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Werkstattpraxis ¦ Oldtimer
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Kunststoffschweißen
Plastische­­
Chirurgie
Kunststoffteile hielten
schon vor Jahrzehnten
Einzug im Automobilbau.
Bei Oldtimern ist Ersatz
oft rar und deswegen
teuer, doch auch bei
modernen Fahrzeugen
lohnt sich eine Reparatur
meist. Mit etwas Knowhow
sind überzeugende
Ergebnisse möglich.
Er ist längst ein alter Bekannter: Kunststoff. Bereits in den
Nachkriegsjahren haben diese chemischen Werkstoffe ihren
Siegeszug angetreten, auch im Automobilbau. Das Bakelit der
frühen Jahre ist freilich längst Geschichte. Heute gibt es eine
unüberschaubare Vielfalt an Kunststoffen. Sie tragen komplizierte
Namen wie beispielsweise das Acrylnitril-Buta-dien-Styrol-Copolymerisat,
dennoch ist das Produkt vielen bekannt –
unter dem Kürzel ABS.
Keine Sorge, lange Namen wie diese muss niemand lernen.
Doch etwas Grundwissen ist nötig, um defekte Bauteile aus
Kunststoff zu reparieren – denn Kunststoff ist nicht gleich
Kunststoff. So muss zunächst zwischen zwei grundlegend unterschiedlichen
Werkstoffgruppen unterschieden werden: den
Duroplasten und den Thermoplasten.
Eine genaue Analyse ist wichtig
Weil sich nur thermoplastische Kunststoffe schweißen lassen,
muss vor Beginn einer Reparatur eine Materialbestimmung
durchgeführt werden. Dazu eignen sich zwei Tests: So bleiben
bei Thermoplasten die Schnittkanten glatt, Duroplaste dagegen
fasern häufig aus. Zudem rollt sich ein Span aus thermoplastischem
Material etwas auf, während bei Duroplasten ein harter
Splitter bleibt.
Jeder Kunststoff brennt anders. Mit der Brandprobe lässt er sich leicht
identifizieren
Die zweite Frage lautet: Um welches Thermoplast handelt es
sich? Der Kunststoff sollte zum Schweißen eindeutig identifiziert
werden: Am besten lässt sich Gleiches mit Gleichem verschweißen.
Als praktikable Methode hat sich das Abbrennen
eines Spanes erwiesen, denn jeder Kunststoff verhält sich beim
Verbrennen anders. Polycarbonat zum Beispiel rußt gelblich
und riecht nach dem Erlöschen der Flamme süßlich. Polyäthylen
dagegen tropft wie das Wachs einer brennenden Kerze,
raucht dabei allerdings nicht. Schwärzlich gefärbter Rauch
steigt wiederum bei brennendem ABS auf. Er ist zudem von
Rußflocken durchsetzt, dazu fällt ein süßlicher Geruch auf.
Um von den Brand-Eigenschaften auf einen Kunststoff zu
schließen, genügt ein Blick in eine entsprechende Tabelle. Vor
dem Anbrennen ist allerdings zu beachten, dass keine Reste
von Schmutz, Öl oder Farbe mehr an dem Span haften, die das
Ergebnis verfälschen könnten.
Schweißstäbe aus verschiedenen Materialien
Um Kunststoffe zu schweißen, benötigt man ein Heißluftgebläse
mit einstellbarer Temperatur sowie einen Schweißstab, der
aus dem gleichen Material besteht wie das defekte Bauteil. Solche
Stäbe gibt es als Stückware; in den Sortimenten der spezialisierten
Anbieter sind die gängigen Kunststoffarten vertreten.
Die Farbe spielt dabei keine Rolle. Zudem sind auch Universal-
Schweißstäbe erhältlich. Ein Grundset kostet ab rund 250 Euro,
wobei das Heißluftgebläse auch bei anderen Aufgaben beste
Dienste leisten kann.
Wenn das Material bestimmt ist, kann der Schweißstab gewählt werden
Jedes Ende eines Risses oder einer zu schweißenden Fuge
sollte eine Entspannungsbohrung von rund fünf Millimetern
Durchmesser erhalten. Zudem wird der Riss V-förmig aufgefräst.
Weil auch Kunststoff oxidiert, muss diese Schicht vor dem
Schweißen entfernt werden, und zwar vom Schweißstab wie
auch von den Bereichen längs des Risses.
Mit einem Messer wird der Schweißstab abgezogen. Das entfernt die
Oxidschicht
Zunächst werden Löcher gebohrt
Dann wird der Riss V-förmig aufgefräst
Bei Schäden an Stoßfängern oder beim Befestigen von Laschen
ist es sinnvoll, zunächst ein dünnes Edelstahlgitter als
Bewehrung einzuschweißen. Wichtig beim Schweißen ist, die
individuelle Schmelztemperatur einzuhalten. Bleibt die Ar-
Kunststoff lässt sich mit Heißluft schweißen
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beitsumgebung zu kühl, wird das Material nicht pastös genug,
um sich dauerhaft zu verbinden. Wird sie jedoch zu heiß, kann
der Kunststoff wegschmelzen oder verbrennen. Zudem sollte
der Schweißstab steil gehalten und mit mäßigem Druck langsam
den Riss entlang geführt werden. Das Heißluftgebläse pendelt
leicht darüber, um lokale Überhitzungen zu vermeiden. Als
Ergänzung sind spezielle Aufsatzdüsen erhältlich.
Wenn die Reparaturstelle ausgekühlt ist, wird der überstehende
Schweißstab abgeschnitten. Keinesfalls darf sich das aufgeschweißte
Material noch von Hand ablösen lassen. Ein kleiner
Wulst, der die Schweißnaht flankiert, spricht dagegen für eine
gute Verbindung. Nun kann die reparierte Stelle verschliffen und
lackiert werden. Übrigens gibt es auch für Duroplaste, die sich
aufgrund ihrer Materialeigenschaften nicht schweißen lassen,
geeignete Reparaturmethoden. Hier nutzen Experten spezielle
Spachtelmassen AP MARQUES_90X127-DE:Mise auf Epoxy-Basis, en page die 1 der 07/02/11 Handel 11:22 anbietet. Page1
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