zds#21
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stephani<br />
12.00 Uhr<br />
Brillkreuzung<br />
Hochbetrieb. Einer der wartenden<br />
Fußgänger beginnt, dann folgt ihm<br />
eine ganze Gruppe über die rote<br />
Ampel. Ein kreuzendes Auto muss<br />
eine Vollbremsung einlegen.<br />
12.20 Uhr<br />
Faulenstraße<br />
Eine Gruppe Asiaten läuft etwas verloren<br />
die Straße entlang. „Radio<br />
Bremen“, sagen sie immer wieder.<br />
Eine freundliche Frau erklärt ihnen<br />
auf Englisch den Weg.<br />
PROTOKOLL<br />
15<br />
Bitte nicht bloß nörgeln: Auch die beste Beratung kann nur<br />
helfen, wenn sie rechtzeitig in Anspruch genommen wird<br />
tutionen und Unternehmen einzig den<br />
Verbrauchern verpflichtet“ seien.<br />
Es ist kein Zufall, dass der Mann schon<br />
der zweite Besucher heute war, der wegen<br />
der Rundfunkgebühren hier war: Die<br />
sind tatsächlich der häufigste Besuchsgrund<br />
bei der Verbraucherzentrale. Die<br />
hat sich darauf eingestellt und erst kürzlich<br />
Broschüren zum Thema in verschiedenen<br />
Sprachen herausgegeben. Die<br />
machen vor allem deutlich, dass die Verbraucherzentrale<br />
zwar auch eine Anlaufstelle<br />
für Fragen rund um die sogenannten<br />
GEZ-Gebühren ist, sie aber in keinem<br />
Zusammenhang mit der GEZ beziehungsweise<br />
den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten<br />
stehe. Die Heftchen, berichtet<br />
Czarnecki, würden sehr positiv<br />
angenommen. Sie erleichterten den Beraterinnen<br />
und Beratern den Arbeitsalltag<br />
und schützten vor unfreundlichen, persönlichen<br />
Angriffen.<br />
16 Verbraucherzentralen gibt es bundesweit,<br />
in jedem Bundesland eine. Und ganz<br />
unabhängig davon, wie groß oder erfolgreich<br />
sie jeweils sind: Sie haben alle mit<br />
ähnlichen Problemen zu kämpfen. Nur in<br />
einem Punkt, erzählt Czarnecki, hebe<br />
sich die Bremer Verbraucherzentrale von<br />
den anderen ab: „Wir werden von allen<br />
am miserabelsten finanziert.“ Gerade mal<br />
fünf feste Stellen gebe es hier, den Rest<br />
müsse man stets projektbezogen neu beantragen.<br />
Bremen habe eben kein Geld,<br />
heißt es dann zur Begründung. „So ein<br />
Schwachsinn!“, schimpft Czarnecki: „So<br />
lange das Land sein Geld in so was wie<br />
die ‚Jacobs University‘ stecken kann, glaube<br />
ich kein Wort davon.“ Verbraucherschutz,<br />
vermutet die Verbraucherschützerin,<br />
sei schlicht „nicht sexy genug“. Die<br />
gesetzliche Regelung, dass die Länder<br />
ihren Verbraucherzentralen zumindest<br />
eine Grundfinanzierung sicherstellen<br />
müssen, interessiere Abgeordnete wenig.<br />
Czarnecki hat ihre eigene Strategie entwickelt,<br />
damit umzugehen: „Ich gehe so<br />
vielen Politikern wie nur irgendwie möglich<br />
so oft wie nur irgendwie möglich auf<br />
den Senkel“, erzählt sie und lächelt dabei.<br />
11.20 Uhr: Ein Mann, Ende 40, tritt an<br />
den Tresen. Er hat einen Stapel Rechnungen<br />
und Unterlagen dabei, in Folie<br />
verpackt und vollständig, wie er betont.<br />
Zeugner fragt: „Sie kennen unsere Preise?“<br />
und bittet ihn dann in ihr Büro:<br />
15 Euro pro angefangene halbe Stunde.<br />
Der Mann hat ein rechtliches Problem.<br />
Vorherige Absprachen, sagt er, seien im<br />
Kaufvertrag nicht eingehalten worden.<br />
Nun solle er eine Summe zahlen, die über<br />
150 Prozent über dem Betrag liege, den<br />
ihn der Dienstleister vorweg genannt<br />
habe. Zeugner folgt aufmerksam, stellt<br />
gelegentlich Zwischenfragen. „Ein Interessenkonflikt“,<br />
urteilt sie, ihr Lösungsvorschlag:<br />
„Besuchen Sie die Schlichtungsstelle<br />
der Handwerkskammer und<br />
finden Sie in diesem Rahmen einen außergerichtlichen<br />
Kompromiss.“ Alles andere,<br />
warnt sie, sei risikoreich und könne<br />
ihn teuer zu stehen kommen. Der<br />
Mann bedankt sich herzlich und verschwindet.<br />
„Und genau das sind die Menschen,<br />
die einem den Tag verschönern<br />
können“, sagt Zeugner.