkrippe gesammelt<br />

hatten, überwiegend <strong>und</strong> eindeutig<br />

„Nein!“. Alle Eltern sagten: „Ja, mein Kind geht<br />

gerne in die Kinderkrippe“, viele sagten: „sehr<br />

gerne“. Bezüglich der Entwicklung des Kindes<br />

standen die sozialen Kontakte, das Aufwachsen<br />

mit anderen Kindern für alle Eltern im Mittelpunkt,<br />

ebenso wie die Lernerfahrungen, die<br />

die Krippe bietet. Keiner der Eltern hatte<br />

Entwicklungsverzögerungen beobachtet, eher<br />

wurde der positive Einfluss betont. Wenn überhaupt<br />

Nachteile genannt wurden, dann nur ganz<br />

vereinzelt, wie z. B. nicht genügend Unterstützung<br />

bei der Sauberkeitserziehung.<br />

Die Ernährung in der Kinderkrippe wurde überwiegend<br />

positiv beurteilt. Vereinzelte Kritik gab es<br />

u. a. an der Höhe des Essensgeldes, <strong>und</strong> eine<br />

Familie zog es vor, dem Kind Essen von zu Hause<br />

mitzugeben. Die Eltern, deren Kinder über Mittag<br />

in der Krippe sind, dort also schlafen, berichteten<br />

von problemlosem, gutem Mittagschlaf. Eine Frage,<br />

die viele Eltern beschäftigt, ist‚ sind Krippenkinder<br />

häufiger krank?. Die Auffassung der befragten<br />

Eltern war geteilt: Die Hälfte meinte „ja<br />

(insbesondere am Anfang)“, die anderen antworteten<br />

mit „Nein“.<br />

Was Eltern sonst noch sagten:<br />

„Ich finde es so schade, dass dieses Krippenangebot<br />

nicht für alle Mütter, die sich das wünschen,<br />

da ist. Ich möchte einfach betonen, wie toll<br />

es ist, einen Krippenplatz in Anspruch nehmen zu<br />

können … Ich werde von so vielen Frauen, die ich<br />

treffe, um diesen Krippenplatz beneidet. Wir sind<br />

einfach sehr glücklich mit unserer Krippe, mein<br />

Mann, ich <strong>und</strong> mein Sohn sowieso.“<br />

„Vielleicht sollten wir das noch mal zum Ausdruck<br />

bringen, dass es für uns r<strong>und</strong>um eine sehr<br />

positive Geschichte ist <strong>und</strong> dass, wie in unserer<br />

Familie, sowohl die Eltern wie auch die Kinder<br />

sehr davon profitieren, weil man sich bzgl. der<br />

Entwicklung <strong>und</strong> bzgl. der Erziehung viel mehr<br />

Gedanken macht.“<br />

„Ich bin sehr, sehr zufrieden mit der Krippe. Vor<br />

allem, dass sie in meiner Nähe ist <strong>und</strong> ich nicht<br />

noch kilometerweit fahren muss. Mein Kind<br />

fühlt sich wohl, sie lernt sehr viel. Das macht<br />

mich stolz.“<br />

„Ich denke mir, dass ich mich als Mutter wohl<br />

fühle <strong>und</strong> ein gutes Gewissen hab’, weil ich weiß,<br />

da ist mein Kind gut aufgehoben. Das ist, je kleiner<br />

sie sind, umso wichtiger. Es ist leichter, ein<br />

Kind in fremde Hände zu geben, wenn ich weiß,<br />

die Hände halten das Kind …“<br />

Zwei Familien, die ein weiteres Kind bekommen<br />

haben bzw. erwarten, haben dieses bereits wieder<br />

in der Kinderkrippe angemeldet. Eine Familie<br />

macht die weitere Familienplanung davon<br />

abhängig, dass ihnen ein Platz in der Kinderkrippe<br />

zugesichert wird.<br />

71


Ohne Fachkompetenz geht es nicht: Die Professionalisierung der<br />

Fachkräfte als Gr<strong>und</strong>lage einer Kleinkindpädagogik auf hohem Niveau<br />

Es tut sich was: Fachkräfte qualifizieren<br />

sich für die Arbeit mit den Jüngsten<br />

Der Bedarf an Betreuungsplätzen für Kinder<br />

unter drei Jahren wird in Zukunft noch deutlich<br />

steigen <strong>und</strong> damit auch der Bedarf an pädagogischen<br />

Fachkräften für diese Altersgruppe. Wie<br />

sieht es mit der Qualifizierung aus?<br />

Die b<strong>und</strong>esdeutsche Landschaft der Kindertagesbetreuung<br />

ist vom klassischen Kindergarten<br />

geprägt. In den Fachakademien (Ausbildungsstätten<br />

für Erzieherinnen <strong>und</strong> Erzieher)<br />

liegt der Schwerpunkt traditionsgemäß auf der<br />

Ausbildung für die Arbeit mit Kindern im Alter<br />

von drei bis sechs Jahren. Zwar können die<br />

angehenden Fachkräfte das Sozialpädagogische<br />

Seminar oder das Berufspraktikum in einer Kinderkrippe<br />

absolvieren, in der Regel sind die<br />

Fachkräfte jedoch für die Arbeit mit Kindern<br />

unter drei Jahren nicht ausreichend qualifiziert.<br />

Die traditionellen Schwerpunkte der Kindergartenpädagogik<br />

spiegeln sich auch in den Fortbildungsangeboten<br />

für die Fachkräfte wider.<br />

Während das Sozialreferat der Stadt München<br />

aufgr<strong>und</strong> der langjährigen Angebotstradition für<br />

Kinder unter drei Jahren ein umfangreiches Fortbildungsprogramm<br />

anbietet, gab es in den Programmen<br />

der Spitzenverbände der freien <strong>und</strong><br />

öffentlichen Wohlfahrtspflege bis zum Jahre 2004<br />

nur ein minimales Angebot. Doch die Zeichen<br />

stehen auf Veränderung. So wurde z. B. eine trägerübergreifende<br />

Fortbildungsinitiative für Kinder<br />

unter drei Jahren in Tageseinrichtungen in Zusammenarbeit<br />

mit dem Staatsinstitut für Frühpädagogik<br />

gestartet27 .<br />

Die „Initiative Kinderkrippen in Bayern“<br />

setzt Maßstäbe<br />

Als die „Initiative Kinderkrippe in Bayern“ ins<br />

Leben gerufen wurde, geschah das aus vielfältigen<br />

Gründen (Vereinbarkeit von Familie <strong>und</strong> Beruf,<br />

Bindung qualifizierter Arbeitskräfte, etc.). Von<br />

Anfang an galt jedoch die größte Aufmerksamkeit<br />

der pädagogischen Qualität in den neu gegründeten<br />

Kinderkrippen. Die Entwicklung eines praxisbegleitenden<br />

Fortbildungsprogramms für alle Erzieherinnen<br />

wurde fest eingeplant <strong>und</strong> startete<br />

bereits im Oktober 2002. Vorausgegangen war<br />

die Erarbeitung eines Qualifizierungskonzeptes<br />

<strong>durch</strong> Elfriede Maria Daschner (Diplom-Sozialpädagogin)<br />

<strong>und</strong> Gerda Wimmer-Schmidt (Diplom-<br />

27 Oberhuemer, 2005<br />

72<br />

Psychologin), die die Qualifizierungsmaßnahme<br />

als Prozessbegleiterinnen leiteten. Die Einbindung<br />

der beiden Expertinnen wurde möglich<br />

<strong>durch</strong> die großzügige fachliche Unterstützung der<br />

Abteilung Kindertagesbetreuung des Stadtjugendamtes<br />

der Landeshauptstadt München unter<br />

Leitung von Frau Angelika Simeth <strong>und</strong> des<br />

Fachbereichs Kinderkrippen unter Leitung von<br />

Frau Angelika Berchtold.


Zunächst war der Abschluss der Qualifizierung<br />

für Juli 2003 geplant. Wegen der positiven<br />

Rückmeldungen, die die Erzieherinnen <strong>und</strong> die<br />

Vertreterinnen <strong>und</strong> Vertreter der Träger über die<br />

Umsetzung des Gelernten in die tägliche praktische<br />

Arbeit gaben <strong>und</strong> wegen des unverminderten<br />

Engagements der Fachkräfte <strong>und</strong> der Prozessbegleitung,<br />

wurde die Qualifizierungsmaßnahme<br />

von der vbw – Vereinigung der Bayerischen<br />

Wirtschaft e. V., unterstützt von seinen<br />

Mitgliedsverbänden BayME – Bayerischer Unternehmensverband<br />

Metall <strong>und</strong> Elektro e. V. <strong>und</strong><br />

VBM – Verband der Bayerischen Metall- <strong>und</strong><br />

Elektro-Industrie e. V., bis zum Jahr 2005 verlängert<br />

<strong>und</strong> finanziert.<br />

Ab August 2002 erarbeiteten die Prozessbegleiterinnen<br />

ein vorläufiges Qualifizierungskonzept.<br />

Dieses wurde nach dem ersten Fortbildungsmodul<br />

im Oktober 2002 unter Berücksichtigung<br />

der aktuellen Situation in den Modelleinrichtungen<br />

sowie der Anregungen aus dem Fachbeirat<br />

noch einmal präzisiert. Als freiberufliche Fortbildnerin<br />

mit dem Spezialgebiet „Kleinstkindpädagogik“<br />

konnte Elisabeth Erndt-Doll gewonnen<br />

<strong>werden</strong>. Sie leitete <strong>und</strong> gestaltete die krippenpädagogischen<br />

