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Aktuelles ¦ Branche<br />

8<br />

Für­fairen­Wettbewerb­ Urteil­gegen­A.T.U.<br />

In <strong>de</strong>n vergangenen Monaten musste<br />

<strong>de</strong>r Gesamtverband Autoteile-Han<strong>de</strong>l<br />

e.V. (GVA) verstärkt gegen Wettbewerbsverstöße<br />

vorgehen. Grund dafür<br />

war die Verletzung gelten<strong>de</strong>n Rechts<br />

durch Autohäuser verschie<strong>de</strong>ner Fahrzeughersteller.<br />

Der GVA ist nach <strong>de</strong>m Gesetz gegen<br />

unlauteren Wettbewerb befugt, Wettbewerbsverstöße<br />

in <strong>de</strong>r Branche im<br />

eigenen Namen geltend zu machen.<br />

Seine diesbezügliche Aktivlegitimierung<br />

ist von zahlreichen Gerichten anerkannt<br />

wor<strong>de</strong>n. Das vornehmste Ziel<br />

Empfindliche­Vertragsstrafen­drohen<br />

Hartmut Röhl, GVA-Präsi<strong>de</strong>nt<br />

(Foto: GVA / Foto Mayska)<br />

1. Herr Röhl, von wie vielen Wettbewerbsverstößen<br />

in Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>r Kfz-GVO und <strong>de</strong>n Leitlinien<br />

sprechen wir seit En<strong>de</strong> 2010?<br />

Röhl: Wohl annähernd ein gutes<br />

Dutzend. Betroffen waren davon mehrere<br />

Autohäuser verschie<strong>de</strong>ner Marken.<br />

Dies sind aber nur die Fälle, auf<br />

die wir aufmerksam wur<strong>de</strong>n, sicher<br />

sind weitaus mehr solcher Verstöße<br />

gegen das Gesetz gegen unlauteren<br />

Wettbewerb auf <strong>de</strong>m Markt.<br />

<strong>de</strong>s GVA ist, die Grundlagen für fairen<br />

Wettbewerb im gesamten Kfz-Teile- und<br />

Servicemarkt zu erhalten. Der GVA hat,<br />

um die Interessen seiner Mitglie<strong>de</strong>r zu<br />

schützen, unter an<strong>de</strong>rem die Aufgabe,<br />

gegen Marktakteure vorzugehen, die diese<br />

Wettbewerbsregeln verletzen. In <strong>de</strong>n<br />

vergangenen Monaten hat <strong>de</strong>r Verband<br />

mehrere kostenpflichtige und mit Vertragsstrafen<br />

für <strong>de</strong>n Wie<strong>de</strong>rholungsfall<br />

versehene Unterlassungs- und Verpflichtungserklärungen<br />

von verschie<strong>de</strong>nen Autohäusern<br />

erwirken müssen, die gegen<br />

gelten<strong>de</strong>s Recht verstoßen haben. Darunter<br />

fielen etwa Zeitungsanzeigen o<strong>de</strong>r<br />

2. Gibt es einen speziellen zeitlichen<br />

Anlass, warum diese verstärkt in letzter<br />

Zeit auftraten?<br />

Darüber lässt sich nur spekulieren. Ein<br />

möglicher Zusammenhang könnte darin<br />

bestehen, dass <strong>de</strong>r Neuwagenabsatz im<br />

vergangenen Jahr nach <strong>de</strong>m Auslaufen<br />

<strong>de</strong>r Abwrackprämie eingebrochen ist,<br />

und die fraglichen Betriebe dann ihren<br />

Fokus stärker auf das Aftersales-Geschäft<br />

gerichtet haben.<br />

3. Wie verbindlich sind die Unterlassungs-<br />

und Verpflichtungserklärungen<br />

<strong>de</strong>r Autohäuser? Reicht es nicht,<br />

wenn diese einfach die Wortwahl<br />

än<strong>de</strong>rn?<br />

Nein, das wür<strong>de</strong> nicht reichen. Die Unterlassungs-<br />

und Verpflichtungserklärungen<br />

gelten jeweils beispielhaft für Aussagen<br />

mit diesem Inhalt.<br />

4. Was droht <strong>de</strong>n Autohäusern bei<br />

Wie<strong>de</strong>rholung?<br />

Die betroffenen Autohäuser haben<br />

sich gegenüber <strong>de</strong>m GVA verpflichtet, für<br />

je<strong>de</strong>n einzelnen Fall künftiger Zuwi<strong>de</strong>rhandlungen<br />

