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Werkstattpraxis ¦ Im Fokus<br />

Probleme mit elektrohydraulischen Lenksystemen<br />

Am­Puls­<strong>de</strong>r­Lenkung<br />

Die elektrohydraulische Lenkung (EPHS) ist eine Zwischentechnologie zur elektrischen<br />

Lenkung. Die EPHS ist in vielen Volumenmo<strong>de</strong>llen verbaut und beschert beson<strong>de</strong>rs nach<br />

Reparaturen an ihr o<strong>de</strong>r in ihrem Umfeld manchem Kfz-Profi Kopfzerbrechen. Nämlich dann,<br />

wenn sie danach Geräusche von sich gibt. blinklicht hat sich mit <strong>de</strong>n Lenkungsspezialisten<br />

von TRW auf Spurensuche gemacht.<br />

Die erste elektrohydraulische Lenkung<br />

(EPHS – Electrically Powered Hydraulic<br />

Steering) von TRW kam 1998 für die<br />

Großserienanwendung im Opel Astra auf<br />

<strong>de</strong>n Markt (weitere Plattformen sind VW<br />

Polo, Opel Vectra und Zafira sowie Ford<br />

Focus). Bis heute sind weit mehr als zehn<br />

Millionen Kompakt- und Mittelklassewagen<br />

mit <strong>de</strong>r EPHS im Markt. Die EPHS ist<br />

ein elektrohydraulisches System. Der hydraulische<br />

Druck wird von einem kompakten<br />

Motor-Pumpen-Aggregat (MPA)<br />

erzeugt, das eine wirkungsgradoptimierte<br />

Zahnradpumpe und einen elektronisch<br />

gesteuerten bürstenlosen Elektromotor<br />

miteinan<strong>de</strong>r vereint.<br />

Die Zukunft lenkt elektrisch<br />

Der Vorteil <strong>de</strong>r EPHS: Sie benötigt im Gegensatz<br />

zu herkömmlichen hydraulischen<br />

Systemen keine Riemen für <strong>de</strong>n<br />

Antrieb <strong>de</strong>r Flügelzellenpumpe, keine<br />

Umlenkrollen und keinen direkten Kontakt<br />

zum Motor. Der kleine Elektromotor<br />

<strong>de</strong>r MPA wird aus <strong>de</strong>m 12-Volt-Bordnetz<br />

versorgt. Die Pumpe läuft permanent mit<br />

einer geringen Drehzahl. Bei Bedarf wird<br />

die Drehzahl erhöht. Das be<strong>de</strong>utet weniger<br />

Kraftstoffverbrauch und CO 2 -Ausstoß.<br />

Mit einer heutigen elektrohydraulischen<br />

Lenkung lassen sich gegenüber einer<br />

herkömmlichen rein hydraulischen Servolenkung<br />

schon rund 0,3 Liter Kraftstoff<br />

auf hun<strong>de</strong>rt Kilometer sparen. Wo heute<br />

um 0,1 Liter gerungen wird, ist das ein<br />

großer Schritt.<br />

Die Zukunft gehört allerdings <strong>de</strong>r elektromechanischen<br />

Lenkung EPS. Sie hat neben<br />

<strong>de</strong>m Spritsparpotenzial <strong>de</strong>s elektrohydraulischen<br />

EPHS <strong>de</strong>n Vorteil, dass<br />

ihre elektronische Steuerung mit an<strong>de</strong>ren<br />

aktiven Systemen im Fahrzeug vernetzt<br />

wer<strong>de</strong>n kann. Durch Zusatzinformationen<br />

von Bremse o<strong>de</strong>r Umfeldsensorik kann<br />

man direkt und aktiv auf das Lenksystem<br />

Einfluss nehmen.<br />

Auch <strong>de</strong>n Ingenieuren bei <strong>de</strong>n Automobilherstellern<br />

bietet die EPHS einige Vorteile.<br />

Denn das Motor-Pumpen-Aggregat<br />

kann dort positioniert wer<strong>de</strong>n, wo Platz<br />

ist. Beim Ford Focus C-Max und an<strong>de</strong>ren<br />

Mo<strong>de</strong>llen sitzt das MPA zum Beispiel<br />

vorne rechts im Radhaus. Spezielle,<br />

gummiisolierte Schlauchleitungen zur<br />

Dämpfung <strong>de</strong>r Schwingungen in elektrohydraulischen<br />

Systemen wie Druckpulsation<br />

und Vibrationen verbin<strong>de</strong>n das<br />

MPA mit <strong>de</strong>m Lenkgetriebe.<br />

Fahrzeuge mit elektrohydraulischer Lenkung<br />

sind weit verbreitet und gehören<br />

48 blinklicht 2/2011<br />

somit zum Fahrzeugpark einer je<strong>de</strong>n freien<br />

Werkstatt. Beklagt sich ein Fahrzeughalter<br />

über laute Geräusche bei Lenkmanövern,<br />

sollte <strong>de</strong>r Kfz-Profi die Ohren<br />

spitzen. Denn die Erfahrung zeigt, dass<br />

ein überhasteter Wechsel <strong>de</strong>s MPAs o<strong>de</strong>r<br />

unstrukturiertes Vorgehen bei <strong>de</strong>r Ursachenforschung<br />

wenig erfolgversprechend<br />

sind. Laut TRW treten Geräusche<br />

vor allem nach Reparaturen an <strong>de</strong>r Lenkung<br />

(Austausch Lenkgetriebe, MPA und<br />

Hydraulikleitungen) o<strong>de</strong>r an Fahrwerkskomponenten<br />

in direkter Umgebung auf.<br />

Viele reklamierte und eingeschickte MPA<br />

funktionieren auf <strong>de</strong>m Prüfstand ta<strong>de</strong>llos,<br />