Themen von neun Modulen.<br />

Durch die Zusammenarbeit dieses Teams während<br />

der 10 Fortbildungsmodule wurde ein kontinuierlicher<br />

Planungs- <strong>und</strong> Entwicklungsprozess<br />

möglich, in dem auf die jeweils vorhergehenden<br />

Module aufgebaut <strong>werden</strong> konnte. So<br />

wurden Zusammenhänge aufgezeigt <strong>und</strong> Inhalte<br />

zusammengeführt.<br />

Die Qualifizierung des pädagogischen Personals<br />

fand auf vier Ebenen statt:<br />

1. Ebene:<br />

– Themenbezogene Fortbildungsmodule an sechs<br />

Wochenenden, die um weitere vier Module<br />

erweitert wurden.<br />

2. Ebene:<br />

– Kontinuierliche Prozessbegleitung der Leiterinnen<br />

<strong>und</strong> der Teams über einen Zeitraum von<br />

einem Jahr, die in reduzierter Form um zwei<br />

weitere Jahre verlängert wurde;<br />

– sieben regionale Arbeitstreffen mit je zwei<br />

pädagogischen Fachkräften pro Standort in jeweils<br />

einer Projektkrippe, die um vier Arbeitstreffen<br />

verlängert wurden;<br />

– mindestens vier Besuche der Prozessbegleiterinnen<br />

vor Ort unter Einbeziehung der Teams<br />

<strong>und</strong> der Trägervertreter;<br />

– informelle Kontakte der Teilnehmerinnen<br />

untereinander.<br />

3. Ebene:<br />

– Vorbereitete <strong>und</strong> begleitende Hospitationen in<br />

Münchner Kinderkrippen; zwei Besuche waren<br />

konzeptionell vorgesehen, weitere waren nach<br />

individueller Absprache möglich.<br />

4. Ebene:<br />

– Begleitung der Träger,<br />

– Öffentlichkeitsarbeit.<br />

73


Die Reihe der ersten sechs Fortbildungsmodule …<br />

zu neuen<br />

1.„Auf<br />

Ufern“<br />

74<br />

Kind als Akteur<br />

seiner eige-<br />

2.Das<br />

nen Entwicklung<br />

strukturierteBeobach-<br />

3.Aktive,<br />

tung von Kindern<br />

<strong>und</strong><br />

Lernprozesse in<br />

4.<strong>Bildung</strong>sder<br />

Kinderkrippe<br />

Ziel:<br />

Ziel:<br />

Ziel:<br />

Ziel:<br />

• Bestandsaufnah- • Pädagogische • Stellenwert, • Entwicklungsme,<br />

Vorstellen der Gr<strong>und</strong>haltungen Bedeutung <strong>und</strong> psychologische<br />

einzelnen Einrich- für die <strong>Bildung</strong>s- Chancen von Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong><br />

tungen<strong>und</strong>Erziehungs-<br />

Beobachtung Lebenskompe-<br />

• Standortbestimmung<br />

/ Bedarfserprozesse<br />

in der<br />

Kinderkrippe<br />

• Die Phase der<br />

gezielten Beobachtenzen<br />

• Instrumentarium<br />

hebung,<br />

• Die Rolle der tung (Anleitung) für die strukturierte<br />

Entwickeln einer<br />

Prioritätenliste<br />

• Vorstellen der<br />

Qualifizierungskonzeption<br />

<strong>und</strong><br />

Abgleich dieser mit<br />

dem aktuellen<br />

Bedarf aus der<br />

Praxis<br />

• Lernen <strong>durch</strong><br />

„best practice“<br />

(1. Hospitation in<br />

Münchner Kinderkrippen)<br />

Erzieherin/-<br />

Kinderpflegerin;<br />

Einstellungen,<br />

Kompetenzen <strong>und</strong><br />

Handlungsweisen -<br />

reflektiert am<br />

eigenen Lebens<strong>und</strong><br />

<strong>Bildung</strong>sweg<br />

<strong>und</strong> dem jetzigen<br />

Arbeitsplatz<br />

• Die Menschenbilder<br />

des Kindes, Gr<strong>und</strong>haltungen<br />

<strong>und</strong><br />

damit verb<strong>und</strong>ene<br />

Implikationen,<br />

Auswirkungen <strong>und</strong><br />

Handlungsimpulse<br />

• Verschiedene<br />

Gr<strong>und</strong>haltungen<br />

des Kindes als<br />

Akteur seiner<br />

Entwicklung –<br />

Interaktionsmuster<br />

• Instrumentarium<br />

für die Beobachtung<br />

von Kindern<br />

– Einführung <strong>und</strong><br />

Handhabung der<br />

Entwicklungstabelle<br />

von Prof.<br />

Dr. E. K. Beller<br />

• Aufzeigen unterschiedlicherEinsatzmöglichkeiten<br />

• Pädagogische<br />

Konzepte mit dem<br />

Ziel der Selbständigkeit<br />

<strong>und</strong><br />

Selbsttätigkeit von<br />

Kleinstkindern<br />

Beobachtung von<br />

Kindern – Ausarbeitung<br />

von individuellen<br />

Angeboten<br />

auf der Gr<strong>und</strong>lage<br />

der Entwicklungstabelle<br />

von Prof.<br />

Dr. E. K. Beller<br />

• Sprachentwicklung<br />

(kognitive <strong>Bildung</strong>)<br />

• Kleinstkinder unter<br />

sich – Kompetenzentwicklung<br />

<strong>und</strong><br />

Anregungen <strong>durch</strong><br />

das Miteinander<br />

Erlernen von<br />

Konfliktfähigkeit<br />

• Entwicklungsspielraum<br />

Kinderkrippe<br />

– Zeiträume,<br />

Freiräume,<br />

Materialien<br />

für Erziehungs-<br />

• Innen- <strong>und</strong> Außenpartner<br />

• Tagesablauf <strong>und</strong><br />

Krippenstruktur –<br />

pädagogische<br />

Konzepte, Leitideen<br />

<strong>und</strong> Arbeitsweisenräume<br />

der Krippe<br />

5.⁄Erziehungspartnerschaft<br />

I<br />

Ziel:<br />

• Die verschiedenen<br />

Rollen <strong>und</strong> Sichtweisen<br />

von Eltern<br />

<strong>und</strong> Erzieherinnen/Kinderpflegerinnen<br />

• Die Entwicklung<br />

des Kindes als<br />

gemeinsames Ziel<br />

aller Beteiligten<br />

• Die veränderte Haltung<br />

gegenüber<br />

Eltern – Beziehungsaufbau,<br />

Wertschätzung <strong>und</strong><br />

gegenseitige<br />

Ergänzung als<br />

Voraussetzung für<br />

einen guten<br />

Anfang<br />

• Inhalte <strong>und</strong><br />

Methoden der<br />

Zusammenarbeit<br />

• Lernen <strong>durch</strong> „best<br />

practice“<br />

(2. Hospitation in<br />

Münchner<br />

Kinderkrippen)


… wurde nach der Verlängerung <strong>durch</strong> vier weitere Module ergänzt<br />

