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Die politische Arbeit und Probleme der ... - aggi-info.de

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Einschätzungen gab <strong>und</strong> gibt es unterschiedliche Erklärungen. Weniger zutreffenddürfte hierfür u. E. die Einschätzung einer Kontrollgruppe <strong>de</strong>s ZK <strong><strong>de</strong>r</strong> SED über einenEinsatz in <strong><strong>de</strong>r</strong> 1. Luftverteidigungsdivision im Juni 1965 gewesen sein: „Infolge <strong><strong>de</strong>r</strong>Tatsache, daß es in <strong><strong>de</strong>r</strong> Nationalen Volksarmee ein einheitliches System <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>politische</strong>nSchulung gibt, in <strong>de</strong>m Parteilose wie Parteimitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> gleichermaßen geschultwer<strong>de</strong>n, haben wir zu verzeichnen, daß die Parteimitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel nicht mehrwissen als die Parteilosen.“ (23)Für <strong>de</strong>n Soldatenalltag trifft dagegen jene Reflexion eher <strong>de</strong>n Kern, die Günter Gaus1996 im Bezug auf die gesellschaftliche Realität <strong>und</strong> Sicht in <strong><strong>de</strong>r</strong> DDR getroffen hat:„<strong>Die</strong> Leute haben zu viele Nachbarn <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>skollegen, die sich Kommunistennannten, im praktischen Leben kennengelernt. Manche sind ihnen sympathisch <strong>und</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong>e nicht; genauso wie Parteilose, Sozis o<strong><strong>de</strong>r</strong> Christ<strong>de</strong>mokraten. In mancherHinsicht nehmen Ost<strong>de</strong>utsche die Parteibindung eines ihnen bekannten Menschenweit weniger wichtig, als so manche bürgerliche West<strong>de</strong>utsche es tun, für die schonein Sozial<strong>de</strong>mokrat im Gr<strong>und</strong>e doch <strong>de</strong>n Umsturz im Sinn hat.“ (24)<strong>Die</strong> strukturelle Gr<strong>und</strong>lage für das Wirken <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> SED in <strong>de</strong>n Stäben,Einheiten <strong>und</strong> Truppenteilen waren die Parteiorganisationen (Gr<strong>und</strong>organisationen<strong>und</strong> Parteigruppen).<strong>Die</strong> Parteiorganisationen in <strong><strong>de</strong>r</strong> NVA hatten zweifellos einen prägen<strong>de</strong>n, politischorientieren<strong>de</strong>n <strong>und</strong> disziplinieren<strong>de</strong>n Einfluß auf die Armeeangehörigen. IhremEinfluß verdankt die Armee wesentlich ihre innere Stabilität bis 1989. <strong>Die</strong> Parteiorganisationenwaren einerseits Mittel zur Durchsetzung <strong>de</strong>s Führungsmonopols <strong><strong>de</strong>r</strong>SED. An<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits war ihre basisorientierte <strong>Arbeit</strong> weitgehend geprägt durch dievielfältigen Stimmungen, Meinungen <strong>und</strong> Interessen <strong><strong>de</strong>r</strong> Armeeangehörigen. Sieverschafften in vielen Fällen <strong><strong>de</strong>r</strong>en Anliegen Gehör <strong>und</strong> setzten diese durch. Nichtselten waren sie <strong>de</strong>mokratisches Gegengewicht zu Erscheinungen <strong>de</strong>s Mißbrauchs<strong><strong>de</strong>r</strong> militärischen Einzelleitung. Aber ihren <strong>de</strong>mokratischen Möglichkeiten fürInteressenvertretung <strong>und</strong> Mitbestimmung waren enge Grenzen gesetzt. Initiativenwur<strong>de</strong>n weitgehend auf <strong>de</strong>n eigenen Wirkungsbereich eingeschränkt. Zugleichwur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Jahren zunehmend Elemente <strong><strong>de</strong>r</strong> innerparteilichen Demokratieabgebaut, es gab eine wachsen<strong>de</strong> Reglementierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Parteiarbeit durch dieübergeordneten Politorgane. Deren Stellung als „leiten<strong>de</strong> Parteiorgane“, die jedochkein Wahlmandat besaßen, ermöglichte es, bestimmen<strong>de</strong>n Einfluß auf die Parteiorganisationenzu nehmen <strong>und</strong> diese praktisch in allen Zeiten zu geführten Objektenzu machen. Damit waren <strong><strong>de</strong>r</strong>en Einflußmöglichkeiten nach „oben“ äußerst gering.Hinzu kam, daß die von ihnen gefor<strong><strong>de</strong>r</strong>ten Partei<strong>info</strong>rmationen über das Leben in<strong>de</strong>n Parteiorganisationen häufig ein Gemisch aus Wahrheit <strong>und</strong> Schönfärbereiwaren, <strong><strong>de</strong>r</strong>en kritische Substanz sich zu<strong>de</strong>m auf <strong>de</strong>m Weg nach „oben“ verringerte.Letzteres erweist sich gegenwärtig bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Auswertung <strong><strong>de</strong>r</strong> entsprechen<strong>de</strong>n Berichte<strong>und</strong> Analysen, die im BA-MA lagern, als ein großes Handikap für die realistischenBewertung <strong>de</strong>s Soldatenalltags in <strong><strong>de</strong>r</strong> NVA.Laut <strong>de</strong>n Gr<strong>und</strong>satzbeschlüssen <strong><strong>de</strong>r</strong> Parteiführung zur Rolle <strong><strong>de</strong>r</strong> SED in <strong><strong>de</strong>r</strong> NVAhatten die Parteiorganisationen das Recht, in Parteiversammlungen kritisch dieErgebnisse <strong><strong>de</strong>r</strong> Erziehung <strong>und</strong> Ausbildung, <strong>de</strong>n Zustand <strong><strong>de</strong>r</strong> Einsatzbereitschaft <strong>und</strong>die dienstliche Tätigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Offiziere zu beurteilen sowie Vorschläge zur Verbesserung<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Arbeit</strong> zu unterbreiten. Sie sollten Einfluß auf die Entwicklung, För<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<strong>und</strong> Verteilung <strong><strong>de</strong>r</strong> Ka<strong><strong>de</strong>r</strong> nehmen. <strong>Die</strong> Komman<strong>de</strong>ure sollten die Einzelleitung durchkollektive Beratung aller wichtigen <strong>politische</strong>n <strong>und</strong> militärischen Maßnahmen mit <strong>de</strong>nParteileitungen verwirklichen. (<strong>Die</strong> Komman<strong>de</strong>ure waren in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel selbst Mitglied<strong><strong>de</strong>r</strong> Parteileitung in ihrem Bereich.) Sie sollten die Meinung <strong><strong>de</strong>r</strong> Partei bei Ka<strong><strong>de</strong>r</strong>-17

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