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Anduin 94

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Das Erwachen<br />

DAS ERWACHEN<br />

EINE KURZGESCHICHTE AUS DER WELT DER DUNKELHEIT<br />

TEXT: CHRISTIAN DORFNER<br />

ÜBERSETZUNG: PETI HEINIG<br />

ILLUSTRATION: PATRICK KOHTZ<br />

Es war 3:30 morgens und Rick war auf dem<br />

Weg nach Hause. Die Stadt summte immer<br />

noch vor Leben, und viele Nachtschwärmer<br />

versuchten nach einer durchzechten Freitagnacht<br />

angetrunken ein Taxi heranzuwinken.<br />

„Ha, habe ich ein Glück“ dachte er „Als Türsteher<br />

bei einem Nachtclub bin ich nüchtern<br />

wie ein Richter und muss trotzdem um ein<br />

Taxi kämpfen um nach Hause zu kommen. Ich<br />

muss mir endlich ´n eigenes Auto zulegen!“<br />

www.anduin.de - kostenlos und unabhängig<br />

Er überquerte die Straße und begann den<br />

Hügel hinaufzugehen, weg von den hell erleuchteten<br />

Straßen und den vielen Leuten.<br />

Um die Ecke herum gab es eine Stelle, an<br />

dem er der Masse entgehen und ein Taxi bekommen<br />

konnte. Es war eine warme Nacht<br />

und Rick begann in seinem schwarzen Anzug<br />

zu schwitzen. Er nannte ihn den Ninja-Anzug.<br />

Er fand, dass er in dem Anzug gleichzeitig seriös<br />

und dennoch im Club bedrohlich aussah,<br />

ANDUIN <strong>94</strong><br />

und zudem schlecht zu sehen war – gut um<br />

an Unruhestifter heran zu kommen. Ah, die<br />

frische Luft tat gut nach der verqualmten<br />

Luft im Club. Seine kräftigen Beine trugen ihn<br />

ohne Mühe den steilen Berg hinauf.<br />

Als er sich der Kuppe näherte, hörte er erhobene<br />

Stimmen in der Nähe einer Straßenlaterne.<br />

Auf dem Seitenstreifen waren zwei<br />

Pärchen im Scheinwerferlicht eines Taxis zu<br />

sehen. Sie wurden immer wieder vom Blinklicht<br />

des Taxis in ein surreales gelbes Licht<br />

getaucht. Rick verlangsamte seine Schritte,<br />

um zu sehen was los war. Er blieb im unbeleuchteten<br />

Bereich der Straße.<br />

Wie viele Herzschläge würden wohl vergehen<br />

bis sie weg wären, fragte sich Rick. Gorilla<br />

Eins und Zwei benannte er sie automatisch.<br />

Zwei große Kerle, wahrscheinlich betrunken,<br />

und zwei leidende Freundinnen.<br />

„Hey wir waren hier zuerst. Das ist unser<br />

Taxi,“ sagte Gorilla Eins.<br />

Der andere Mann starrte einfach nur finster<br />

zurück und öffnete die hintere Türe.<br />

„Hände weg! Helen! Steig ein!“ schrie Gorilla<br />

Nummer Eins.<br />

Mit einem verächtlichen Blick schubste Gorilla<br />

Zwei Helen zur Seite, sie stolperte und<br />

fiel auf den Gehsteig.<br />

„Oh verdammt. Das ist nicht meine Sache“,<br />

dachte Rick als er sich schnell auf die Szene<br />

zu bewegte.<br />

Gorilla Eins wollte gerade losschlagen als<br />

Rick von hinten ankam. Er legte ihm eine<br />

mächtige Hand auf die linke Schulter und<br />

griff den rechten Arm am Ellbogen. Gorilla<br />

Zwei schlug mit einem primitiven Lächeln im<br />

Gesicht zu, nur um auf Ricks rechten Ellbogen<br />

zu treffen. KRACK! Gorilla Zwei begann zu<br />

schreien, sein Gesicht war schmerzverzerrt.<br />

Er stolperte rückwärts, um seine gequetschte<br />

Hand zusammengekrümmt. Gorilla Eins<br />

versuchte sich freizukämpfen, aber so groß<br />

er auch war, Rick war noch größer und um<br />

einiges stärker. „Beruhige dich, ich lasse dich<br />

jetzt los. Warum nimmst du mit deinem Mädchen<br />

nicht das Taxi? Ich mag Männer nicht<br />

die Frauen schlagen.“ Verstört aber triumphierend<br />

grinste der Mann Rick an, als er und<br />

Helen in das Taxi stiegen.<br />

Seite 99

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