BÜSTRO - PIW Progress-Institut für Wirtschaftsforschung GmbH
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Büro <strong>für</strong> Strukturforschung Rostock Wirtschaftsentwicklungskonzept Landkreis Bad Doberan<br />
11. Leitlinie: Das bestehende Selbständigendefizit im Landkreis wird durch die Förderung von<br />
Existenzgründungen schrittweise abgebaut<br />
Infolge der damaligen politischen Bedingungen waren 1989/90 selbständig Erwerbstätige im Gebiet<br />
des heutigen Landkreises Bad Doberan nur eine Randgruppe im Wirtschaftsleben. Diese<br />
Ausgangssituation hat sich in den vergangenen Jahren durch zahlreiche Existenzgründungen<br />
grundsätzlich gewandelt: Für 1996 kann die Zahl der Selbständigen im Landkreis auf etwa 3.000<br />
geschätzt werden 44 .<br />
Bei einer - ebenfalls geschätzten 45 - Erwerbstätigenzahl von 35.400 verweist der Landkreis Bad<br />
Doberan auf eine Selbständigenquote (Anteil der Selbständigen an den Erwerbstätigen) von 8,5%.<br />
Damit übertrifft der Landkreis die Selbständigenquote des Landes Mecklenburg-Vorpommern von<br />
6,8% (gleichfalls in 1996) deutlich: Dies dürfte in erster Linie auf die im Landkreis anzutreffenden<br />
regionalspezifischen Wirtschaftsstrukturen, so z.B. das überproportional stark vertretene Handwerk<br />
sowie das Gastgewerbe, zurückzuführen sein.<br />
Gleichwohl konnte die Selbständigenquote der alten Bundesländer - diese lag 1996 bei 10,9% - bei<br />
weitem noch nicht erreicht werden. Nach Aussagen verschiedener Experten, so Vertretern der Hand-<br />
werkskammer, der Industrie- und Handelskammer, von Banken und der Arbeitsverwaltung, sind aber<br />
nach wie vor Spielräume <strong>für</strong> Existenzgründungen - und sei es in Nischenbereichen - vorhanden.<br />
Bei einer (unterstellten) Angleichung an das westdeutsche Niveau, birgt das derzeitig im Landkreis<br />
Bad Doberan vorzufindende Selbständigendefizit ein Beschäftigungspotential im Umfang von<br />
immerhin etwa 900 Arbeitsplätzen in sich. Dabei ist noch nicht einmal berücksichtigt, daß<br />
Existenzgründungen weitere Beschäftigungseffekte nach sich ziehen, z.B. durch die schrittweise<br />
Einstellung sozialversicherungspflichtig Beschäftigter 46 .<br />
44<br />
Verläßliche statistische Angaben über die Anzahl von Selbständigen in territorialen Gliederungen unterhalb<br />
der Landesebene liegen nicht vor. Daher muß <strong>für</strong> den Landkreis Bad Doberan auf Schätzungen zurückgegriffen<br />
werden, die die wenigen vorhandenen Informationen berücksichtigen: So zählt das Handwerk etwa<br />
720 Selbständige, während in Land-, Forstwirtschaft und Fischerei etwa 560 Selbständige tätig sind. Darüber<br />
hinaus dürften etwa 270 selbständige Ärzte, Zahnärzte und Apotheker im Landkreis wirtschaftsaktiv sein.<br />
45<br />
Grundlage hier<strong>für</strong> bilden die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung des Statistischen Landesamtes Mecklenburg-Vorpommern<br />
mit ihren Angaben zu den Erwerbstätigen sowie die Ergebnisse des Arbeitskreises<br />
„Erwerbstätigenrechnung des Bundes und der Länder“ einerseits und Daten der Bundesanstalt <strong>für</strong> Arbeit zu<br />
den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten andererseits.<br />
46<br />
Nach Untersuchungen des <strong>Institut</strong>s <strong>für</strong> Arbeitsmarkt- und Berufsforschung Nürnberg wurden in Ostdeutschland<br />
je 100 (von der Bundesanstalt <strong>für</strong> Arbeit geförderten) Existenzgründern bereits zum Gründungszeitpunkt<br />
27 weitere Personen beschäftigt, darunter 23 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 3 Aushilfen und 2<br />
mithelfende Familienangehörige. Ein Jahr nach Gründung wurden je 100 Geförderten immerhin schon 64<br />
weitere Personen beschäftigt, darunter 49 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 12 Aushilfen und 3<br />
mithelfende Familienangehörige. Selbst unter Berücksichtigung der Betriebsaufgaben - ein Jahr nach<br />
Förderbeginn waren 12% der Geförderten nicht mehr selbständig - ergibt sich ein positiver<br />
Beschäftigungseffekt.<br />
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