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BR-Magazin 16/2014

Das hauseigene Magazin des Bayerischen Rundfunks informiert vierzehntägig über die Höhepunkte im Programm. Hier finden Sie Hintergründe zu neuen Produktionen und Veranstaltungen. Außerdem gibt es eine ausführliche Programmübersicht. Hier können Sie sich das BR-Magazin im pdf bequem herunterladen.

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<strong>BR</strong>-EINBLICKE<br />

Bayern 3 war 1971 Deutschlands<br />

erste Servicewelle für Autofahrer<br />

Da-dam-da-dam<br />

da daaa-daaa!<br />

Jeder kennt die Verkehrsmelodie von Bayern 3.<br />

Aber kaum jemand weiß um ihre lange Geschichte<br />

Da-dam-da-dam-da-daaaa-daaa! Ob Urlauber<br />

von der Nordseeküste, Italiener auf<br />

dem Oktoberfest und natürlich die bayerischen<br />

Autofahrer, jeder kann diese nette<br />

kleine Melodie auf Anhieb mitpfeifen.<br />

Vielen zaubert sie ein Lächeln ins Gesicht.<br />

Aber kaum einer kennt ihre Geschichte,<br />

die bis ins Österreich des 19. Jahrhunderts<br />

zurück reicht. Der Wiener Stimmungssänger<br />

Wilhelm Wiesberg (1850-1896) verfasste<br />

damals das Couplet „Der Himmel<br />

voller Sterne“. Gemeint waren allerdings<br />

nicht der Große Wagen oder der Orion,<br />

sondern die Sterne an den Offiziersuniformen,<br />

auf die die Damenwelt so scharf<br />

war. Dieses kleine Lied geriet schon bald<br />

wieder in Vergessenheit, bis Carl Lorens<br />

(1851-1909), ebenfalls ein Wiener Volkssänger,<br />

die Melodie aufgriff und ihr einen<br />

neuen Text verpasste: „Solang der alte<br />

Steffel am Stephansplatz noch steht.“<br />

Damit setzte er dem Stephansdom ein<br />

musikalisches Denkmal.<br />

Münchner Wahrzeichen<br />

Um 1890 kam das Lied nach München und<br />

wurde schon wieder umgedichtet: „So<br />

lang der alte Peter am Petersbergerl steht,<br />

so lang die grüne Isar durchs Münchner<br />

Stadterl geht, so lang da drunt am Platzl<br />

noch steht das Hofbräuhaus – so lang<br />

stirbt die Gemütlichkeit in München niemals<br />

aus!“ In dieser Form ertönte das Wiener<br />

Schunkel-Lied von da an auf dem<br />

Münchner Oktoberfest. Der „Alte Peter“<br />

ist der 91 Meter hohe Turm der Münchner<br />

Pfarrkirche St. Peter am Viktualienmarkt.<br />

Sie ist ein Münchner Wahrzeichen, das<br />

eine Hymne verdient hatte, genau wie das<br />

Hofbräuhaus. Kein Wunder, dass der Berliner<br />

Komponist Wilhelm „Wiga“ Gabriel<br />

(1897-1964) auf die Tonfolge der ersten<br />

Zeile zurückgriff, als er 1935 die Volksfesthymne<br />

„In München steht ein Hofbräuhaus“<br />

schrieb.<br />

Vier Tage nach Ende des Zweiten Weltkriegs,<br />

am 12. Mai 1945, startete „Radio München“<br />

als Sender der amerikanischen Militärregierung,<br />

zunächst von Ismaning aus, zwei<br />

Wochen später aus dem notdürftig reparierten<br />

Funkhaus in München. Als Pausenzeichen<br />

diente eine gemütliche Volksweise<br />

aus Bayern, das „Bandltanzmotiv“.<br />

Dieses Pausenzeichen war notwendig, um<br />

die damals noch erforderlichen Umschaltpausen<br />

zwischen Sendungen aus verschiedenen<br />

Funkhäusern zu überbrücken.<br />

Am 13. Januar 1948, also kurz vor der Währungsreform,<br />

erhielt Radio München ein<br />

neues Pausenzeichen, auf der Harfe gespielt.<br />

Man entschied sich für die ersten<br />

Takte des Volkslieds „So lang der alte Peter“,<br />

verzichtete allerdings bewusst auf<br />

die letzte Silbe „ter“, um daran zu erinnern,<br />

dass die Kirche immer noch Kriegsschäden<br />

aufwies. Die älteste Pfarrkirche<br />

Münchens (Einweihung im Jahr 1190) war<br />

1944 durch zwei Sprengbomben völlig zerstört<br />

worden. Dieses „amputierte“ Pausenzeichen<br />

erklang dreieinhalb Jahre aus<br />

dem Äther, auch die offizielle Gründung<br />

des Bayerischen Rundfunks am 25. Januar<br />

1949 änderte daran nichts – bis zum 28.<br />

Oktober 1951. An diesem Tag wird die komplett<br />

wieder aufgebaute Kirche mit einem<br />

feierlichen Gottesdienst eingeweiht, die<br />

Münchner Bevölkerung stimmt auf dem<br />

Marienplatz gemeinsam das Lied vom<br />

Alten Peter an. Und der Bayerische Rundfunk<br />

sendet es – wie versprochen – erstmals<br />

mit allen Silben.<br />

Als Mitte der 50er-Jahre das Deutsche<br />

Fernsehen mit regelmäßigen Sendungen<br />

beginnt, ertönt der „Alte Peter“ auch aus<br />

dem Schwarz-Weiß-Fernseher. Immer<br />

dann, wenn von Hamburg, Köln, Frankfurt<br />

oder Baden-Baden nach München umgeschaltet<br />

wird und ganz Deutschland auf<br />

<strong>BR</strong>-Klassiker wie Robert „Was bin ich?“<br />

Lembke, den „Komödienstadel“ oder<br />

„Tatort“-Kommissar Veigl wartet. Es ist<br />

mal auf dem Hackbrett, mal auf der<br />

Posaune, der Tuba oder der Klarinette gespielt<br />

– immer im Zeitlupen-Tempo.<br />

Die Servicewelle von Radio München<br />

Am 1. April 1971 ertönt das vertraute Motiv<br />

plötzlich in einer Version, die klingt, als<br />

habe man den alten Peter auf Speed gesetzt.<br />

Radio Bayern 3 geht an diesem Tag<br />

erstmals auf Sendung, das eher behäbige<br />

Pausenzeichen wird zum pfiffigen Signalton<br />

von Deutschlands erster Servicewelle<br />

speziell für Autofahrer. Die Idee dazu<br />

hatte Josef Othmar Zöller, der Gründervater<br />

von Bayern 3: „Die Service-Information<br />

wird akustisch hervorgehoben durch einen<br />

besonderen Signalton, der von den<br />

Technikerinnen bereits nach ein paar<br />

Tagen liebevoll ‚Sigi‘ genannt wurde: Das<br />

Fotos: <strong>BR</strong>/Historisches Archiv, colourbox (4)<br />

24 – <strong>BR</strong>-<strong>Magazin</strong>

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