Die politische Arbeit und Probleme der ... - aggi-info.de

dem Urlaub kamen, und sich deren Erfahrungen mit den zu vermittelnden Thesennicht in Übereinstimmung bringen ließen. Ohne das ehrliche Bemühen und dieaufrichtige Gesinnung der jungen Offiziere abzuwerten oder gar in Frage zu stellen,war aus den genannten objektiven und subjektiven Gründen ihre Wirksamkeitbegrenzt. So bewerten 1986 bei einer Befragung nur 58 % der jungen Vorgesetztenihre Fähigkeit zur Führung der politischen Arbeit als den Anforderungen entsprechend.Vergleicht man dies mit unseren jüngsten Umfragen, so zeigt sich, daßden Zugführern als SGL nachträglich nur von einem Drittel der Soldaten die allgemeineFähigkeit attestiert wird, überzeugend politisch zu argumentiert zu haben, einweiteres Drittel begrenzt das auf „einige Themen“. Das Selbsturteil der Berufssoldatenist zwar günstiger, bestätigt jedoch gleichfalls das differenzierte Bild, vorallem zu den in der gesellschaftlichen Realität wurzelnden Problemen. 47 % vonihnen gestehen Probleme ein - 26 % weil Argumente und Realität nicht übereinstimmen,19 % weil Informationen/Argumente (von oben) fehlen, der Rest aus anderenGründen.Es würde jedoch der vielschichtigen und kontrastreichen Struktur des politischenDenkens der ehemaligen Angehörigen der NVA widersprechen, reduzierte man denEinfluß der politischen Schulung auf ihr Fühlen und Handeln nur auf negative Faktorenund Versäumnisse. Vielmehr ist den Autoren in dem Buch „NVA – EinRückblick in die Zukunft“ zuzustimmen, die zu der Einschätzung gekommen sind:„Unter dem Einfluß politischer Bildung und Erziehung während des Militärdienstes,aber auch unter dem Eindruck bestimmter Ereignisse in der Welt hatten sich politischeAnsichten herausgebildet und verfestigt, die zu einer positiven Bewertung desDienstes in der NVA führten.“ (14)Nach den Vorstellungen der politischen und militärischen Führung der NVA bestandein Hauptkettenglied zur Erreichung einer hohen Wirksamkeit der politischen Bildungund Erziehung der Armeeangehörigen darin, „die ideologische Arbeit komplex zuführen und zu gestalten“ und dabei „das breite Spektrum der Formen, Mittel undMethoden optimal zu nutzen.“ (15)Neben den bereits dargestellten Hauptformen der ideologischen Arbeit bezog sichdies vor allem auf die tägliche politische Massenarbeit, insbesondere die Agitationund die kultur-politische Arbeit in der NVA.Aufgabe der Agitation war es, unter allen Bedingungen des militärischen Lebenspolitisch zu informieren, zu motivieren und zu mobilisieren. Geleistet werden solltedas von allen Vorgesetzten, Parteimitgliedern, Funktionären der FDJ, derGewerkschaft und der Armeesportvereinigung „Vorwärts“ (ASV) sowie speziellen, inden militärischen und in den Arbeitskollektiven eingesetzten Agitatoren. Zu denFormen und Methoden gehörten u.a. das persönliche politische Gespräch, diepolitische Tagesinformation (täglich je 15 Minuten mit Soldaten und Unteroffizierenauf der Grundlage von Rundfunk-, Fernseh- und Pressemeldungen), die aktuellpolitischeWocheninformation (je 45 Minuten zu spezifischen, vom Politorgan festgelegtenThemen, durchgeführt von Politoffizieren sowie Offizieren der Führungsorgane).Weiterhin gehörten dazu politische Veranstaltungen wie Meetings, Appelle,Foren, Filmveranstaltungen, Diskussionsrunden zu politischen und militärischenHöhepunkten. Dafür verfügte u.a. jeder Truppenteil über eine auf einem Kraftfahrzeugaufgebaute Rundfunk-Kino-Einrichtung mit den Möglichkeiten der Beschallung,des Fotografierens, des Fernsehens und der Filmvorführung sowie derDruckvervielfältigung u. ä. Aufwendig und umfangreich waren auch die zum größtenTeil zentral herausgegebenen Materialien für die schriftliche Agitation. Von den9