nen Normativen zu erreichen. Unteroffiziere in Komman<strong>de</strong>ursfunktionen hattendarüber hinaus mit ihren Einheiten gute <strong>und</strong> sehr gute Leistungen zu erzielen. DerTitel „Beste Einheit“ (für Gruppen <strong>und</strong> Gleichgestellte) war mit guten Leistungen in<strong><strong>de</strong>r</strong> Ausbildung erreichbar, wobei min<strong>de</strong>stens 50 % <strong><strong>de</strong>r</strong> Armeeangehörigen <strong>de</strong>n Titel„Bester“ erreicht haben sollten.Für <strong>de</strong>n Zug, die Kompanie, <strong>de</strong>n Truppenteil waren zusätzliche Aufgaben zur Erfüllung<strong><strong>de</strong>r</strong> Gefechtsausbildung unter allen Lagebedingungen zu bewältigen, gute <strong>und</strong>sehr gute Leistungen bei taktischen Übungen sowie eine aktive Neuerertätigkeitnachzuweisen. Geführt wer<strong>de</strong>n sollte <strong><strong>de</strong>r</strong> Wettbewerb durch die Chefs, Leiter <strong>und</strong>Komman<strong>de</strong>ure in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>n Politorganen sowie <strong>de</strong>n Partei- <strong>und</strong> FDJ-Organisationen.<strong>Die</strong> Auswertung <strong>de</strong>s Wettbewerbs sollte differenziert nach Kommandohöhen wie folgtvorgenommen wer<strong>de</strong>n:- im Ministerium für Nationale Verteidigung <strong>und</strong> in <strong>de</strong>n Teilstreitkräften einmaljährlich;- in Verbän<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Gleichgestellten zweimal jährlich;- in Hochschuleinrichtungen nach Abschluß <strong>de</strong>s Lehrjahres;- in Truppenteilen zweimal jährlich <strong>und</strong> zu <strong>politische</strong>n <strong>und</strong> militärischen Höhepunkten;- im Bataillon <strong>und</strong> Gleichgestellten zweimal im Ausbildungsjahr;- in <strong><strong>de</strong>r</strong> Kompanie monatlich;- im Zug alle zwei Wochen <strong>und</strong>- in <strong><strong>de</strong>r</strong> Gruppe wöchentlich.Im Rahmen <strong>de</strong>s Wettbewerbs spielten die Selbstverpflichtungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Armeeangehörigen,die <strong>Arbeit</strong> nach einem sogenannten persönlichen Kompaß (beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s fürSoldaten <strong>und</strong> Unteroffiziere) eine große Rolle. Im „Kompaß“ sollten die Verpflichtungenfestgehalten <strong>und</strong> nach ihm sollte auch abgerechnet wer<strong>de</strong>n.Der Kampf um die Erringung <strong><strong>de</strong>r</strong> sogenannten fünf Soldatenauszeichnungen (41),die Verwirklichung von Jugendobjekten <strong>und</strong> Initiativen <strong><strong>de</strong>r</strong> FDJ, die Neuerertätigkeit,die auch auf <strong>de</strong>n „Messen <strong><strong>de</strong>r</strong> Meister von morgen“ mit ihren Ergebnissen vorgestelltwur<strong>de</strong>, sowie bestimmte Wettbewerbskampagnen (42) bestimmten <strong>de</strong>n Inhalt vielerKampfprogramme von Armeeangehörigen <strong>und</strong> Kollektiven.Für einen gewissen materiellen Anreiz sorgten Prämien, die für beson<strong><strong>de</strong>r</strong>eLeistungen ausgeschrieben waren. (43) <strong>Die</strong> Erreichung von Klassifizierungen fürvorbildliche militär-technische Leistungen in <strong>de</strong>n Klassen I bis III wur<strong>de</strong>n mit einmaligenPrämien von 200,- Mark (Klasse III) bis 400,- Mark (Klasse I) belohnt; für<strong>de</strong>n Erwerb <strong>de</strong>s Titels „Bester“ bzw. „Bester