6.„Das Ende<br />

vom Anfang“<br />

Ziel:<br />

• Beginn der<br />

Kommunikation<br />

<strong>und</strong> Kooperation<br />

mit Müttern <strong>und</strong><br />

Vätern<br />

• Kennen lernen<br />

<strong>und</strong> Auseinandersetzen<br />

mit<br />

verschiedenen<br />

Eingewöhnungsmodellen<br />

• Kompetenter<br />

Umgang mit<br />

Abschied <strong>und</strong><br />

Trennungsschmerz<br />

• Pädagogische<br />

<strong>und</strong> organisatorische<br />

Schritte<br />

zur Planung der<br />

Eingewöhnungsphase<br />

• Resümee <strong>und</strong><br />

Ausblick<br />

• Reflexion der<br />

Qualifizierungsmaßnahme<br />

• Folgeprozesse,<br />

die sich aus der<br />

Qualifizierungsphase<br />

ergeben<br />

• Bedarfsplanung<br />

für die Zukunft<br />

Krippe<br />

als <strong>Bildung</strong>s-<br />

7.Die<br />

einrichtung<br />

Ziel:<br />

• Theoretischer Input<br />

zur „<strong>Bildung</strong>“<br />

• Begriffsklärung<br />

<strong>und</strong> lernmethodische<br />

Kompetenzen<br />

• Merkmale des<br />

kindlichen<br />

Lernverhaltens<br />

• „Lernen in<br />

Räumen <strong>und</strong> mit<br />

praktischen<br />

Angeboten“<br />

ermöglichen<br />

– der Wert<br />

8.Lernen<br />

von Beobachtung<br />

<strong>und</strong> Dokumentation<br />

Ziel:<br />

• Wert von Beobachtung<br />

<strong>und</strong><br />

Dokumentation<br />

• Theoretischer<br />

Input zu Lerngeschichten,<br />

M.<br />

Carr, Neuseeland<br />

• Auswertung nach<br />

Lerndispositionen<br />

an Video-<br />

Beispielen<br />

• Zusammenhang<br />

BEP <strong>und</strong><br />

Lerngeschichte<br />

9.Erziehungspartnerschaft<br />

II<br />

Ziel:<br />

• Haltung <strong>und</strong> Rolle<br />

der pädagogischen<br />

Fachkraft<br />

im Lernprozess<br />

„Open Space“<br />

• Auswerten mitgebrachterLerngeschichten<br />

<strong>und</strong><br />

deren Einbeziehung<br />

in Elterngespräche<br />

• Elterngespräche<br />

Vorbereitung <strong>und</strong><br />

Durchführung<br />

• Konfliktmanagement<br />

Alltag<br />

unter die<br />

10.Den<br />

Lupe genommen<br />

Ziel:<br />

• <strong>Bildung</strong>sprozesse<br />

ermöglichen –<br />

Reflexionen der<br />

eigenen Arbeit<br />

• Reflexion von<br />

Schlüsselsituationen<br />

(z. B. Bringen<br />

<strong>und</strong> Abholen,<br />

Essen, Schlafen<br />

…)<br />

• Reflexion der<br />

Qualifizierungsmaßnahme<br />

der<br />

letzten drei Jahre<br />

• Zukunftsperspektiven<br />

75


Die Sicht der Prozessbegleiterinnen 28<br />

■ Die Qualifizierung auf den unterschiedlichen<br />

Ebenen trug entscheidend zum Gelingen der<br />

Gesamtmaßnahme bei.<br />

■ Das Ziel, die Steigerung der Professionalität der<br />

pädagogischen Fachkräfte, kann als erreicht gesehen<br />

<strong>werden</strong>. Dies bezieht sich auf die berufliche<br />

Identität <strong>und</strong> Reflexionsfähigkeit der Fachkräfte,<br />

die pädagogischen Standards in den<br />

Einrichtungen <strong>und</strong> den geschärften Blick für pädagogisch<br />

notwendige Rahmenbedingungen.<br />

■ Im ersten Qualifizierungsjahr war zunächst<br />

eine Beratung der Träger nur am Rande vorgesehen.<br />

Diese wurde in den weiteren Jahren<br />

intensiviert <strong>und</strong> hat sich als sehr fruchtbar<br />

erwiesen.<br />

■ Ein wesentliches Ziel der Qualifizierungsmaßnahme<br />

war, eine Plattform zu schaffen, auf<br />

der alle Fragen ausgesprochen, angenommen,<br />

verhandelt, geklärt, vorangebracht oder<br />

weitergegeben <strong>werden</strong> konnten. Gleichzeitig<br />

wurden Sach- <strong>und</strong> Beziehungsebenen bedient.<br />

Neben dem Austausch <strong>und</strong> der thematischen<br />

Arbeit wuchsen die Teilnehmerinnen<br />

zu einer vertrauten <strong>und</strong> sehr effektiv agierenden<br />

Arbeitsgemeinschaft zusammen, die sich<br />

gegenseitig jedwede Hilfe <strong>und</strong> Unterstützung<br />

zukommen ließ. Gerade für Krippen, die an<br />

kleine Träger angeb<strong>und</strong>en sind, scheint uns<br />

diese Form von Austausch, Klärung <strong>und</strong><br />

Unterstützung unabdingbar.<br />

■ Die thematischen Module bildeten die Gr<strong>und</strong>lage<br />

zur Qualifizierung pädagogischen Handelns,<br />

nahmen den Bedarf der Teilnehmerinnen<br />

auf <strong>und</strong> waren maßgeblich beteiligt, die pädagogische<br />

Kompetenz der Teilnehmerinnen zu<br />

erweitern. Daneben brauchen pädagogische<br />

Fachkräfte, die in der Anfangs- <strong>und</strong> Aufbauphase<br />

stehen, eine qualifizierte Begleitung, mit<br />

Hilfe derer sie auch verwaltungstechnische Fragen<br />

angehen können.<br />

■ Das enorme Engagement der pädagogischen<br />

Fachkräfte in der Aufbauphase kam in Äußerungen<br />

zum Ausdruck wie ,,ich benötigte<br />

Rückhalt <strong>und</strong> fachliche Nahrung“. Durch die<br />

engagierte Arbeit der Prozessbegleiterinnen<br />

konnte dies gewährleistet <strong>werden</strong>.<br />

■ Die Qualifizierungsmaßnahme lässt sich entsprechend<br />

unseres Konzeptes – der Arbeit auf<br />

vier Lern- <strong>und</strong> Erfahrungsebenen – gut einset-<br />

28 Auszug aus: Wimmer-Schmidt, G. & Daschner, E. M.:<br />

Dokumentation der Qualifizierungsmaßnahme der Initiative<br />

Kinderkrippen in Bayern, Sept. 2003<br />

76<br />

zen. Wie <strong>und</strong> wann die einzelnen Bausteine<br />

eingesetzt <strong>werden</strong>, muss aber immer die individuelle<br />

Situation <strong>und</strong> die Rahmenbedingungen<br />

der Projektkrippe am jeweiligen Standort<br />

berücksichtigen.<br />

Weit effektiver als die Teilnahme an einzelnen<br />

Fortbildungsangeboten war eine kontinuierliche<br />

Teilnahme der pädagogischen Fachkräfte der<br />

Projektkrippen. Insbesondere, wenn zwei Vertreterinnen<br />

pro Modelleinrichtung anwesend sein<br />

konnten, war die Umsetzung der Inhalte in den<br />

Modellkrippen gewährleistet.<br />

Einige Stimmen von Teilnehmerinnen:<br />

„… gerade den Austausch mit den anderen Krippen<br />

fand ich sehr, sehr wichtig. Die fachlichen<br />

Inhalte passten sehr gut, weil sie eben kinderkrippenorientiert<br />

sind. Bei vielen Erzieherinnen<br />

sind da doch eher Lücken, weil es in der Ausbildung<br />

zu wenig gelehrt wird.“<br />

„Die Fortbildungen in München waren super –<br />

die tun einem gut <strong>und</strong> es hilft einem weiter. Ich<br />

konnte vieles für meine Arbeit mitnehmen … Ich<br />

würde in der Richtung gerne weiter betreut <strong>werden</strong><br />

<strong>und</strong> Fortbildungen machen können.“<br />

„… die Hospitationen in den Münchner Krippen<br />

haben mir sehr viel gebracht. Alleine von der<br />

Struktur, wie der Tagesablauf gestaltet wird, wie<br />

sie mit den Kindern arbeiten, in welchen Projekten<br />

sie arbeiten … wieso bin ich eigentlich hier in<br />

der Einrichtung, arbeite hier, diese Gr<strong>und</strong>gedanken<br />

erst mal aufzufassen, das hat mir unwahrscheinlich<br />

geholfen.“


Die Sicht der Trägervertreter <strong>und</strong><br />

Trägervertreterinnen<br />

Die Fachkräfte für dieses Projekt wurden entweder<br />

aus dem Personalpool von Einrichtungen,<br />

die zum Träger gehören oder <strong>durch</strong> öffentliche<br />

Ausschreibungen der Stellen gewonnen. In<br />

jedem Fall bestanden ähnliche Probleme, nämlich<br />

die mangelnde Ausbildung <strong>und</strong> fehlende<br />

Erfahrung der Fachkräfte im Hinblick auf die<br />

Arbeit mit Kindern im Alter unter drei Jahren.<br />

Die Projektkonzeption hatte diese Situation vorausschauend<br />

berücksichtigt <strong>und</strong> die Qualifizierungsmaßnahme<br />

zum verpflichtenden Bestandteil<br />

der Förderung gemacht. Die Qualifizierungsmaßnahme<br />

der Fachkräfte als Teil des<br />

Projektes „Initiative Kinderkrippen in Bayern“<br />

wurde von allen Trägern nicht nur als positiv,<br />

sondern geradezu als notwendig erkannt. Offensichtlich<br />

sind die Sichtweisen der Vertreterinnen<br />

<strong>und</strong> Vertreter der Träger bezüglich der Qualität<br />

der Arbeit in Kinderkrippen <strong>durch</strong> die Rückmeldungen<br />

der Teilnehmerinnen, <strong>durch</strong> die fachlichen<br />

Anstöße auf den Trägertreffen <strong>und</strong> nicht<br />

zuletzt <strong>durch</strong> die ausführlichen Gespräche mit<br />

den Prozessbegleiterinnen erweitert, zumindest<br />

aber gefestigt worden. Entscheidend waren für<br />

die Träger, die bis dahin ausschließlich Erfahrungen<br />

im Kindergartenbereich gesammelt hatten,<br />

die Unterschiede in den pädagogischen Ansätzen<br />

sowie die verstärkten Anforderungen an<br />

das Personal. Die Qualität der Maßnahme wur-<br />

29 Bayerisches Staatsministerium für Arbeit <strong>und</strong> Sozialordung,<br />

Familie <strong>und</strong> Frauen & Staatsinstitut für Frühpädagogik (2003, 2.<br />

überarbeitete Neuauflage 2005)<br />

de erkannt <strong>und</strong> entsprechend gewürdigt. Verschiedentlich<br />

wurde geäußert, dass die Träger<br />

selbst solche Fortbildungsmodule bräuchten:<br />

„… weil ich festgestellt habe, dass es gravierende<br />

Unterschiede zwischen Kindergartenbetrieb<br />

<strong>und</strong> Kinderkrippenbetrieb gibt <strong>und</strong> die Maßnahmen<br />

<strong>und</strong> Ansprechpartner im Bereich Kinderkrippe<br />

wesentlich schwerer zu finden sind.“<br />

„Die Fortbildungen, die unsere Mitarbeiterinnen<br />

bekommen, die halte ich für ausgezeichnet.<br />

Außerdem ist der Austausch mit anderen Krippen<br />

auch ganz wichtig.“<br />

„Ich habe das Gefühl, dass die Erzieherinnen<br />

immer sehr hoch motiviert zurückkommen. Diese<br />

Module tun ihnen menschlich <strong>und</strong> persönlich<br />

sehr gut <strong>und</strong> sind für die berufliche Weiterbildung<br />

sehr, sehr wichtig.“<br />

Schwierigkeiten bzw. Bedenken wurden von<br />

zwei Seiten, insbesondere <strong>durch</strong> die enge<br />

Terminierung des ersten Jahres, geäußert: Zum<br />

einen wurde eine Überforderung des Personals<br />

befürchtet, zum anderen kam es (nicht in jeder<br />

Einrichtung) zu personellen Engpässen. Auch<br />

bei der Teilnahme des Fachpersonals an den<br />

Fortbildungsmodulen zeigte sich, dass die Kinderkrippen,<br />

die an größere Einrichtungen angegliedert<br />

sind oder eng kooperieren, leichter personelle<br />

Vertretungsmöglichkeiten finden.<br />

Mit dem Bayerischen <strong>Bildung</strong>s- <strong>und</strong> Erziehungsplan<br />

29 steht der Praxis inzwischen ein wichtiges<br />

Instrument zur Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -sicherung<br />

zur Verfügung.<br />

77


Der Bayerische <strong>Bildung</strong>s- <strong>und</strong><br />

Erziehungsplan gilt auch für Kinderkrippen<br />

Im Jahre 2003 wurde der Bayerische <strong>Bildung</strong>s<strong>und</strong><br />

Erziehungsplan für Kinder in Tageseinrichtungen<br />

bis zur Einschulung veröffentlicht <strong>und</strong><br />

zwar zunächst als „Entwurf für die Erprobung“.<br />

Erstellt wurde er im Auftrag des Sozialministeriums<br />

vom Staatsinstitut für Frühpädagogik<br />

unter Beteiligung externer Experten, der Spitzenverbände<br />

der freien Wohlfahrtspflege, der<br />

kommunalen Spitzenverbände, von Fach- bzw.<br />

Lehrkräften aus Kindertageseinrichtungen <strong>und</strong><br />

Gr<strong>und</strong>schulen, von Vertreterinnen der Ausbildungsstätten<br />

für Erzieherinnen (Fachakademien<br />

für Sozialpädagogik) <strong>und</strong> von Eltern. In 104<br />

Tageseinrichtungen (darunter 30 Kinderkrippen<br />

bzw. Einrichtungen mit erweiteter Altersmischung)<br />

wurde der Bayerische <strong>Bildung</strong>s- <strong>und</strong><br />

Erziehungsplan erprobt. Die Erfahrungen <strong>und</strong><br />

Rückmel-dungen aus der Praxis wurden systematisch<br />

ausgewertet <strong>und</strong> jedes einzelne Kapitel<br />

daraufhin überarbeitet. Im Herbst 2005<br />

erscheint die erste überarbeitete Fassung. Die<br />

Ziele des Bayerischen <strong>Bildung</strong>s- <strong>und</strong> Erziehungsplans<br />

<strong>werden</strong> in der Verordnung zur<br />

30 Weitere Informationen zum Gesamtkonzept des <strong>Bildung</strong>s- <strong>und</strong><br />

Erziehungsplans sowie zu den einzelnen Förderaspekten unter<br />

www.ifp-bayern.de <strong>und</strong> www. stmas.bayern.de<br />

78<br />

Ausführung des Bayerischen Kinderbildungs<strong>und</strong><br />

-betreuungsgesetzes (BayKiBiGV) verbindlich<br />

festgeschrieben.<br />

Der Bayerische <strong>Bildung</strong>s- <strong>und</strong> Erziehungsplan<br />

bietet für alle Kindertageseinrichtungen in Bayern<br />

einen fachlichen Orientierungsrahmen für<br />

die Förderung frühkindlicher Lern- <strong>und</strong> Entwicklungsprozesse<br />

von Geburt an. Er stellt ein wegweisendes<br />

Instrument zur Qualitätsentwicklung<br />

<strong>und</strong> Qualitätssicherung für alle bayerischen<br />

Kindertageseinrichtungen – <strong>und</strong> somit auch für<br />

die Kinderkrippen – dar. Auf der Gr<strong>und</strong>lage dieses<br />

Orientierungsrahmens entwickeln die einzelnen<br />

Einrichtungen in Zusammenarbeit mit<br />

ihrem Träger <strong>und</strong> in der Erziehungspartnerschaft<br />

mit den Eltern ein eigenes <strong>Bildung</strong>s- <strong>und</strong><br />

Erziehungskonzept. Dieses wird veröffentlicht<br />

<strong>und</strong> ist somit allen Interessierten zugänglich. Als<br />

Gr<strong>und</strong>prinzipien des Bayerischen <strong>Bildung</strong>s- <strong>und</strong><br />

