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Die politische Arbeit und Probleme der ... - aggi-info.de

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Wissenschaftsgebiete, von <strong><strong>de</strong>r</strong> Philosophie <strong>und</strong> Ökonomie bis zur Militärgeschichte<strong>und</strong> Militärpsychologie.Hohe theoretische Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen kollidierten jedoch häufig mit abstrakten <strong>und</strong>realitätsfrem<strong>de</strong>n Verbalisierungen. Dadurch hat die formal hohe theoretische Bildungin <strong><strong>de</strong>r</strong> Konfrontation mit <strong>de</strong>n realen Bedingungen <strong>de</strong>s Truppen- <strong>und</strong> Flottendienstesihre Bewährungsprobe oftmals nicht bestan<strong>de</strong>n <strong>und</strong> die jungen Offiziere vor großeSchwierigkeiten gestellt. Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprüche ergaben sich jedoch nicht nur aus <strong><strong>de</strong>r</strong>Dogmatisierung <strong>de</strong>s Wissens. Veraltetes militärischen Denken <strong>und</strong> Praktizismus in<strong><strong>de</strong>r</strong> Truppenpraxis erschwerten es beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s ab Mitte <strong><strong>de</strong>r</strong> 80er Jahre, die an <strong>de</strong>nLehranstalten vermittelten neuen theoretischen Kenntnisse z.B. über Krieg <strong>und</strong>Frie<strong>de</strong>n im Nuklearzeitalter in <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>politische</strong>n <strong>Arbeit</strong> anzuwen<strong>de</strong>n. Es ist in diesemZusammenhang be<strong>de</strong>utsam, daß es vor allem die für die GWA zuständigenGesellschaftswissenschaftler einiger militärischer Lehreinrichtungen waren, die seitAnfang <strong><strong>de</strong>r</strong> 80er Jahre neue Erkenntnisse <strong>und</strong> neues Denken zu <strong>de</strong>n Fragen vonKrieg <strong>und</strong> Frie<strong>de</strong>n erforscht <strong>und</strong> vermittelt haben. Allein die Einsicht, daß es im Kriegzwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Militärblöcken keinen Sieger geben kann, führte zu Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungenim militärischen Denken. <strong>Die</strong>ser Umbruch gestaltete sich zu einer tiefenweltanschaulichen <strong>und</strong> <strong>politische</strong>n Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung, die bis zum Untergang <strong><strong>de</strong>r</strong>DDR andauerte.Nachweislich hat jedoch die GWA bei aller Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprüchlichkeit dazu beigetragen,daß bestimmte Überzeugungen <strong>und</strong> Haltungen langfristig das Selbstverständnis <strong><strong>de</strong>r</strong>Berufska<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> NVA dominierten. Dazu gehörten die I<strong>de</strong>ntifikation mit <strong>de</strong>n Zielenvon Staat <strong>und</strong> SED (etwa zu 90 %,) <strong>und</strong> die Bereitschaft, <strong>de</strong>n Sozialismus in <strong><strong>de</strong>r</strong>DDR gegen je<strong>de</strong>n Angriff zu verteidigen (etwa 95 %.)Als Parteischulung <strong>und</strong> Hauptausbildungszweig wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n Truppen- <strong>und</strong>Flotteneinheiten sowie in <strong>de</strong>n Stäben die Gesellschaftswissenschaftliche Weiterbildung(GWW) <strong><strong>de</strong>r</strong> Offiziere <strong>und</strong> Fähnriche durchgeführt. In <strong>de</strong>n <strong>Die</strong>nststellungen alsZugführer <strong>und</strong> Kompaniechef haben die Offiziere in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel nicht an <strong><strong>de</strong>r</strong> GWWteilgenommen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n sie wur<strong>de</strong>n in einem System <strong><strong>de</strong>r</strong> „Vorschulung“ alsSchulungsgruppenleiter für die Politschulung <strong><strong>de</strong>r</strong> Soldaten bzw. Unteroffiziere erfaßt.Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Gr<strong>und</strong>lage eines zentralen Programms sowie von <strong><strong>de</strong>r</strong> Politischen Hauptverwaltungherausgegebener einheitlicher Studienanleitungen <strong>und</strong> Vortragsmaterialienwar die GWW das vergleichsweise am besten organisierte Weiterbildungssystemin <strong><strong>de</strong>r</strong> Truppe. Noch heute bewerten 81 % <strong><strong>de</strong>r</strong> befragten ehemaligen Berufssoldatendie GWW als immer o<strong><strong>de</strong>r</strong> doch häufig (51 %) gut organisiert. Wesentlichdifferenzierter muß man jedoch Inhalt <strong>und</strong> Durchführung <strong><strong>de</strong>r</strong> GWW bewerten.Monatlich waren 14 St<strong>und</strong>en, davon ca. 50 % als organisiertes Selbststudium, in <strong><strong>de</strong>r</strong>Ausbildungszeit festgelegt. <strong>Die</strong> <strong>Probleme</strong> ergaben sich bereits aus <strong><strong>de</strong>r</strong> nahezupermanenten Überlastung <strong><strong>de</strong>r</strong> Berufssoldaten, <strong><strong>de</strong>r</strong> vor allem das Studium <strong>und</strong> dieVorbereitung auf die Lehrveranstaltungen zum Opfer fielen. Gravieren<strong><strong>de</strong>r</strong> warenjedoch inhaltliche Defizite. Es war vor allem die Diskrepanz zwischen Theorie <strong>und</strong>Praxis. <strong>Die</strong> theoretischen Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Lehren <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesellschaft wur<strong>de</strong>n zunehmendkonterkariert durch einen weitgehen<strong>de</strong>n Unfehlbarkeitsanspruch <strong><strong>de</strong>r</strong> SED, <strong><strong>de</strong>r</strong>immer mehr in Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruch zu <strong>de</strong>n gesellschaftlichen Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen geriet. Dereigene theoretische Anspruch wur<strong>de</strong> zunehmend in ein Denkmo<strong>de</strong>ll <strong>und</strong> Argumentationsmusterverkehrt, das beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s in <strong>de</strong>n 80er Jahren in verhängnisvoller Weisezur Begründung willkürlicher Einschätzungen, zur Verdrängung unliebsamerTatsachen <strong>und</strong> zur Beschönigung <strong><strong>de</strong>r</strong> Realität diente. Das führte letztendlich dazu,daß auch bei <strong>de</strong>n Berufssoldaten die Lust <strong>und</strong> die Bereitschaft zum Studium in <strong><strong>de</strong>r</strong>GWW gedämpft wur<strong>de</strong>n.5

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