o<strong>de</strong>r Nichtbeachtung <strong>de</strong>r<br />

Verpflichtungen eine Vertragsstrafe zu<br />

zahlen. Und diese ist, sonst wäre es nicht<br />

abschreckend, empfindlich.<br />

5. Wie verhalten sich die Autohersteller<br />

gegenüber diesen Autohäusern?<br />

Das entzieht sich lei<strong>de</strong>r unserer Kenntnis.<br />

Allerdings sind wir in <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />

gegen mehrere Fahrzeughersteller<br />

Aufkleber auf Serviceheften, die <strong>de</strong>n<br />

Verbrauchern <strong>de</strong>n Eindruck vermittelten,<br />

dass Garantieansprüche davon<br />

abhängen, dass Service- und Wartungsarbeiten<br />

ausschließlich durch<br />

autorisierte Werkstätten durchgeführt<br />

wer<strong>de</strong>n. Aussagen dieser Art wi<strong>de</strong>rsprechen<br />

<strong>de</strong>r aktuellen Kfz-GVO. Aufgrund<br />

<strong>de</strong>r Kartellrechtswidrigkeit wer<strong>de</strong>n<br />

sie von Fahrzeugherstellern in <strong>de</strong>r<br />

Regel nicht verwen<strong>de</strong>t. Nutzen Autohäuser<br />

solche Aussagen etwa in <strong>de</strong>r<br />

genannten Weise, verstoßen sie gegen<br />

§ 5 Abs. 1 Ziff. 1 UWG (Gesetz<br />

gegen unlauteren Wettbewerb).<br />

wegen vergleichbarer Formulierungen<br />

in Fahrzeughandbüchern und -serviceheften,<br />

die mit <strong>de</strong>n Neuwagen<br />

ausgeliefert wur<strong>de</strong>n, ebenso entschlossen<br />

vorgegangen. Unser damaliges<br />

Han<strong>de</strong>ln zeigte Erfolg, <strong>de</strong>nn die<br />

Hersteller verzichteten fortan auf solche<br />

falschen Aussagen. Das Thema<br />

ist <strong>de</strong>n Herstellern also bekannt, und<br />

es wäre sicher empfehlenswert, wenn<br />

sie ihre Partner in <strong>de</strong>n Autohäusern<br />

dafür sensibilisieren wür<strong>de</strong>n. Die in<br />

Wortwahl und grafischer Gestaltung<br />

oft i<strong>de</strong>ntischen Aufkleber, Stempel,<br />

Anzeigen und Ähnliches könnten allerdings<br />

fast vermuten lassen, dass diese<br />

zentral gesteuert wer<strong>de</strong>n.<br />

6. Wie sollen sich freie Werkstätten<br />

verhalten, wenn sie damit konfrontiert<br />

wer<strong>de</strong>n?<br />

Sollten Werkstätten o<strong>de</strong>r auch Verbraucher<br />

etwa in Serviceheften o<strong>de</strong>r<br />

Anzeigen auf Formulierungen stoßen,<br />

„die Gewährung von Garantie-, Gewährleistungs-<br />

o<strong>de</strong>r Kulanzansprüchen<br />

sei davon abhängig, dass die im<br />

Serviceheft vorgeschriebenen Inspektionen<br />

und Kun<strong>de</strong>ndienste durch eine<br />

Vertragswerkstatt durchgeführt wer<strong>de</strong>n“,<br />

informieren Sie bitte <strong>de</strong>n Gesamtverband<br />

Autoteile-Han<strong>de</strong>l e.V.<br />

(www.gva.<strong>de</strong>) darüber! Im besten Fall<br />

können Sie uns auch ein Exemplar <strong>de</strong>r<br />

betreffen<strong>de</strong>n Publikation zur Verfügung<br />

stellen. Um alles Weitere kümmern<br />

wir uns dann.<br />

Die Werkstattkette A.T.U. hat in einer<br />

Verhandlung vor <strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>sgerichtshof<br />

