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Die politische Arbeit und Probleme der ... - aggi-info.de

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Inhaltlich waren alle Eingaben <strong>und</strong> Beschwer<strong>de</strong>n entsprechend <strong>de</strong>n jeweiligenRahmenbedingungen in <strong>de</strong>n Einheiten <strong>und</strong> Truppenteilen unterschiedlich. Als Hauptbereichekristallisierten sich dabei jedoch heraus:1. Fragen zur Versorgung, <strong>und</strong> das nicht nur mit Industriewaren <strong>und</strong> Lebensmittelnin <strong>de</strong>n Verkaufsstellen <strong><strong>de</strong>r</strong> Militärhan<strong>de</strong>lsorganisation, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch mitnotwendigen Ausrüstungs- <strong>und</strong> Verbrauchsmitteln für die Truppen. In dieserHinsicht war die Nationale Volksarmee – abgesehen von einigen wenigenPrivilegierten – durchaus ein Spiegelbild <strong><strong>de</strong>r</strong> Verhältnisse im zivilen Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong>DDR.2. Fragen <strong><strong>de</strong>r</strong> Nichteinhaltung von militärischen Bestimmungen3. Versetzungen <strong>und</strong> Versorgung mit Wohnraum am <strong>Die</strong>nstort bei Berufssoldaten4. Verletzungen von Prinzipien <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Arbeit</strong> mit <strong>de</strong>m Menschen.<strong>Die</strong> Praxis <strong>de</strong>s Umgangs mit Eingaben <strong>und</strong> Beschwer<strong>de</strong>n durch die Vorgesetztenwar teilweise recht restriktiv. So berichteten Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> aus Kameradschaften Ehemaligeu.a. an unsere <strong>Arbeit</strong>sgruppe, daß auf Eingaben von Familienangehörigendurchaus auch mit unmotivierten Versetzungen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Zurückstellung von Beför<strong><strong>de</strong>r</strong>ungenreagiert wur<strong>de</strong>. Es gab bis 1989 auch keine einklagbaren Rechte o<strong><strong>de</strong>r</strong> direkte<strong>de</strong>mokratische Vertretungskörperschaften für die Armeeangehörigen. Dennoch erklärtenfast zwei Drittel <strong><strong>de</strong>r</strong> befragten Unteroffiziere <strong>und</strong> Berufssoldaten, daß ihreBeschwer<strong>de</strong>n zu Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen geführt hätten. Nur etwas über 10 % erklärten, daßBeschwer<strong>de</strong>n als unberechtigt zurückgewiesen o<strong><strong>de</strong>r</strong> überhaupt nicht beachtetwor<strong>de</strong>n seien. Auch hier wird <strong>de</strong>utlich, daß viele, die Anlaß zur Beschwer<strong>de</strong> hatten,<strong>de</strong>n Weg über das direkte Gespräch mit einem vertrauenswürdigen Vorgesetzten,Polit- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Parteifunktionär suchten. So erklärten 56,3 % <strong><strong>de</strong>r</strong> Berufssoldaten <strong>und</strong>15 % <strong><strong>de</strong>r</strong> Unteroffiziere, sich an einen Vorgesetzten gewandt zu haben, <strong>und</strong> je12,5 % <strong><strong>de</strong>r</strong> Berufssoldaten an <strong>de</strong>n Politstellvertreter o<strong><strong>de</strong>r</strong> einen Parteifunktionär.Vertrauen in <strong>de</strong>n FDJ-Sekretär o<strong><strong>de</strong>r</strong> einen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en FDJ-Funktionär setzten lediglicheinige <strong><strong>de</strong>r</strong> befragten Soldaten, jedoch keiner <strong><strong>de</strong>r</strong> Unteroffiziere o<strong><strong>de</strong>r</strong> Berufssoldaten.<strong>Die</strong> Hälfte <strong><strong>de</strong>r</strong> befragten Soldaten gab an, daß ihre Beschwer<strong>de</strong>n nicht beachtetwur<strong>de</strong>n; ein Viertel erlebte, daß sie als unberechtigt zurückgewiesen wur<strong>de</strong>n, <strong>und</strong> nurdas restliche Viertel konnte auf positive Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong>info</strong>lge ihrer Eingaben verweisen.Da auch aus <strong>de</strong>m Aktenstudium hervorgeht, daß sich Beschwer<strong>de</strong>n vonSoldaten häufig um <strong>de</strong>n Umgang mit Unterstellten drehten – Vorenthaltung vonRechten z.B. auf Ausgang <strong>und</strong> Urlaub, Achtung <strong><strong>de</strong>r</strong> Wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Soldaten o.ä. –scheint uns dieses Verhältnis symptomatisch.Das wird auch dadurch bestärkt, daß in Analysen von Führungsorganen <strong><strong>de</strong>r</strong> NationalenVolksarmee <strong>und</strong> Kontrollorganen <strong>de</strong>s ZK <strong><strong>de</strong>r</strong> SED in <strong><strong>de</strong>r</strong> gesamten Zeit <strong><strong>de</strong>r</strong>Existenz <strong><strong>de</strong>r</strong> NVA als Wehrpflichtarmee wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holt kritisiert wird, (38)- daß die <strong>Arbeit</strong> mit <strong>de</strong>m Menschen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Kompanie das schwächste Glied sei, alsalleiniges Ressort <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Politorgane betrachtet wird;- daß Rechte <strong><strong>de</strong>r</strong> Soldaten verletzt wer<strong>de</strong>n, sie mit <strong>de</strong>m Familiennamen ohne<strong>Die</strong>nstgrad angesprochen <strong>und</strong> geduzt wer<strong>de</strong>n, Hygienemängel zugelassen wer<strong>de</strong>n;- daß das Verhältnis Vorgesetzte – Unterstellte von letzteren überwiegend negativgesehen wird. Auch in unserer Befragung erklärten immerhin fast 15 % <strong><strong>de</strong>r</strong>Soldaten, daß sich die Vorgesetzten ihnen gegenüber selten o<strong><strong>de</strong>r</strong> nie dienstlichkorrekt verhielten;26

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