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Die politische Arbeit und Probleme der ... - aggi-info.de

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2. Parteiorganisationen <strong><strong>de</strong>r</strong> SED <strong>und</strong> ParteiloseWie in allen gesellschaftlichen Bereichen <strong><strong>de</strong>r</strong> DDR beanspruchte die SED auch in<strong>de</strong>n Streitkräften ihren absoluten Führungsanspruch. <strong>Die</strong> führen<strong>de</strong> Rolle <strong><strong>de</strong>r</strong> SED in<strong><strong>de</strong>r</strong> NVA <strong>und</strong> in <strong>de</strong>n Grenztruppen wur<strong>de</strong> vorrangig über zwei Führungssträngeverwirklicht. Zum einen geschah das über die staatliche Führung, die durch dasPrinzip <strong><strong>de</strong>r</strong> Einzelleitung in <strong><strong>de</strong>r</strong> Einheit von <strong>politische</strong>r <strong>und</strong> militärischer Führunggewährleistet wur<strong>de</strong>. Mit ihren Befehlen <strong>und</strong> Weisungen han<strong>de</strong>lten die Komman<strong>de</strong>ureals staatliche Vorgesetzte in <strong>de</strong>m Bewußtsein, <strong>de</strong>n Willen <strong>und</strong> die Beschlüsse<strong><strong>de</strong>r</strong> SED, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Richtigkeit sie generell nicht in Frage stellten, durchzusetzen.Zum an<strong><strong>de</strong>r</strong>en wur<strong>de</strong> die führen<strong>de</strong> Rolle <strong><strong>de</strong>r</strong> SED über die <strong>politische</strong> <strong>und</strong>organisatorische Tätigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Parteiorganisationen <strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Politorgane verwirklicht.Dementsprechend wur<strong>de</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> für die Parteiarbeit in <strong><strong>de</strong>r</strong> NVA verbindlichen„Parteiinstruktion“ von 1976 festgelegt, daß die Gr<strong>und</strong>organisationen <strong><strong>de</strong>r</strong> SED „durchihre Tätigkeit <strong>de</strong>n lenken<strong>de</strong>n <strong>und</strong> organisieren<strong>de</strong>n Einfluß <strong><strong>de</strong>r</strong> Partei auf alle Seiten<strong>de</strong>s <strong>politische</strong>n <strong>und</strong> militärischen Lebens“ (20) verwirklichen.In <strong><strong>de</strong>r</strong> NVA <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Grenztruppen <strong><strong>de</strong>r</strong> DDR gab es ca. 3000 Basisorganisationen <strong><strong>de</strong>r</strong>SED. Ihr Aufbau entsprach <strong><strong>de</strong>r</strong> militärischen Struktur. Gr<strong>und</strong>organisationen bestan<strong>de</strong>nin Stäben, Bataillonen <strong>und</strong> selbständigen Einheiten, Parteigruppen in Kompanien<strong>und</strong> selbständigen Zügen.Im Mittelpunkt ihrer Tätigkeit stand die politisch-i<strong>de</strong>ologische <strong>Arbeit</strong> zur Erhöhung <strong><strong>de</strong>r</strong>Kampfkraft <strong>und</strong> Gefechtsbereitschaft. <strong>Die</strong> Parteimitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> sollten bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Lösung allerAufgaben vorangehen <strong>und</strong> alle militärischen Pflichten vorbildlich erfüllen. Vorbildlichkeitwur<strong>de</strong> auch im persönlichen Leben <strong>und</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> persönlichen Haltung verlangt.<strong>Die</strong> Parteimitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> besaßen keine Privilegien, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n es wur<strong>de</strong>n an sie in <strong><strong>de</strong>r</strong>Regel erhöhte Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen im Vergleich zu Parteilosen gestellt.Fast je<strong><strong>de</strong>r</strong> Offizier, je<strong><strong>de</strong>r</strong> dritte Unteroffizier <strong>und</strong> je<strong><strong>de</strong>r</strong> zehnte Soldat war Mitglied o<strong><strong>de</strong>r</strong>Kandidat <strong><strong>de</strong>r</strong> SED. In einer Division <strong><strong>de</strong>r</strong> Landstreitkräfte gehörten etwa ein Viertel bisein Drittel <strong>de</strong>s Personals <strong><strong>de</strong>r</strong> SED an, in einer Division <strong><strong>de</strong>r</strong> Luftstreitkräfte/Luftverteidigung <strong>und</strong> einer Flottille <strong><strong>de</strong>r</strong> Volksmarine etwa die Hälfte. Wie in <strong><strong>de</strong>r</strong>Gesellschaft insgesamt bil<strong>de</strong>te auch in <strong>de</strong>n Streitkräften die Mitgliedschaft <strong><strong>de</strong>r</strong> SEDzu keinem Zeitpunkt jene Einheit <strong>und</strong> Geschlossenheit, die so oft proklamiert wur<strong>de</strong>.Sie war in ihrer sozialen Struktur, ihrer <strong>politische</strong>n Sozialisation <strong>und</strong> Motivation nachsowie auch in ihren i<strong>de</strong>ologischen Gr<strong>und</strong>haltungen äußerst vielschichtig. Charakteristischwar jedoch eine mehrheitlich sozial ausgeprägte Motivation unter <strong>de</strong>n SED-Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Ihre I<strong>de</strong>ntifikation mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Staatspolitik <strong>und</strong> Systemakzeptanz war größerals bei <strong>de</strong>n Parteilosen. So hat das Leipziger Zentralinstitut für Jugendforschung inseinen empirischen Studien nachgewiesen, daß z.B. die stärkere I<strong>de</strong>ntifikation <strong><strong>de</strong>r</strong>Parteimitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> mit <strong><strong>de</strong>r</strong> SED <strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> DDR zugleich im höherem Maße die Bereitschaftzur Verteidigung <strong><strong>de</strong>r</strong> DDR auch unter Einsatz <strong>de</strong>s Lebens bestimmte. Sie war1975 bei 70 % <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> SED „vollkommen“ <strong>und</strong> bei 26 % „mit Einschränkungen“gegeben. Nichtmitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> äußerten diese Bereitschaft zu 47 % mit „vollkommen“<strong>und</strong> 38 % „mit Einschränkungen“. (21)<strong>Die</strong> überwiegen<strong>de</strong> Mehrheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Parteimitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> wirkte im Sinne <strong><strong>de</strong>r</strong> Parteipolitik nichtin erster Linie auf Gr<strong>und</strong> i<strong>de</strong>ologischer Indoktrination, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n aus ehrlicher Überzeugung.Sie haben sich in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel auch freiwillig <strong>de</strong>n Normen <strong><strong>de</strong>r</strong> Parteidisziplinunterworfen.Das war Ergebnis von sozialer Herkunft, geschichtlicher <strong>und</strong> persönlicher Erfahrungsowie <strong><strong>de</strong>r</strong> persönlichen Lebensi<strong>de</strong>ale. Für sie verkörperte <strong><strong>de</strong>r</strong> Sozialismus eine15

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