gegen die Volkswagen AG verloren.<br />

Laut <strong>de</strong>m Urteil vom 14. April<br />

2011 (AZ: I ZR 33/10) darf A.T.U. das<br />

VW-Zeichen nicht in eigenen Werbeprospekten<br />

für die Inspektion von VW-<br />

Fahrzeugen verwen<strong>de</strong>n. A.T.U. berief<br />

sich in erster Instanz auf das Markenrecht.<br />

Es sieht vor, dass Dritte eine<br />

Marke verwen<strong>de</strong>n dürfen, um damit<br />

auf einen Gegenstand o<strong>de</strong>r eine<br />

Dienstleistung hinzuweisen.<br />

Allerdings hätte A.T.U. im Streitfall auf<br />

die Wortzeichen „VW“ o<strong>de</strong>r „Volkswagen“<br />

zurückgreifen können, so das<br />

Gericht. Mit <strong>de</strong>m abgedruckten VW-<br />

Zeichen habe A.T.U. die eingetragene<br />

Bildmarke verletzt, weil sie das Image<br />

von VW für eigene Zwecke missbraucht<br />

und so die Marke VW geschwächt<br />

habe. Deshalb war die Werbung<br />

von A.T.U. unzulässig. Damit ist<br />

auch die Revision in letzter Instanz gescheitert.<br />

Qualität­siegt<br />

Im Aftermarket-Geschäft sind schwere<br />

Zeiten angebrochen, glaubt <strong>de</strong>r Experte<br />

Stefan Reindl vom Institut für Automobilwirtschaft<br />

in Geislingen: Die Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

an die Mitarbeiter sind gestiegen,<br />

das Equipment muss stets auf <strong>de</strong>m neuesten<br />

Stand sein und auch die Kun<strong>de</strong>n<br />

haben immer höhere Ansprüche. Trotz<strong>de</strong>m<br />

verlangen die Kun<strong>de</strong>n niedrige Preise<br />

– ein Teufelskreis. Dennoch erwirtschaften<br />

Autohäuser und Werkstätten<br />

laut <strong>de</strong>r Fachzeitschrift kfz-betrieb nach<br />

wie vor 50 bis 75 Prozent ihrer Deckungsbeiträge<br />

im Service, und <strong>de</strong>r ZDK<br />

und GVA sehen gute Zukunftsperspektiven<br />

für die Betriebe. Denn <strong>de</strong>r Reparaturbedarf<br />

ist nach <strong>de</strong>m harten Winter gestiegen<br />

und beschert auch im Frühling<br />

ein einträgliches Folgegeschäft.<br />

Die Autofahrer sind durch die hohen Benzinpreise<br />

preissensibel und zögern Wartungsarbeiten<br />

hinaus. Für die freien<br />

Werkstätten hat das ihr Gutes: Kun<strong>de</strong>n<br />

wan<strong>de</strong>rn früher von Markenwerkstätten<br />

ab und wen<strong>de</strong>n sich <strong>de</strong>r günstigeren<br />

Eigentlich sind es<br />

Routineaufgaben: die<br />

Wartung o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Austausch von Teilen<br />

