Die politische Arbeit und Probleme der ... - aggi-info.de

Organe gerecht werden. Die Mehrheit dieser jungen Armeeangehörigen in den FDJ-Organisationen war vor allem an einer sinnvollen Freizeitgestaltung interessiert.Umfang und Intensität der Aktivitäten auf diesem Gebiet differierten zwischen denFDJ-Organisationen sehr stark. Sie hingen wesentlich von den Interessen derMitglieder, vor allem aber vom Engagement der gewählten Leitungen sowie von denVorgesetzten und den übrigen FDJ-Mitgliedern ab.Welche Rolle die FDJ im Soldatenalltag gespielt hat, wurde in unserer Befragungzumindest in einigen wesentlichen Aspekten sichtbar. So erhielten die höchstenBewertungen jene Aktivitäten des Jugendverbandes, die die kulturelle Arbeit und dieFreizeitgestaltung beinhalteten. 72,2 % der Unteroffiziere und 61,9 % der Soldatenbewerten die FDJ-Organisationen in der Kulturarbeit als aktiv, 40,2 % derUnteroffiziere meinen sogar, sie sei „sehr aktiv“ gewesen. Aktivitäten für dieFreizeitgestaltung werden der FDJ von zwei Drittel der Unteroffiziere und der Hälfteder Soldaten attestiert. Weniger günstig und zudem auch noch sehr differenziertzwischen den Dienstgradgruppen wurde das Engagement des Jugendverbandes inBezug auf die politischen Maßnahmen und den Wettbewerb eingeschätzt. Problematischerscheint, daß über die Hälfte der Soldaten kaum Aktivitäten wahrgenommenhat, wenn es um die Durchsetzung der Rechte der Armeeangehörigen ging.Nicht zuletzt hierin widerspiegelt sich, daß die politische Einflußnahme der FDJ-Organisationen auf die Gestaltung des Truppenlebens geringer war, als in denoffiziellen Dokumenten gefordert und wiederkehrend propagiert wurde.Im Soldatenalltag, der vor allem geprägt war von den Anstrengungen um hoheKampfkraft und Gefechtsbereitschaft der Einheiten und Truppenteile, waren auch dieentsprechenden Aktivitäten und Initiativen der FDJ-Organisationen eingebunden. Inder Ambivalenz von Instrumentalisierung und ehrlicher Einsatzbereitschaft war derJugendverbandes überall da präsent, wo es um die Mobilisierung der Armeeangehörigenging. Generell vermittelt auch der Soldatenalltag den Eindruck, daßeinerseits das FDJ-Leben durch Gängelei und undemokratische Strukturen sowieviele formale Rahmenbedingungen gekennzeichnet war, andererseits aber die FDJ-Organisationen den jungen Armeeangehörigen durch vielfältige Möglichkeiten für dieFreizeitgestaltung, die Bewährung im persönlichen Leistungs- und Bildungsstrebenboten. Dafür erhielten sie großzügige materielle und finanzielle Förderung, an deralle teilhaben konnten. Nicht zuletzt waren die FDJ-Organisationen für die Mehrheitder jungen Armeeangehörigen eine Stätte der sozialen Kommunikation, sie fördertendas Gefühl der Verantwortung für einander und die Zusammengehörigkeit. Wo dasLeben in den FDJ-Organisationen aktiv und gut organisiert war, bot es dem Soldatendas Gefühl der Mitgestaltung in seiner unmittelbaren Lebenswelt. Zweifellos trug diesauch zu einer Grunderfahrung vieler ehemaliger Angehöriger der NVA bei, derGeborgenheit im Kollektiv.4. Zur demokratischen MitbestimmungDie gesetzliche Grundlage der Mitbestimmung liegt im Wehrdienstgesetz. Das Wehrdienstgesetzder DDR vom 25. März 1982 definiert im § 24 Umfang und Hauptformender demokratischen Mitbestimmung der Armeeangehörigen. „Die Angehörigen derNationalen Volksarmee sind zur Erfüllung ihrer Aufgaben berechtigt und verpflichtet,den Wehrdienst initiativreich mitzugestalten. Das erfolgt vor allem durch die exakteund schöpferische Erfüllung der Befehle der Vorgesetzten. Außerdem geschieht dasdurch die Teilnahme an der Tätigkeit der gesellschaftlichen Organisationen, am22