Erziehungsplans lassen sich zusammenfassen:<br />

– Frühes Lernen bildet den Gr<strong>und</strong>stein für lebenslanges<br />

Lernen.<br />

– Der Entwicklungsstand eines Kindes ist maßgebend<br />

für <strong>Bildung</strong>, Erziehung <strong>und</strong> Betreuung.<br />

– Spielen <strong>und</strong> Lernen gehören zusammen.<br />

– Erzieherinnen sind zuverlässige Bezugspersonen<br />

der Kinder. Sie beobachten sorgfältig <strong>und</strong><br />

unterstützen das Gelingen der Lernprozesse.<br />

So <strong>werden</strong> von Geburt an so genannte Basiskompetenzen<br />

gefördert, wie z. B. ein positives<br />

Selbstkonzept, Kompetenzerleben, Neugier <strong>und</strong><br />

Kreativität eines Kindes, die unterschiedlichen<br />

Aspekte der geistigen, sprachlichen <strong>und</strong> körperlichen<br />

Fähigkeiten <strong>und</strong> Fertigkeiten sowie die<br />

Entwicklung von Kompetenzen zum Handeln im<br />

sozialen Kontext. 30


Träger tragen Verantwortung 31<br />

Die Vielfalt der Träger, der Einrichtungen <strong>und</strong><br />

der Konzeptionen ist für das Jugendhilfesystem<br />

in Deutschland charakteristisch. Das Modell der<br />

staatlichen Förderung von freiwilligen (gemeinnützigen)<br />

Anbietern, verb<strong>und</strong>en mit dem Subsidiaritätsprinzip,<br />

ist eine deutsche Besonderheit<br />

(§ 4 SGB VIII, Art. 4 BayKiBiG). Das Prinzip der<br />

Subsidiarität bezieht sich auf die Verpflichtung<br />

der Träger der öffentlichen Jugendhilfe (kreisfreie<br />

Städte, Landkreise bzw. im Bereich der<br />

Kinderbetreuung in erster Linie die Verpflichtung<br />

der Gemeinden), von eigenen Maßnahmen<br />

abzusehen, wenn der Bedarf in gleichermaßen<br />

geeigneter Weise <strong>durch</strong> freigemeinnützige<br />

Träger gedeckt <strong>werden</strong> kann. Freigemeinnützige<br />

Träger sind:<br />

– Kirchengemeinden sowie kirchliche <strong>und</strong> nichtkirchliche<br />

Wohlfahrtsverbände (Arbeiterwohlfahrt,<br />

Caritas-Verband, Deutscher Paritätischer<br />

Wohlfahrtsverband, Deutsches Rotes Kreuz,<br />

Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland)<br />

mit ihren Unterorganisationen;<br />

– Gemeinnützige Vereine.<br />

Daneben gibt es sonstige Träger, die nicht gemeinnützig<br />

arbeiten (z. B. Privatpersonen oder<br />

Betriebe), aber bei Bedarfsnotwendigkeit gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

auch förderfähig sind.<br />

Das Selbstverständnis <strong>und</strong> damit auch die pädagogische<br />

Arbeit in den Einrichtungen sind <strong>durch</strong><br />

unterschiedliche Wertorientierungen <strong>und</strong> Traditionen<br />

geprägt. Die internen Organisationsstruk-<br />

31 Die Ausführungen dieses Kapitels orientieren sich an: Fthenakis,<br />

W.E., Hansen, K. Oberhuemer, P. & Schreyer, I.: Träger zeigen<br />

Profil. Qualitätshandbuch für Träger von Kindertageseinrichtungen.<br />

Beltz Verlag 2003. Das Werk entstand im Rahmen des<br />

turen weisen große Unterschiede aus, z. B. agieren<br />

Elterninitiativen auf lokaler Ebene <strong>und</strong> sind<br />

meist nur Träger einer Einrichtung, während die<br />

großen Verbände b<strong>und</strong>esweit organisiert sind<br />

<strong>und</strong> Einfluss auf eine große Anzahl von Einrichtungen<br />

haben.<br />

Während in großen Trägerorganisationen die<br />

Verantwortungsbereiche auf verschiedene Abteilungen<br />

verteilt <strong>werden</strong>, liegen diese bei Trägern<br />

mit wenigen Einrichtungen in einer Hand. Die<br />

Verantwortung <strong>und</strong> die Funktionen der Trägerorganisation<br />

<strong>werden</strong> <strong>durch</strong> die jeweiligen Mitarbeiter<br />

<strong>und</strong> Mitarbeiterinnen vertreten, die so genannten<br />

Trägervertreter <strong>und</strong> -vertreterinnen. Bei<br />

den öffentlichen Trägern können z. B. der Bürgermeister<br />

oder ein Fachbereichsleiter die verantwortlichen<br />

Trägervertreter sein. Auch bei den<br />

freien Trägern gibt es eine Bandbreite von Funktionen:<br />

Der Kirchenvorstand, der Vorstandsvorsitzende<br />

einer Elterninitiative, der Geschäftsführer<br />

eines Vereins oder bestellte Trägervertreter wie<br />

z. B. ein Pfarrer.<br />

In den letzten Jahren wurde die wichtige Funktion<br />

eines Trägers bei der Steuerung von Einrichtungsqualität<br />

zunehmend thematisiert, nicht<br />

zuletzt weil an die Stelle des traditionellen Verständnisses<br />

von Fürsorge schon seit den 90er<br />

Jahren Konzepte der K<strong>und</strong>enorientierung <strong>und</strong><br />

damit der fachpädagogische Diskurs um betriebswirtschaftliche<br />

Begriffe wie Effektivität, Effizienz,<br />

neue Steuerung, Qualitätsmanagement oder Controlling<br />

getreten ist.<br />

Projektes „Nationale Qualitätsinitiative im System der Tageseinrichtungen<br />

für Kinder“ (NQI), gefördert vom B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Familie, Senioren, Frauen <strong>und</strong> Jugend (BMFSFJ).<br />

79


Die Träger der Kinderkrippen im Projekt „Initiative Kinderkrippen in Bayern“<br />

In den sieben Einrichtungen des Projektes „Initiative Kinderkrippen in Bayern“ spiegelt sich die<br />

Pluralität der Trägerlandschaft wider.<br />

Krippe<br />

Träger<br />

80<br />

Kinderkrippe<br />

„St. Vinzenz<br />

von Paul“,<br />

Kleinostheim<br />

Haus St.<br />

Vinzenz von<br />

Paul GmbH,<br />

Soziale<br />

Dienste<br />

Kleinostheim<br />

Kinderkrippe<br />

„Krabbelstube“<br />

Markt<br />

Lappersdorf<br />

Markt<br />

Lappersdorf<br />

Kinderkrippe<br />

„Zachäus-<br />

Nest“ in<br />

Neu-Ulm<br />

Ev. Luth.<br />

Petrusgemeinde,<br />

Neu-Ulm<br />

Montessori-<br />

Kinderkrippe<br />

Passau<br />

Förderverein<br />

Montessori<br />

Kinderhaus<br />

Passau <strong>und</strong><br />

Umgebung<br />

e. V. (Elterninitiative)<br />

Kindertages<br />

stätte<br />

„Grete-<br />

Schickedanz<br />

e. V.“ Fürth<br />

Quelle AG<br />

Kindertagesstätten<br />

Schickedanz<br />

e. V.<br />

Kinderkrippe<br />

„Zwergenparadies“,<br />

Hof<br />

Familienzentrum<br />

Mütterclub<br />

Hof e.V.<br />

Ab 2006<br />

Stiftung<br />

Marienberg<br />

kinderVilla<br />

der bürgerhilfeingolstadt<br />

e. V.<br />

bürgerhilfe<br />

ingolstadt<br />

e. V.


Gr<strong>und</strong>lagen der Trägerqualität<br />

Verantwortungs- Qualitätsziele Trägeraufgaben<br />

bereiche<br />

1. Organisations- ■ Positionierung im System ■ Organisationsentwicklung: Leitbild,<br />

<strong>und</strong> Dienst- der Kindertageseinrichtungen Managementkonzept, Kommunileistungs-<br />

■ Effektivität <strong>und</strong> Effizienz kationsstrategien, Qualitätspolitik,<br />

entwicklung der Trägerarbeit optimieren Evaluationsstrategien<br />

■ Anpassung an regionale ■ Dienstleistungsentwicklung:<br />

Gegebenheiten, gesellschaftliche System-Umweltanalyse,<br />

Rahmenbedingungen <strong>und</strong><br />

Adressatenwünsche<br />

Zielperspektiven entwickeln<br />

2. Konzeption <strong>und</strong> ■ Einrichtungsinterne Klärung ■ Rechtliche Vorgaben, Vorgaben<br />

Konzeptions- pädagogischer Leitprinzipien der Trägerorganisation, etc. kennen<br />

entwicklung <strong>und</strong> deren Umsetzung <strong>und</strong> vermitteln<br />

■ Umsetzung der Zielvorgaben ■ Weitergabe von Infos aus<br />

des KJHG <strong>und</strong> BayKiBiG innovativen Praxisprojekten<br />

■ Herstellung von Transparenz ■ Entwicklung der Konzeption fördern<br />

bezüglich des Profils <strong>und</strong> des <strong>durch</strong> Sicherung der zeitlichen,<br />

Leistungsangebots nach außen personellen <strong>und</strong> materiellen<br />

■ Kontinuierliche Fortschreibung Ressourcen; Sicherung der Teilnahme<br />

des Teams an Fortbildungen;<br />

Sicherung der Beteiligung von Eltern<br />

■ Prüfung der Konzeption vor<br />

Veröffentlichung, Information der<br />

Eltern, Aufbereitung für die<br />

Veröffentlichung<br />

3. Qualitäts- ■ Optimierung der Trägerleistung ■ Qualitätslenkung <strong>und</strong> -sicherung<br />

management ■ Transparenz der Arbeitsprozesse <strong>durch</strong> Entwicklung von Qualitäts-<br />

■ Effektivitätskontrolle zielen <strong>und</strong> Kriterien (Standards);<br />

Beschreibung in Leitfäden,<br />

Handbüchern etc.,<br />

■ Überprüfung u. Aktualisierung der<br />

Standards<br />

4. Personal- ■ Fachkräfte, die vielseitige ■ Personalplanung <strong>und</strong> Personalmanagement<br />

Aufgaben qualifiziert bewältigen gewinnung nach Analyse der<br />

■ Kompetente, initiative benötigten Personalstruktur<br />

Leitungskräfte ■ Personalführung <strong>und</strong> –aufsicht<br />

■ Gut funktionierendes Team ■ Personalentwicklung<br />

■ Wertschätzung der Fachkräfte ■ Personalcontrolling<br />

<strong>durch</strong> die Eltern<br />

■ Arbeitszufriedenheit <strong>und</strong><br />

Motivation der Fachkräfte<br />

■ Personalverwaltung<br />

5. Finanz- ■ Bedarfsgerechtes, möglichst ■ Finanzierungskonzept erstellen:<br />

management kostendeckendes Betreiben Berücksichtigung der rechtlichen<br />

der Kindertageseinrichtung Vorgaben des Landes, des B<strong>und</strong>es,<br />

■ Effizientes Verwenden der Mittel des Trägerverbandes,<br />

■ Beschaffung von Mitteln Kosten-Nutzen-Analyse, Haushaltsplan,<br />

Finanz-Controlling<br />

■ Verwaltung der Finanzen<br />

■ Erschließung zusätzlicher Finanzquellen<br />

81


Verantwortungs- Qualitätsziele Trägeraufgaben<br />

bereiche<br />

6. Familien- ■ Gelingende Zusammenarbeit ■ Ein Leistungsangebot, das die<br />

orientierung <strong>und</strong> zwischen Träger, Eltern <strong>und</strong> Belange der Familien angemessen<br />

