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Die politische Arbeit und Probleme der ... - aggi-info.de

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entscheidungen einholen <strong>und</strong> berücksichtigen. <strong>Die</strong> Autorität <strong><strong>de</strong>r</strong> Parteiorganisationenberuhte größtenteils darauf, daß sie nahezu die einzige Stelle waren, wo das SED-Mitglied seine Meinung äußern <strong>und</strong> zumin<strong>de</strong>st auf Geschehnisse in seinem WirkungsbereichEinfluß nehmen konnte. Formell war die Parteiorganisation die <strong>politische</strong>Heimat je<strong>de</strong>s Genossen. <strong>Die</strong> Parteimitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> hatten natürlich das Bedürfnis,sich nicht nur zu <strong>Probleme</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Einheit, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch zu Fragen zu äußern, welchedie Partei, <strong>de</strong>n Staat, die Armee als Ganzes betrafen. Aber durch das Defizit aninnerparteilicher Demokratie <strong>und</strong> eine diktatorische Disziplin war eine freimütigeDiskussion solcher Fragen stark eingeschränkt. <strong>Die</strong> Beschlüsse <strong><strong>de</strong>r</strong> SED-Führungwaren sakrosankt. Eigenständige o<strong><strong>de</strong>r</strong> abweichen<strong>de</strong> Meinungen waren verdächtig.Natürlich spielten dabei die Haltungen <strong>und</strong> Eigenschaften <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorgesetzten <strong>und</strong>Parteifunktionäre in <strong>de</strong>n betreffen<strong>de</strong>n Parteiorganisationen eine Rolle, aber in <strong><strong>de</strong>r</strong>Regel wur<strong>de</strong> auf kritische Meinungen o<strong><strong>de</strong>r</strong> gar „Abweichungen in <strong>politische</strong>nGr<strong>und</strong>fragen“ mit parteilichen Restriktionen geantwortet, die nicht ohne Einfluß aufdie dienstliche Entwicklung blieben <strong>und</strong> bis zur Entlassung aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Armee führenkonnten.In <strong>de</strong>n Parteiorganisationen <strong>und</strong> ihren Versammlungen waren Offiziere, Unteroffiziere<strong>und</strong> Soldaten gleichberechtigt vereint. <strong>Die</strong> Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>versammlungen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Gruppenberatungenwaren meist Forum für die offene Erörterung von Fragen <strong>de</strong>s militärischen<strong>Die</strong>nstes <strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufgaben <strong><strong>de</strong>r</strong> Einheit. Sie waren <strong><strong>de</strong>r</strong> Ort, wo auchKomman<strong>de</strong>ure kritisiert wer<strong>de</strong>n konnten. Jedoch war auch das abhängig vompersönlichen Format <strong>und</strong> von <strong><strong>de</strong>r</strong> Haltung <strong><strong>de</strong>r</strong> Betroffenen. Oftmals gab es falschverstan<strong>de</strong>nes Autoritäts<strong>de</strong>nken, das zu Ablehnung <strong>und</strong> Unterdrückung von Kritikführte. Auch in diesen Fragen führte die Gefahr von dienstlichen Retourkutschenoftmals zur Zurückhaltung. Je höher die Stäbe, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Tätigkeit kritikwürdig war, <strong>de</strong>stogeringer waren die Möglichkeiten zur Kritik an dieser Tätigkeit. <strong>Die</strong> Erörterungpraktischer Fragen <strong><strong>de</strong>r</strong> Parteiarbeit <strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> militärischen Tätigkeit im eigenemBereich prägten daher <strong>de</strong>n Hauptinhalt <strong><strong>de</strong>r</strong> Versammlungen <strong>und</strong> Beratungen in <strong>de</strong>nParteikollektiven. <strong>Die</strong> größte Diskussionsfreudigkeit gab es in <strong>de</strong>n Parteigruppen.Hier kannte man sich am besten <strong>und</strong> war im engen Kontakt, man wußte, was manvon <strong>de</strong>m an<strong><strong>de</strong>r</strong>en zu halten hatte, <strong>und</strong> es war Einfühlungsvermögen vorhan<strong>de</strong>n.Natürlich gab es Unterschie<strong>de</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> thematischen Gestaltung <strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Art <strong><strong>de</strong>r</strong>Diskussion, abhängig davon, ob es sich um eine Kompanie o<strong><strong>de</strong>r</strong> die Parteigruppeeines Stabes bzw. einer wissenschaftlichen Einrichtung han<strong>de</strong>lte. Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s fürletztere traf zu, daß sie bereits seit Anfang <strong><strong>de</strong>r</strong> 80er Jahre eine wichtige Basis füreine kritische Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung mit <strong>politische</strong>n Gr<strong>und</strong>fragen wur<strong>de</strong>n. Von ihnengingen z.B. wichtige Impulse für eine Neueinschätzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Frage Krieg <strong>und</strong> Frie<strong>de</strong>n<strong>und</strong> für die Militärdoktrin <strong><strong>de</strong>r</strong> DDR aus.Da bis auf wenige Ausnahmen alle Offiziere Mitglied <strong><strong>de</strong>r</strong> SED waren, ist ihreAussage zum Klima in <strong>de</strong>n Parteiorganisationen in unserer Befragung am repräsentativsten.Ihre eigenen Meinungen, I<strong>de</strong>en <strong>und</strong> Kritiken konnten, im Rückblick, zu<strong>Probleme</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Einheit 58,3 % uneingeschränkt <strong>und</strong> 30,1 % mit Einschränkungenäußern. Zur Führungstätigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorgesetzten behaupten dies insgesamt 71,4 %(davon jedoch nur 22,3 % uneingeschränkt). An<strong><strong>de</strong>r</strong>s sehen sie jedoch ihreMöglichkeiten, in <strong>de</strong>n Parteiorganisationen Gr<strong>und</strong>fragen <strong><strong>de</strong>r</strong> Politik <strong><strong>de</strong>r</strong> SED offen<strong>und</strong> freimütig zu behan<strong>de</strong>ln. Nur 22,3 % bejahen das uneingeschränkt <strong>und</strong> 33,5 %mit Einschränkungen. <strong>Die</strong>se Bewertung <strong>de</strong>ckt sich mit <strong><strong>de</strong>r</strong> bereits im Abschnitt 1getroffenen Einschätzung über <strong>de</strong>n freimütigen Gedankenaustausch in <strong>de</strong>n Lehrveranstaltungen<strong><strong>de</strong>r</strong> GWW.18

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