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Die politische Arbeit und Probleme der ... - aggi-info.de

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abschaffen wollten. Vielmehr ging es auch für die Soldaten - zumin<strong>de</strong>st bis Anfang1990 - darum, die Zustän<strong>de</strong> innerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> DDR zu verbessern <strong>und</strong> lebenswert zumachen. <strong>Die</strong> Urteile über Partei <strong>und</strong> Staat wur<strong>de</strong>n in dieser Zeit nicht mehr vorrangigvon <strong><strong>de</strong>r</strong> sozialen Sicherheit bestimmt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n von Fragen zu Freiheit, Demokratie<strong>und</strong> Reisefreiheit.Es ist nicht Gegenstand dieses Beitrages, in diesen Fragen <strong>de</strong>n Einfluß <strong><strong>de</strong>r</strong> westlichenPolitik, insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e <strong><strong>de</strong>r</strong> Massenmedien, zu untersuchen. Bemerkenswert istallerdings, wenn im Bericht <strong><strong>de</strong>r</strong> Enquete-Kommission <strong>de</strong>s Deutschen B<strong>und</strong>estageszum Alltagsleben in <strong><strong>de</strong>r</strong> DDR eingeschätzt wird, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Wertewan<strong>de</strong>l in <strong><strong>de</strong>r</strong> DDR„verstärkt (wur<strong>de</strong>) durch die Einflüsse aus <strong>de</strong>n westlichen Gesellschaften, insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<strong>de</strong>n Medien“, <strong>und</strong> außer<strong>de</strong>m festgestellt wird: „Nach weitgehend einhelligerMeinung bestand <strong><strong>de</strong>r</strong> wichtigste Einfluß <strong>de</strong>s Westens im ‚Bedürfnisimport’, in <strong><strong>de</strong>r</strong>Erzeugung von Begehrlichkeiten im konsumtiven Bereich. <strong>Die</strong> problematischen Seiten<strong><strong>de</strong>r</strong> westlichen Gesellschaft aber (<strong>Arbeit</strong>slosigkeit, hohe Mieten, sozialeUngerechtigkeiten, Kriminalität etc.) sind weniger zur Kenntnis genommen wor<strong>de</strong>nals <strong><strong>de</strong>r</strong>en Vorzüge, was zum Teil die verbreiteten Enttäuschungen nach 1989 erklärt.Der Westen wirkte weniger durch Argumente o<strong><strong>de</strong>r</strong> durch Aufklärung über die DDRals vielmehr durch sein Vorbild, durch die Ausstrahlung seiner Überlegenheit, durch<strong>de</strong>n Überfluß.“ (18)Gera<strong>de</strong> in diesem Zusammenhang zeigte sich jedoch das unrealistische Denken in<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>politische</strong>n Massenarbeit <strong><strong>de</strong>r</strong> NVA. <strong>Die</strong> <strong>politische</strong> <strong>und</strong> militärische Führungbegegnete dieser Situation konzeptions- <strong>und</strong> teilweise auch hilflos. Allein das Verbot,Westmedien in <strong>de</strong>n Kasernen zu hören bzw. zu sehen, <strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> technische Eingriff indie entsprechen<strong>de</strong>n Geräte erwiesen sich letztendlich als untauglich <strong>und</strong> wirktensogar negativ.Es gehörte zu <strong>de</strong>n Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>heiten <strong>de</strong>s gesellschaftlichen Lebens in <strong><strong>de</strong>r</strong> DDReinschließlich ihrer Streitkräfte, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> inoffizielle Kommunikationsbereich einegroße Be<strong>de</strong>utung besaß. Der Gedankenaustausch zu <strong>politische</strong>n Fragen im <strong>Die</strong>nst<strong>und</strong><strong>Arbeit</strong>skollektiv (69 %), in <strong><strong>de</strong>r</strong> Familie (60 %), im Fre<strong>und</strong>eskreis (41 %) gehörtezum Alltag.Hier hätten die Agitatoren die größten Einflußmöglichkeiten gehabt, was von vielenunmittelbaren Vorgesetzten <strong>und</strong> Funktionären auch genutzt wur<strong>de</strong>. Aber dazu hätte,wie insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e die Endphase <strong><strong>de</strong>r</strong> DDR ver<strong>de</strong>utlicht, die <strong>politische</strong> Agitation inÜbereinstimmung mit <strong><strong>de</strong>r</strong> erlebten gesellschaftlichen Realität stehen müssen.Eine weitere Hauptrichtung <strong>de</strong>s i<strong>de</strong>ologischen Wirkens war die kultur<strong>politische</strong> <strong>Arbeit</strong>in <strong><strong>de</strong>r</strong> NVA. Ihre erziehen<strong>de</strong>, bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> <strong>und</strong> mobilisieren<strong>de</strong> Funktion sollte über diespezifischen Wirkungsmöglichkeiten von Kultur <strong>und</strong> Kunst realisiert wer<strong>de</strong>n. <strong>Die</strong> 1981durchgeführte Kulturkonferenz <strong><strong>de</strong>r</strong> NVA for<strong><strong>de</strong>r</strong>te daher die Ausprägung <strong><strong>de</strong>r</strong> Kultur imSoldatenalltag „im Sinne <strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen Weite <strong>de</strong>s marxistisch-leninistischen Kulturbegriffes“.Dazu zählten, das Streben nach Vervollkommnung <strong><strong>de</strong>r</strong> weltanschaulichenBildung, die Herstellung eines produktiven Verhältnisses zur Kunst <strong>und</strong> Literatursowie zum künstlerischen Volksschaffen, eine lebendige Beziehung zum kulturellenErbe <strong>und</strong> zu <strong>de</strong>n militärischen Traditionen, aber auch die vielen kleinen Dinge <strong>de</strong>sLebens, wie Umgangston, gegenseitige Hilfe <strong>und</strong> Achtung bis zur Essenkultur.In <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis <strong><strong>de</strong>r</strong> kultur<strong>politische</strong>n <strong>Arbeit</strong> wur<strong>de</strong>n vielfältige Formen <strong>und</strong> Metho<strong>de</strong>nangewandt. Zur Unterstützung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>politische</strong>n, kulturellen, militärtechnischen <strong>und</strong>naturwissenschaftlichen Weiterbildung gab es Vorträge, Zirkel <strong>und</strong> vielfältigeBegegnungen mit Wissenschaftlern, Künstlern <strong>und</strong> Kulturschaffen<strong>de</strong>n. Hinzu kamenLiteraturveranstaltungen, Bibliotheksarbeit, Film- <strong>und</strong> Fernsehveranstaltungen,12

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