Elternbeteiligung pädagogischen Fachkräften berücksichtigt<br />

■ Vertrauen der Eltern in die ■ Unterstützung einer partnerschaft-<br />

Fachkompetenz lichen Zusammenarbeit von<br />

■ Zufriedenheit der Eltern Fachkräften <strong>und</strong> Familien<br />

■ Stärkung der elterlichen ■ Gewährleistung von zielgruppen-<br />

Erziehungskompetenz<br />

■ Breite Beteiligung der Eltern<br />

■ Berücksichtung von Familien<br />

mit besonderem Unterstützungsbedarf<br />

spezifischen Partizipationsformen<br />

7. Gemeinwesen- ■ Informationsaustausch <strong>und</strong> ■ Engagement <strong>und</strong> Vernetzung im<br />

orientierte Zusammenarbeit mit System der Kindertageseinrich-<br />

Vernetzung <strong>und</strong> verschiedenen Partnern tungen (<strong>und</strong> Schulen)<br />

Kooperation ■ Positionierung in der (Fach-) ■ Vernetzung in Gemeinwesen <strong>und</strong><br />

Öffentlichkeit Politik<br />

■ Effizienzsteigerung <strong>durch</strong> ■ Kontakte zu Unternehmen im<br />

Zusammenarbeit<br />

■ Gezielte Ressourcennutzung<br />

Umkreis der Einrichtung<br />

8. Bedarfs- ■ Bedarfsorientierte <strong>und</strong> ■ Bedarfsermittlung <strong>und</strong> Angebotsermittlung<br />

<strong>und</strong> vorausschauende Planung entwicklung unter Einbeziehung der<br />

Angebots- ■ Nachfrageorientierte Angebots- Jugendhilfeplanung<br />

planung optimierung ■ Ermittlung von Daten im Verantwor-<br />

■ Planungsabstimmung zwischen tungsbereich des Trägers<br />

öffentlichen <strong>und</strong> freien Trägern ■ Entwicklung eines Angebotprofils in<br />

Zusammenarbeit mit der Einrichtung<br />

9. Öffentlichkeits- ■ Positionierung in der Öffentlichkeit ■ Konzept der Öffentlichkeitsarbeit<br />

arbeit <strong>und</strong> in der Trägerlandschaft erstellen<br />

■ Darstellung als Träger ■ „Corporate Identity“ entwickeln<br />

■ Darstellung der Kindertages- <strong>und</strong> stärken<br />

einrichtung ■ Als Anbieter sozialer Dienstleitungen<br />

in Erscheinung treten<br />

10. Bau- <strong>und</strong> ■ Um- <strong>und</strong> Neubauten ■ Überprüfung der baulichen Situation<br />

Sachausstattung (Sanierungen) <strong>durch</strong>führen lassen ■ Bauplanung <strong>und</strong> –<strong>durch</strong>führung<br />

■ Ökonomisch <strong>und</strong> ökologisch ■ Bedarfsfeststellung der Sachausverantwortungsbewusstes<br />

Handeln stattung<br />

■ Widerspiegelung der pädago- ■ Einkauf<br />

gischen Konzeption<br />

82


Leitfaden zur Errichtung einer Kinderkrippe<br />

Möchten Sie als Eltern, Träger oder Betrieb eine Kinderkrippe gründen? Der folgende Leitfaden kann<br />

als Orientierungshilfe dienen:<br />

Planungsphase<br />

Bedarf ermitteln Erhebung <strong>und</strong> Feststellung eines Bedarfs (z. B. <strong>durch</strong> Aushänge,<br />

Umfragen etc.) ggf. Anfrage bei benachbarten Betrieben, ob<br />

Interesse an einer Kooperation besteht<br />

Auswertung der Ergebnisse:<br />

– Welche Altersgruppe an Kindern ist in welchem Umfang<br />

betroffen?<br />

– Welche Betreuung (z. B. Umfang, Form) benötigen die Eltern?<br />

– Feststellung des möglichen Einzugsbereichs einer<br />

Kinderkrippe (Wo leben die Kinder?)<br />

– Was können sich Eltern finanziell leisten?<br />

– Kann der Bedarf <strong>durch</strong> vorhandene Einrichtungen gedeckt<br />

<strong>werden</strong>? (Informationen hierzu bei der Kommune <strong>und</strong> dem<br />

örtlich zuständigen Jugendamt *) )<br />

Kontakt mit der/den Die Gemeinden sind für ein ausreichendes Kinderbetreuungszuständigen<br />

Kommune/n angebot zuständig (Art. 5 ff. Bayerisches Kinderbildungs- <strong>und</strong><br />

aufnehmen -betreuungsgesetz – BayKiBiG). Auf Gr<strong>und</strong>lage einer möglichst<br />

kleinräumigen Planung stellen sie den örtlichen Bedarf fest. Die<br />

Träger der öffentlichen Jugendhilfe (Landkreise, kreisfreie Städte,<br />

i.d.R. das Kreis- oder Stadtjugendamt bzw. das Amt für Jugend<br />

<strong>und</strong> Familie *) ) tragen die planerische Gesamtverantwortung, stellen<br />

überörtliche Bezüge her <strong>und</strong> sind subsidiär für den Ausbau der<br />

Kinderbetreuung zuständig, wenn die Gemeinden z. B. nicht leistungsfähig<br />

sind.<br />

* Ansprechpartner finden Sie im Anhang<br />

Kriterien der Gemeinden für die Anerkennung der Bedarfsnotwendigkeit<br />

von Einrichtungen für Kinder unter drei Jahren:<br />

– Anzahl der Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren<br />

in der Kommune<br />

– Wartelisten bei den bestehenden Einrichtungen<br />

in der Kommune<br />

– Entwicklung der Kinderzahlen (z. B. Zuzugsgebiet; Ausweisung<br />

von Gewerbegebiet, Anstieg der Geburtenrate)<br />

– Freie Plätze in bereits bestehenden Einrichtungen, geplante<br />

Änderung der Konzeption bestehender Einrichtungen<br />

– Angebote in den Nachbargemeinden, ggf. Kooperation<br />

möglich<br />

– Ausbau der Tagespflege<br />

– Vielfalt des pädagogischen Angebots<br />

– Öffnungszeiten (kompatibel mit betrieblichen Interessen <strong>und</strong><br />

Bedürfnissen der Familien?)<br />

– Vergleichbare Interessen verschiedener Betriebe<br />

Die Träger von Kindertageseinrichtungen haben nach dem<br />

BayKiBiG einen gesetzlichen Förderanspruch, wenn das<br />

Betreuungsangebot bedarfsgerecht <strong>und</strong> als <strong>Bildung</strong>sangebot ausgestaltet<br />

ist (D. h. die pädagogische Arbeit richtet sich nach den in<br />

83


84<br />

der BayKiBiGV festgelegten <strong>Bildung</strong>s- <strong>und</strong> Erziehungszielen <strong>und</strong><br />

mindestens die Hälfte der Kinder besucht die Einrichtung mindestens<br />

20 Wochenst<strong>und</strong>en). Die Förderhöhe orientiert sich an den<br />

Kosten für das pädagogische Personal <strong>und</strong> erfolgt kindbezogen.<br />

Zahlungspflichtig sind gr<strong>und</strong>sätzlich die Aufenthaltsgemeinden,<br />

also die Gemeinden, in denen die aufgenommenen Kinder leben.<br />

Aufgr<strong>und</strong> dieser Planungs- <strong>und</strong> Finanzierungsverantwortung der<br />

Gemeinden ist frühzeitig eine Vorsprache bei den betreffenden<br />

Kommunen zur Vorabklärung der Bedarfsnotwendigkeit erforderlich,<br />

insbesondere um Informationen über Bedarfspläne <strong>und</strong><br />

Ausbaupläne am Firmensitz <strong>und</strong> in den betreffenden Aufenthaltsgemeinden<br />

einzuholen (ggf. r<strong>und</strong>er Tisch mit allen Planungsträgern).<br />

Weitere mögliche Fragen an die Kommune:<br />

– Prüfung, ob ein kommunales Gebäude (z. B. andere Kindertageseinrichtung,<br />

Schule etc.) mitgenutzt <strong>werden</strong> kann.<br />

– Frage, ob im Gemeindegebiet Gr<strong>und</strong>stück/Gebäude in Miete,<br />

Pacht oder etwa kostenfrei zur Verfügung steht.<br />

– Welche sonstigen Möglichkeiten der Unterstützung bestehen<br />

seitens der Gemeinde (z. B. Ausstattung, Verpflegung etc.)?<br />

Achtung: Bejaht die Kommune gr<strong>und</strong>sätzlich die Bedarfsnotwendigkeit<br />

der Plätze, so ist bei Vorliegen aller anderen Voraussetzungen<br />

mit einer Förderung nach dem BayKiBiG zu rechnen.<br />

Sollte sich die Kommune gr<strong>und</strong>sätzlich dagegen aussprechen, ist<br />

zu überlegen, ob das Vorhaben auch ohne gesetzliche<br />

Fördermittel realisiert <strong>werden</strong> kann, etwa mit alternativen Finanzierungsmöglichkeiten<br />

(z. B. Förderverein, privates Sponsoring,<br />

Kooperation mit benachbarten Unternehmen etc.)<br />

Vorentscheidungen über Wann <strong>und</strong> wie lange sollen die Kinder betreut <strong>werden</strong>?<br />

Betreuungsform treffen Gruppengröße?<br />

Welches pädagogische Konzept verfolgt man gr<strong>und</strong>sätzlich?<br />

Informationen einholen Informationen über rechtliche Vorgaben für den Betrieb einer<br />

Kindertageseinrichtung <strong>und</strong> entsprechende Fördermöglichkeiten<br />

erhalten Sie beim örtlich zuständigen Träger der öffentlichen<br />

Jugendhilfe (Landkreise, kreisfreie Städte, i.d.R. das Kreis- oder<br />

Stadtjugendamt bzw. das Amt für Jugend <strong>und</strong> Familie *) )<br />

Für Privatpersonen: Informationen über mögliche Leistungen erteilt<br />

die Agentur für Arbeit (z. B. Leistungen zur Kinderbetreuung,<br />

Existenzgründungszuschuss, Überbrückungsgeld)<br />

Erfahrungsaustausch mit anderen Einrichtungen<br />

Mögliche Kooperationen mit Betrieben <strong>und</strong> anderen Einrichtungen<br />

prüfen<br />

Suche nach … – geeignetem Träger bzw. Form der Trägerschaft<br />

– möglichen Räumen (Die Räume <strong>werden</strong> im Rahmen des<br />

Betriebserlaubnisverfahrens besichtigt. Zuständig sind in Bayern<br />

hierfür die Kreisverwaltungsbehörden, i.d.R. die örtlich<br />

zuständigen Kreis- oder Stadtjugendämter bzw. die Ämter für<br />

Jugend <strong>und</strong> Familie.) *)<br />

– Kooperationspartnern<br />

* Ansprechpartner finden Sie im Anhang


Finanzierungsplan für die Gegenüberstellung der Betriebskosten mit den Einnahmen z. B.<br />

laufenden Kosten erstellen aus gesetzlichen Leistungen (z.B. staatliche <strong>und</strong> kommunale<br />