weil die Ursache für die Geräusche eine<br />

an<strong>de</strong>re ist.<br />

Reklamationen in <strong>de</strong>r Werkstatt<br />

Bei elektrohydraulischen Lenkungen ist<br />

ein gewisses Maß an Geräuschentwicklung<br />

erlaubt, vor allem in Richtung Links-<br />

o<strong>de</strong>r Rechtsanschlag. Das zeigt nur, dass<br />

sich <strong>de</strong>r Arbeitsbereich am En<strong>de</strong> befin<strong>de</strong>t,<br />

und das sollte die Werkstatt auch<br />

<strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n erläutern. Ist hingegen ein<br />

schrilles Heulen bei wechseln<strong>de</strong>r Servolast<br />

zu hören, <strong>de</strong>utet das auf ein Problem<br />

im Umfeld <strong>de</strong>s MPAs hin. Die Detektivarbeit<br />

beginnt mit einer genauen Begut-<br />

blinklicht 2/2011<br />

achtung <strong>de</strong>s Fahrzeugs und <strong>de</strong>r Peripherie.<br />

Dazu gehört auch die Kontrolle <strong>de</strong>r<br />

Batteriespannung. Ist sie zu gering (kleiner<br />

13 Volt), erhöht sich <strong>de</strong>r Strombedarf<br />

<strong>de</strong>r Lenkung, was zu Geräuschen im<br />

Fahrzeuginnenraum führen kann. Auch<br />

die Lenkelektronik als Ursache sollte von<br />

vorneherein ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n,<br />

ebenso Öltemperatur, Ölzustand und Ölstand.<br />

Druck in <strong>de</strong>r Leitung<br />

Als nächsten Schritt empfehlen die Spezialisten<br />

von TRW die Überprüfung <strong>de</strong>s<br />

Leitungsverlaufs. Das Motor-Pumpen-<br />

Aggregat muss bei einer Lenkbewegung<br />

blitzschnell die Drehzahl erhöhen und<br />

Servoflüssigkeit in das Lenkgetriebe<br />

pumpen. Das führt zu einer hohen Druckpulsation<br />

und starken Vibrationen in <strong>de</strong>n<br />

Schlauchleitungen. Ab Werk sind die Leitungen<br />

daher gummiisoliert und mit<br />

Schlauchklammern an speziellen Punkten<br />

<strong>de</strong>r Karosserie befestigt.<br />

„Bei <strong>de</strong>r Reparatur an einem MPA o<strong>de</strong>r<br />

an Schlauchleitungen muss absolut<br />

sorgfältig und nach Herstellervorgaben<br />

gearbeitet wer<strong>de</strong>n. Berührt später ein<br />

pulsieren<strong>de</strong>r Schlauch ein Karosserieteil<br />

Die weißen Kreise markieren eine korrekte Leitungsverlegung mit <strong>de</strong>n dazugehörigen Leitungsbefestigungen<br />

Werkstattpraxis ¦ Im Fokus<br />

o<strong>de</strong>r ist das MPA nicht spannungsfrei<br />

verbaut, kann das zu erhöhter Geräuschentwicklung<br />

im Fahrzeuginnenraum führen“,<br />

erläutert Michael Müller vom Technical<br />

Service bei TRW. Die Schläuche<br />

sind so beschaffen, dass sie die Pulsation<br />

<strong>de</strong>s Druckes dämpfen können. Beim<br />

Check <strong>de</strong>r Schläuche sollte <strong>de</strong>r Kfz-Profi<br />

vor allem darauf achten, dass diese nicht<br />

übermäßig geknickt wer<strong>de</strong>n und auch<br />

nicht verspannt sind, sonst verlieren sie<br />

die dämpfen<strong>de</strong> Wirkung. Die gleiche<br />

Sorgfalt sollte man auch bei <strong>de</strong>n Leitungsbefestigungen<br />

und <strong>de</strong>n Stromleitungen<br />

anlegen. Denn berührt eine<br />

Stromleitung <strong>de</strong>n MPA-Halter o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />

Ausgleichsbehälter, kann auch dies zu<br />

Geräuschen führen.<br />

Das Motor-Pumpen-Aggregat „thront“<br />

auf Gummipuffern in einem speziellen<br />

Halter. Ist dieser nicht richtig montiert,<br />

durch unsachgemäße Behandlung o<strong>de</strong>r<br />

einen kleinen Rempler an <strong>de</strong>r Fahrzeugfront<br />

verbogen, muss <strong>de</strong>r Kfz-Profi diesen<br />

durch ein Originalteil ersetzen. Generell<br />

sollten Werkstätten bei Arbeiten an<br />

einer EPHS alle mitgelieferten Kleinteile<br />

verbauen. Daher gibt es zum Beispiel<br />

von TRW für <strong>de</strong>n Opel Astra G ein<br />

Tauschkit mit allen benötigten Teilen.<br />

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