Gruppenführer“, „Bester Hauptfeldwebel“,„Bester Zugführer“ o<strong><strong>de</strong>r</strong> „Bester Kompaniechef“ wur<strong>de</strong>n in Stufen von100,- Mark zwischen 100,- Mark („Bester“) <strong>und</strong> 500,- Mark (“Bester Kompaniechef“)gezahlt; beste Einheiten <strong>und</strong> Truppenteile wur<strong>de</strong>n außer mit Urk<strong>und</strong>en auch mitKollektivprämien bzw. durch Bereitstellung von zusätzlichen Prämienmitteln geehrt.Allerdings war <strong><strong>de</strong>r</strong> Wettbewerb <strong>info</strong>lge von Überorganisation, Schematismus <strong>und</strong>auch Orientierung auf Nebensächlichkeiten nicht so wirksam, wie es die <strong>politische</strong><strong>und</strong> militärische Führung erwarteten. Teilweise nahm er direkt kontraproduktive Zügean. Zahlenhascherei, formales Streben nach guten Noten waren nicht selten <strong>und</strong>28
manchmal gab es auch Betrug. Über ein Drittel <strong><strong>de</strong>r</strong> befragten Berufssoldaten <strong>und</strong>Unteroffiziere sowie mehr als die Hälfte <strong><strong>de</strong>r</strong> Soldaten nannten bei unserenBefragungen solche Erfahrungen. Fast 10 % <strong><strong>de</strong>r</strong> Soldaten <strong>und</strong> sogar mehr als einProzent <strong><strong>de</strong>r</strong> Berufssoldaten – die ja <strong>de</strong>n Wettbewerb eigentlich mit führen sollten –erklärten, von diesem nichts gemerkt zu haben. <strong>Die</strong>se Mängel gehen übrigens auchaus <strong><strong>de</strong>r</strong> Aktenlage hervor. So bemängelten Inspektionen in <strong><strong>de</strong>r</strong> 11. mot. Schützendivisionim Jahre 1982 <strong>und</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> 1. Luftverteidigungsdivision im Jahre 1984 Formalismus<strong>und</strong> fehlen<strong>de</strong> Kontrolle <strong><strong>de</strong>r</strong> Ergebnisse <strong>de</strong>s Wettbewerbs. (44) Kontrollen <strong><strong>de</strong>r</strong>Führung <strong><strong>de</strong>r</strong> 7. Panzerdivision ergaben, daß Bestentitel verliehen wur<strong>de</strong>n, obwohllaut Leistungsnachweis die dazu notwendigen Kriterien nicht erfüllt wur<strong>de</strong>n. (45) Und– um ein letztes Beispiel zu nennen – in einer sozialogischen Untersuchung aus <strong>de</strong>mJahre 1984 beklagten 6 % <strong><strong>de</strong>r</strong> Soldaten <strong>und</strong> über 10 % <strong><strong>de</strong>r</strong> Unteroffiziere, daß eskeine systematische Auswertung <strong>de</strong>s sozialistischen Wettbewerbs gäbe, <strong>und</strong> rd. 15% <strong><strong>de</strong>r</strong> Soldaten <strong>und</strong> Unteroffiziere bemängelten, daß keine klare Aufgabenstellungerfolge. (46)Es wäre allerdings falsch zu glauben, daß die Wettbewerbsbewegung in <strong><strong>de</strong>r</strong>Nationalen Volksarmee nur von solchen negativen Erscheinungen bestimmt gewesenwäre. Sie war formal von <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmerzahl her sogar eine Massenbewegung.In einer Militärratsvorlage <strong><strong>de</strong>r</strong> Landstreitkräfte von 1981 wird festgestellt, daß 85 %<strong><strong>de</strong>r</strong> FDJ-Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong>de</strong>n Landstreitkräften am Wettbewerb teilnahmen. (47) Und 61% <strong><strong>de</strong>r</strong> Berufssoldaten, 54 % <strong><strong>de</strong>r</strong> Unteroffiziere sowie noch fast ein Drittel <strong><strong>de</strong>r</strong>Soldaten