Förderung) <strong>und</strong> sonstigen Einnahmen (z.B. Elternbeiträge etc.)<br />

Prüfung von alternativen Finanzierungsmöglichkeiten (z.B.<br />

Förderverein, privates Sponsoring, Kooperation mit benachbarten<br />

Unternehmen etc.)<br />

Anfrage, ob <strong>und</strong> inwieweit Gemeinde/Stadt bereit ist, sich über<br />

den gesetzlichen Förderanspruch hinaus an den Betriebskosten<br />

zu beteiligen.<br />

Finanzierungsplan für Staatliche Investitionskostenförderung<br />

Investitionsmaßnahmen Zwei Drittel der notwendigen Investitionskosten (ohne<br />

(Um-, Aus- <strong>und</strong> Erweite- Gr<strong>und</strong>stück) bedarfsnotwendiger Einrichtungen sind<br />

rungsbau einer Einrichtung) förderfähig. Zuständig sind für freigemeinnützige<br />

erstellen <strong>und</strong> sonstige Träger die Gemeinden, Gemeinden refinanzieren<br />

sich beim Freistaat Bayern im Rahmen des kommunalen<br />

Finanzausgleichs.<br />

Die Informationen über staatliche Investitionskostenförderung<br />

erhalten Sie bei den örtlich zuständigen Trägern<br />

der öffentlichen Jugendhilfe (Kreisverwaltungsbehörden, i.d.R.<br />

die örtlich zuständigen Kreis- oder Stadtjugendämter bzw. die<br />

Ämter für Jugend <strong>und</strong> Familie) <strong>und</strong> den Regierungen. *)<br />

Entscheidungsphase<br />

Alternative Investitionsmöglichkeiten (z. B. privates Sponsoring,<br />

Kooperationen mit benachbarten Unternehmen etc.)<br />

Einzelentscheidungen – Träger bzw. Form der Trägerschaft<br />

treffen über … (In Bayern sind förderfähig kommunale, freigemeinnützige<br />

(z. B. Vereine) <strong>und</strong> sonstige Träger (z. B. Elterninitiativen,<br />

natürliche <strong>und</strong> juristische Personen, privatwirtschaftliche<br />

Initiativen).)<br />

– Kooperation mit verschiedenen Partnern (z. B. anderen<br />

Kindertageseinrichtungen, Unternehmen etc.) <strong>und</strong> Festlegung<br />

des Kooperationsrahmens<br />

– Standort <strong>und</strong> Größe der Kindertageseinrichtung<br />

– Anmietung von geeigneten Räumen oder Erstellung eines<br />

Neu-, Um- oder Erweiterungsbaus<br />

Realisationsphase<br />

Verträge abschließen – Mietverträge, Kaufverträge für ein Gebäude/Gr<strong>und</strong>stück<br />

– Betreiberverträge (z. B. mit einem Verband)<br />

– Belegungsverträge (z. B. für Platzkontingente eines<br />

Unternehmens)<br />

Neu-, Um- oder<br />

Erweiterungsbau planen<br />

* Ansprechpartner finden Sie im Anhang<br />

Erstellung eines Bauplans, Einreichen des Bauplans,<br />

Baugesuch, Ausschreibung etc.<br />

Aufstellung einer Gesamtfinanzierung<br />

Beantragung von Investitionskostenförderung bei der<br />

zuständigen Gemeinde<br />

85


Personal einstellen <strong>und</strong><br />

Ausstattung planen<br />

86<br />

Suche <strong>und</strong> Einstellung des pädagogischen Personals für die<br />

Einrichtung (In Bayern <strong>werden</strong> die Anforderungen an das pädagogische<br />

Personal in der BayKiBiGV festgelegt. Für die ersten drei<br />

Monate wird eine fiktive Belegungsannahme unterstellt. Der endgültige<br />

Personalbedarf kann jedoch erst nach Abschluss des Anmeldeverfahrens<br />

ermittelt <strong>werden</strong>.)<br />

Suche <strong>und</strong> Einstellung von Reinigungs- <strong>und</strong>/oder Küchenpersonal<br />

Ausstattung der Räume mit geeignetem Inventar <strong>und</strong><br />

Spielmaterialien (evtl. mit der pädagogischen Fachkraft)<br />

Anträge stellen Antrag auf Erteilung einer Betriebserlaubnis (In Bayern sind<br />

hierfür die Kreisverwaltungsbehörden *) , i.d.R. die örtlich<br />

zuständigen Kreis- oder Stadtjugendämter bzw. die Ämter für<br />

Jugend <strong>und</strong> Familie, zuständig.)<br />

Antrag auf Anerkennung der Bedarfsnotwendigkeit bei der<br />

zuständigen Gemeinde (s. o.)<br />

Sicherheit <strong>und</strong> Hygiene<br />

beachten<br />

Pädagogisches Konzepte<br />

entwickeln <strong>und</strong> Platzvergabe<br />

festlegen<br />

Abschluss einer Betriebshaftpflicht- <strong>und</strong> Unfallversicherung<br />

Meldung der Betreuungskraft an die Berufsgenossenschaft<br />

Einweisung des Personals in die Hygienestandards<br />

Evtl. Sicherstellung von ärztlicher <strong>und</strong> sicherheitstechnischer<br />

Betreuung (z. B. in Betrieben)<br />

Überlegungen zu einem pädagogischen Konzept (In Bayern sind<br />

hierbei die <strong>Bildung</strong>s- <strong>und</strong> Erziehungsziele der BayKiBiGV zu<br />

beachten. Die Konzeption ist schriftlich zu veröffentlichen.)<br />

Erarbeitung von Vergabekriterien für alle vorhandenen Plätze<br />

(evtl. Informationen von anderen Trägern einholen)<br />

Festlegung der Platzkontingente von evtl. Kooperationspartnern<br />

(z. B. Unternehmen)<br />

Beginn des Anmeldeverfahrens zur Belegung der Tageseinrichtung<br />

Festlegung von Elternbeiträgen (Nach dem BayKiBiG können<br />

Mindestbuchungszeiten bis zu 20 Wochenst<strong>und</strong>en <strong>und</strong> deren<br />

Lage vorgegeben <strong>werden</strong>. Darüber sind unterschiedliche<br />

Buchungskategorien anzubieten <strong>und</strong> die Elternbeiträge angemessen<br />

zu staffeln.)<br />

Erarbeitung von Betreuungsverträgen<br />

Auswahl der Kinder<br />

Förderantrag stellen Antrag auf Gewährung einer Förderung bei der zuständigen<br />

Gemeinde (4 Abschlagszahlungen zzgl. Endabrechnung). Die<br />

Anträge finden Sie im Internet unter www.stmas.bayern.de.<br />

* Ansprechpartner finden Sie im Anhang


Tipps für Betriebe, die sich engagieren wollen<br />

1. Nutzen für Unternehmen<br />

Elternschaft <strong>und</strong> Erwerbstätigkeit müssen sich<br />

nicht ausschließen. Das Modellprojekt „Initiative<br />

Kinderkrippen in Bayern“ sowie zahlreiche<br />

Erfolgsbeispiele aus der betrieblichen Praxis belegen<br />

das.<br />

Wo liegen die Vorteile für Unternehmen, betrieblich<br />

unterstützte Kinderbetreuungsangebote<br />

einzurichten?<br />

■ Unternehmen, die Rahmenbedingungen für<br />

ihre Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter zur Vereinbarkeit<br />

von Familie <strong>und</strong> Erwerbstätigkeit<br />

schaffen, steigern deren Zufriedenheit <strong>und</strong><br />

erhöhen die Bindung an ihr Unternehmen.<br />

■ Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung von Mitarbeiterinnen<br />

<strong>und</strong> Mitarbeitern sind für den Arbeitgeber mit<br />

hohen Investitionen verb<strong>und</strong>en. Angebote zur<br />

Vereinbarkeit von Familie <strong>und</strong> Erwerbstätigkeit<br />

ermöglichen eine schnelle Rückkehr an den<br />

Arbeitsplatz <strong>und</strong> eine lückenlose Erwerbsbiografie.<br />

Davon profitieren Arbeitgeber wie Arbeitnehmer<br />

<strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen gleichermaßen.<br />

Das Know-how <strong>und</strong> die Erfahrung der<br />

Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter stehen dem<br />

Unternehmen schneller wieder zur Verfügung.<br />

■ Eine schnelle Rückkehr an den Arbeitsplatz<br />

bedeutet für das Unternehmen aber auch,<br />

dass Kosten für die Personalbeschaffung <strong>und</strong><br />

Investitionen in Schulungen für Ersatzkräfte<br />

reduziert <strong>werden</strong> können.<br />

■ Betriebe, die familienbewusste Maßnahmen<br />

anbieten, können mit weniger Fehlzeiten <strong>und</strong><br />

einer geringeren Fluktuation der Mitarbeiterinnen<br />

<strong>und</strong> Mitarbeiter rechnen.<br />

■ Betriebliche Kinderbetreuung dokumentiert das<br />

gesellschaftliche Engagement der Unternehmen<br />

<strong>und</strong> hebt das Firmenimage. Der Attraktivitätsfaktor<br />

des Unternehmens steigt bei Fach- <strong>und</strong><br />

Führungskräften. Ein Umstand, von dem vor<br />

allem kleine <strong>und</strong> mittelständische Unternehmen<br />

bei ihrer Personalsuche profitieren können.<br />

2. Entscheidungsablauf bei der Einrichtung<br />

betrieblich unterstützter<br />

Kinderbetreuung<br />

Die Entscheidung über die Einrichtung einer betrieblich<br />

unterstützten Kinderbetreuung gestaltet<br />

sich üblicherweise nach folgendem Ablauf:<br />

1. Erfassung der Bedarfslage<br />

2. Analyse des Bedarfs (detaillierte Bedarfserhebung<br />

bei den Mitarbeitern)<br />

3. Modellentwicklung aufgr<strong>und</strong> des erhobenen<br />

Bedarfs<br />

4. Eventuell Kooperation mit anderen Unternehmen<br />

5. Kontakt mit zuständigen Behörden<br />

6. Suche nach geeignetem Standort<br />

7. Finanzplanung<br />

8. Klärung rechtlicher <strong>und</strong> organisatorischer<br />

Fragen<br />

9. Suche nach geeignetem Träger<br />

10. Umsetzungsphase<br />

3. Möglichkeiten betrieblich unterstützter<br />

Kinderbetreuung<br />

Betrieblich unterstützte Kinderbetreuung hat<br />

viele Gesichter. Abhängig vom Bedarf bei den<br />

Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter <strong>und</strong> entsprechend<br />