laut Herstellervorgabe.<br />

Vergisst eine<br />

Werkstatt einen Kun<strong>de</strong>n<br />

darauf hinzuweisen,<br />

kann das teuer<br />

wer<strong>de</strong>n. Das bestätigt<br />

ein aktuelles Urteil<br />

<strong>de</strong>s Oberlan<strong>de</strong>sgerichts Schleswig-<br />

Holstein (Az. 4 U 171/09): Kommt die<br />

Werkstatt ihrer Hinweispflicht nicht nach,<br />

haftet sie für die Folgeschä<strong>de</strong>n. Laut<br />

<strong>de</strong>m Urteil gilt das für alle Arbeiten, die<br />

innerhalb eines Zeitraums von weniger<br />

als drei Monaten o<strong>de</strong>r innerhalb einer<br />

Laufleistung von 5.000 Kilometern nach<br />

<strong>de</strong>r Inspektion fällig wer<strong>de</strong>n.<br />

Im aktuellen Fall ging es um <strong>de</strong>n Zahnriemen.<br />

Im Rahmen einer B-Inspektion an<br />

einem fast fünf Jahre alten Alfa Romeo<br />

mit einem Tachostand von 58.393 Kilometern<br />

tauschte die Werkstatt zwar Lam-<br />

Konkurrenz zu. Das Gegenmittel <strong>de</strong>r<br />

händlergebun<strong>de</strong>nen Werkstätten: Fl<strong>atr</strong>ates<br />

für Wartung und Inspektion, um die<br />

Kun<strong>de</strong>n längerfristig zu bin<strong>de</strong>n. Preiswert<br />

sind die Fl<strong>atr</strong>ates allerdings nicht unbedingt.<br />

Deshalb locken die Vertragswerkstätten<br />

zusätzlich mit einer Garantieverlängerung.<br />

Das können die Freien nicht bieten, aber<br />

sie punkten in an<strong>de</strong>rer Hinsicht: Kun<strong>de</strong>n<br />

suchen vor allem auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene<br />

Leistungen. Sei es das kostenfreie<br />

Ersatzfahrzeug, verlängerte Öffnungszeiten<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r persönliche Kontakt<br />

zum Meister. Je mehr Leistungen ein<br />

freier Betrieb anbietet, <strong>de</strong>sto besser.<br />

Auch wenn nicht alles im eigenen Haus<br />

erledigt wird, sollte <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> das Gefühl<br />

haben, dass seine Werkstatt für alle Probleme<br />

eine Lösung zu bieten hat. Dann<br />

akzeptiert er auch einen höheren Preis.<br />

Deshalb gilt: Auch ohne Rabatte kann ein<br />

Betrieb mit einem guten Service punkten<br />

und braucht <strong>de</strong>n Wettbewerb nicht zu<br />

fürchten.<br />

Das­kann­teuer­wer<strong>de</strong>n<br />

Aktuelles ¦ Branche<br />

pen, Kältemittel, Scheibenwischer,<br />

Luft- und Ölfilter sowie die Reifen,<br />

aber nicht <strong>de</strong>n Zahnriemen. Dabei<br />

schreibt <strong>de</strong>r Hersteller eine Prüfung<br />

nach 60.000 Kilometern und einen<br />

Austausch nach spätestens 120.000<br />

Kilometern o<strong>de</strong>r fünf Jahren vor. Das<br />

Auto hatte <strong>de</strong>mnach sowohl das vorgeschriebene<br />

Alter als auch <strong>de</strong>n kritischen<br />

Kilometerstand fast erreicht.<br />

Dennoch hielten die Werkstattmitarbeiter<br />

einen Austausch nicht für nötig.<br />

Sechs Monate nach <strong>de</strong>r Inspektion<br />

riss <strong>de</strong>r Zahnriemen und es kam zu einem<br />

Motorscha<strong>de</strong>n. Laut <strong>de</strong>m Urteil<br />

muss <strong>de</strong>r Betrieb nun die Kosten für<br />

einen Austauschmotor und weitere<br />

Teile in Höhe von 6.120,84 Euro übernehmen.<br />

Je<strong>de</strong> Werkstatt sollte sich an die Herstellervorgaben<br />

halten, auch wenn ein<br />

Bauteil äußerlich noch gut aussieht.<br />

Schließlich beruhen die Vorgaben auf<br />

Erfahrungswerten. Das lässt sich auch<br />

gegenüber <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n so verkaufen.<br />

blinklicht 2/2011 blinklicht 2/2011<br />

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