meinten laut unserer Befragung, daß mit <strong>de</strong>m Wettbewerb bessereAusbildungsergebnisse erreicht wur<strong>de</strong>n. In <strong><strong>de</strong>r</strong> bereits erwähnten soziologischenBefragung von ca. 5000 Armeeangehörigen im Oktober 1984 sahen sogar etwa 80% <strong><strong>de</strong>r</strong> Soldaten <strong>und</strong> Unteroffiziere positive Auswirkungen für die Gefechtsausbildung<strong>und</strong> ca. 80 % <strong><strong>de</strong>r</strong> Soldaten sowie über 90 % <strong><strong>de</strong>r</strong> Unteroffiziere schätzten auch ein,daß ihre Leistungen anerkannt wur<strong>de</strong>n. Etwa 60 % <strong><strong>de</strong>r</strong> Soldaten <strong>und</strong> 70 % <strong><strong>de</strong>r</strong>Unteroffiziere meinten sogar, <strong><strong>de</strong>r</strong> Wettbewerb mache ihr Leben interessanter. (48)Obwohl es zu Formalismus <strong>und</strong> Betrug im Wettbewerb kam, be<strong>de</strong>utet das nicht, daßdiese Erscheinungen dominierten. So berichtet <strong><strong>de</strong>r</strong> ehemalige Komman<strong>de</strong>ur <strong>de</strong>sKRR-18 noch 1999 in seinen Erinnerungsbuch, daß <strong>und</strong> wie sein Truppenteil <strong>und</strong> erselbst um <strong>de</strong>n Titel „Bester Truppenteil“ im wahrsten Sinne <strong>de</strong>s Wortes gekämpfthaben. Zwar beklagt er ermü<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s, formalisiertes Vokabular <strong><strong>de</strong>r</strong> Wettbewerbsdokumente,das eher abstoßend als motivierend wirkte. Aber es gab eben auch diean<strong><strong>de</strong>r</strong>e Seite, die mit Mühe <strong>und</strong> enormen Einsatz erzielten Ergebnisse für die Erhöhung<strong><strong>de</strong>r</strong> Gefechtsbereitschaft <strong>und</strong> die Verbesserung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Die</strong>nst- <strong>und</strong> Lebensbedingungen<strong><strong>de</strong>r</strong> Armeeangehörigen. Er führt z.B. einerseits <strong>de</strong>n Ausbau <strong>de</strong>s Nahausbildungsgelän<strong>de</strong>s<strong>und</strong> die Schaffung von Anschauungsmitteln über Schießverfahren<strong>und</strong> die möglichen Operationszonen <strong>de</strong>s Regiments an, an<strong><strong>de</strong>r</strong>seits aber auch <strong>de</strong>nBau von Kleinsportanlagen <strong>und</strong> einer neuen Unterkunft für das Wachpersonal <strong><strong>de</strong>r</strong>technischen Zone. Und das alles aus eigener Kraft ohne finanzielle o<strong><strong>de</strong>r</strong> materielleUnterstützung <strong><strong>de</strong>r</strong> Wirtschaft. (49)Durch <strong>de</strong>n Wettbewerb wur<strong>de</strong>n überhaupt auch erhebliche materielle Ergebnisseerzielt, Das unterstreicht z.B. die bereits genannte Militärratsvorlage <strong><strong>de</strong>r</strong> Landstreitkräftevom Oktober 1981. Hier wird festgestellt, daß durch 1.200 Fahrer vonPanzern, Schützenpanzern <strong>und</strong> Kraftfahrzeugen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Initiative „Ich fahre <strong>de</strong>nrationellsten Kilometer“ 699 000 Liter Vergaserkraftstoff <strong>und</strong> 632 000 Liter <strong>Die</strong>selkraftstoffeingespart wer<strong>de</strong>n konnten. (50)Allerdings waren auch hier, trotz allen Wettbewerbseifers z.T. negative Begleitumstän<strong>de</strong>nicht zu übersehen. In <strong><strong>de</strong>r</strong> sogenannten Rompe-Bewegung – benannt29