den Möglichkeiten des Unternehmens<br />

gibt es unterschiedliche Modelle. In den meisten<br />

Fällen handelt es sich inzwischen nicht mehr um<br />

einzelbetriebliche Ansätze, sondern um Lösungen,<br />

die mehrere Unternehmen im Zusammenschluss<br />

realisieren.<br />

a) Betriebseigene Kindertageseinrichtung<br />

Ein oder mehrere Unternehmen richten (gemeinsam)<br />

eine Kindertageseinrichtung ein, die<br />

Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter für ihre Kinder<br />

in Anspruch nehmen können. Die beteiligten<br />

Unternehmen investieren in die Erstausstattung<br />

<strong>und</strong> unterhalten den Betrieb der Kindertageseinrichtung.<br />

Mit der Trägerschaft wird ein freier<br />

oder kommunaler Träger beauftragt. Können die<br />

fachlichen Voraussetzungen sichergestellt <strong>werden</strong>,<br />

kann das Unternehmen auch selbst die Trägerschaft<br />

übernehmen.<br />

87


) Betrieblich geförderte Elterninitiative<br />

Ein oder mehrere Unternehmen unterstützen<br />

eine Elterninitiative dabei, eine betriebsnahe Betreuungseinrichtung<br />

zu schaffen <strong>und</strong> zu betreiben.<br />

Das Engagement der Unternehmen liegt<br />

bei diesem Modell im Wesentlichen in der finanziellen<br />

Unterstützung der Elterninitiative, die<br />

sich zu großen Teilen aus Mitarbeiterinnen <strong>und</strong><br />

Mitarbeitern der beteiligten Betriebe zusammensetzt<br />

<strong>und</strong> Träger der Einrichtung ist.<br />

c) Betriebsnahe Kindertageseinrichtung<br />

Im Gegensatz zur betriebseigenen Kindertageseinrichtung<br />

ist eine betriebsnahe Kindertageseinrichtung<br />

auch für Kinder aus dem entsprechenden<br />

Stadtteil bzw. Ort geöffnet. Die betriebsnahe<br />

Kindertageseinrichtung wird in der Regel von<br />

einem freien oder kommunalen Träger geführt.<br />

Die Art des Engagements von Unternehmen<br />

kann dabei sehr unterschiedlich sein. Neben der<br />

Investition in die Erstausstattung oder dem Überlassen<br />

von Räumlichkeiten geht es bei diesem<br />

Modell vor allem darum, dass sich Unternehmen<br />

an den laufenden Betriebskosten der Einrichtung<br />

beteiligen.<br />

d) Finanzierung von Belegplätzen in bestehenden<br />

Einrichtungen<br />

Für Unternehmen, die eine betriebliche Kinderbetreuung<br />

fördern möchten, jedoch den finanziellen<br />

<strong>und</strong> organisatorischen Aufwand einer<br />

eigenen Kindertageseinrichtung scheuen oder<br />

deren Bedarf hierfür zu gering ist, besteht die<br />

Möglichkeit, sich Belegrechte in einer bestehenden<br />

Einrichtung zu sichern. Für das Unternehmen<br />

bedeutet dieses Modell, dass es sich<br />

nur für einen verhandelten Zeitraum festlegt.<br />

Die finanzielle <strong>und</strong> organisatorische Belastung<br />

ist sehr genau kalkulierbar <strong>und</strong> als eher niedrig<br />

einzustufen. Das Modell eignet sich daher<br />

besonders gut für kleine <strong>und</strong> mittelständische<br />

Betriebe.<br />

* vgl. Anhang<br />

88<br />

4. Rechtliche Informationen <strong>und</strong><br />

Hilfestellungen*<br />

Informationen erhalten Unternehmen bei der<br />

Fachberatung für Kinderbetreuung:<br />

– bei den Trägern der öffentlichen Jugendhilfe<br />

(Landkreise, kreisfreie Städte, i.d.R. die Kreisoder<br />

Stadtjugendämter bzw. die Ämter für<br />

Jugend <strong>und</strong> Familie)<br />

– bei den Regierungen (in besonderen Fällen)<br />

– bei den beruflichen Fortbildungszentren der<br />

Bayerischen Wirtschaft (bfz)<br />

– Fauth-Herkner & Partner


Anhang<br />

Zitierte Literatur <strong>und</strong> weitere<br />

Literaturempfehlungen<br />

Ahnert, L. (Hrsg.) (2004). Frühe Bindung. Entstehung<br />

<strong>und</strong> Entwicklung. München: Ernst<br />

Reinhardt.<br />

Bayerisches Staatsministerium für Arbeit <strong>und</strong><br />

Sozialordnung, Familie <strong>und</strong> Frauen & Staatsinstitut<br />

für Frühpädagogik München (Hrsg.)<br />

(2003, 2. überarbeitete Neuauflage 2005). Der<br />

bayerische <strong>Bildung</strong>s- <strong>und</strong> Erziehungsplan für<br />

Kinder in Tageseinrichtungen bis zur Einschulung.<br />

Weinheim: Beltz.<br />

B<strong>und</strong>esministerium für Familie, Senioren, Frauen<br />

<strong>und</strong> Jugend (Hrsg.)(2003). Auf den Anfang<br />

kommt es an! Perspektiven zur Weiterentwicklung<br />

des Systems der Tageseinrichtungen<br />

für Kinder in Deutschland. Weinheim: Beltz.<br />

Beller, K. E. (1993). Kinderkrippe. In M. Markefka<br />

& B. Nauck (Hrsg.), Handbuch der Kindheitsforschung.<br />

(S. 535-541). Neuwied: Luchterhand.<br />

Beller, K. E. (2003). Eingewöhnung in der Krippe.<br />

Ein Modell zur Unterstützung der aktiven Auseinandersetzung<br />

aller Beteiligten mit Veränderungsstress.http://liga-kind.de/pages/202beller.htm.<br />

Blank-Mathieu, M. (2003). Konzeption Krippenpädagogik.<br />

In I. Becker-Textor & M. R. Textor<br />

(Hrsg.), Konzeption Krippenpädagogik. www.<br />

sgbviii.de/S1.html.<br />

Cryer, D. & Harms, T. (Hrsg.) (2000). Infants and<br />

toddlers in out-of-home care. Baltimore: Paul<br />

H. Brookes.<br />

Fried, L. & Büttner, G. (Hrsg.) (2004). Weltwissen<br />

von Kindern. Zum Forschungsstand über die<br />

Aneignung sozialen Wissens bei Krippen- <strong>und</strong><br />

Kindergartenkinder. Weinheim/München: Juventa.<br />

Fthenakis, W. E. & Textor, M. R. (Hrsg.) (2002).<br />

Mutterschaft, Vaterschaft. Weinheim: Beltz.<br />

Griebel, W. Niesel, R., Reidelhuber, A. & Minsel,<br />

B.: Erweiterte Altersmischung in KiTa <strong>und</strong><br />

Schule. München: Don Bosco 2004<br />

Gründler, E. C. (2004). Pflege, Bewegung, Spiel.<br />

Qualitätskriterien in der Krippenarbeit. Klein &<br />

<strong>Groß</strong>, (07-08), 16-20.<br />

Hofer, M. (2002). Familienbeziehungen im institutionellen<br />

Umfeld. In M. Hofer, E. Wild & P.<br />

Noack (Hrsg.), Lehrbuch Familienbeziehungen.<br />

Eltern <strong>und</strong> Kinder in der Entwicklung (S.<br />

51-69). Göttingen: Hogrefe.<br />

Hoffman, L., W. (2002). Berufstätigkeit von Müttern:<br />

Folgen für die Kinder. In W. E. Fthenakis<br />

& M. R. Textor (Hrsg.), Mutterschaft, Vaterschaft<br />

(S. 71-88). Weinheim: Beltz.<br />

Howes, C. (2000). Social development, family,<br />

and attachment relationships of infants and<br />

toddlers. Research into practice. In D. Cryer &<br />

T. Harms (Eds.), Infants and toddlers in out-ofhome<br />

care (S. 87-113). Baltimore: Paul H.<br />

Brookes.<br />

Kasten, H. (2004). 0–3 Jahre. Entwicklungspsychologische<br />

Gr<strong>und</strong>lagen. Weinheim/Basel:<br />

Beltz Verlag.<br />

Kracke, B. & Hofer, M. (2002). Familie <strong>und</strong> Arbeit.<br />

In M. Hofer, E. Wild & P. Noack (Hrsg.),<br />

Lehrbuch Familienbeziehungen. Eltern <strong>und</strong><br />

Kinder in der Entwicklung (S. 103–112). Göttingen:<br />

Hogrefe.<br />

Laewen, H.-J., Andres, B. & Hédervári, É. (Hrsg.)<br />

(2003). Die ersten Tage – Ein Modell zur Eingewöhnung<br />

in Krippe <strong>und</strong> Tagespflege. Weinheim:<br />

Beltz.<br />

Lamb, M.E. & Ahnert, L. (2003). Institutionelle<br />

Betreuungskontexte <strong>und</strong> ihre entwicklungspsychologische<br />

Relevanz für Kleinkinder. In H.<br />

Keller (Hrsg.). Handbuch der Kleinkinderforschung.<br />

(S. 525-564. Bern / Göttingen: Hans<br />

Huber.<br />

Landeshauptstadt München. Schul- <strong>und</strong> Kultusreferat<br />

<strong>und</strong> Sozialreferat Stadtjugendamt (Hrsg.)<br />

(2000). Pädagogische Rahmenkonzeption für<br />

Kooperationseinrichtungen der LHM. Fortschreibung<br />

für den Zeitraum 1997 bis Juni<br />

1999. Erstellt von Ulrich Diekmeyer. München:<br />

Landeshauptstadt München Sozialreferat.<br />

Landeshauptstadt München. Sozialreferat Stadtjugendamt,<br />

Abteilung Kindertagesbetreuung<br />

(Hrsg.) (2002). Die pädagogische Rahmenkonzeption<br />

für Kinderkrippen der Landeshauptstadt<br />

München. Langfassung. München: Landeshauptstadt<br />

München Sozialreferat.<br />

Meiser, U. (2002). Kinder in Übergängen stärken.<br />

Transitionen als Chance wahrnehmen. Kindergarten<br />

heute, (10), 6-14.<br />

Oberhuemer, P. (2004). Kinder unter drei in<br />

Tageseinrichtungen. Eine trägerübergreifende<br />

Fortbildungsinitative. KiTa abktuell BY, (12),<br />

250-253.<br />

89


Scheffler, A. (2003). Krippenkinder aufnehmen<br />

(4). Praktische Überlegungen zur Krippenbetreuung.<br />

Kindergarten heute, (5), 26-33.<br />

Schneider, K. (2003). Kinder unter drei auf dem<br />

Weg in die Wissensgesellschaft? <strong>Bildung</strong> in<br />

Krippen <strong>und</strong> Krabbelstuben. In R. Prölß<br />

(Hrsg.), Die Bedeutung der verschiedenen<br />

Lernorte: Konsequenzen aus der PISA-Studie<br />

zur Gestaltung der Jugendhilfe in einer kommunalen<br />

<strong>Bildung</strong>slandschaft (S. 147-154).<br />

Nürnberg: emwe.<br />

Schreyer, I., Hansen, K., Kalicki, B., Nagel, B. &<br />

Oberhuemer P. (2003). Trägerqualität. Die<br />

Steuerung von <strong>Bildung</strong>s-, Erziehung- <strong>und</strong><br />

Betreuungsqualität <strong>durch</strong> Evaluation. In W. E.<br />

Fthenakis (Hrsg.), Elementarpädagogik nach<br />

PISA (S. 352-371). Weinheim: Beltz.<br />

Sechtig, J. & Viernickel, S. (2003). Krippenkinder<br />

aufnehmen (3). Identität – das Bewusst<strong>werden</strong><br />

der eigenen Persönlichkeit. Kindergarten<br />

heute, (4), 24-31.<br />

Statistisches B<strong>und</strong>esamt (2004). Kindertagesbetreuung<br />

in Deutschland – Einrichtungen,<br />

Plätze, Personal <strong>und</strong> Kosten 1990–2002, Wiesbaden.<br />

90<br />

Tietze, W. & Viernickel, S. (Hrsg.) (2002). Pädagogische<br />

Qualität in Tageseinrichtungen für<br />

Kinder. Ein nationaler Kriterienkatalog. Weinheim:<br />

Beltz.<br />

VanDieken, C. (2002). Spot. So geht's mit Krippenkindern.<br />

Kindergarten heute, Sonderheft.<br />

Viernickel, S. & Sechtig, J. (2003). Krippenkinder<br />

aufnehmen (1). Aufbau <strong>und</strong> Entwicklung von<br />

Bindungen. Kindergarten heute, (1), 14-20.<br />

Viernickel, S. & Sechtig, J. (2003). Krippenkinder<br />

aufnehmen (2). Entwicklung von Interaktions<strong>und</strong><br />

Kommunikationsfähigkeiten. Kindergarten<br />

heute, (2), 16-21.<br />

Weber, C. (Hrsg.) (2004). Betreuung <strong>und</strong> Erziehung<br />

in Familie <strong>und</strong> Krippe. In Spielen <strong>und</strong><br />

Lernen mit 0- bis 3-Jährigen. Der entwicklungszentrierte<br />

Ansatz in der Krippe (S. 26-30).<br />

Weinheim/Basel: Beltz Verlag.<br />

Wilhelm, K. (2005). Fremde Betreuung – gute<br />

Betreuung. Psychologie heute, 28-30.<br />

Wimmer-Schmidt, G. & Daschner, E. M.(2003).<br />

Dokumentation der Qualifizierungsmaßnahme<br />

der Initiative Kinderkrippen in Bayern.<br />

Unveröffentlichtes Papier.


Die Einrichtungen im Modellprojekt<br />

Kinderkrippe Träger<br />

Kinderkrippe „Grete Schickedanz e. V.“ Quelle AG<br />

Leiterin: Petra Memmert Gerhard Koslowski<br />

Flößaustr. 10 Personalabteilung<br />

90763 Fürth Hornschuchpromenade 11-13<br />

Tel. 09 11-71 17 10 90763 Fürth<br />

gerhard.koslowski@quelle.de<br />

Kinderkrippe „Zwergenparadies“ Stiftung Marienberg<br />

Leiterin: Silke Bauer Maria Mangei<br />

Bismarckstr. 46 Klostertor 2<br />

90028 Hof 95028 Hof<br />

Tel. 0 92 81-84 08 39 Tel. 0 92 81-83 71 04<br />

maria.mangei@stiftung-marienberg.de<br />

(ab 01.04.2005)<br />

kinderVilla der bürgerhilfe ingolstadt e.V. bürgerhilfe ingolstadt e.V.<br />

Leiterin: Karin Tittes Sabine Thanheiser<br />

Luitpoldstr. 1 Josef-Ponschab-Str. 14<br />

85051 Ingolstadt 85049 Ingolstadt<br />

Tel. 08 41-3 70 44 43 Tel. 08 41-15 03<br />

Fax: 08 41-3 70 46 07 buergerhilfe-ingolstadt@bingo-ev.de<br />

Kinderkrippe St. Vinzenz von Paul Haus St. Vinzenz von Paul GmbH<br />

Leiterin: Andrea Aulbach Soziale Dienste Kleinostheim<br />

Kirchstr. 58 Klaus Jakob<br />

63801 Kleinostheim Bassenser Str. 17<br />

Tel. 0 60 27-40 79 72 63801 Kleinostheim<br />

st.vinzenz-kinderkrippe@web.de Tel. 0 60 27-47 74 02<br />

Fax: 0 60 27-47 74 04<br />

st.vinzenz-@t-online.de<br />

Krabbelstube Markt Lappersdorf Markt Lappersdorf<br />

Leiterin: Silke Lux, Mechthild Obam Rudi Reichenberger<br />

Dr.-Martin-Luther-Str. 1 Rathausstr. 3<br />

93138 Lappersdorf 93138 Lappersdorf<br />

Tel. 09 41-8 70 28 86 Tel. 0941-8 30 00 26<br />

Fax: 09 41-80 30 55 86<br />

Krabbelstube-lap@web.de<br />

marktverwaltung@lappersdorf.de<br />

Kinderkrippe Zachäus-Nest Evang. Luth. Petrusgemeinde Neu-Ulm<br />

der Evang. Luth. Petrusgemeinde Neu-Ulm Pfarrer Joachim Pennig<br />

Leiterin: Silke Schulmeyer Petrusplatz 8<br />

Steubenstr. 28 89231 Neu-Ulm<br />

89231 Neu-Ulm Tel. 07 31-9 74 86 50<br />

Tel. 07 31-7 05 46 67<br />

evang.petrus-krippe@kirche-neu-ulm.de<br />

www.petruskirche.telebus.de<br />

petrus@kirche-neu-ulm.de<br />

Montessori Kinderhaus Förderverein Montessori-Kinderhaus Passau<br />

Leitung: z. Zt. vakant <strong>und</strong> Umgebung e. V.<br />

Söldenpeterweg 21 Sigrid Burgstaller, Klaus Dirscherl<br />

94036 Passau Söldenpeterweg 21<br />

Tel. 08 51-75 63 97 71 94036 Passau<br />

Tel. 08 51-75 63 97 71<br />

91


Die Mitglieder des Fachbeirats<br />

Vertreter der vbw –<br />

Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V.<br />

Dr. Christof Prechtl<br />

Max-Joseph-Straße 5<br />

80333 München<br />

Tel. 0 89-5 51 78-2 20<br />

E-Mail: christof_prechtl@vbw-bayern.de<br />

Nicole Scherbe<br />

Vertreter des Bayerischen Staatsministeriums<br />

für Arbeit <strong>und</strong> Sozialordnung, Familie<br />

<strong>und</strong> Frauen<br />

Hans-Jürgen Dunkl<br />

Winzererstr. 9<br />

80792 München<br />

Tel. 0 89-12 61-10 98<br />

E-Mail: Hans-Juergen.Dunkl@stmas.bayern.de<br />

Martina Nusskern (bis Oktober 2004)<br />

Birgit Siglmüller (ab Oktober 2004)<br />

Vertreterin des <strong>Bildung</strong>swerk der Bayerischen<br />

Wirtschaft e. V.<br />

Elisabeth Graf<br />

Vertreterin des Bayerischen Städtetags<br />

Angelika Simeth<br />

Landeshauptstadt München Sozialreferat,<br />

Stadtjugendamt, Abt. Kindertagesbetreuung<br />

Vertreter des Gemeindetages<br />

Gerhard Dix<br />

Vertreter des Fachausschusses „Kindertagesstätten<br />

der LAG Freie Wohlfahrtspflege“<br />

Joachim Feichtl<br />

Vertreter der Regierung von Oberbayern<br />

Dieter Walz<br />

Vertreterin: Roswitha Weyrauch<br />

Vertreterin der Landeshauptstadt München<br />

Angelika Berchtold,<br />

Stadtjugendamt, Abt. Kindertagesbetreuung<br />

Bereichsleitung Kinderkrippen<br />

Vertreter der wissenschaftlichen Begleitung<br />

Prof. Dr. Dr. Dr. W.E. Fthenakis<br />

Renate Niesel<br />

Staatsinstitut für Frühpädagogik, München<br />

Vertreter der Träger<br />

Pfarrer Joachim Pennig<br />

Vertreterin: Ulrike Eisenlauer<br />

Neu-Ulm<br />

92<br />

Vertreterin der Erzieherinnen aus den<br />

Projektstandorten<br />

Silke Lux<br />

Lappersdorf<br />

Vertreterin der Eltern aus den Projektstandorten<br />

Sigrid Burgstaller<br />

Passau<br />

Vertreterinnen der Qualifizierungsmaßnahme<br />

Elfriede Maria Daschner<br />

Gerda Wimmer-Schmidt<br />

Weitere Informationen <strong>und</strong><br />

Ansprechpartner<br />

Ansprechpartner für Rechts- <strong>und</strong> Finanzierungsfragen<br />

sind die örtlich zuständigen Kreisverwaltungsbehörden,<br />

i.d.R. die Kreis- <strong>und</strong> Stadtjugendämter<br />

bzw. die Ämter für Jugend <strong>und</strong> Familien, in<br />

besonderen Fällen die Regierungen. Eine entsprechende<br />

Auflistung finden Sie unter<br />

www.stmas.bayern.de/kinderbetreuung/index.htm<br />

Berufliche Fortbildungszentren der Bayerischen<br />

Wirtschaft (bfz): Das bfz in Augsburg hat sich auf<br />

die bayernweite Firmenberatung zum Thema<br />

„Kinderbetreuung“ spezialisiert.<br />

Tel.: 08 21-40 80 20<br />

e-Mail: familienbewusste-arbeitswelt@a.bfz.de<br />

www.bfz.de<br />

Fauth-Herkner & Partner<br />

Wolfratshauser Str. 203 a<br />

81479 München<br />

www.arbeitswelt.de<br />

www.bayme.de<br />

www.bfz.de<br />

www.bildunginbayern.de<br />

www.familienhandbuch.de<br />

www.ifp-bayern.de<br />

www.kindertagesbetreuung.de<br />

www.mittelstand-<strong>und</strong>-familie.de<br />

www.sgbviii.de<br />

www.stmas.bayern.de<br />

www.vbm.de<br />

www.vbw-bayern.de<br />

www.wissen-<strong>und</strong>-wachsen.de


Eine Initiative der in Kooperation mit<br />

vbw – Vereinigung der<br />

Bayerischen Wirtschaft e.V.<br />

Max-Joseph-Straße 5<br />

80333 München<br />

www.vbw-bayern.de<br />

BayME – Bayerischer<br />

Unternehmensverband<br />

Metall <strong>und</strong> Elektro e.V.<br />

Max-Joseph-Straße 5<br />

80333 München<br />

www.bayme.de<br />

VBM – Verband der<br />

Bayerischen Metall- <strong>und</strong><br />

Elektro-Industrie e.V.<br />

Max-Joseph-Straße 5<br />

80333 München<br />

www.vbm.de<br />

Bayerisches Staatsministerium<br />

für Arbeit<br />

<strong>und</strong> Sozialordnung,<br />

Familie <strong>und</strong> Frauen<br />

Winzererstraße 9<br />

80333 München<br />

www.stmas.bayern.de<br />

Staatsinstitut<br />

für Frühpädagogik<br />

Winzererstraße 9<br />

80333 München<br />

www.ifp-bayern.de

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